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»Sie sind gründlich.«

»Das muß man auch sein.«

»Und jetzt bin ich also hier«, sagte ich. »Was haben Sie mit mir vor?« »In mancher Hinsicht hattest du Glück, daß du einem Sklavenhändler in die Hände gefallen bist.«

»Oh?«

»Ja, denn zweifellos hast du noch nicht voll als Sklavenmädchen dienen müssen.«

Ich starrte ihn nervös an.

»Du wirst es zweifellos für eine interessante Erfahrung halten«, sagte er, »nicht als freie Frau, sondern als Sklavin zu dienen — einem Mann, der seinem Besitz alles abverlangt. Nur wenigen Erdenfrauen ist diese exquisite Freude vergönnt.«

»Bitte reden Sie nicht so mit mir.«

»Wie es aussieht, wirst du eine phantastische Vergnügungssklavin abgeben.«

»Nein!« rief ich. »Was wollen Sie von mir?«

Plötzlich stieß das Untier ein Knurren aus. Ich erstarrte und wandte mich um. Das Wesen hatte den Kopf gehoben und spitzte die langen Ohren. Es lauschte.

Der Mann und ich beobachteten das Biest, ich verängstigt und besorgt, er wachsam und vorsichtig.

Sein Blick schien dem des Ungeheuers zu begegnen, das die Lefzen hob, den Kopf abwandte und erneut knurrte.

»Draußen ist ein Sleen«, sagte der Mann.

»Als ich hierhergebracht wurde«, sagte ich, »haben die Mädchen zweimal die Witterung eines Sleen aufgenommen.«

»Das Tier hat euch beschlichen.«

»Vielleicht waren es verschiedene Sleen.«

Das Ungeheuer kauerte nun im Stroh, die Nüstern gebläht, seine Augen glitzerten.

»Er ist ganz nahe«, sagte der Mann und sah mich an. »Manchmal folgt der Sleen seinen Opfern pasangweit, ehe er zuschlägt und aus dem Hinterhalt angreift.«

Das Pelzwesen knurrte drohend.

Zu meinem Entsetzen hörte ich ein Schnüffeln an der Tür, dann ein seltsames Jaulen.

Der Mann lächelte. »Der Sleen«, sagte er. »Hab keine Angst. Wir sind hier sicher.«

Ich vernahm ein Kratzen wie von schweren Klauen.

Meine Nackenhaare stellten sich auf.

»Die Tür ist solide. Hier kann uns nichts geschehen.«

Ich blickte auf die Bretter, die das Fenster sicherten. Es war ein kleines Fenster, nur etwa dreißig Zentimeter breit.

»Der Sleen ist wahrscheinlich den Mädchen gefolgt«, sagte der Mann. »Und die Spur führte hierher.«

»Aber warum beschleicht er die Panthermädchen nicht weiter?« flüsterte ich.

»Hätte passieren können«, sagte der Mann. »Aber er ist nun mal hiergeblieben.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Pelzwesen. »Auch wittert er ihn. Sleen sind neugierig und möge es nicht, wenn fremde Tiere in ihr Gebiet eindringen.«

Ein wütendes Heulen klang von draußen herein, auf das ein tiefes Schnarren des angeketteten Ungeheuers antwortete.

»Warum verschwindet der Sleen nicht?« fragte ich.

»Vielleicht riecht er das Tier. Oder etwas anderes zu essen.« »Etwas zu essen?« fragte ich.

»Uns beide«, sagte er.

Meine Hand, die die Zigarette hielt, begann zu zittern. »Haben Sie keine Schußwaffen bei sich, mit denen Sie das Vieh töten! können?« fragte ich.

Der Mann lächelte. »Es wäre sehr unklug, so etwas auf Gor bei sich zu tragen.«

Ich verstand seine Antwort nicht.

»Aber wir brauchen hier nichts zu befürchten. Du siehst hübsch aus.« »Danke«, sagte ich und beugte mich vor. »Ich bin doch aber nicht nach Gor gebracht worden, um nur als Sklavin einem Herrn verkauft zu werden — nicht nach einer fünfjährigen Beobachtungszeit. Diese Mühe wäre verschwendet. Da gibt es doch noch etwas anderes, nicht wahr?« »Ja«, sagte er.

Ich lehnte mich zurück, plötzlich beruhigt. Man brauchte mich zu etwas Bestimmtem, man hatte Pläne mit mir. Jetzt hatte ich eine Verhandlungsposition. Vielleicht konnte ich meine Rückkehr zur Erde dabei herausschlagen. Ich mußte es nur geschickt genug anstellen.

»Möchten Sie jetzt das Geschäftliche mit mir besprechen?« fragte ich. »Willst du noch eine Zigarette?« fragte er zurück.

Er reichte mir die Zigarette und beugte sich vor, um mir Feuer zu geben. Die Flamme war noch einen Zentimeter von der Spitze entfernt. Er sah mich forschend an. »Du bist bereit zu verhandeln?« fragte er. Ich lächelte ihn an. »Vielleicht.«

In plötzlicher Wut versetzte er mir einen Hieb ins Gesicht. Das Streichholz fiel zu Boden, die Zigarette wirbelte mir aus der Hand, ich stürzte von der Bank.

Im nächsten Augenblick warf er sich auf mich, begann mich zu schlagen und zu treten. Er riß mich am Haar in die Höhe, umfing mich mit seinem linken Arm und schob mich auf das Ungeheuer zu. Gleichzeitig fesselte er mir die Hände auf dem Rücken.

»Friß!« brüllte er.

Ich schrie auf und warf mich zur Seite, als die gewaltigen Fänge des Ungeheuers auf mich zukamen.

Er riß mich grausam zurück, drückte mich in die Knie, und ich sah, wie die Kiefer nach mir schnappten, die einmal auch meinen Körper streiften, während ich gerade noch außerhalb der Reichweite des Ungeheuers festgehalten wurde. Das Monstrum stemmte sich in seinen Kragen, versuchte mich zu erreichen.

Wütend schleuderte mich der Mann zur Seite. »Schluß!« rief er dem Tier zu.

Von einem Haken an der Wand nahm er ein großes Stück Boskfleisch und warf es dem Pelzwesen zu.

Es begann wild daran zu zerren. So hätte es sich bestimmt auch über mich hergemacht.

Der Mann musterte mich zynisch. »So, nun will ich dir sagen, was wir vorhaben«, sagte er. »Es ist unsere Absicht, dich zur Vergnügungssklavin ausbilden zu lassen. Und dann wirst du in ein ganz bestimmtes Haus geschleust.«

»Ja, Herr«, sagte ich mit gesenktem Kopf.

»Und in diesem Haus wirst du deinen Herrn vergiften.«

Ich sah ihn entsetzt an.

Plötzlich ertönte ein durchdringender Schrei. Holz splitterte. Ich begann zu kreischen.

Der Kopf eines Sleen erschien im zerbrochenen Fenster, mit blitzenden Augen, die langen Nadelzähne entblößt. Schnaufen begann er sich wie eine Katze mit den Schultern durch die Öffnung zu winden. Das Tier in der Hütte drehte durch.

Der Mann, der plötzlich die Beherrschung verlor, schrie angsterfüllt auf und wich zurück. Ich war aufgesprungen und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand.

Der große dreieckige Kopf des Sleen, dessen Nachtaugen in de Feuerglut blitzten, mühte sich ab, sich durch die Fensteröffnung zu zwängen, steckte nun die rechte Vorderpfote hindurch.

Das Pelzwesen bellte wütend und sprang in die Höhe.

Der Mann, den der wilde Schrei seines Tiers zur Vernunft zu bringen schien, nahm die Sklavenpeitsche und eilte zum Fenster wo er wütend auf den Sleen einhieb. Dabei wurde schnell klar, daß der Sleen nicht mehr zurück konnte. Er hatte inzwischen zwei Beine und ein Drittel seines Körpers durch die Öffnung gezwängt und kreischte und zischte vor Wut, packte plötzlich nach der Peitsche und entriß sie dem Mann. Der Goreaner versuchte nun mit einem Stück Feuerholz auf den Eindringling einzudreschen, doch nach wenigen Schlägen zerbrach das Scheit. Eine weitere Tatze wand sich durch das Fenster.

Der Sleen hat sechs Beine und ist lang und geschmeidig. Er ähnelt einer Eidechse, nur besitzt er ein Fell und ist ein Säugetier. Er ist eins der gefährlichsten Tiere auf Gor, vor allem, wenn er gereizt wird. Verzweifelt beugte sich der Mann zum Feuer, nähr, ein glühendes Scheit und stieß es dem Sleen ins Auge. Auf einem Auge geblendet, kreischte das Tier auf. Ein weiteres Bein kam durchs Fenster, und nun war der Sleen fast zur Hälfte durch. Der Mann eilte zur Tür und zog in aller Hast die Riegel zurück. Das angekettete Pelzwesen fauchte ihn an, und er drehte sich entsetzt um, was ich nicht verstand. Ich hatte fast den Eindruck, als habe ihm das Tier befohlen zu bleiben.

Der Sleen, fast wahnsinnig vor Wut und Schmerz, begann sich völlig durch das Fenster zu schieben.

Entsetzt beobachtete ich das Pelzwesen. Es hob die großen Pfoten an den Hals. Die Klauen seiner ›Hände‹ hatten sechs Gelenke und wirkten fast wie pelzartige Tentakel, die in krallenartigen Spitzen endeten. Das Tier löste sich selbst den Kragen vom Hals und warf ihn fort. Dann stürzte es sich mit einem Wutschrei auf den Sleen. Dieser rutschte zum Fenster herein und verbiß sich in seinen Gegner.