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«Es war ein langer Tag«, meinte ich.

«Ein Tag, den ich herbeigewünscht und auf den ich seit Jahren hingearbeitet habe.«

«Dann freut es mich, daß alles gutgegangen ist.«

Sie war einsam, erkannte ich überrascht, die harte Schale ein beherztes Ausspielen der Karten, die das Leben ihr zugeteilt hatte. Ich wußte auch, daß ich mir tatsächlich ihre künftigen Aufträge gesichert hatte, und war froh, daß ich die Pendeltour selbst hatte machen müssen.

Während sie mit wieder erstarkender Stimme die neuen Ställe abging, fuhr ich den Neuner zum Bauernhof hinüber, hielt an der Zapfsäule und füllte das Bordbuch und mein Fahrtenbuch aus. Ich hatte den Tag über mehrmals mit Isobel telefoniert und dabei erfahren, daß Jericho Rich persönlich zu ihr ins Büro gekommen war, um einen Blick auf die Daten zu werfen. Frechheit, dachte ich. Und von Harve hatte ich gehört, daß alle Aufträge nach Plan gegangen seien, mit Ausnahme der beiden Zuchtstuten von Jogger, die auf dem Weg nach Surrey zu fohlen angefangen hatten, so daß Jogger, der Mechaniker, unfreiwillig zum Geburtshelfer geworden war.

Jogger wiederum hatte mir den Zwischenfall mit atemloser Empörung geschildert, denn der Futtermeister am Bestimmungsort hatte sich geweigert, die Stute aus dem Transporter zu holen, ehe der Geburtsvorgang abgeschlos-sen war, wodurch Joggers Rückfahrt nach Pixhill sich um zwei Stunden verzögerte. Jogger hatte offenbar noch nie gesehen, wie ein Fohlen geboren wurde; er fand es lehrreich, aber auch abstoßend:»Wußten Sie, daß die Stute das ganze Zeug frißt? Hab mich bald bekotzt.«

«Denken Sie nicht mehr daran«, riet ich ihm.»Sagen Sie mir, unter welchen Transportern Kuckuckseier gewesen sind.«

«Was? Oh. an dem von Phil und an dem, den Dave fährt, das ist normalerweise Pats Transporter. Aber bis ich sie da gefunden hatte, waren die meisten Wagen schon weg. Es könnten also noch mehr sein.«

Er hatte sich fröhlich angehört, aber sein Geschäft stand ja auch nicht auf dem Spiel. Bis ich die Fahrten eingetragen, die Tanks gefüllt und den Neuner in die Ecke gebracht hatte, wo wir die Wagen immer reinigten, war er noch nicht wieder zurück.

Unter der starken Hofbeleuchtung spritzte ich den Neuner ab und putzte die Fenster mit dem Gummischrubber, keine große Sache, da es den ganzen Tag trocken gewesen war. Das Waschwasser im Hof, mit Druckluft durch eine Pumpe getrieben, kam wie forcierter Sprühregen heraus — wirkungsvoller und sparsamer als ein einfacher Schlauch.

Das Innere beanspruchte mehr Zeit, denn fünfundvierzig Pferde und eine Staffel von Pflegern hatten trotz des Aus-fegens zwischendurch ihre Spuren hinterlassen, und ich war hundemüde, als ich den Boden mit Desinfektionsmittel geputzt und die Trennwände für morgen zurechtgeklappt hatte.

Das Fahrerhaus selbst war ein Saustall, übersät mit zerknüllten Sandwichtüten, garniert mit Stricken, Zügeln und anderen gebrauchten Utensilien, die in die Banktruhe gehörten.

Ich klappte die Truhe auf und stopfte das ganze Zeug wieder hinein. Selbst in der Truhe hatten die Pfleger ihre Essensreste deponiert. Ich fischte eine kleine Papiertragetüte heraus und legte zwei frisch zusammengefaltete Pferdedecken an ihre Stelle. Als ich den Deckel schloß, bemerkte ich wieder den Fleck vom Abend vorher auf dem Sitz und fragte mich, wie ich ihn loswerden sollte, ohne gleich das ganze Ding neu zu bespannen. Zwar hatte sich von den Pflegern, die den Tag über darauf gesessen hatten, keiner beschwert, aber sie hatten ja auch nichts von Kevin Keith Ogdens letzter Fahrt gewußt.

Ein wenig schief lächelnd fegte ich die Abfälle in den Sack, den ich dafür bereitgelegt, den die Pfleger aber beharrlich ignoriert hatten. Die kleine Tragetüte wäre ebenfalls in den Sack gewandert, doch sie war auffallend schwer, und ich sah, daß sie eine Thermosflasche und ein Päckchen unaufgegessene Sandwiches enthielt. Gähnend nahm ich mir vor, sie am Morgen Marigolds Pflegern zukommen zu lassen, ob ich die letzte Tour nun selbst besorgte oder nicht.

Schließlich fuhr ich den Transporter auf seinen gewohnten Standplatz, schloß alles ab, warf den Müllsack in unseren Container, nahm die Tüte mit der Thermosflasche mit ins Büro und gab meinen Fahrtnachweis in Isobels Computer ein. Danach saß ich eine Weile vor dem Bildschirm, rief die Aufträge für den nächsten Tag ab, um zu sehen, ob wir genug Fahrer hatten, und hoffte, daß bis zum Morgen keiner mehr krank wurde.

Ich rief Jogger an, um herauszufinden, wo er war. Zehn Minuten vor der Kneipe, sagte er. Die Kneipe, Joggers eigentliches Zuhause, war das Pub, in dem er abends mit seinen Freunden trank. Zehn Minuten bis zur Kneipe hieß etwa zwölf bis zum Hof.

«Halten Sie unterwegs nicht an«, sagte ich.

Während ich auf ihn wartete, ging ich die Tagesdaten im Computer durch, das heißt alles, was eingegeben worden war, bevor Isobel und Rose um vier Schluß gemacht hatten. Nur eine einzige kleine Störung schien aufgetreten zu sein, nämlich daß Michael Watermeads Stuten mit anderthalb Stunden Verspätung nach Newmarket abgegangen waren.

«Laut Nigel«, teilte mir der Bildschirm mit,»sind die Pfleger aus Newmarket erst um halb elf aufgetaucht. Tessa hatte den Wagen gestern telefonisch für neun Uhr bestellt. Nigel ist um elf mit den Stuten los. Ankunft in Newmarket 13.30 Uhr. Abfahrt von Newmarket 14.30 Uhr.«

Nigel sei ohne Zwischenfälle zurückgekommen, hatte Harve gesagt, und sein Transporter stand sauber und startklar am gewohnten Platz.

Da die erwähnte Tessa Michael Watermeads Tochter war, würden wegen des Versehens keine Köpfe rollen; terminlichen Wirrwarr gab es ohnehin immer wieder. Wenn nichts Schlimmeres passiert war, hatten wir einen nahezu perfekten Arbeitstag erlebt.

Isobels letzter Eintrag lautete:»Mr. Rich ist persönlich vorbeigekommen, um unsere Daten über seinen Umzug zu kontrollieren. Ich habe ihn in allen Punkten zufriedengestellt.«

Joggers Scheinwerfer wischten jetzt durchs Tor, und er hielt an der Zapfanlage. Ich ging zu ihm hinaus und fand ihn noch immer erschüttert von den blutigen Tatsachen der Geburt. Ich selbst hatte schon die Geburt mehrerer Fohlen und anderer Tiere miterlebt, aber wie mir dabei einfiel, noch nicht die eines menschlichen Babys. Wäre das eine traumatischere Erfahrung gewesen? Mein einziges Kind, eine Tochter, war in meiner Abwesenheit von einem Mädchen geboren worden, das einen anderen Mann von der

Vaterschaft überzeugt und ihn rasch geheiratet hatte. Ich sah sie zwar manchmal, zusammen mit ihren beiden darauffolgenden Kindern, hegte aber wenig väterliche Gefühle und wußte, daß ich nie versuchen würde, die Wahrheit nachzuweisen.

Jogger tankte voll, fuhr auf den Waschplatz und machte sich murrend ans Reinigen. In der Annahme, das Werk werde unvollendet bleiben, wenn ich ihn unterbrach, wartete ich mit der entscheidenden Frage, bis er fertig war.

«Wo genau sitzen denn diese Ufos?«

«Im Dunkeln sieht man die nicht«, sagte er schniefend.

«Jogger.«

«Ja, gut, also man kann die schon am hellichten Tag kaum sehen«- er wischte sich mit dem Handrücken über die Nase —»oder wollen Sie mal mit dem Rollbrett und ’ner Taschenlampe druntergehen?«

«Nein.«

«Dachte ich mir doch.«

«Erzählen Sie mal einfach.«

Er ging mit mir die Reihe entlang und zeigte mit dem Finger.

«Phils Transporter. Ich hatte ihn an der Grube. Da sitzt ein röhrenförmiger Behälter auf dem hinteren Tank, in der Lücke zwischen Tank und Aufbau. Er wird von der Seite des Transporters verdeckt, und man sieht ihn auch von vorn und hinten nicht, wenn man so unter das Chassis schaut. Ziemlich saubere Arbeit.«

Ich runzelte die Stirn.»Was kann man da reintun?«