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»Har-ta!« rief Targo. »Har-ta!«

Wir gaben uns Mühe, das Tempo des Wagens zu erhöhen. Von Zeit zu Zeit halfen die Männer an den Rädern nach. Da Gefährt rumpelte schwerfällig durchs Gras.

Targo schritt neben uns aus. Er hätte natürlich im Wagen fahren können, aber offenbar lag ihm mehr daran, daß wir schnell vorankamen. Was war nur aus Elinor Brinton geworden, daß sie sich jetzt hier inmitten von Barbaren abmühen mußte, die nicht einmal ihre Sprache sprachen! Ich warf einen Blick auf Ute, die mich unfreundlich musterte. Sie hatte nicht vergessen, daß ich mich vor der Arbeit hatte drücken wollen. Bisher hatte ich immer durchgesetzt, was ich wollte, doch hier schien mir diese Möglichkeit verbaut. Hier sorgte die Peitsche dafür, daß ich tat, was von mir verlangt wurde.

Schluchzend stemmte ich mich mit voller Kraft in den Lendengurt.

7

Targo, mein Herr, war ein Sklavenhändler, und ich hatte ihn nichts gekostet.

Einige Tage vor unserer Begegnung war er von Banditen-Tarnkämpfern überfallen worden, etwa vier Tagesreisen nord-nord-östlich von der Stadt Ko-ro-ba, die in den nördlichen gemäßigten Breiten des Planeten Gor liegt, auf dem wir uns befanden. Targos Ziel war die Stadt Laura an den Ufern des Laurius-Flusses, etwa zweihundert Pasang landeinwärts von der Küste des mächtigen Thassa, des goreanischen Meers. Laura ist eine kleine Handelsstadt, ein Flußhafen, dessen Holzgebäude im wesentlichen nur Lagerräume und Tavernen zu beherbergen scheinen. Laura ist Umschlagplatz für mancherlei Waren — Hölzer, Salzladungen, Fische, Steine, Pelze und — Sklaven. An der Mündung des Laurius zum Thassa hin befindet sich der Freihafen Lydius, unter der Verwaltung der Kaufleute stehend, einer wichtigen goreanischen Kaste. Von Lydius lassen sich Waren zu den Inseln des Thassa verschiffen — zum Beispiel nach Teletus, Hulneth und Asperiche, sogar nach Cos und Tyros und zu Küstenstädten wie Port Kar und Helmutsport und im Süden Schendi und Bazi. Und von Lydius werden allerlei Güter nach Laura gebracht zur Weiterbeförderung ins Binnenland; sie werden auf Barken von Tharlarion den Fluß heraufgeschleppt — in erster Linie sind es Gebrauchsgüter, Werkzeuge, Rohmetalle und Stoffe. Der Laurius ist ein gewundener, langsamer Fluß. Er hat nicht die Breite und die Strömungsgeschwindigkeit des riesigen Vosk weiter im Süden — südlich von Ko-ro-ba, doch nördlich von Ar gelegen, welches die größte Stadt des bekannten Gor sein soll. Wie der Vosk strömt der Laurius in westlicher Richtung, wenn er auch mehr nach Südwesten gerichtet ist. In Anbetracht des in Laura üblichen Güterumschlags hätte man es seltsam finden können, daß Targo auf diese Stadt zuhielt. Doch es war Frühling, und diese Jahreszeit bringt die großen Sklavenüberfälle. Im letzten Herbst hatte Targo auf dem Jahrmarkt von Se’Kara am Fuß des Sardargebirges mit dem Räuber Haakon aus Skjern einen Vertrag über hundert nordische Schönheiten abgeschlossen, die aus den Dörfern nördlich des Laurius und aus den Küstenstädten bis hinauf nach Torvaldsland stammen sollten. Targo reiste nun nach Laura, um seine Ware entgegenzunehmen. Er hatte Haakon bereits beim Jahrmarkt eine Anzahlung auf diesen Kauf geleistet, einen Betrag von fünfzig Goldstücken. Der Rest von hundertundfünfzig Goldstücken war fällig, sobald die Ware geliefert wurde. Zwei Goldstücke ist ein hoher Preis für ein untrainiertes Mädchen, geliefert in Laura, aber wenn sich dieses Mädchen in eine große Marktstadt bringe ließ, brachte sie dort wahrscheinlich fünf oder mehr Goldstücke sogar im untrainierten Zustand. Außerdem sicherte sich Targo durch sein hohes Angebot die erste Auswahl unter Haakons Mädchen in Laura. Schließlich hatte sich Targo ausgerechnet, daß — da in letzter Zeit keine Stadt gefallen war und das große Sklavenhaus des Cernus in Ar vernichtet worden war — die Marktpreise in diesem Frühling besonders in die Höhe schießen würden. Auch wollte er die Mädchen bis zu einem gewissen Grad ausbilden lassen, wahrscheinlich in den Gehegen Ko-ro-bas, ehe er sie nach Ar brachte. Leider gehören Dorfmädchen keiner hohen Kaste an, andererseits sind sie auch leichter zu erwerben als eine freie Frau aus hoher Kaste. Als ich von Targo gefangengenommen wurde, hatte er nur ein Mädchen aus hoher Kaste an seiner Kette, Inge, die von Schriftgelehrten abstammte. Ute, die neben mir im Geschirr ging, entstammte der Kaste der Lederarbeiter. Natürlich verliert eine Sklavin bei der Versklavung ihre Kaste, wie auch den früheren Namen. Sie gehört ihrem Herrn, der mit ihr machen kann, was er will. Aber die Herkunft einer Sklavin bleibt doch bekannt. Als Targo mich vor seinen Wagen schirrte, war er aus de Nähe Ars nach Ko-ro-ba gereist und von dort nach Laura unterwegs und hatte zwischendurch in verschiedenen Städten zahlreiche Mädchen gekauft und verkauft. So waren Inge, Ute und Lana zu ihm gekommen. Lana war unsere Anführerin. Wir alle fürchteten sie, da sie die kräftigste und auch schönste war. Unterwürfig und freundlich gegenüber den Männern, sprang sie mit uns sehr herablassend um. Wir taten, was sie befahl, denn sonst hätte sie uns geschlagen. Wir haßten sie und beneideten sie. Sie war nicht nur die schönste, sie war auch im Haus des Cernus ausgebildet worden, des großen Sklavenhändlers, ehe dieser vernichtet wurde. Und sie war einmal über den großen Block im Curuleum von Ar verkauft worden. Lana war immer das letzte Mädchen einer Vorführkette, die attraktivste Ware, die bis zuletzt aufgehoben wurde. Wir hofften, daß sie verkauft würde, aber Targo erwartete sich einen sehr hohen Preis von ihr. Zweifellos hätte sie ihn mehrfach eingebracht, wenn sie aus hoher Kaste gewesen wäre. Sie behandelte die anderen Mädchen wie ihre Sklavinnen. Targo und einige Wächter gaben ihr manchmal Süßigkeiten. Ich erhielt in der Vorführkette zunächst den vierten Platz. Targo war mit vierzig Mädchen, fünf Wagen, zehn Bosks und vielen anderen Waren von Ko-ro-ba abgefahren. Seine Begleitmannschaft zählte zu Anfang über zwanzig Mann. Zwei Tage später durchzog er die Steppe südlich von Laura, als sich plötzlich der Himmel verdunkelte und über hundert räuberische Tarnkämpfer einen Angriff flogen — unter dem Kommando des gefürchteten Rask aus Treve stehend, einem der mutigsten Krieger von ganz Gor. Zum Glück hatte es Targo geschafft, seine Karawane noch vor dem Überfall an den Rand eines ausgedehnten Ka-la-na-Dickichts zu bringen. Ich hatte bei meiner Wanderung mehrere solcher Dickichte bemerkt. Targo hatte seine Männer fachmännisch in Gruppen aufgeteilt. Einige hielt er an, möglichst viele Waren und möglichst viel Gold mitzunehmen. Anderen befahl er, die Mädchen freizulassen und sie ins Dickicht zu treiben. Einer dritten Gruppe gab er Befehl, die großen Bosks loszuschneiden, die die Wagen zogen, und sie ebenfalls zwischen Büsche und Bäume zu bringen. Sekunden, bevor die Tarnkämpfer herabstießen, floh Targo mit seinen Männern, den Mädchen und den Bosks ins dichte Unterholz. Die Tarnkämpfer landeten, plünderten die Wagen aus und steckten sie in Brand. Im Dickicht kam es zu wilden Gefechten. Dabei verlor Targo elf Leute, und etwa zwanzig Mädchen wurden von den Tarnkämpfern geraubt, aber nach einer Weile zogen sich die Banditen zurück. Tarnkämpfer, die Reiter der großen Tarns, Brüder der Winde genannt, sind Herren des freien Himmels, wilde Krieger, deren Schlachtfelder die Wolken sind; im Wald fühlen sie sich nicht zu Hause, wo sie aus der Dunkelheit der Bäume, aus einem unerwarteten Hinterhalt der Armbrustpfeil eines unsichtbaren Angreifers treffen kann. Rask zog seine Männer zurück, und wenige Minuten später erhoben sich die Tarnkämpfer auf ihren Riesenvögeln in die Lüfte, die Mädchen quer über die Sättel geworfen, Targos Schätze in die Satteltaschen gestopft.

Anschließend suchte der Sklavenhändler seine Waren und Männer zusammen. Neunzehn Mädchen, an verschiedenen Stellen im Dickicht an Bäume gefesselt, waren ihm geblieben. Die Bosks waren zu Targos Bedauern entweder losgeschnitten worden oder hatten sich befreit. Sie waren auf der weiten Steppe verstreut und nicht wieder einzufangen. Als die Männer aus der Dickicht kamen, war nur noch ein Wagen einigermaßen zu verwenden. Die Nacht verbrachte die Karawane im Dickicht, und am Morgen wurde ein Geschirr für die Mädchen zurechtgeschneidert. Und einige Tage später war die Gruppe auf ein junges Barbarenmädchen gestoßen, das zur Sklavin gemacht wurde, auf mich.