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«Ein was?«

«Einen Killer. Leider hatten wir die Schutzimpfung versäumt.«

«Wovon redest du eigentlich?«

Ich erklärte es ihr.

«Unangenehm«, meinte sie.»Melde dich, wenn du sonst noch was brauchst.«

«Werde ich tun. Aziz fand übrigens, du seist eine nette Frau.«

«Das will ich doch hoffen.«

Ich lachte herzlich, legte auf und sah vom Schlafzimmerfenster aus, wie ein schnittiger kleiner Wagen auf meinen Parkplatz fuhr und beim Anblick der Jaguar-und-Robinson-Umarmung mit einem Ruck stehenblieb.

Als mein Besuch dann ausstieg und auf die Trümmer starrte, sah ich zu meiner Freude, daß es Maudie Watermead war; blond, zierlich, endlos lange Beine in blauen Jeans.

Ich riß das Fenster auf und rief von oben herunter.

«Hallo«, rief sie zurück.»Darf ich reinkommen?«

«Bin gleich unten.«

Mit ein paar Sätzen sprang ich die Treppe hinunter und machte ihr die Tür auf.

Ich küßte sie auf die Wange und sagte:»Du bist wohl nicht gekommen, um mit mir ins Bett zu steigen?«

«Sicher nicht.«

«Dann laß uns was trinken.«

Sie nahm die weniger dramatische Einladung als selbstverständlich hin und folgte mir ins Haus. Der Zustand des Wohnzimmers verschlug ihr die Sprache.

«Mensch«, sagte sie atemlos.»Ganz Pixhill hat davon gehört, aber wo dachte ich… ich meine.«

«Die Gründlichkeit«, sagte ich trocken,»ist beeindruk-kend.«

«O Freddie!«Sie klang wirklich mitfühlend und drückte mich an sich. Zu keusch allerdings.»Und dein toller Wagen…«Sie bückte sich und hob eines der zerhackten Fotos auf, einen alten Schnappschuß von einem mächtigen Sprung über den Chair bei der Grand National, und es regnete Glassplitter.»Wie erträgst du das?«

«Trockenen Auges«, sagte ich.

Sie sah mich von der Seite an.»Immer noch zäh wie Leder.«

Was hieß zäh, fragte ich mich. Gefühllos? Ich fühlte schon.

«Ich kam mit dem Computerjungen ins Gespräch«, sagte Maudie.»Er hat das alles hier beschrieben. Er meinte, wenn ihm das einer angetan hätte, würde er den selbst mit der Axt bearbeiten.«»M-hm. Man muß sich aber den Richtigen vornehmen, und er hat nicht sein Autogramm hinterlassen. «In meinem Hinterkopf blitzte ein Licht auf. Es hatte etwas mit Autogrammen, mit Unterschriften zu tun. Das Licht verschwand.»Was trinkst du?«fragte ich.»Es steht Champagner im Kühlschrank.«

«Wenn dir wirklich danach ist«, meinte sie zweifelnd.

«Warum nicht?«

Also gingen wir in die Küche, setzten uns an den Tisch dort und tranken aus meinen besten Gläsern, alle noch unversehrt in einem Geschirrschrank.

«Michael war wütend wegen unseres Computers. Der Wunderknabe, der ihn wieder hingekriegt hat, sagte uns, der Virus hätte da seit höchstens vier Wochen geschlummert. Betsy verwendet seit vier Wochen neue Disketten für die Sicherungskopien. Da war der Virus drauf, aber nicht auf den Kopien, die sie vorher gemacht hat. Also, sagt der ED V-Mann, hatten wir damals den Virus noch nicht.«

Ich dachte darüber nach.»Dann hat Betsy die alten Sicherungskopien in letzter Zeit nicht benutzt?«

«Nein. Kein Bedarf. Ich meine, die Kopien braucht man doch nur, wenn der ganze Computer abstürzt, oder?«

«Ja.«

«Der Wunderknabe sagt, es schwirren Hunderte von diesen verdammten Viren herum. Michael ist drauf und dran, wieder zu Pergament und Federkiel zurückzukehren.«

«Kann man ihm nicht verdenken.«

«Betsy sagt, Isobel hat ihr erzählt, daß ihr bei euch in der Firma gar keine Sicherungskopien angelegt habt.«

«Man lernt nie aus.«

«Aber was machst du denn jetzt?«»Ach«, sagte ich,»Pergament und Federkiel rausholen, wie es aussieht. Ich meine, die Daten und Zahlen aus dem Rechner sind ja alle noch auf Papier da. Rose behält von den Rechnungen, die sie verschickt, immer eine Zweitschrift. Für alle Wareneingänge haben wir Lieferscheine. Und die Fahrtenbücher existieren auch noch.«

«Ja, aber was für eine Mordsarbeit.«

«Ärgerlich«, gab ich zu.

«Wieso knurrst du nicht und fletschst die Zähne?«

«Das nützt doch nichts.«

Sie seufzte.»Du bist erstaunlich, Freddie, wirklich wahr.«

«Aber ich bekomme nicht, was ich will.«

Sie wußte, was ich meinte. Sie wurde beinah rot, sagte dann, viel zu bestimmt» M-m «und trank ihren Champagner.»Ich wollte mal hören, ob ich dir irgendwie helfen kann«, fuhr sie fort und setzte, bevor ich etwas sagen konnte, schnell hinzu:»Und nicht auf die Art, sei nicht blöd.«

«Schade.«

«Michael sagte, ich soll dich für Sonntag zum Essen einladende

«Sag Michael, ich nehme dankend an.«

Sagen Sie Michael, hatte Sandy gesagt, daß seine Tochter Tessa das Zeug hat, kriminell zu werden. Ich schaute auf Maudies hohe Wangenknochen, ihre blonden Augenbrauen, ihren herrlichen Mund; dachte an ihre Vernunft und ihr großes Herz. Wie konnte man einer solchen Mutter oder einem solchen Vater raten, ein wachsames Auge auf ihre Tochter zu haben? Vielleicht hätte eine krittelige Tante das fertiggebracht, ich konnte es jedenfalls nicht.

Ich hatte weder das Recht dazu noch die Neigung, und sie würden mir nicht glauben und mir ihre geschätzte

Freundschaft entziehen. Auch wenn ich es insgeheim für möglich hielt, daß Sandy richtig lag — es würde mein Geheimnis bleiben. Allerdings konnte ich Maudie auf weniger nebulöse Gefahren hinweisen.

Ich sagte zögernd:»Hast du meinen Fahrer Nigel mal kennengelernt?«

Sie zog die blonden Brauen hoch.»Wir haben fast immer Lewis.«

«Ja. Aber… ehm, Nigel ist ein knackiger Typ, finden meine Sekretärinnen, und, ehm.«

«Nun mal raus damit«, drängte Maudie.

«Ich dachte nur… du solltest vielleicht zusehen, daß er Tessa nicht zu nahe kommt.«

«Tessa! O Gott. Ich dachte, sie sei auf Lewis scharf. Sie tuschelt immer mit Lewis herum.«

«Der Kneipenwirt hat mir gesagt, daß Nigel neulich abends Tessa und Ed was zu trinken spendiert hat. Da ist zwar bestimmt nichts dabei, aber vielleicht solltest du es wissen.«

«Kinderkram!«Sie schien grundsätzlich unbesorgt.»Coca-Cola in der Kneipe!«Sie lachte.»Als ich jung war, sind die Eltern ausgeklinkt, wenn es >meine Nadel oder deine?< hieß.«

Ich füllte ihr Glas nach. Sie runzelte die Stirn, nicht wegen des Champagners, sondern weil ihr plötzlich etwas einfiel, und sagte nachdenklich:»Du hast uns diesen Nigel letzte Woche mal geschickt, damit er die verdammten Gäule von Jericho Rich nach Newmarket schafft, oder?«

«Ja. Am Freitag. Aber ich teile ihn nicht mehr für euch ein.«

«Betsy hat mir das erzählt. Er kam zu früh oder so, und Tessa ist zu ihm ins Führerhaus und hat gesagt, sie will mitfahren, aber Michael hat sie gesehen und gesagt, sie darf nicht.«

Diese Version der Geschichte klang viel wahrscheinlicher als die, die ich von Isobel gehört hatte, daß nämlich Nigel es mit Hinweis auf mein Anhalterverbot brav abgelehnt habe, sie mitzunehmen.

Maudie sagte:»Michael wunderte sich, daß sie Jerichos Pferde begleiten wollte, wo sie den Mann doch angeblich nicht ausstehen kann, aber wenn sie Nigel begleiten wollte, wird eher ein Schuh draus. Meinst du wirklich, wir könnten da ein Problem haben?«

«Er ist unverheiratet und hat sehr starke Pheromone, wie man hört.«

«Was für eine Ausdrucksweise. «Sie war belustigt.»Ich werde die Augen offenhalten. Vielen Dank.«

«Ich petze nicht gern.«

«Tessa kann ganz schön schwierig sein manchmal. «Sie schaute etwas geknickt, aber auch nachsichtig drein.»Siebzehn ist wohl ein rebellisches Alter.«

«Hast du rebelliert?«fragte ich.

«Eigentlich nicht. Müßte ich nein sagen. Und du?«

«Ich war zu sehr mit Reiten beschäftigt.«

«Und der Erfolg? Du wohnst heute noch im Haus deines Vaters. «Sie nahm mich ein wenig auf die Schippe.»Du bist noch nicht mal von zu Hause weg.«