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So berichtete ich von meiner Kindheit und meinen Eltern und dem Haustier, das meine Mutter vergiftet hatte, und von New York und von meiner Welt und meiner Gefangennahme und von meinem Leben davor. In manchen Nächten erzählte er mir auch von sich und von dem Tod seiner Eltern und von seiner Ausbildung in Treve und von seinen ersten Versuchen mit den Tarns und im Umgang mit den Waffen. Er hatte Blumen gemocht, was er aber niemandem zu erzählen wagte. Ein seltsames Eingeständnis, ein Krieger wie er, der Blumen liebte! Ich küßte ihn. Aber ich hatte auch Angst, weil er mir davon erzählte. Ich nahm nicht an daß er diese tiefen Empfindungen je einem anderen Menschen enthüllt hatte.

Wir hatten uns angewöhnt, lange Spaziergänge außerhalb der Palisaden zu machen. Und je weniger er mich dabei als Sklavin behandelte, desto größer wurde meine Angst, daß er mich eines Tages verkaufen würde.

Aber meistens tollten wir herum und vergnügten uns. Und eines Tages hatten wir nichts anderes getan als miteinander gesprochen, ausführlich, zärtlich und leise gesprochen, und in der Nacht, nachdem wir uns geliebt hatten, lagen wir noch lange plaudernd vor dem Feuer. Traurig hatte er mich umarmt, und war mir klar geworden, daß er mich verkaufen würde. Als ich am Morgen in den Schuppen zurückgekehrt war, rief er mich noch einmal zu sich. –»Ich bin deiner überdrüssig«, sagte er barsch. Ich neigte den Kopf. »Ich werde dich verkaufen.« »Ich weiß, Herr.« »Geh jetzt, Sklavin!«

Ich begann erst zu weinen, als ich wieder im Schuppen war. Einen Gefallen hatte ich noch erbeten, ehe ich an den Fremde verkauft wurde, der mich nun nach Ar bringen wollte. »Gib Ute frei«, hatte ich gesagt. Rask hatte mich seltsam angesehen und geantwortet: »Ja.« Als freie Frau würde Ute ein gutes Leben führen. Vielleicht kehrte sie nach Rarir oder nach Teletus zurück. Auf jeden Fall aber würde sie einen Mann suchen einen Angehörigen der Kaste der Lederarbeiter, der Barus hieß. Ich kannte nicht einmal seine Stadt.

Ich gehörte nun diesem Tarnreiter, der in diesem Augenblick die Knoten am Tarnkorb überprüfte. Für neun Goldstücke war ich ihm verkauft worden.

Der Mann stieg in den Sattel des Tarn. Der Vogel schrie auf und begann seine mächtigen Flügel zu entfalten. Dann ruckte der Korb an und glitt über die Lichtung und schwang schließlich unter dem Vogel hin und her.

Ich war auf dem Wege zum Markt.

Ich wurde auf dem großen Block des Curuleum in Ar verkauft — für zwölf Goldstücke, die ein Pagawirt für mich auf den Tisch legte. Er hielt es für amüsant, seinen Gästen ein Mädchen mit Straf-Brandzeichen zu präsentieren.

Vier Monate lang bediente ich in seiner Pagataverne. Zu den Gästen gehörten auch Wächter, die früher in der Karawane Targos gedient hatten. Sie behandelten mich freundlich. Ich befragte sie nach Targo, der offenbar viele Mädchen wieder an sich gebracht hatte und nun großen Reichtum genoß. Er plante eine weitere Fahrt in den Norden, aber nicht um mit Haakon aus Skjern Geschäfte zu machen. Doch so sehr mir mein neues Leben Spaß machte und mit wem ich auch schlief — keiner der Männer war wie Rask aus Treve. Dieser Mann allein besaß das Herz der Sklavin Elinor Brinton. Sie vermochte ihn nicht zu vergessen. Dann hörte ich eines Abends den Ausruf: »Ich kaufe sie!« und blieb starr vor Schreck stehen. Ich vermochte kaum den Pagakrug zu halten. Es war der kleine Jahrmarktsgaukler mit dem sprechenden Pelztier, der mich in der Hütte in den Nördlichen Wäldern bedroht hatte, der vor dem Sleen geflohen war. Er hatte irgendeinen Mann vergiften wollen — ich kannte seinen Namen nicht.

Seine Hand umklammerte mein Handgelenk. Ich war ihm schließlich doch nicht entkommen. »Ich kaufe sie«, wiederholte er.

Der kleine Mann erwarb mich für vierzehn Goldstücke. Ich wurde auf dem Rücken eines Tarn in die Stadt Port Kar gebracht, die an der Mündung des mächtigen Vosk liegt.

In einem Lagerhaus nahe den Docks kniete ich mit gesenktem Kopf vor einigen Männern.

»Ich werde euch nicht gehorchen«, sagte ich.

Der kleine Mann war da und sein Pelzwesen, das mich gelangweilt anstarrte, und zu meiner Überraschung auch Haakon aus Skjern. »Ich habe das Eisen zu schmecken bekommen und die Peitsche«, sagte ich. »Ich werde für euch nicht töten. Bringt mich um, aber ich werde für euch nicht zur Mörderin.«

Sie schlugen mich nicht, stießen nicht einmal Drohungen aus. Sie rissen mich nur hoch und zerrten mich in einen Nebenraum.

Ich begann zu schreien bei dem Anblick. Mit den Handgelenken an die Wand gekettet, stand dort ein blutüberströmter Mann, den Kopf gesenkt. »Elf Männer mußten sterben«, sagte Haakon aus Skjern hart »aber nun haben wir ihn.«

Der Mann hob den Kopf und schüttelte ihn langsam. »El-in-or?« fragte er.

»Herr!« schluchzte ich und drückte mich an ihn.

Rask musterte die Männer und sagte zu mir: »Ich bin aus Treve! Entehre mich nicht.«

An den Haaren wurde ich fortgezerrt. Die Tür schloß sich hinter mir. »An einem bestimmten Tage«, sagte der kleine Mann, »wirst du ein Päckchen Gift erhalten.«

Ich nickte wortlos. Rask aus Treve durfte nicht sterben! »Du wirst in das Haus Bosks geschleust, eines Kaufmanns aus Port Kar«, sagte er. »Du wirst in der Küche dieses Mannes arbeiten und wirst ihn bei Tisch bedienen.«

»Ich kann es nicht tun!« schluchzte ich. »Ich kann nicht töten. »Dann stirbt Rask aus Treve«, sagte der kleine Mann. Haakon aus Skjern lachte.

Der kleine Mann hielt ein kleines Päckchen in die Höhe. »Das ist das Gift, ein Pulver, das aus den Ausscheidungen der Ost bereitet wird.«

Ich erschauderte. Ich hatte von dem Gift gehört. Es bringt einen besonders qualvollen Tod.

Ich fragte mich, wieso diese Männer Bosk aus Port Kar so haßten. »Wirst du uns gehorchen?« fragte der kleine Mann. Ich schloß die Augen und nickte langsam.

»Wein, El-in-or!« rief Publius, der Küchenmeister Bosks aus Port Kar. »Bring Wein an den Tisch!«

Bebend nahm ich den Weinkrug. Ich ging zur Küchentür, schritt durch den Flur und blieb vor dem rückwärtigen Eingang zum großen Eßsaal stehen.

Es war gar nicht schwierig gewesen, im Hause des Bosk unterzukommen. Ich wurde für, fünfzehn Goldstücke an das Haus Samos’, eines Sklavenhändlers aus Port Kar, verkauft. Samos selbst war auf einer Piratenfahrt, und ein Untergebener führte meinen Ankauf durch. Publius, Küchenherr des Bosk, hatte bei einem Würfelspiel erfahren, daß es im Hause des Samos ein neues Mädchen gab, das in den Gehegen von Ko-ro-ba trainiert worden war. Publius, der von Zeit zu Zeit neue Mädchen für seine Küche suchte, war interessiert. Wahrscheinlich hatte er selten Gelegenheit, eine ausgebildete Vergnügungssklavin in seine Dienste zu nehmen. Der Untergebene Samos’ verkaufte mich für nur fünfzehn Goldstücke an Publius, um ihm einen Gefallen zu tun. So war ich zum Teil auch ein Geschenk des Hauses Samos’ an das Haus Bosk. Die beiden Häuser standen offenbar auf gutem Fuß miteinander. Wie ich später erfuhr, gehörten sowohl Samos als auch Bosk dem Kapitänsrat an, der höchsten Regierungsinstanz Port Kars.

Es gefiel mir im Hause des Bosk, das sehr geschmackvoll eingerichtet, weiträumig und sauber war. Ich wurde nicht schlecht behandelt, obwohl ich natürlich meine Arbeit tun mußte. Mein Herr Bosk, ein großer, kräftiger Mann, bat mich nicht zu sich. Seine Frau war die bildschöne Telima aus den Sümpfen, eine goreanische Schönheit. Es gab noch weitere Schönheiten im Haus, die schlanke, dunkelhaarige Midice, die Frau des Kapitäns Tab; dann die blonde Thura, die Frau des mächtigen Riedbauern Thurnock, und die kleine dunkeläugige Ula, die dem ruhigen Clitus gehörte, einem ehemaligen Fischer von der Insel Cos. Das Haus und ein großer Teil der Geschäfte wurden von einem ehemaligen Sklavenmädchen geführt, das Luma hieß. Sie gehörte nun der Kaste der Schriftgelehrten an. Offensichtlich hatte Bosk ein Auge für weibliche Schönheit. Doch er näherte sich mir nicht. Seine Zuneigung galt allein Telima. Wie überragend sie sein mußte, um ihn im Kreise solcher Frauen allein für sich zu gewinnen!