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Ich stopfte die Zeitschrift zurück in den Sitz, während das Flugzeug in Turbulenzen geriet. Sarah runzelte im Schlaf die Stirn, und der russische Geschäftsmann rief die Stewardess und bestellte sich einen Whisky Sour.

Das Auto, das ich am nächsten Morgen in Orlando mietete, wies zwei Einschusslöcher in der Beifahrertür auf, zwar verspachtelt und überlackiert, aber doch deutlich sichtbar. Ich fragte den Angestellten, ob er nichts anderes habe. »Ist zur Zeit das einzige auf dem Gelände«, erwiderte er. »Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein paar Stunden zu warten…«

Nein, sagte ich, das ginge schon.

Ich nahm den Bee Line Expressway nach Osten und bog dann nach Süden auf die 95. Frühstückspause machte ich bei einem Denny’s am Rande von Cocoa, wo die Kellnerin sehr freigebig mit der Kaffeekanne war, vielleicht, weil sie meine Heimatlosigkeit spürte. »Lange Fahrt?«

»Nicht mehr als eine Stunde noch.«

»Na, dann sind Sie ja praktisch da. Zu Hause oder in der Fremde?« Als sie merkte, dass ich darauf keine Antwort parat hatte, lächelte sie. »Das werden Sie schon noch rauskriegen, mein Lieber. Tun wir alle, früher oder später.« Als Gegenleistung für diesen Raststätten-Segen hinterließ ich ein absurd großes Trinkgeld auf dem Tisch.

Der Perihelion-Campus — von Jason beunruhigenderweise als »das Gelände« bezeichnet — lag ein ganzes Stück südlich von den Canaveral/Kennedy-Startrampen, wo die strategischen Planungen in physische Handlung umgesetzt wurden. Die Perihelion-Stiftung (inzwischen offiziell eine Regierungsbehörde) war kein Bestandteil der NASA, bildete aber mit dieser eine »Schnittstelle«, indem man sich gegenseitig Ingenieure und anderes Personal auslieh. In gewissem Sinne stellte sie eine bürokratische Schicht dar, die der NASA seit Beginn des Spins von mehreren aufeinanderfolgenden Regierungen übergestülpt worden war, um die erstarrte Raumfahrtbehörde in eine Richtung zu treiben, von der ihre alten Bosse noch nicht einmal geträumt hätten. E. D. saß dem Lenkungsausschuss vor, und Jason hatte faktisch die Kontrolle über die Programmentwicklung übernommen.

Es wurde jetzt wärmer, eine für Florida typische Hitze, die direkt aus der Erde zu steigen schien: das feuchte Land schwitzte wie ein Bruststück auf dem Grill. Ich fuhr an zerfransten Palmen vorbei, trüben Surfer-Läden, überwucherten Straßengräben und mindestens einem Verbrechensschauplatz: Streifenwagen umzingelten einen schwarzen Pick-up, drei Männer standen über die heiße Motorhaube gebeugt, die Hände im Rücken gefesselt. Ein den Verkehr regelnder Polizist warf einen ausgiebigen Blick auf das Nummernschild meines Mietwagens — in seinen Augen blinkte ein unspezifischer, gewissermaßen vorsorglicher Verdacht — und winkte mich dann weiter.

Das Perihelion-»Gelände« erwies sich als weniger düster, als ich befürchtet hatte. Es war ein lachsfarbenes Industriezentrum, modern und sauber, inmitten einer tadellos gepflegten, sanft hügeligen Rasenfläche gelegen, abgezäunt, aber nicht völlig abweisend. Ein Wärter am Tor spähte in meinen Wagen, bat mich, den Kofferraum zu öffnen, tastete meine Koffer und Plattenkisten ab, dann händigte er mir einen befristeten Passierschein an einem Taschenclip aus und wies mir den Weg zum Besucherparkplatz (»hinter dem Südflügel, folgen Sie der Straße nach links, einen schönen Tag noch«). Seine hellblaue Uniform war vom Schweiß dunkel eingefärbt.

Ich hatte kaum mein Auto abgestellt, da kam Jason durch eine Glastür mit der Aufschrift ALLE BESUCHER MÜSSEN SICH REGISTRIEREN LASSEN, überquerte ein Stück Rasen und trat in die sengende Hitze des Parkplatzes. »Tyler!«, sagte er und blieb einen Meter vor mir abrupt stehen, als könne ich gleich wieder verschwinden, wie eine Fata Morgana.

»Hey, Jase«, sagte ich lächelnd.

»Dr. Dupree!« Er grinste. »Aber dieses Auto. Ein Mietwagen? Wir werden ihn nach Orlando zurückbringen lassen. Dir etwas Hübscheres besorgen. Hast du schon eine Bleibe?«

Ich erinnerte ihn daran, dass er sich auch darum zu kümmern versprochen hatte.

»Oh, haben wir. Beziehungsweise: wir tun es gerade. Handeln einen Leasingvertrag aus für ein kleines Häuschen, keine zwanzig Minuten von hier. Mit Meeresblick. Bezugsfertig in ein paar Tagen. In der Zwischenzeit brauchst du ein Hotel, aber das kriegen wir leicht arrangiert. Also, was stehen wir hier rum und absorbieren UV-Strahlung?«

Ich folgte ihm in den Südflügel des Gebäudes. Dabei beobachtete ich seinen Gang — mir fiel auf, dass er eine Schlagseite nach links zu haben schien und fast ausschließlich seine rechte Hand einsetzte.

Die Klimaanlage überfiel uns, eine frostige Kälte, deren Geruch die Vermutung nahelegte, sie sei aus sterilen Gewölben tief unter der Erde gepumpt worden. In der Empfangshalle gab es sehr viel Granit und glänzende Fliesen. Und weiteres Wachpersonal, das aber zu formvollendeter Höflichkeit ausgebildet war. »Ich bin wirklich froh, dass du hier bist«, sagte Jason. »Ich habe zwar eigentlich keine Zeit, aber ich will dich herumführen. Wir machen den Schnelldurchgang. Ich hab Leute von Boeing im Konferenzraum sitzen. Einen aus Torrance und einen von der IDS-Gruppe in St. Louis. Xenon-Ion-Nachrüstungen, sind sie sehr stolz drauf, haben sie noch ein bisschen mehr Durchlauf rausgepresst, als würde es darauf wirklich ankommen. Wir brauchen keine Finesse, sag ich ihnen, wir brauchen Verlässlichkeit, Einfachheit…«

»Jason.«

»Sie… ja, was?«

»Hol mal Luft zwischendurch.«

Er warf mir einen verärgerten Blick zu. Dann gab er nach, lachte laut. »Tut mir Leid. Es ist nur, es ist wie… weißt du noch, als wir Kinder waren? Jedes Mal wenn jemand ein neues Spielzeug hatte, musste er damit angeben?«

Für gewöhnlich war es Jase gewesen, der die neuen Spielzeuge hatte, oder jedenfalls die teuren. Aber ja, sagte ich, ich könne mich noch gut erinnern.

»Tja, es wäre sicher leichtfertig, es jemand anderem auf diese Weise zu beschreiben, aber was wir hier haben, Tyler, das ist die größte Spielzeugkiste der Welt. Lass mich damit angeben, okay? Danach kannst du dich erst einmal einrichten. Wir lassen dir ein bisschen Zeit, dich an das Klima zu gewöhnen.«

Also folgte ich ihm durch das Erdgeschoss aller drei Flügel, bewunderte brav die Konferenzräume und Büros, die riesigen Labore und technischen Werkstätten, in denen Prototypen konzipiert oder Aufgaben definiert wurden, bevor man Pläne und Zielvorgaben an die Leute mit dem großen Geld weitergab. Alles sehr interessant. Alles sehr verwirrend. Schließlich landeten wir in der Ambulanz, wo ich mit Dr. Koenig bekannt gemacht wurde, dem scheidenden Arzt, der mir ohne Begeisterung die Hand schüttelte und sich dann mit einem über die Schulter gesprochenen »Viel Glück, Dr. Dupree« davonmachte.

Unterdessen hatte sich Jasons Pager so oft gemeldet, dass er ihn nicht länger ignorieren konnte. »Die Boeing-Leute«, sagte er. »Man muss ihre PPUs bewundern, ohne die wären sie bestimmt längst trübsinnig geworden. Findest du allein zur Rezeption zurück? Sally wartet dort auf dich, meine persönliche Assistentin, sie wird dir ein Zimmer besorgen. Wir können uns später noch unterhalten. Tyler, es ist wirklich schön, dich wiederzusehen!«

Noch ein Händeschütteln, seltsam kraftlos, und dann eilte er davon, immer noch mit der Neigung nach links, sodass ich mich nicht mehr fragte, ob er krank war, sondern wie krank er war und wie viel schlimmer es noch werden würde.