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Also kämpften wir uns wieder hinauf zum höchsten Punkt der Bantam Hill Road, von wo sich der Asphalt wie ein schwarzes Band nach unten bis zu den von Bäumen beschatteten Straßen erstreckte. Das Mittagessen fühlte sich an wie ein unter meinen Rippen eingegrabener Schlackenstein. Ich nahm die steile Neigung der Straße sorgsam in Augenschein.

»Lass einfach rollen«, sagte Jason. »Nur zu. Du musst dich reinfallen lassen.«

Würde die Geschwindigkeit mich ablenken? Konnte mich irgendetwas ablenken? Ich hasste mich dafür, dass ich mir erlaubt hatte zu glauben, ich stünde im Mittelpunkt von Dianes Welt.

Wo ich doch nur ein Junge war, den sie kannte… Aber es war wirklich ein wunderbares Fahrrad, das Jason mir da geliehen hatte. Ich stand auf den Pedalen, forderte die Schwerkraft heraus. Die Reifen knirschten auf dem staubigen Asphalt, doch die Kette und die Kugellager waren wie Samt, völlig leise, abgesehen von einem feinen Schnurren. Der Wind rauschte an mir vorbei, als ich Geschwindigkeit aufnahm. Ich flog an adrett bemalten Häusern vorbei, in deren Auffahrten teure Autos parkten; ich war einsam, aber frei. Als ich dem unteren Ende näher kam, drückte ich die Handbremse, nahm etwas Schwung heraus, ohne eigentlich langsamer zu werden. Ich wollte nicht anhalten, es war eine schöne Fahrt.

Aber die Straße wurde eben, und schließlich bremste ich und kam leicht schwankend zum Stehen, den linken Fuß auf den Asphalt setzend. Ich sah zurück.

Jason stand, mein altes Klapperrad unter dem Hintern, ganz oben auf der Bantam Hill Road, so weit entfernt, dass er aussah wie ein einsamer Reiter in einem alten Western. Ich winkte. Jetzt war er an der Reihe.

Jason war diesen Hügel sicher schon tausendmal hinauf- und hinuntergefahren. Aber noch nie auf einem schrottigen Secondhand-Fahrrad.

Er passte besser auf das Fahrrad als ich. Er hatte längere Beine, bei ihm sah es nicht so aus, als würde der Rahmen ihn überragen. Allerdings hatten wir bisher noch nie die Räder getauscht, und ich musste an all die Fehler und kleinen Eigenheiten denken, die dieses Rad auszeichneten und die ich genauestens kannte, an die ich meinen Fahrstil angepasst hatte — indem ich etwa vermied, scharf nach rechts zu lenken, weil der Rahmen etwas verzogen war, indem ich mich immer auf plötzliche Wackler gefasst machte, indem ich stets daran dachte, dass die Gangschaltung ein Witz war. Jason wusste das alles nicht; die Abfahrt konnte heikel werden. Ich wollte ihm sagen, dass er es langsam angehen sollte, aber selbst wenn ich geschrien hätte, hätte er mich nicht gehört, ich war einfach zu weit weg. Er hob die Füße an wie ein großes, linkisches Kind. Das Rad war schwer, es brauchte ein paar Sekunden, um richtig in Gang zu kommen, und ich wusste, wie schwer es erst sein würde, es zum Halten zu bringen. Es war reine Masse, ohne jede Grazie. Meine Hände spannten sich um imaginäre Bremsen.

Ich glaube, Jason ahnte erst, dass er ein Problem hatte, als er etwa drei Viertel der Strecke zurückgelegt hatte. Das war der Moment, als die roststarre Kette riss und gegen seinen Knöchel peitschte. Er war jetzt so nahe, dass ich sehen konnte, wie er zusammenzuckte und kurz aufschrie. Das Rad wackelte, aber wie durch ein Wunder gelang es ihm, es aufrecht zu halten.

Ein Ende der Kette verfing sich am Hinterrad und schlug gegen die Speichen, ein Geräusch, das an einen kaputten Presslufthammer erinnerte. Zwei Häuser weiter hielt sich eine Frau, die gerade ihren Garten jätete, die Ohren zu und drehte sich nach dem Lärm um.

Es war wirklich erstaunlich, wie lange Jason die Kontrolle über das Rad behielt. Ohne ein Athlet zu sein, war er doch eins mit seinem langen, schlaksigen Körper. Er streckte die Beine von sich, um das Gleichgewicht zu halten — die Pedale waren nutzlos geworden —, und steuerte mit dem Vorderrad eisern geradeaus, während das Hinterrad blockierte und über den Asphalt schleifte. Er hielt stand. Was mich besonders erstaunte, war die Art, wie sein Körper sich nicht etwa versteifte, sondern sich sogar zu entspannen schien, als sei er mit der Lösung eines zwar schwierigen, aber interessanten Problems beschäftigt, als hege er die unerschütterliche Überzeugung, dass das Zusammenwirken seines Verstands, seines Körpers und der Maschine, auf der er saß, ihn jegliche Herausforderung würde meistern lassen.

Es war die Maschine, die zuerst versagte. Das um sich schlagende lose Ende der schmierigen Kette zwängte sich zwischen Reifen und Rahmen. Das Hinterrad, ohnehin schon außer Gefecht gesetzt, verbog sich immer mehr und klappte schließlich zusammen, abgerissenes Gummi und freigesetzte Kugellager durch die Gegend schleudernd. Jason flog vom Rad und purzelte durch die Luft wie eine aus dem Fenster geworfene Schaufensterpuppe. Zuerst prallten seine Füße auf den Asphalt, dann die Knie, die Ellbogen, der Kopf, während das zerdetschte Fahrrad an ihm vorbeisegelte und am Straßenrand zum Liegen kam, das Vorderrad drehte sich immer noch klappernd weiter. Ich ließ sein Fahrrad fallen und lief zu ihm.

Er wälzte sich herum und blickte auf, kurzzeitig verwirrt. Hemd und Hose waren zerrissen. Seine Stirn und die Nase waren aufgeschürft und bluteten heftig. Auch ein Knöchel war aufgerissen. Seine Augen tränten vom Schmerz. »Tyler«, sagte er. »Oh, uh, uh… tut mir Leid, das mit deinem Rad, ey.«

Ich will diesen Vorfall nicht überbewerten, aber ich musste doch so manches Mal daran denken in den folgenden Jahren — Jasons Maschine und Jasons Körper, aneinander gekettet in riskanter Beschleunigung, und sein unbeirrbarer Glaube daran, dass er die Situation bewältigen könne, ganz allein, solange er sich nur entschlossen genug bemühte, solange er nur nicht die Kontrolle verlor.

Wir ließen das völlig zerstörte Fahrrad im Rinnstein liegen, und ich schob Jasons Luxusgerät für ihn nach Hause. Er trottete neben mir her. Er hatte offensichtlich Schmerzen, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen. Die rechte Hand hielt er vor die blutende Stirn, so als brumme ihm der Kopf, was er vermutlich auch tat.

Als wir uns dem Großen Haus näherten, sprangen Jasons Eltern beide die Verandatreppe herunter und kamen uns in der Auffahrt entgegen. E. D. Lawton, der uns von seinem Arbeitszimmer aus beobachtet haben musste, sah wütend und besorgt aus; er schürzte den Mund und runzelte die Stirn, dass die Brauen sich über die blitzenden Augen wölbten. Jasons Mutter, ein Stück dahinter, war distanzierter, weniger interessiert, vielleicht sogar ein bisschen betrunken, dem Schwanken nach zu urteilen, mit dem sie aus der Tür gekommen war.

E. D. nahm Jason — der plötzlich viel jünger und weniger selbstsicher wirkte — in Augenschein und wies ihn dann an, ins Haus zu gehen und sich sauber zu machen.

Dann wandte er sich mir zu.

»Tyler«, sagte er.

»Sir?«

»Ich nehme an, du warst nicht verantwortlich für diesen Vorfall. Das hoffe ich jedenfalls.«

Hatte er bemerkt, dass mein Fahrrad fehlte und Jasons unbeschädigt war? Wollte er mir irgendwelche Vorwürfe machen? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich sah den Rasen an.

E. D. seufzte. »Lass mich dir etwas erklären. Du bist Jasons Freund. Das ist gut. Jason braucht das. Aber du musst begreifen, dass deine Anwesenheit hier — deine Mutter weiß das sehr gut — mit gewissen Verpflichtungen verbunden ist. Wenn du mit Jason Zusammensein willst, erwarte ich von dir, dass du auf ihn Acht gibst. Ich erwarte, dass du vernünftige Entscheidungen triffst. Vielleicht kommt Jason dir wie ein gewöhnlicher Junge vor. Aber das ist er nicht. Jason ist hoch begabt und er hat eine große Zukunft vor sich. Wir können nicht zulassen, dass das in irgendeiner Form gefährdet wird.«

»Genau«, schaltete sich Carol Lawton ein, und jetzt wusste ich mit Gewissheit, dass sie getrunken hatte. Sie legte den Kopf schief und taumelte fast in das Kiesbett, dass die Auffahrt von der Hecke trennte. »Genau, er ist ein verdammtes Genie. Er wird das jüngste Genie am M.I.T. sein. Mach ihn nicht kaputt, Tyler, er ist zerbrechlich.«