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«Was kann das bloß sein?«fragte sie ungefähr zum vierten Mal, und ich konnte lediglich sagen, daß ich es herausfinden würde.

Mit einem Papiertuch wischte ich die milchigen Flüssigkeitsreste von einem der Röhrchen. In das Glas waren ein paar Ziffern eingraviert, die zunächst Erwartungen weckten, aber lediglich das Volumen des Gefäßes angaben, 10 cc.

Ich hielt das Röhrchen ans Licht und kippte es vor und zurück. Der Inhalt war durchsichtig und flüssig, aber dik-ker als Wasser.

«Wollen Sie es nicht aufmachen?«fragte Isobel gespannt.

Ich schüttelte den Kopf.»Vorerst nicht. «Ich legte das Röhrchen wieder auf den Teller und schob das Tablett weg, als wäre es unwichtig.»Gehen wir wieder an die Arbeit, und was mit dem Zeug passiert, entscheide ich später.«

Während sie nach und nach das Interesse an dem Tablett verlor, beendeten wir meine von Hand skizzierte Wochenübersicht, und Isobel nahm den Plan mit in ihr Büro, um ihn in den Computer einzugeben.

Nach kaum fünf Minuten stand sie frustriert wieder an meiner Tür, schon im Mantel, da sie Feierabend hatte.

«Was ist los?«fragte ich.

«Der Computer ist völlig hinüber. Ich komme überhaupt nicht klar damit, und Rose auch nicht. Können Sie den Servicemann bestellen?«

«Okay«, sagte ich und streckte die Hand nach dem Telefonbuch aus.»Danke für alles und tschüs bis morgen.«

Ehe ich die Nummer fand, fiel mein Blick auf das Tablett mit den Glasröhrchen, und anstatt den Computermann anzurufen, rief ich meine Schwester an.

Kapitel 5

Sie war wie üblich schwer zu finden. Ich hinterließ Nachrichten für sie im gesamten Physikalischen Institut der Edinburgher Universität, im dortigen Sekretariat, in den angegliederten Forschungslabors und einem Observatorium, und ich versuchte es mit dem Privatanschluß der Frau des Dekans, lauter Nummern, die von früheren Fahndungen übriggeblieben waren. Ohne Erfolg.

Warten bis sie nach Hause kam war nutzlos, da sie ihre ganze Zeit hinter verschlossenen Türen in Konferenzen und Ausschußsitzungen verbrachte, und um sie morgens in den unregelmäßigen fünf Minuten zwischen Aufstehen und Weggehen zu erwischen, brauchte man einen sechsten Sinn.»Bitte richten Sie ihr aus, sie soll Freddie anrufen«; nach sechs Versuchen gab ich es auf und probierte die Computerleute zu erreichen, die nur etwa ein Dutzend Meilen entfernt saßen.

Diese Bemühung endete mit dem Kein-Anschluß-Geläut und einer Tonbandstimme, die mir ruhig versicherte, daß der Anschluß abgeschaltet worden sei. Ein zweiter Anlauf brachte das gleiche Ergebnis. Gereizt rief ich meinen Friseur an, dessen Laden vier Häuser neben dem EDV-Geschäft lag, und fragte, was los sei.

«Die sind letzte Woche über Nacht abgehauen«, erzählte er mir unbekümmert.»Getürmt. Einfach ausgeflogen. Haben alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Wir haben hier alle zu kämpfen, seit sie uns auf Teufel

komm raus die Miete erhöht haben, und es sollte mich nicht wundern, wenn der Schuhladen als nächstes verschwindet.«

«Verdammt«, sagte ich.

«Tut mir leid, Partner.«

Ich blätterte ein wenig im Branchenverzeichnis und sicherte mir das wackelige Versprechen eines Unbekannten, er werde mich» auf die Liste setzen«.»Morgen kann ich nicht kommen, tut mir leid, ausgeschlossen.«

Seufzend blätterte ich noch einmal in den Gelben Seiten, da ich sie schon zur Hand hatte, telefonierte in den Buchhandlungen herum und fand endlich eine, die ein Reimlexikon am Lager hatte; ihr letztes, hieß es, aber sie würden es mir zurücklegen.

Als ich dann auflegte, klingelte sofort das Telefon. Ich nahm den Hörer wieder ab und sagte hoffnungsvolclass="underline" »Liz-

zy?«

«Eine Freundin erwartet, ja?«zog Sandy Smith mich auf.

«Kann ich leider nicht mit dienen.«

«Meine Schwester.«

«Na klar.«

«Was kann ich für Sie tun?«

«Andersrum«, sagte er.»Ich wollte Ihnen doch Bescheid geben wegen Ihrem Anhalter. Die Obduktion war jetzt, und er ist an einem Herzschlag gestorben. Myokardinfarkt. Pumpe ging nicht mehr. Die Gerichtsverhandlung ist für Dienstag angesetzt. Eine Sache von einer halben Stunde, Identitätsnachweis und so. Dr. Farways Befund. Kann sein, daß Ihr Fahrer gebraucht wird, dieser Brett.«

«Der hat aufgehört. Tut’s nicht auch Dave?«

«Ach ja, denke ich schon. «Nicht seine Entscheidung, wenn ich recht verstand.

«Danke, Sandy«, sagte ich herzlich.»Was ist mit Jog-ger?«

«Das liegt ein bißchen anders. «Er klang plötzlich vorsichtig.

«Sein Befund ist noch nicht da. Soviel ich weiß, haben sie ihn noch nicht aufgeschnitten. Die haben montags immer viel zu tun.«

«Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie was hören?«

«Kann ich nicht versprechen.«

«Na ja, tun Sie Ihr Bestes.«

Er sagte zweifelnd, das werde er, und ich fragte mich, ob meine beiden Besucher in Zivil ihn dazu gebracht hatten, in mir einen Gegenspieler zu sehen. Aber immerhin hatte er mit Kevin Keith Ogden Wort gehalten, und vielleicht blieb unsere lange Bekanntschaft eine hinreichend stabile Brücke.

Ich saß eine Zeitlang und dachte an alles, was in den vergangenen fünf Tagen geschehen war, bis schließlich wieder das Telefon klingelte, und diesmal war es tatsächlich meine Schwester.

«Wen hast du eigentlich nicht behelligt?«wollte sie wissen.

«Eine wahre Flut von Bitten, dich anzurufen, ist über mich hereingebrochen. Also, was gibt’s?«

«Zuerst mal, wo bist du und wie geht es dir?«

«Du hast diese ganzen SOS-Rufe doch wohl nicht losgelassen, damit wir hier gemütlich einen plaudern?«

«Äh, nein. Aber falls wir unterbrochen werden — wo bist du?«

Sie gab eine Nummer durch, die ich der Liste hinzufügte.»Bei Professor Quipp privat«, sagte sie knapp.

Ich fragte mich, ob alle außer mir gewußt hatten, wo sie zu finden war. Sie hatte mehrere Liebhaber gehabt, fast alle mit Bart, alles Akademiker, nicht immer Wissenschaftler. Professor Quipp hörte sich wie der neueste an. Ich beging jedoch nicht den Fehler, eine nicht zurücknehmbare Vermutung laut auszusprechen.

«Also«, sagte ich zögernd,»ich wollte fragen, ob du wohl etwas für mich analysieren lassen könntest. Im chemischen Institut vielleicht.«

«Und was?«

«Eine unbekannte Flüssigkeit in einem 10-Kubikzentimeter-Glas.«

«Ist das dein Ernst?«Sie klang, als hielte sie mich für verrückt.

«Was ist das denn? Wo hast du’s her?«

«Wüßte ich, was es ist, brauchte ich es ja nicht rauszufinden.«

«Ach, Brüderchen. «Auf einmal hörte sie sich freundlicher an.

«Dann erzähl mal.«

Ich erzählte ihr von der in einem meiner Transporter gefundenen Tragetüte und den sechs Röhrchen in der Thermosflasche.

«Es sind eine ganze Menge komischer Sachen passiert«, sagte ich.»Ich möchte wissen, was mein Pferdetransporter befördert hat, und von dir abgesehen wäre der einzige, den ich fragen könnte, der hiesige Tierarzt oder aber der Jok-key-Club. Der Jockey-Club bekommt von mir ein oder zwei Röhrchen, aber ich möchte die Antwort selbst kennen, und wenn ich das Ganze aus der Hand gebe, es einer Behörde anvertraue, habe ich keine Kontrolle mehr darüber.«

Sie wußte genau, wie es war, die Kontrolle etwa über Forschungsergebnisse zu verlieren. Das war ihr einmal passiert, und es fuchste sie noch jetzt.

«Ich dachte«, fuhr ich fort,»daß du bestimmt jemanden mit einem Gas-Chromatograph kennst oder wie das heißt, und das Zeug privat für mich untersuchen lassen könntest.«