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Ich fragte überrascht:»Meinen Sie Tessa und Ed?«

«Ja.«

«Die sind noch minderjährig«, sagte Sandy wichtigtuerisch.

«Die sind noch keine achtzehn.«

Der Wirt fühlte sich etwas gekränkt.»Ich gebe ihnen nur Alkoholfreies. Die beiden trinken Diätcola. «Er warf mir einen verschmitzten Blick zu.»Sie mag diesen Nigel auch. Ihren Fahrer.«

«Ermutigt er sie?«fragte ich.

Der Wirt lachte.»Er ermutigt alles, was Titten hat.«

«Sie kriegen Ärger, wenn Sie sie bedienen und kein Erwachsener dabei ist«, sagte Sandy.

«Sie hat gesagt, Nigel zahlt.«

«Sie bekommen Ärger«, wiederholte Sandy.

«Die waren doch nicht lange da«, verteidigte sich der Wirt.

«Als Sie kamen, waren die wahrscheinlich schon weg. «Er schniefte.»Wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch nicht, daß die Pferdepfleger alle schon achtzehn sind.«

«Sehen Sie sich vor«, warnte Sandy.»Sie können ganz schnell Ihre Lizenz los sein.«»Um welche Zeit war Jogger denn abgefüllt?«fragte ich.

«Betrunkenen gebe ich nichts«, sagte der Wirt scheinheilig. Sandy schnaubte.

«Um welche Zeit«, formulierte ich die Frage neu,»hat Jogger denn angefangen, von Kuckuckseiern, kleinen grünen Männern und Ufos zu reden?«

«Er war hier von sechs Uhr an, bis Sandy ihn heimgefahren hat«, sagte der Wirt.

«Und der Bierverbrauch? Wieviel Halbe pro Stunde?«

«Mindestens zwei«, sagte Sandy.»Jogger konnte schlucken wie ein Weltmeister.«

«Er war nicht voll«, beharrte der Wirt.»Vielleicht nicht mehr fahrtüchtig, aber noch nicht voll.«

«Leicht angeschlagen«, sagte Sandy.»Von den Kuk-kuckseiern hat er schon geschwafelt, bevor ich so um acht hierherkam. Und dauernd fing er an, von einem Hut zu erzählen, den voriges Jahr im Sommer ein Pferd aufgehabt hat.«

«Wieso?«fragte mich der Wirt.»Wen interessiert das?«

«Ja«, sagte Sandy,»und was hat Jogger gemeint?«

«Das weiß der Himmel.«

«Jogger weiß es im Himmel. «Der Wirt freute sich über seinen Geistesblitz.»Habt ihr das gehört? Jogger weiß es im Himmel!«

«Sehr gut«, sagte Sandy mit schwerer Stimme.

«Ist sonst noch was passiert?«fragte ich.»Wer hat ihm das Werkzeug aus dem Wagen gestohlen?«

Der Wirt sagte, er habe keine Ahnung.

«Dave hat Jogger gesagt, er soll still sein«, erinnerte sich Sandy.

«Was?«»Jogger ging ihm auf die Nerven. Aber statt den Mund zu halten, hat Jogger bloß gelacht, da ist Dave die Hand ausgerutscht.«

Der Wirt nickte.»Er hat Joggers Glas umgeworfen.«

«Er hat Jogger geschlagen?«sagte ich erstaunt. Jogger mit seiner eigentümlichen Beinarbeit war von Natur aus reaktionsschnell.

«Er hat ihn verfehlt«, sagte Sandy.»Um Jogger zu erwischen, muß man früher aufstehen.«

Alle horchten wir schweigend auf das, was er gerade gesagt hatte.

«Gut dann…«, sagte Sandy und raffte sich auf.»Zeit, daß ich mich wieder zum Dienst melde. Bleiben Sie noch, Freddie?«

«Nein.«

Ich folgte ihm nach draußen und überließ die Gedenkurkunde dem Wirt, der sie rahmen und an die Wand hängen wollte.

«Diese Tessa«, meinte Sandy, seine Dienstmütze aufsetzend,»die ist ein Wildfang. Nicht übermütig, das meine ich nicht. Ich meine vielmehr, na ja, kriminell angehaucht. Sollte mich nicht wundern, wenn sie mal mit dem Gesetz in Konflikt gerät.«

Ich fand zwar, daß er übertrieb, nahm seine Einschätzung aber ernst. Wie jeder Schutzmann auf dem Land, verbrachte er sein Lebtag mit jugendlichen Straftätern, aber er verstand sich besonders gut auf die Vorbeugung, im Gegensatz zur Vergeltung.»Sie könnten Michael Wa-termead nicht vielleicht mal darauf hinweisen?«fragte er.

«Schlecht.«

«Versuchen Sie es«, sagte er.»Ersparen Sie Mrs. Watermead Tränen.«

Seine gewählte Ausdrucksweise verblüffte mich.»Okay«, sagte ich.

«Gut.«

«Sandy.«

Er blieb stehen.»Ja?«

«Wenn jemand Jogger umgebracht hat… wenn er nicht bloß gestürzt ist… dann fangen Sie den Kerl!«

Er hörte das Engagement in meiner Stimme.»Und den Kerl, der Sie nach Southampton verschleppt hat? Den Kerl, der Ihr Auto und Ihre Einrichtung zertrümmert hat und den kleinen Flieger Ihrer Schwester?«

«Nach Möglichkeit.«

«Aber Sie trauen meinen Kollegen nicht. Sie unterstützen sie nicht.«

«Wenn sie mich als Verbündeten statt als Verdächtigen behandeln würden, kämen wir besser miteinander aus.«

«Die sind nun mal so.«

Wir schauten uns friedlich an, bis zu einem gewissen Grad alte Freunde. Er und ich allein hätten bei jeder Ermittlung zusammengearbeitet. Da aber seine Kollegen hier zuständig waren, wuchs die berufsbedingte Abgrenzung zwischen uns empor wie Drachenzähne. Zwischen die Fronten gestellt, würde er treu zu den gegnerischen Gräben halten, auch wenn er mir vielleicht heimliche Blinkzeichen zukommen ließ. Damit mußte ich mich zufriedengeben. Und er auch.

Ich fuhr mit Joggers altem Lieferwagen zum Bauernhof zurück und parkte ihn wieder neben der Scheune. Die Hecktür war noch unverschlossen, und im Innern war noch immer nichts als rötlichgrauer Staub. Ich ließ die Finger durch den Staub gleiten und schaute sie mir an, keineswegs beglückt über das, was ich sah. Mit dem bloßen Auge betrachtet, sahen die rötlichen Teilchen zwischen den grauen verdächtig nach Rost aus.

Ich wischte den Staub ab, ging in die Scheune und schaute mir den Fußboden an, besonders um den Rand der Schmiergrube. Da war reichlich Fett und überhaupt viel Schmutz. Natürlich würde auch Rost dabeisein. Stahl und Feuchtigkeit ergaben Eisenoxyd. Rost war zu erwarten.

Trotzdem ging ich in Gedanken Joggers verschollenes Werkzeug durch; das alte Rollbrett, die scharfe Axt, die Schraubenschlüssel aller Art, die Kabelrollen… und den Montierhebel. Ein alter, robuster Montierhebel, so lang wie ein Arm. Eisenhaltiges Metall, eine offene Einladung an den Rost.

Ich ging wieder in mein Büro und wußte nicht, ob das flaue Gefühl in meiner Magengegend eher von dem Schlag auf meinen Kopf kam oder von der Vorstellung, wie Jogger ein rostiges Montiereisen ins Genick bekam.

Um Jogger zu erwischen, muß man früh aufstehen.

Er war gegen Mittag am hellichten Tag gestorben.

Es mußte ein Unfall gewesen sein. Ich wollte nicht, daß er bloß gestorben war, weil er bei mir gearbeitet hatte. Mit Angriffen gegen mich selbst wurde ich fertig. Aber ich wollte nicht die Schuld am Tod eines anderen tragen.

Aziz kam von Heathrow zurück, und seine ununterdrückbar gute Laune ließ ihn sogar noch pfiffig lächeln, als er mir sein Mitgefühl wegen des Jaguars aussprach.

«Es kann nicht leicht gewesen sein, einen Wagen mit dem Tempo in einen Hubschrauber zu jagen. Nicht auf dem flachen Land. Da riskiert man seinen Hals.«

«Das ist kein Trost«, hob ich hervor.

«Ich habe mir den Schaden kurz angesehen«, sagte er strahlend.»Ich würde sagen, das Gaspedal war mit einem Ziegelstein festgeklemmt.«»Einem Ziegelstein? Ich habe keine Ziegelsteine.«

«Und wie kommt dann ein Ziegelstein dahin?«

Ich schüttelte den Kopf.

«Dafür muß man aber schon wendig sein«, sagte er.»Es bleiben einem nur Sekunden zum Aussteigen, wenn man erst mal genug Tempo draufhat.«

«Der Wagen hat Automatik«, sagte ich nachdenklich.»Er fährt — fuhr — langsam an, wenn man nicht schaltete.«

Er nickte glücklich.»Hübsches kleines Problem.«

«Und wie würden Sie es lösen?«

Darüber hatte er schon nachgedacht, denn er antwortete ohne Zögern.»Zuerst würde ich mal das Fahrerfenster runterdrehen. Ich hätte einen Stock, an den ein Ziegelstein gebunden ist, und den würde ich durchs Fenster stecken. Ich würde mich ans Steuer setzen, den Motor anlassen, den Gang einlegen, bei Schleichtempo wieder aussteigen und die Tür schließen, dann würde ich durchs Fenster den Ziegelstein aufs Gas drücken und wegspringen, bevor es knallt. «Er grinste.»Wohlgemerkt, dazu braucht man Nerven. Und man muß ein ganzes Stück von dem Helikopter entfernt starten, damit er schnell genug wird, um so wüst einzuschlagen. Zum Schluß müßte man rennen.«