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«Sämtliche Scheiben am Haus zerdeppert.«

Nachher in der Kneipe, wie Jogger gesagt hätte, würde es heißen, sie hätten mich bei Nacht und Nebel auf der Fähre von Portsmouth nach Le Havre über Bord geworfen und mein Auto durchs Wohnzimmerfenster in die gute Stube gejagt.

Isobel und Rose erschienen und klagten erneut über den kaputten Computer. Ich dachte an das noch viel kaputtere Terminal in meinem Wohnzimmer und erinnerte mich dunkel, daß heute jemand kommen wollte, um nach der Anlage zu sehen. Isobel und Rose nahmen die Schutzhüllen von den längst verdrängten alten Schreibmaschinen und schauten unsäglich leidend drein.

Ich rief die Zentralstelle an, bei der meine Kreditkartennummern registriert waren, und bat sie, schleunigst meine Konten zu sperren, und ich telefonierte mit der Versicherung, die sagte, sie werde einen Vordruck schicken. Würden sie freundlicherweise einen Mann schicken, hakte ich ein, oder natürlich eine Frau, damit er oder sie sich vom Totalverlust meines Wagens und vieler Teile meines Hausrats überzeugen könne? Eine Kopie des Polizeiberichts tue es wahrscheinlich auch, sagten sie.

Danach saß ich und lauschte meinen Kopfschmerzen, während Harve weiter die Arbeit des Tages organisierte. Aziz mit seiner Vitalität für zwei kam ins Büro und fragte, ob er mir irgendwelche Gänge abnehmen könne. Ich fand es aufmerksam von ihm, zumal er ganz zwanglos daherkam und ich kein Eigeninteresse bei ihm erkennen konnte.

«Harve sagt, er hat heute keine Fahrt für mich«, sagte er.»Ich soll Sie fragen, ob ich Wartungsarbeit machen soll, da Sie ja Ihren Mechaniker verloren haben. Er sagte, zwei Transporter brauchen einen Ölwechsel.«

«Wär schon ganz gut. «Ich nahm die Schlüssel für den Geräteraum aus dem Schreibtisch und gab sie ihm.»Da finden Sie alles Nötige. Holen Sie sich bei Isobel eine Checkliste und geben Sie ihr die dann ausgefüllt mit Ihrer Unterschrift zurück.«

«Okay.«

«Und, Aziz. «Meinem schmerzenden Kopf kam eine heilsame Idee.»Würden Sie vielleicht meinen Fourtrak nehmen und meine Schwester nach Heathrow bringen, damit sie den Flug nach Edinburgh bekommt?«

«Gern«, sagte er bereitwillig.

«Um elf bei mir zu Hause.«»Punkt elf«, stimmte er zu.

Während Aziz den Transporter von Lewis zum Ölwechsel in die Scheune fuhr und die anderen allmählich zu ihren Touren aufbrachen, fuhr ich nach Hause, um Lizzie adieu zu sagen und sie um Verständnis dafür zu bitten, daß ich sie von Aziz fahren ließ.

«Deine Gehirnerschütterung ist schlimmer, als du zugeben willst«, warf sie mir vor.»Du solltest im Bett sein und dich ausruhen.«

«Mindestens.«

Sie schüttelte in schwesterlicher Mißbilligung den Kopf und strich mir mit der Hand über den Rücken, die Geste, die sie immer benutzt hatte, um zwei kleinen Brüdern, denen Küssen zu mädchenhaft war, ihre Zuneigung zu zeigen.

«Paß auf dich auf«, sagte sie.

«M-hm. Du auch.«

Das Telefon klingelte: Isobels erregte Stimme.»Der Computermann ist da«, sagte sie.»Er sagt, jemand hat unsere Programme mit einem Virus zerstört.«

Kapitel 8

Der Computermann, so um die Zwanzig, mit langen dunkelblonden Haaren, durch die er alle paar Sekunden geziert die Finger gleiten ließ, hatte den Versuch, unsere Hardware wiederzubeleben, schon aufgegeben, als ich zurück ins Büro kam.

«Was für ein Virus?«fragte ich, als ich an Isobels Schreibtisch stehenblieb, und fühlte mich über die Maßen heimgesucht. Wir hatten die Grippe, wir hatten Ufos, wir hatten Leichen, wir hatten Vandalen, wir hatten Gehirnerschütterung. Ein Virus im Computer konnte das Faß zum Überlaufen bringen.

«All unsere Daten«, klagte Isobel.

«Und unsere Buchhaltung«, fiel Rose ein.

«Es empfiehlt sich, Sicherungskopien anzufertigen«, sagte ihnen der Computermann mit gespieltem Bedauern, während sein unverstelltes junges Gesicht voll Verachtung war.»Immer Sicherungskopien machen, meine Damen.«

«Was für ein Virus?«fragte ich nochmals.

Er zuckte die Achseln und steckte mich mit in die Dummbeutelschublade.»Vielleicht Michelangelo… Michelangelo wird am 6. März aktiviert, und er ist noch ziemlich verbreitet, aber das wissen Sie sicher.«

«Vielleicht hab ich’s vergessen. Erklären Sie bitte.«

Er erklärte es mir wie einem geistig Zurückgebliebenen.»Der 6. März ist Michelangelos Geburtstag. Wenn der Vi-

rus in Ihrem Computer schlummert und Sie schalten Ihren Computer am 6. März ein, wird der Virus aktiviert.«

«M-hm. Nun, der 6. März war vergangenen Sonntag. Niemand hat am Sonntag den Computer bedient.«

Isobels große Augen wurden noch größer.»Das stimmt.«

«Michelangelo ist ein Bootsektor-Virus«, sagte der Fachmann und erklärte es uns verständnislos Blickenden mit Engelsgeduld.»Es genügt, wenn man das Gerät einschaltet — die Maschine hochfährt. Einfach einschalten, ein oder zwei Minuten warten und wieder aus. Das Hochfahren nennt man Booten. Alle Daten auf der Festplatte werden durch Michelangelo sofort gelöscht, und Sie erhalten die Meldung FATAL DISK ERROR. Das ist mit Ihrem Rechner passiert. Die Daten sind hin. Die bekommen Sie nicht wieder.«

Entsetzt und verzweifelt, vom Gewissen gepeinigt, starrte Isobel mich an.»Ich weiß, Sie haben uns gesagt, wir sollten Sicherungskopien machen. Sie haben es uns immer wieder gesagt. Es tut mir schrecklich leid. Es tut mir ja so leid.«

«Sie hätten darauf bestehen sollen«, sagte Rose zu mir.»Ich meine, Sie hätten uns zwingen sollen.«

«Sie scheinen noch nicht mal beunruhigt zu sein«, sagte Isobel.

Ich wandte mich an den Computermann.»Würde der Virus auch auf Sicherheitskopien aktiviert werden?«

«Sehr wahrscheinlich.«

«Wir haben doch sowieso kaum welche«, jammerte Iso-bel.

Wir hatten zufällig komplette Kopien von allem, was die Sekretärinnen bis einschließlich vorigen Donnerstag in den Computer eingegeben hatten. Ich wußte, daß ihnen das tägliche Anlegen der Sicherungskopien etwas lästig gefallen war. Manchmal hatten sie es tagelang hinausgeschoben. Ich hatte sie immer und immer wieder daran erinnert, nur ja die Kopien zu machen, und wußte, daß sie sich von mir unnötig getriezt fühlten. Der Computer schien auf ewig zuverlässig. Schließlich war ich dazu übergegangen, die täglichen Kopien auf dem Terminal in meinem Wohnzimmer selbst anzufertigen und die Disketten in meinem Safe zu verwahren. Wenn du willst, daß etwas richtig gemacht wird, hatte meine Mutter immer gesagt, dann mach es selbst.

Jetzt im Augenblick war an die Kopien, obwohl sie existierten, wegen der mit der Axt behauenen Safekombination nicht heranzukommen.

Ich hätte sie alle hinsichtlich unserer Daten beruhigen können und würde es normalerweise auch getan haben. Mißtrauen hielt mich davon ab. Ein Mißtrauen, das ich nicht festmachen konnte. Aber es war mir ein zu sonderbarer Zufall, daß das Computersystem ausgerechnet jetzt zusammenbrach.

«Es trifft nicht nur Sie«, sagte der Computermann.»Ärzten, Anwälten, allen möglichen Firmen wurden die Daten gelöscht. Einer Frau ist ein ganzes Buch verlorengegangen, an dem sie gearbeitet hat. Und dabei kostet es keinen Pfennig, Kopien anzulegen.«

«Ach je. «Isobel war den Tränen nahe.

«Was ist denn eigentlich ein Virus?«fragte Rose unglücklich.

«Ein Programm, das dem Computer befiehlt, alles, was in ihm gespeichert ist, durcheinanderzuwerfen oder zu löschen. «Er erwärmte sich für sein Thema.»Es sind mindestens dreitausend Viren in Umlauf. Berühmt ist Jerusalem II, der an jedem Freitag, den 13., aktiv wird, ein besonders übler Geselle. Der hat schon viel Ärger gebracht.«