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Das Pelzungeheuer packte den Sleen am Hals, die großen Kiefer bissen zu, schlossen sich um die Wirbelsäule. Die beiden Biester rollten in der kleinen Hütte herum und fauchten und kreischten wie toll. Tische und Bänke stürzten um. Mit einem entsetzlichen Knirschen biß das Pelzwesen dem Sleen den Hals durch. Reglos stand es da, den erschlafften Sleen in den Klauen, Fell und Blut um das Maul. Der Sleen zuckte konvulsivisch. Das Pelzwesen sah uns an.

»Er ist tot«, sagte der Mann. »Leg ihn hin.«

Das Tier blickte ihn verständnislos an, und ich hatte plötzlich Angst. Auch der Mann schien entsetzt zu sein.

Dann warf das Untier den Kopf in den Nacken, stieß einen wilden Schrei aus und machte sich über den toten Sleen her und öffnete ihm mit seinen Reißzähnen den Leib.

»Nein, nein!« rief der Mann entsetzt. »Nicht fressen! Nicht fressen!« Das Tier hob den Kopf, Gedärme hingen ihm aus dem Maul.

»Nicht fressen!« flehte der Mann.

Ich hatte Angst. Das Tier war offenbar in einer Art Blutrausch. Wahrscheinlich ließ es sich in diesem Zustand nicht mehr lenken. Auf jeden Fall war der Mann, der darüber besser Bescheid wissen mußte als ich, fast außer sich vor Entsetzen.

»Halt!« rief er.

Das Tier starrte ihn mit blitzenden Augen an.

»Gehorche deinem Herrn«, rief ich. »Gehorche deinem Herrn!« Das Tier sah mich an. Das Entsetzen, das ich in diesem Augenblick empfand, werde ich nie vergessen. »Ich bin der Herr«, sagte es knurrend mit kehliger Stimme.

Der Mann schrie auf und floh aus der Hütte. Ich stürzte ihm nach und rannte in die Nacht hinaus.

11

Ich kniete auf der langen, niedrigen Holzplattform, während sich ein Angehöriger der Kaste der Lederarbeiter mit einer langen Nadel meinem Gesicht näherte.

»Seht ihr«, sagte Targo zu den anderen Mädchen. »El-in-or ist mutig.« Ich schloß die Augen. Ein Betäubungsmittel wurde nicht benutzt, denn ich war ja nur eine Sklavin, aber die Prozedur war nicht sonderlich schmerzhaft. Zwei Stiche, gefolgt von einem unangenehmen Brennen. Dann richtete sich der Lederarbeiter auf. Meine Ohren waren durchstoßen worden. Der Mann befestigte kleine Stahldrähte darin, um die Löcher offenzuhalten. In vier Tagen sollten sie wieder entfernt werden.

Ich verließ die Plattform.

»Stell dich an die Wand, El-in-or«, sagte Targo, und ich gehorchte. Als nächste kam Ute auf die Plattform und ließ die Operation stoisch über sich ergehen. Rena aus Lydius warf sich nackt vor Targo hin. »Tu mir das nicht an! Du hast mich auf Kontrakt genommen. Mein Herr hätte sicher etwas dagegen!«

»Keine Widerrede!« sagte Targo.

Auch Inge und Lana, die als nächste an die Reihe kamen, begannen zu weinen und zu flehen — aber es half ihnen nichts.

Es war mir unverständlich, warum die anderen Mädchen sich so sehr dagegen wehrten, mit durchstochenen Ohren durchs Leben zu gehen. Ich selbst hatte mir das auf der Erde nicht mach? lassen — aber es war doch nichts Besonderes! Wie dumm Mädchen sich anstellten! Auf Gor entstammte diese Sitte, die nur bei Sklavenmädchen angewandt wurde, aus der Stadt Turia, die wegen ihres Reichtums und ihrer neun großen Tore bekannt war. Sie lag auf südlichen Ebenen Görs, tief unterhalb des Äquators, als Mittelpunkt eines komplizierten Netzes aus Handelsstraßen. Vor einigen Jahren war Turia den Barbaren in die Hände gefallen, nomadischen Kriegern, und viele Bürger waren nach Norden geflohen Sie hatten bestimmte Artikel, Techniken und Bräuche mitgebracht. Man erkannte einen Turianer etwa daran, daß er daß Neue Jahr mit der Sommersonnenwende feierte. Auch tranken diese Leute sehr süße, sirupähnliche Weine, die es inzwischen in vielen Städten gab. So hatte sich nun auch das Ohrendurchstechen, zum Anbringen von Ohrringen, verbreitet.

Wie ich gehört hatte, war Turia von den Barbaren nicht vernichtet worden. Es lag unzerstört in der Ebene, als beherrschend Stadt der südlichen Regionen, und ein großer Teil seiner Bewohner und seines Reichtums war inzwischen zurückgekehrt. Es war sicherlich für die goreanische Wirtschaft, besonders für die des Südens, ein Glück, daß die Stadt noch stand. Zahlreiche Felle und Horn- und Lederwaren, die in den Norden kamen, stammten aus Turia, dort erworben von den Wagenvölkern der baumlosen südlichen Ebenen, und viele Güter, die in den tiefen Süden kamen, wurden in Turia hergestellt oder dort umgeschlagen. Vielleicht hatten die Tuchuks, eines der wilden Wagenvölker, die Stadt gerade aus diesem Grund geschont, damit sie einen Lieferanten und Abnehmer für ihre Waren hatten, doch nach wie vor war es gefährlich, Karawanen nach Turia zu führen. Ich blickte in die Runde. Die anderen Mädchen saßen betrübt in meiner Nähe. Die Ehrlosigkeit durchstochener Ohren gefiel Ihnen nicht. Eben eilte das letzte Mädchen schluchzend von der Plattform. Ich hoffte, daß wir ein gutes Mittagessen bekamen. In den Privatgehegen Ko-ro-bas, in denen wir trainiert wurden, war das Essen besser als in den öffentlichen Anlagen, die zur freien Vermietung an durchreisende Sklavenhändler bestimmt waren und in denen wir nachts schliefen. In den öffentlichen Gehegen wurden Staatssklaven ebenso gehalten wie die Ware durchreisender Karawanen. Auch ein Mann aus der Stadt, der vorübergehend verreisen wollte, konnte sich in den öffentlichen Gehegen einmieten und seine Sklavinnen dort unterbringen. Die meisten Herren jedoch zogen die Privatgehege vor, wo das Essen und die zur Verfügung stehenden Einrichtungen besser waren. Ein weiterer Grund ist, daß Sklavinnen dort von erfahrenen Meistern und berühmten Vergnügungssklavinnen ausgebildet oder weiter trainiert werden können, um eine Wertsteigerung zu erfahren und ihre Herren mit neuen Künsten zu beglücken. Auch ohne den Anlaß einer Reise schickten deshalb manche wohlhabenden Herren ihre Mädchen in die Privatgehege, um sie dort fortbilden zu lassen. Den Mädchen selbst gefällt das Leben in den Gehegen weniger — dort wird ein ziemlich strenges Regiment geführt.

Wir trainierten während des Tages gewöhnlich in Privatgehegen, unter der Anleitung von Vergnügungssklavinnen, doch am Abend wurden wir in die langen Käfigreihen der öffentlichen Gehege gebracht. Diese Käfige sind gut abgesichert, und ihre Gitterstäbe stehen ziemlich weit auseinander, doch ohne daß man sich zwischen ihnen hindurchquetschen kann. Die Käfige sind widerstandsfähig genug, um auch für männliche Sklaven verwendet zu werden. Auf den Metallböden wurde Stroh ausgebreitet, und in jedem Käfig wohnten vier Mädchen. Ich teilte meine Behausung mit Ute, Inge und Lana. Wir waren angehalten, unseren Käfig selbst sauberzumachen, doch Lana und ich überließen Inge und Ute diese Arbeit.

Den Brei und das Brot, das wir in den öffentlichen Gehegen erhielten, mochte ich nicht besonders, doch ich aß mit Heißhunger denn das Leben war anstrengend. In den Privatgehegen war Essen besser, mageres Fleisch und Gemüse und Früchte, und wenn wir uns gut führten, erhielten wir nach der Abendmahlzeit Süßigkeiten oder Kuchen und manchmal auch einen Schluck Ka-la-na-Wein. Einmal hatte Inge das Training weinend aufgegeben, und wir hatten auf unsere kleinen Köstlichkeiten verzichten müssen.

»El-in-or!« rief Targo, und es hörte sich an, als riefe er bereits zum zweitenmal.

Ich eilte zu ihm.

»Auf die Plattform«, sagte er.

Verständnislos gehorchte ich. Der Lederarbeiter griff in seinen Arbeitsbeutel. Wahrscheinlich wollte er meine durchstochenen Ohren überprüfen.

Ich kniete ungeduldig vor ihm nieder.

»Leg den Kopf zurück«, sagte er.

Ich sah ihn ängstlich an. In der Hand hielt er ein Gebilde, daß entfernt wie eine Zange aussah und dessen Backen extrem lang und spitz waren.

»Was ist das?« fragte ich.

»Eine Stanze«, sagte Targo.

»Kopf zurück!« befahl der Lederarbeiter.

»Nein!« wimmerte ich. »Was hast du vor?«

»Eines Tages will dir ein Herr vielleicht einen Nasenring anlegen — dann bist du bereit«, erklärte Targo.

»Nein!« kreischte ich. »Nein! Nein!«