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Ich blickte in die Flammen. Die Schatten tanzten auf den Wagen hin und her.

Ute summte leise vor sich hin.

»Ich will tanzen«, sagte Lana. Sie lag neben einem der Wächter, den Kopf an seine Hüfte geschmiegt.

Die Männer hatten großen Gefallen an uns gefunden — und hatten offenbar schon damit gerechnet, denn zu unserer Freude hatten sie eine kleine Flasche Ka-la-na-Wein mitgebracht, den sie uns schluckweise einflößten. Nie zuvor hatte ich auf der Erde einen so vollmundigen Wein getrunken, der hier auf dieser Welt nur eine kupferne Tarnmünze kostete und reichlich vorhanden war, daß man ihn sogar einer Sklavin geben konnte. Es war der erste goreanische Wein, den ich zu kosten bekam. Es heißt, Ka-la-na habe eine ungewöhnliche Wirkung auf Frauen, und das mag stimmen.

Ich nahm die Hand des Wächters, neben dem ich kniete, und legte sie mir auf die Hüfte. Wir schauten uns an.

»Was hast du mit mir vor, Herr?« fragte ich.

Er lachte. »Du kleiner Seidensleen«, sagte er, nahm seine Hand fort und reichte mir noch ein Stück Fleisch. »Targo würde mir den Rücken blutig peitschen lassen«, knurrte er.

»Ja, Herr«, lächelte ich.

»Sie ist nur von weißer Seide«, sagte Lana. »Aber ich bin von roter Seide. Ich kann dir gefallen.«

»Lana«, sagte ich hochmütig, »könnte nicht einmal einer Urt; gefallen!«

Lana schrie vor Wut auf, und als Ute und die Männer lachten, warf sie sich auf mich. Doch einer der Männer packte ihr Fußgelenk und zerrte sie zurück.

»Wenn du soviel Energie hast«, sagte er, »kannst du ja für uns tanzen.« Lana blickte ihn lächelnd an. »Ja, Lana will tanzen.« Und sie warf mir einen haßerfüllten Blick zu. »Wir wollen mal sehen, wer den Männern Freude machen kann!« rief sie.

Der Wächter reichte ihr noch einmal die Ka-la-na-Flasche, schnallte ihr zwei Tanzglöckchen um und trat zurück.

Lana warf den Kopf in den Nacken, ließ ihre Haare fliegen; dann begann sie mit dem rechten Fuß zu stampfen. Währenddessen fingen Ute und die Männer zu singen an und in die Hände zu klatschen, und einer der Wächter schlug rhythmisch auf seinen Lederschild.

Ich glaubte in der Dunkelheit hinter den Wagen eine Bewegung wahrzunehmen, aber als ich genauer hinschaute, war nichts, zu erkennen.

Lana tanzte im Schein des Feuers. Sie war bildschön. Ich spürte plötzlich, daß sich die Hand des Wächters neben mir um meinen Rücken legte und mich herabzog. Hinter mir erklang das Rasseln von Lanas Glocken, doch ich achtete nicht darauf. Der Mann sah mich an. »Küß mich«, sagte er.

Ich beugte mich über ihn, eine goreanische Kajira, die ihrem Herrn gehorcht. Mein Haar fiel ihm übers Gesicht. Meine Lippen näherten sich gehorsam den seinen. Ich zitterte.

Nein! rief plötzlich eine Stimme in mir. Ich bin keine Sklavin! Ich versuchte zurückzuweichen, doch seine Hände hielten mich fest. Erschrocken wehrte ich mich, versuchte mich loszureißen. Doch ich entkam ihm nicht.

Mein plötzliches Entsetzen schien ihn zu verwirren. Aber ich kam mir wirklich hilflos vor, verzweifelt bei dem Gedanken, den letzten Rest meiner Freiheit zu verlieren.

»Faß mich nicht an!« zischte ich.

Er drehte mich mühelos herum und drückte mich ins Gras.

»Ich hasse dich!« klagte ich leise.

Zorn trat in seine Augen, gefolgt von Entschlossenheit. Ich sollte ihn nicht zum Narren halten! Sein Kopf näherte sich meinem Hals. Lanas Glöckchen klirrten. Weinend wandte ich den Kopf, reglos im Griff der starken Hände.

Plötzlich erschienen Gestalten ringsum. Schläge fielen. Lana begann zu schreien, doch der Laut wurde sofort gedämpft. Auch Ute versuchte zu schreien, brach jedoch ebenfalls ab. Die Männer versuchten sich aufzurichten, ärgerlich brüllend. Schläge fielen in der Dunkelheit, mächtige Schläge. Der Mann, der mich umfangen hielt, sprang halb auf, als ihn etwas Großes und Schweres am Kopf traf. Er sank ohne einen Laut ins Gras. Ich versuchte mich aufzurappeln, doch zwei Gestalten, offensichtlich Mädchen, warfen sich auf mich. Ein drittes Mädchen warf mir eine Würgeschlinge um den Hals und zog sie an, so daß mir fast die Luft abgedreht wurde. Als ich den Mund öffnete, um nach Luft zu schnappen, steckte mir jemand einen Knebel hinein. Daraufhin ließ der Druck um meinen Hals nach, und ich konnte wieder atmen. Man warf mich brutal auf den Bauch und fesselte mir die Handgelenke hinter dem Rücken, ehe ich wieder hochgezerrt wurde.

»Facht das Feuer an!« sagte die Anführerin der Mädchen, eine große, blonde Gestalt. Sie bot einen faszinierenden Anblick. Sie trug einen leichten Speer und Fellkleidung. Goldene Schmuckstücke zierten ihre Arme und ihren Hals.

Ein Mädchen warf Holz aufs Feuer. Ich blickte mich um.

Mädchen knieten neben den letzten beiden Wächtern und fesselten sie, standen schließlich auf.

Ich sah, daß Lana und Ute ebenfalls gefesselt und geknebelt waren. »Wollen wir die Männer versklaven?« fragte ein Mädchen.

»Nein«, sagte die große blonde Frau.

Daraufhin deutete die Fragende auf Ute und Lana: »Was machen wir mit denen, Verna?«

»Ihr habt’s ja gesehen«, erwiderte die Anführerin. »Laßt sie hier. Sie sind Kajirae.«

Es handelte sich offenbar um Panthermädchen, die ungebunden in den nördlichen Wäldern lebten und dort Männer versklavten, wenn ihnen der Sinn danach stand.

Zweifellos hatten sie meinen Kampf gegen den Wächter bemerkt. Ich war keine Kajira! Bestimmt wollten sie mich in ihre Gruppe aufnehmen! Endlich war ich frei! Vielleicht konnten sie mir auch helfen, jemanden zu finden, der mir die Rückkehr zur Erde ermöglichen konnte. Jedenfalls hatte mein Sklavinnendasein nun ein Ende.

Aber vorläufig ließ man mich geknebelt im Gras stehen, die Hände auf dem Rücken gefesselt.

»Zerrt die Männer ans Feuer und legt sie hin«, befahl Verna Zu zweit schoben die Mädchen die Wächter ans Feuer, die nur langsam wieder zu sich kamen. Die Angreiferinnen warfen ihr Knüppel fort, stemmten die Hände in die Hüften und blickten triumphierend auf ihre Opfer nieder. Mich verließ der Mut.

Das große blonde Mädchen näherte sich Lana, die hilflos im Gras lag. Mit dem Speer rollte sie die Liegende auf den Rücken Lana starrte entsetzt zu der wilden Gestalt empor. Verna setzt ihr die Speerspitze an die Kehle.

»Du hast gut getanzt«, sagte sie.

Lana begann zu zittern.

Verna starrte sie verächtlich an, nahm den Speer fort und trat Lana heftig in die Rippen. »Kajira!« sagte sie geringschätzig.

Dann ging sie zu Ute hinüber und wiederholte die Behandlung »Bindet die Männer so fest, daß sie am Feuer sitzen«, befahl Verna schließlich.

Die Mädchen — es mochten etwa fünfzehn sein — gehorchten stumm. Aus der Ferne mußte es so aussehen, als säßen die Männer friedlich am Feuer.

Nun kam Verna auf mich zu. Sie machte mir angst. Sie war groß und kräftig. Ihr Gang, ihre Bewegungen hatten etwas katzenhaft Arrogantes. Sie wirkte großartig und unbezähmbar in ihrer kurzen Fellkleidung mit dem goldenen Schmuck. Sie legte mir die Speerspitze unter das Kinn und hob meinen Kopf an.

»Was machen wir mit den Sklavinnen?« fragte ein Mädchen. Verna drehte sich um und betrachtete Lana und Ute. »Binde sie zu Füßen ihrer Herren fest.« Dann wandte sie sich wieder in meine Richtung und musterte mich lange Zeit. Schließlich sagt sie: »Kajira!« Ich schüttelte wild den Kopf.

Einige Mädchen durchsuchten die Wagen, suchten Nahrungsmittel, Münzen, Flaschen, Messer und andere nützliche Dinge zusammen. Dann war die Gruppe zum Abmarsch bereit.

Die Männer, die am Feuer saßen, bäumten sich hilflos in ihren Fesseln auf, aber sie konnten nichts tun.

Aus der Ferne sah es so aus, als säßen sie feiernd um das Feuer, zwei Kajirae zu ihren Füßen.

Ich blickte zu den anderen Feuern und Wagengruppen hinüber. Niemand hatte den Überfall bemerkt. In einem der Lager wurde gesungen. »Ich bin Verna!« sagte das Mädchen zu den Männern, »ein Panthermädchen aus den Nördlichen Wäldern. Ich versklave Männer, wenn es mir gefällt. Wir verachten euch! Wir haben euch überlistet und euch gefangengenommen. Wenn wir wollten, würden wir euch mitnehmen und euch beibringen, wie es ist, Sklave zu sein!« Mit diesen Worten ließ sie ihren Speer vorzucken, der die Haut der Wächter ritzte. »Männer!« lachte Verna verächtlich und wandte sich ab.