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Der Einäugige nickte nur.

Targo schien sich zu freuen.

Die Tarnkämpfer landeten irgendwo hinter Laura.

»Die Gehege des Haakon liegen außerhalb Lauras, im Norden«, sagte Targo.

Dann wandte er sich mit seinem Wächter zum Heck der Barke, wo zwei Schiffer die großen Steuerruder bedienten. Die Fähre hatte insgesamt sechs Mann Besatzung — den Mann, der die beiden Tharlarion lenkte, die beiden Steuerleute, den Kapitän und zwei Gehilfen, die sich um die Ladung und das Festmachen und Ablegen kümmerten. Einer dieser Männer hatte unseren Sklavenkäfig verschlossen.

Wir hatten nun mehr als zwei Drittel unseres Wegs über den breiten Fluß zurückgelegt.

Am Ufer sahen wir Steine, Nutzholz und Fässer mit Fisch und Salz aufgestapelt. Hinter den Docks führten lange Rampen zu den Lagerhäusern, die aus geglätteten und gebeizten Brettern zu bestehen schienen. Die meisten hatten Dächer aus schwarz bemalten Holzschindeln. Viele waren verziert, besonders über den Toren. Im Innern der Lagerhäuser sah ich große Ladeflächen und verschiedene Stockwerke, die durch Rampen verbunden waren. Zahlreiche Güter lagerten hier; viele Menschen bewegten sich hin und her, kleine Barken wurden beladen oder gelöscht. Laura bildete das Zivilisationszentrum für diese Gegend; Lydius, der freie Hafen an der Lauriusmündung, war über zweihundert Pasang entfernt.

Die Tharlarion drehten sich jetzt langsam im breiten Fluß und schoben die Barke unter dem Geschrei der Schifferleute rückwärtsgehend an den Pier. Es gab eine leichte Erschütterung, als die zusammengerollten nassen Felle außenbords am Heck gegen den Pier stießen. Die beiden Schiffer standen mit ihren Seilen bereit und machten die Fähre fest. Sofort wurde mit der Entladung der Wagen begonnen.

Ein Mann kam nach vorn, löste die Bosks von ihren Ringen und führte sie zu den Wagen. Einige Passanten kamen auf den Pier und sahen zu. Sie trugen rauhes Arbeitszeug und wirkten sehr kräftig.

Ein durchdringender Geruch nach Salz und Fisch hing in der Luft. Für die Luxusgüter Gors besteht in Laura wenig Bedarf. Selten findet man hier torianischen Golddraht oder verzahnte Silberwürfel aus Tharna, Rubine aus Schendi, zu kleinen brennenden Panthern geformt, selten auch Nußspeisen und Gewürze und Pfeffer aus den Ländern östlich Bazis, oder blumengeschmückten Brokat oder die durchsichtige Seide des herrlichen Ar. Selbst für goreanische Verhältnisse ist das Leben in und um Laura primitiv besonders weiter nördlich in den großen Wäldern bis hinauf nach Torvaldsland. Doch ich bezweifelte nicht, daß die starken Männer dieser Stadt den Körper eines Sklavenmädchens zu schätzen wußten.

»Tal, Kajirae!« rief einer herüber.

Ute preßte sich gegen die Käfigstäbe und winkte zurück.

In diesem Augenblick kam einer der Schiffer nach vorn und öffnete mit seinem schweren Schlüssel den Käfig, in dem wir uns befanden. Quietschend schwang die Tür auf.

Hinter ihm tauchten unsere Wächter auf. »Sklaven raus«, sagte einer. Wir sahen, daß die Bosks inzwischen angeschirrt waren.

Als wir aus dem Käfig kamen, wurden wir am Hals hinterereinandergefesselt, Hände und Füße blieben frei. Barfuß verließen wir die Barke und wurden neben den Wagen auf den Pier führt.

Ich sah, daß eine Holzrampe vom Pier zu einer aus Holz gezimmerten Straße führte, die sich zwischen den zahlreichen Lagerhäusern hindurchwand. Dieser Straße folgten wir. Mir gefiel der Geruch Lauras, das frische Grün der Felder, die sich bis zu den Wäldern hinzogen, der Duft des Flusses und des Holzes. Wir kamen an Lederschlitten vorbei, auf denen Granitblöcke aus den Steinbrüchen im Osten gestapelt waren, und an Ballen von Sleen und Pantherfellen aus den Wäldern. Ich streckte die Hand aus und berührte einige Felle im Vorbeigehen; sie fühlten sich sehr angenehm an.

Der Geruch nach gebratenem Tarsk wurde stärker, und zu unserer Freude bogen die Wagen ab und verschwanden in einem der riesigen Lagerhäuser. Hier war der Boden glatt. Als wir drin waren, wurden die Türen geschlossen. Wir erhielten frische Milch und gebratenes Tarskfleisch und aßen.

Plötzlich merkte ich, daß Targo vor mir stand. »Du bist hübscher geworden, seit du bei mir lebst«, sagte er.

»Ja«, sagte der einäugige Wächter hinter ihm, »und es gibt heuer einen guten Markt für Mädchen von weißer Seide.«

»Tu sie an sechste Stelle.« Targo wandte sich zum Gehen. Ich senkte erfreut den Blick. Das bedeutete ein Aufrücken um zwei Plätze an der Vorführkette — zum Leidwesen der anderen Mädchen. Aber Targo stellte seine Mädchen nicht in Laura zum Verkauf, was mich sehr erleichterte; er wollte bessere Preise.

Nach dem Essen setzten wir unseren Weg fort und wanderten über die Holzstraße, den Wagen folgend. Als wir an einer Pagataverne vorbeikamen, sah ich ein Sklavenmädchen nackt zwischen den Tischen tanzen. Unwillkürlich blieb ich stehen und starrte sie an — so etwas hatte ich noch nie gesehen. Doch ein Speerschaft trieb mich schnell weiter. Gegen Mittag erreichten wir ein Sklavengehege im Norden von Laura. Es gab dort mehrere ähnliche Anlagen. Unser Gehege hatte eine gemeinsame Gitterwand mit dem Gehege Haakons aus Skjern, den Targo hier aus geschäftlichen Gründen treffen wollte. Gehege dieser Art bestehen aus einem fensterlosen Gebäude aus Balken mit einem Steinfußboden, auf dem Stroh zum Schlafen ausgebreitet wird; eine Tür führt aus diesem Gebäude in einen von Gittern umschlossenen Übungshof, der auch zum Himmel hin mit Stangen abgesichert ist. Im Nachbargehege befanden sich etwa zweihundertfünfzig bis dreihundert Dorfmädchen, von denen manche ziemlich viel jammerten. Ich war froh, daß die Wächter wenigstens nachts für Ruhe sorgten. So konnten wir etwas schlafen.

Sie waren bereits versklavt, doch jeden Morgen setzten sie sich hin und flochten einander das lange blonde Haar. Dieser Vorgang schien ihnen wichtig zu sein, und man ließ sie auch gewähren. Targos andere Mädchen, zu denen ich gehörte, trugen ihr Haar lang und glatt ausgekämmt. Ich hoffte, daß mein Haar schnell wachsen würde. Lana hatte das längste Haar von uns allen; es reichte ihr bis zur Hüfte. Die meisten Dorfmädchen waren noch nicht mit Brandzeichen gekennzeichnet und trugen auch noch keinen Kragen. Sie waren zumeist blauäugig, von den Räubern Haakons in den Dörfern nördlich des Laurius gefangengenommen. Die meisten wirkten keineswegs bekümmert angesichts ihre Schicksals — vermutlich war das Dorfleben für ein Mädchen ohnehin kein Zuckerschlecken. Targo durfte sich aus dieser Gruppe hundert Mädchen aussuchen. Ich hatte gesehen, wie er dem finsteren Haakon die restlichen hundertfünfzig Goldstücke zahlt und sich dann an die Arbeit machte. Die Mädchen, die zu uns ins Gehege kamen, hielten sich im Hintergrund.

Von da an hatte ich die Aufsicht über Rena aus Lydius zu führen, die abseits gehalten wurde, damit niemand sie erkannte. Ich behandelte sie nicht gut, da ich eine Abneigung gegen sie gefaßt hatte. Mehr als einmal aß ich ihre Ration auf.

Hinter Haakons Gehege machte ich den Käfig aus, in dem seine gewaltigen Tarns angekettet waren. Die großen Vögel saßen unruhig auf den Stangen, warfen die Köpfe zurück und rissen große Fetzen aus den Boskkadavern, die ihnen vorgeworfen wurden den. Manchmal zerrten sie an ihren Fußfesseln und hieben mit, den gewaltigen gelben Krummschnäbeln nach ihren Wächtern; Der Wind, den ihre wildschlagenden Flügel erzeugten, konnte einen Menschen von den Füßen reißen. Obwohl ich durch, drei Gitterwände von diesen Tieren getrennt war, hatte ich große Angst vor ihnen. Auch die nordischen Schönheiten des Haakon duckten vor den Vögeln die Köpfe oder flüchteten ängstlich auf die andere Seite des Käfigs, wenn die Tarns ihr wildes Geschrei anstimmten. Ich weiß nicht, warum sich Frauen vor den Tarns so sehr fürchten, aber bei den Männern ist das oft nicht anders, gibt nur wenige, die sich einem solchen Tier zu nähern wagen. heißt, ein Tarn weiß sofort, wer ein richtiger Tarnreiter ist und wer nicht — und wenn ein Unbefugter ihm nahe kommt, reißt er ihn in Stücke. So ist die Kaste der Tarnkrieger nur klein. Diese Männer verbrachten einen Großteil ihrer Zeit in den Tavernen Lauras und stritten, spielten und tranken im Oberfluß, während sie von aufgeregten Sklavenmädchen bedient wurden. Kein Wunder, daß viele Männer, sogar Krieger, die arroganten, überlegenen Tarnreiter haßten, die an einem Abend reich, am nächsten verarmt waren, stets am Rande des Abenteuers lebend. Haakon war ein solcher Tarnkämpfer, und er erschreckte mich. Er war häßlich und machte einen verschlagenen Eindruck.