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Die anderen Mädchen blickten erstaunt auf.

Aber alle Gegenwehr half nichts. Ein Wächter trat hinter mich und hielt mich fest, während der Lederarbeiter mir ein kleines Loch durch die Nasenscheidewand stanzte. Es schmerzte zuerst sehr. Mir traten Tränen in die Augen, ich wurde ohnmächtig und wäre bestimmt gestürzt, hätte mich der Wächter nicht festgehalten.

Als ich geblendet vor Tränen die Augen wieder öffnete, sah ich, daß sich der Lederarbeiter mit einem kleinen Ring näherte, den er durch die Wunde zog. Ich begann vor Schmerz und Scham zu schluchzen. Der Wächter führte mich zur Wand zurück und stieß mich zu Boden. Ich ließ mich fallen, und Tränen liefen mir übers Gesicht.

Ute war als nächste an der Reihe, und als sie zurückkehrte, trug sie ebenfalls einen kleinen Stahlring in der Nase. Tränen standen in ihren Augen. »Es tut schrecklich weh«, sagte sie zu Inge.

Ich blickte Ute niedergeschlagen an. Sie kam herüber und legte die Arme um mich. »Nicht weinen, El-in-or«, sagte sie. Ich preßte mich an sie.

»Ich verstehe das nicht, El-in-or«, sagte sie. »Die schrecklichsten Dinge nimmst du gelassen hin. Du bist sehr mutig. Und dann weinst du wegen eines kleinen Nasenrings. Das ist doch nichts im Vergleich dazu, sich die Ohren durchstechen zu lassen.« »El-in-or ist ein Feigling«, sagte Rena aus Lydius. »Das Ohrendurchstechen ist viel schlimmer«, fuhr Ute fort. »Die Nasenringe sind nichts — sie sind sogar hübsch. Im Süden tragen selbst die freien Frauen der Wagenvölker solche Ringe. Außerdem kann man so einen Ring entfernen, und niemand weiß, daß du je einen getragen hast. Niemand kann das sehen. Aber nur Sklavenmädchen haben durchstochene Ohren.« Sie begann zu weinen. »Wie kann ich jetzt je eine freie Gefährtin werden? Kein Mann wird eine Frau mit durchstochenen Ohren haben wollen!«

Ich schüttelte den Kopf. Eine nach der anderen gingen die Mädchen auf die Plattform, um sich der Nasenoperation zu unterziehen. Hinterher erhielten wir unsere Mahlzeit. Wir knieten im Kreise und aßen Brei aus Holzschalen; dabei dienten uns die Finger als Besteck. Die Mädchen plauderten miteinander und schienen die Pein schon vergessen zu haben. Und wenn nicht, konnten sie wenig dagegen tun. Sie wußten auch, daß sie mit durchstochenen Ohren einen etwas besseren Preis erzielten. In letzter Zeit war das Tragen von Ohrringen, von Marlenus aus Ar angeregt, groß in Mode gekommen, und mancher Herr liebte es, seine Sklavinnen in dieser Weise zu schmücken. Ich hatte nichts gegen Ohrringe. Wenn ich ein schönes Paar fand, vermochte ich sie durchaus vorteilhaft zu tragen, um meinem Herrn zu gefallen und vielleicht seinen Willen in meinem Sinne zu beeinflussen. Wenn es mir gelang, seine Zuneigung zu gewinnen, hatte ich ihn in der Hand. Ich war gewillt, meine Anstrengungen darauf zu richten, und wenn ich mein Ziel erreichte, wickelte ich ihn um den kleinen Finger, auch wenn ich den Sklavenkragen trug. Wie sonst konnte eine Frau auf Gor kämpfen Sie ist nicht so stark wie ein Mann, und die ganze goreanische Kultur macht sie zum Untergebenen des anderen Geschlechts. Ich gab nicht auf. Ich würde mein Ziel erreichen und auf die Erde zurückkehren. Dazu war mir jedes Mittel recht, selbst die völlige Unterwerfung unter meinen Herrn. »Iß«, drängte Ute.

Ich hatte mein Essen kaum angerührt.

»Wir tragen die Nasenringe nur solange, bis unser Training beendet ist. Wenn wir von Ko-ro-ba abreisen, werden sie abgemacht.«

»Woher weißt du das?« fragte ich. Es schwirrten oft Gerücht« durch die Gehege und Käfige.

»Targo hat es einem Wächter gesagt«, flüsterte Ute und sah sich vorsichtig um.

»Gut«, erwiderte ich und griff in meine Schale. Niemand sollte erfahren, daß Elinor Brinton von der Erde einen Nasenring getragen hatte! Ich begann zu essen, und es war gut, daß ich mich doch noch dazu durchrang, denn das Training fiel an diesem Tag besonders anstrengend aus, wohl weil wir von den Ereignissen des Morgens abgelenkt werden sollten.

Ich fand, daß ich mich recht geschickt anstellte. Manchmal ärgerte mich unsere Lehrerin, eine Vergnügungssklavin, wenn sie mich besonders herausstellte. »Seht«, sagte sie öfter zu den anderen Mädchen. »So wird es gemacht! So bewegt sich der Körper einer wahren Sklavin!« Dabei lernte ich diese Dinge nur, um meine Lage auf Gor zu verbessern. Wie ein Krieger sich in den Waffenkünsten übt, so kümmerte ich mich um die Künste der Sklavin. Ich lernte Dinge, von denen ich mir nie hätte träumen lassen. Da unser Training auf wenige Wochen beschränkt war, blieben allerdings viele Elemente eines vollen Trainings unberücksichtigt. So lernte ich nicht zu kochen und zu waschen und erwarb keine Kenntnisse über goreanische Musikinstrumente. Auch von Dekorationen und Blumenarrangements hatte ich keine Ahnung — Dinge, die jede goreanische Sklavin und jede freie Frau weiß. Und ich merkte, daß das Training seine Auswirkung hatte — besonders an den begehrlichen Blicken der Männer, was mir nicht wenig gefiel.

Müde legten wir uns an jenem Abend schlafen. Ich war froh, daß wir den verhaßten Nasenring loswurden, ehe wir Ko-ro-ba verließen. Ich rollte mich auf den Rücken und schloß die Augen. Ko-ro-ba. Die Stadt wird manchmal auch die Türme des Morgens genannt, ein Name, der vielleicht seine Berechtigung hat. Aber die Sklavengehege Ko-ro-bas waren nicht sehr angenehm.

Vier Tage nachdem uns die Ohren durchstochen worden waren, tauchte der Lederarbeiter wieder auf und entfernte die Drahtstückchen aus den Wunden. Zurück blieben die winzigen, fast unsichtbaren Löcher in den Ohrläppchen. Die Nasenringe sollten uns erst am Tag vor unserer Abreise abgenommen werden.

Unsere Lektionen wurden länger und komplizierter. Ich mußte mich sehr auf die immer feineren und subtileren Künste der Sklavin konzentrieren. Wenn wir versagten, erhielten wir Strafpunkte oder sogar Schläge. Aber ich bemerkte die Veränderung zum Positiven, die mit den anderen Mädchen vorging. Wir lernten. Sogar Inge machte Fortschritte. Ich beobachtete sie, wie sie im Sand der Arena tanzte. Und auch Ute paßte sich vorzüglich an. Sie würde eines Tages einen hohen Preis erbringen. Ich war erstaunt, welche Wirkung das Training auf die vornehme Rena aus Lydius hatte. Sie wußte, daß sie bereits verkauft worden war, kannte ihren Herrn aber noch nicht — sie gab sich daher besondere Mühe, ihn nicht zu enttäuschen.

Lana und ich gehörten nach Ansicht unserer Lehrmeister zu den vielversprechendsten Sklavinnen der Gruppe, wobei mir Lana immer einen Schritt voraus war. So sehr ich mich auch bemühte, ich vermochte sie nicht zu übertreffen.

Dabei dachte ich kaum noch darüber nach, was inzwischen aus mir geworden war. Eines Abends lag ich im Stroh und blickte zum Himmel auf und überlegte, daß ich allen inneren Einwänden zum Trotz doch eine Sklavin war. Zwar eine schlaue Sklavin, die ihren Vorteil zu wahren wußte, aber eben doch eine Sklavin.

Ich rollte mich auf den Bauch, nahm einen Strohhalm zur Hand und stocherte damit herum.

Seltsam, was in so kurzer Zeit aus der arroganten Elinor Brinton geworden war. Ich hatte innerlich die Hoffnung verloren, jemals wieder zur Erde zurückzukehren. Die Männer in dem silbernen Schiff stammten zweifellos von einer anderen Welt und nicht von diesem Planeten. Außerdem mochten sie noch unangenehmer sein als die Besatzung des schwarzen Schiffs. Ich hatte nicht die Absicht, mich mit ihnen einzulassen. Zu sehr erschreckte mich auch die Erinnerung an das riesige goldene Wesen, das in ihrer Begleitung gewesen war. Solche Männer und ein solches Geschöpf würden mich bestimmt nicht zur Erde zurückbringen, das ahnte ich. Ich hatte ihre Macht gesehen, als sie das schwarze Schiff vernichteten. Und selbst wenn mich die Männer aus dem schwarzen Rundschiff wiederfanden, würden sie mich nicht zur Erde bringen. Ich hatte gelernt, daß sich mit ihnen nicht schachern ließ In der Hütte hatte ich erfahren, was ich in ihren Augen war eine unbedeutende Sklavin, die herumkommandiert und geschlagen werden durfte. Und selbst wenn ich ihnen diente, wer gab mir die Gewähr, daß ich anschließend nicht umgebracht wurde, um nicht dem Gegner in die Hände zu fallen und ihre Pläne zu verraten? Und wenn ich ihnen diente und sie mir großzügig das Leben ließen, war ich für sie doch nur ein Sklavenmädchen, das behandelt wurde wie viele tausend andere auch.