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«Der Chef persönlich!«rief sie ironisch, als sie mein Gesicht erblickte.»Was verschafft mir die Ehre?«

«Eine Grippe«, sagte ich knapp.»Guten Morgen, Marigold.«

Sie linste hinter mich auf die leeren Beifahrersitze.»Haben Sie keinen Helfer mitgebracht? Ihre Sekretärin sagte, Sie kämen zu zweit.«

«Er muß heute fahren. Tut mir leid.«

Sie schnalzte gereizt mit der Zunge.»Die Hälfte meiner Pfleger hat sich erkältet. Es ist zum Auswachsen.«

Ich sprang aus dem Fahrerhaus und ließ die beiden Rampen herunter, während sie murrend zusah, eine drahtige Gestalt in Steppjacke und Strickmütze, die Nase blau vor Kälte. Sie ziehe nach Pixhill, hatte sie der Rennsportpresse erzählt, weil es dort wärmer für die Pferde sei.

Sie hatte die Reihenfolge, in der ihr Lot reisen sollte, auf einer Liste festgehalten. Ihre dezimierte Pflegertruppe führte die Pferde über die Rampen in den Transporter hinauf, und ich klappte die Zwischenwände um sie herum, bis die ersten neun untergebracht waren.

Marigold — Mrs. English, wie die Pfleger sie nannten — forcierte das Verladen mit derben Zwischenrufen und allgemeiner Ungeduld. Ich hätte zu gern gewußt, wie Dave es immer schaffte, den Pferden Vertrauen einzuflößen, während er sie die Rampe hochführte: Marigolds Methode bestand eher darin, sie hinaufzuscheuchen, so daß ich einige zitternd und verstört in ihre Boxen sperren mußte.

Sie hatte beschlossen, mir nach Pixhill vorauszufahren, um die Pferde auf dem neuen Hof in Empfang zu nehmen. Vier ihrer Pfleger fuhren bei mir im Fahrerhaus mit, alle offenbar begeistert über den Umzug, gespannt auf das Pixhiller Nachtleben, das sie sich nach den immerkühlen Winden von Stonehenge ziemlich heiß vorstellten.

Ihr neuer Hof war ein alter in Pixhill, jetzt modernisiert und erweitert. Seine ersten neun Bewohner klapperten die Rampen hinunter und wurden von Marigold anhand der Liste lautstark in ihr neues Zuhause dirigiert. Ich schaufelte den Mist in Mistsäcke, die ihre Pfleger mir gaben, und brachte den Wagen für die zweite Tour in Schuß.

Erfreut teilte Marigold mir mit, da ich die Arbeit selber machte, brauche sie ja nicht den ganzen Tag mit hin- und herzufahren und aufzupassen, sondern könne mir die nächste Fuhre allein anvertrauen. Sie gab mir die Liste. Ich dankte ihr. Sie sah mich freundlich an. Ich dachte frohlockend, daß ich sie bis zum Abend als feste Kundin in der Tasche haben würde.

Mit solchen ersprießlichen Gedanken brach ich wieder in Richtung Salisbury auf und wurde durch einen Anruf von Jogger aus meiner Selbstzufriedenheit gerissen.

«Ahoi, Käpt’n«, sagte er fröhlich,»wir haben noch so ein paar Ufos.«

«Jogger… ich verstehe nur Bahnhof.«

«Anhängsel«, sagte er hilfsbereit.»Napfschnecken. Die so am Rumpf von Schiffen kleben.«

«Wo sind Sie gerade?«fragte ich.

«In Ihrem Büro.«

«Ist jemand bei Ihnen?«

«Astreine Leitung, was? Möchten Sie mit Wachtmeister Smith sprechen? Der ist gerade hier.«»Augenblick«, sagte ich.»Reden Sie von dem, was ich vermute? Meinen Sie mit Ufos… unbekannte fahrende Objekte?«

«Genau.«

«Wie die Geldkassette?«

«Ähnlich, aber nicht gleich. «Jogger schwieg und ließ mich ein Grollen der vertrauten Stimme von Sandy Smith hören.»Wachtmeister Smith«, sagte Jogger,»möchte wissen, wann Sie zurückkommen. Er sagt, gegen diesen Toten lag ein Haftbefehl vor.«

Kapitel 3

Ich sprach mit Sandy.

«Was für ein Haftbefehl? Weswegen?«

«Betrug. Ungedeckte Schecks. Unbezahlte Hotelrechnungen. Vorwiegend Kleinigkeiten, wie es scheint. Die Polizei von Nottingham hat ihn gesucht.«

«Zu spät«, sagte ich.

«Hatten Sie ihn vorher schon mal gesehen, Freddie?«

«Nicht daß ich wüßte.«

«Er hat ein paar Buchmacher geprellt.«

Ich wies darauf hin, daß Leute, die vergaßen, Buchmacher zu bezahlen, nicht unbedingt meine besten Freunde waren.

«Nein«, stimmte Sandy zu,»aber er muß doch was mit Rennsport zu tun gehabt haben, wenn er einen Pferdetransportfahrer fragt, ob er ihn mitnimmt.«

«Dave sagt, er hat zuerst einen Tankwagenfahrer angesprochen. Vielleicht hatte er was mit Öl zu tun.«

«Sehr witzig.«

«Lassen Sie mich den Obduktionsbefund wissen, ja?«

«Na gut, aber ich glaub nicht, daß ich den heute schon kriege.«

«Egal«, sagte ich.»Schauen Sie mal wieder auf ein Glas rein.«

Das machte er gern, da ich ihn manchmal über merkwürdige Vorgänge am Ort aufklärte, die mir suspekt wa-

ren. Andererseits mußte ich das, was sich auf den Unterseiten meiner Transporter abspielte, erst noch besser durchschauen, ehe ich Sandy, wenn überhaupt, davon erzählte.

Ich sprach noch einmal kurz mit Jogger und bat ihn, mich unbedingt anzurufen, wenn er aus Surrey zurückkam.

«Trense und Kandare.«

Seufzend hörte ich, wie er auflegte, und traf wieder auf Marigolds altem Hof ein, bevor der Groschen fiel. Trense und Kandare. Zweierlei Gebiß.

Gewiß.

Den größten Teil der Strecke dachte ich allerdings über Ufos nach und fragte mich, was sich da tun ließ. Aus der Überlegung, daß es vielleicht nützlich wäre, Kontakte für eine mögliche Beratung zu knüpfen, ohne gleich die Katze aus dem Sack zu lassen, fuhr ich den Transporter auf einen Parkplatz und suchte die Nummer des Jockey-Clubs am Londoner Portman Square in meinem Adreßbuch. Ich wählte sie und verlangte den Chef des Sicherheitsdienstes.

Jeder, der beruflich im Rennsport tätig war, kannte Patrick Venables dem Namen nach, und die meisten kannten ihn vom Sehen. Missetäter wünschten, sie würden ihn nicht kennen. Da alles, was ich mir bisher hatte zuschulden kommen lassen, seiner Aufmerksamkeit entgangen war, ich also hoffen durfte, von ihm für glaubwürdig gehalten zu werden, konnte ich mich getrost an ihn wenden, wenn ich Hilfe brauchte.

Glücklicherweise war er in seinem Büro. Ich fragte ihn, ob er zufällig am nächsten Tag zum Pferderennen nach Sandown komme.

«Ja, aber ich fahre auch heute nachmittag hin«, sagte er.

«Wenn es eilt, kommen Sie heute.«

Ich erklärte die Sache mit der Grippe und der Fahrerknappheit.»Aber morgen kann ich einen Transport nach Sandown fahren«, sagte ich.

«Gut. Dann also vor der Waage.«

«Vielen Dank.«

Ich nahm die Fahrt wieder auf, lud die vorgesehenen Pferde ein, fuhr sie und die beiden Pfleger zu Marigold. Sie sagte mir lautstark, bei neun Pferden hätte ich mehr als zwei Pfleger mitnehmen sollen, und ich erklärte, daß ihr Futtermeister gesagt hatte, nur zwei, es sei ihm noch einer krank geworden und er fühle sich auch selbst nicht allzu wohl.

«So ein verdammter Kerl«, kreischte sie.

«Gegen einen Virus ist man machtlos«, sagte ich beschwichtigend.

«Ich muß heute alle Pferde hierherkriegen«, schrie sie.

«Ja, das schaffen wir schon.«

Ich kehrte den Transporter aus, lächelte beruhigend, klappte die Rampen hoch und fuhr die dritte Etappe der Pendeltour. Siebenundzwanzig sind’s bereits, dachte ich, als ich die dritte Ladung von der Rampe in ihr neues Zuhause trappeln sah; blieben eigentlich nur noch zwei Fahrten, obwohl der Futtermeister dunkel angedeutet hatte, Mrs. English habe nicht richtig gezählt, sie habe ihr eigenes Reitpferd und zwei ungerittene Zweijährige übersehen.

Die Höfe lagen ungefähr dreißig Meilen voneinander entfernt, und mit dem Ein- und Ausladen brauchte ich für jede Etappe zwei Stunden. Als es dunkel wurde, gegen sieben, waren bis auf die nicht Mitgezählten alle unter Dach und Fach, und Marigold sah ausnahmsweise müde aus. Ihr Futtermeister hatte der Grippe nachgegeben und sich ins Bett gelegt, und mir selbst taten sämtliche Knochen weh. Als ich vorschlug, den Rest zeitig am nächsten Morgen zu erledigen, willigte die Trainerin ergeben ein. Ich küßte sie zögernd auf die Wange, eine Vertraulichkeit, die ich mir normalerweise nicht gestattet hätte, und zu meiner größten Verwunderung füllten ihre Augen sich mit Tränen, worüber sie indigniert den Kopf schüttelte.