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Ich wollte gerade eine weitere Frage stellen, als das Licht plötzlich ganz ausfiel und ein Schatten im Zelteingang auftauchte. »Hallo!« grüßte eine andere fröhliche Stimme. »Ist Adele schon zurück?«

»O Paul. Wir haben Gäste. Ich möchte dich mit Adeles Schwester Lydia Harris bekannt machen.«

Ein übers ganze Gesicht strahlender junger Mann kam geradewegs auf mich zu und ergriff meine Hand. »Wie schön, Sie kennenzulernen! Ich habe schon viel über Sie gehört!«

»Und dies«, fuhr Dr. Arnes fort, »ist Achmed Raschid von der Behörde für Altertümer.«

Paul Jelks’ Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber sein Händedruck erschlaffte sofort. »Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich führe in der Gegend eine Routineinspektion durch. Wie kommen Sie mit der Arbeit voran?«

»Prima! Einfach prima!«

Dr. Jelks ging mit großen Schritten zum Gaskocher, wo er sich Tee einschenkte. Er war genau der Typ, für den Adele schwärmte: groß, muskulös, stattlich und blond. Er war nicht älter als fünfunddreißig und hatte ein sonnengebräuntes Gesicht und schwielige Hände; sein flachsfarbenes Haar war ungewöhnlich kurz geschnitten. Als er sich mit einem unbeschwerten, breiten Lächeln neben mich setzte, wünschte ich fast, er hätte ein wenig finsterer ausgesehen. »Und was führt Sie nun hierher, meine liebe Lydia?«

»Adele schrieb mir, ich solle zu ihr kommen.«

»Ach, wirklich? Das hat sie mir nie erzählt. Und wo ist meine launenhafte Verlobte jetzt? Ohne Zweifel zieht sie wieder von einem Modegeschäft zum nächsten.« Dann erhob er plötzlich die Stimme und rief ein paar Worte in ziemlich perfekt klingendem Arabisch, worauf im offenen Eingang der Kopf eines Mannes erschien, dem er forsche Befehle erteilte.

»Ich habe ihn nach Luxor geschickt, um Adele zu holen. Natürlich hätte sie Sie sicher gern als erste getroffen.«

Ich hörte einen Motor anspringen und danach Reifen sich knirschend über den Sand bewegen. Ich ging natürlich davon aus, daß es das war, was er dem Mann gesagt hatte. Aber da ich kein Arabisch verstand, konnte ich es nicht mit Sicherheit wissen.

»Nun, Mr. Raschid, würden Sie sich gerne in meiner Dunkelkammer umsehen? Ich kann Ihnen die Früchte meiner Arbeit zeigen. Bemerkenswerte Wandgemälde in diesem Sethos-Grab. Und jetzt, da der Sommer fast vorüber ist und wir schon auf November zugehen, können wir mit kühleren Tagen rechnen. Gott, diese verdammte Hitze ist eine Plage!«

Als nächstes sprach Dr. Arnes: »Können wir Sie im Camp herumführen?« Bis dahin schwiegen alle anderen. »Es steht Ihnen frei, alles zu inspizieren, was Sie wünschen.« Sehr entgegenkommend, die beiden.

»Nein, vielen Dank, Dr. Arnes. Das wird nicht nötig sein. Eigentlich möchte ich mit Ihnen beiden alleine sprechen, wenn ich darf. Nur wir vier.«

Jelks und seine Mitarbeiter tauschten Blicke aus. »Selbstverständlich, Mr. Raschid. Ich hoffe, wir haben keinerlei Regeln mißachtet.«

»Noch nicht.«

Die anderen verließen widerstrebend das Zelt und Rosalie mit ihnen. Ich hatte keine Ahnung, was Achmed Raschid vorhatte. Dr. Jelks nahm neben Wilbur Arnes Platz, so daß wir einander gegenübersaßen, wie zu Mannschaften formiert. »Darf ich Sie etwas fragen, Dr. Jelks?«

»Schießen Sie los.«

Zu meiner Überraschung öffnete Achmed meine Handtasche und holte das Taschentuch heraus. Er wickelte es auf und ließ den Schakal auf den Tisch fallen, worauf die anderen beiden Männer zurückschreckten, als hätten sie eine Schlange gesehen. »Was ist das?« fragte Dr. Jelks. Sein Gesichtsausdruck war nicht mehr gelassen.

»Ich hoffte, daß Sie mir das erklären könnten. Können Sie?«

»Ich kann es versuchen.« Er nahm den Schakal in die Hand und drehte ihn vor seinen Augen, wobei er ihn eingehend prüfte. »Das Licht hier drinnen ist nicht so gut, aber ich würde sagen, daß es schätzungsweise achtzehnte oder neunzehnte Dynastie sein könnte. Ein hübsches Stück.«

»Das ist es nicht, wonach ich Sie fragte, Dr. Jelks. Ich hoffte, Sie könnten mir sagen, woher es stammt.«

Paul hob die Augenbrauen. »Woher es stammt? Meinen Sie den Ursprung dieses Elfenbeins?« »Sie wissen, was ich meine, Dr. Jelks. Ihr ausweichendes Verhalten wird Ihnen nichts nützen. Ich will die genaue Lage des Grabes wissen.«

»Wie sollte ich das wissen? Dieses Stück stammt möglicherweise aus.«

»Dr. Jelks«, unterbrach ihn Achmed ruhig, »wenn Sie ein neues Grab entdeckt haben, dann wüßte ich sehr gerne davon.«

»Ein neues Grab? Was soll der Unsinn? Sie würden gewiß sofort davon erfahren, wenn.«

»Dann will ich Ihnen erzählen, wie ich an diesen Schakal gekommen bin. Miss Adele Harris schickte ihn in einem Päckchen an ihre Schwester.«

»Adele?«

»Aus Rom, um es genau zu sagen.«

»Rom?« Paul Jelks begann zu schwanken. Er schaute zu Wilbur Arnes hinüber und dann wieder weg.

»Sie wußten doch, daß sie vor fast zwei Wochen in Rom war, oder?«

»Ja, um die Wahrheit zu sagen, ich wußte, daß sie für einige Tage dorthin gereist war. Sie wollte ein paar neue Kleider und.«

»Dr. Jelks, kennen Sie einen gewissen Arnold Rossiter?« Nun wurde es beiden Männern sichtlich unbehaglich zumute. Die Fragen, mit denen Achmed Raschid sie bombardierte, brachten ihre Fassade allmählich zum Einsturz. Ihre einstudierte Ruhe geriet ins Wanken.

»Arnold Rossiter ist in Luxor, Dr. Jelks, und ich denke, daß er mir in nicht allzu großem Abstand gefolgt ist. Nun würde ich gerne erfahren, wo genau sich dieses Grab befindet, damit ich Polizisten darum herum postieren kann. Andernfalls werden viele Leute Schaden nehmen, und die kostbaren Kunstgegenstände in seinem Innern werden in skrupellose Hände fallen.«

»Mr. Raschid.«, Paul Jelks erhob sich schwankend. »Ich gehe davon aus, daß Sie als Ägyptologe gewisse ethische Grundsätze in bezug auf Ihre Tätigkeit haben, Dr. Jelks.« Achmed Raschid schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es kann doch wohl nicht in Ihrem Sinne sein, daß Rossiter den Inhalt dieses Grabes an sich nimmt!«

Ich war erstaunt über die plötzliche Heftigkeit dieses Mannes. Nachdem er zuvor so ruhig und gelassen gewesen war, legte Achmed Raschid nun eine so wilde Leidenschaft und Energie an den Tag, daß er mich erschreckte. »Sagen Sie mir, wo das Grab ist!«

»In Ordnung!« schrie Jelks zurück. »In Ordnung, ich werde es Ihnen sagen!« Er setzte sich wieder hin und vergrub seinen Kopf in den Händen. »Es ist zu spät, Wilbur, ich muß es ihnen sagen. Wir hätten es niemals versuchen sollen, mit solchen Geschäften wollen wir nichts zu tun haben. Ich wußte, daß Rossiter uns früher oder später einholen würde. Wir müssen alles erzählen.« Als Paul Jelks damit begann, uns seine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen, beobachtete ich Achmed mit Staunen. Ein schwaches, triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen. Und weil er den Sieg davongetragen hatte, war ich stolz auf ihn. Aber zugleich gab es da etwas, das mich störte, das an mir nagte. Woher hatte Achmed Raschid gewußt, daß Rossiter in Luxor war?

Kapitel 15.

Dr. Paul Jelks erzählte uns eine erstaunliche Geschichte. »Ursprünglich war ich nur in der Absicht nach Ägypten gekommen, Gräber zu fotografieren und an der Übersetzung von Hieroglyphen zu arbeiten, in der Hoffnung, gewisse dunkle Stellen aufklären zu können. Da ich nur von meinem privaten Geld lebe, konnte ich mir eine Ausgrabung ohnehin nicht leisten, und beschloß daher, mich mit akademischer Routinearbeit zufriedenzugeben. Ich war jedoch noch nicht lange hier, als eine ziemlich interessante Sache an mich herangetragen wurde.

Wie jeder Fremde, der in diese Gegend kommt, wurde auch ich sofort von den Einheimischen mit unechten Artefakten und Geschichten von verborgenen Gräbern bestürmt - alles natürlich gegen bare Münze. Wir waren noch dabei, das Lager aufzuschlagen, als sie schon begannen, wie die Geier hier einzufallen, einer mit einem phantastischeren Angebot als der andere. Doch da ich als Ägyptologe dergleichen Dinge schon viele Male zuvor erlebt hatte, schenkte ich dem, was an mich herangetragen wurde, keinen Glauben. Bis zu einem bestimmten Abend.