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«Sagen Sie, wir schicken sofort noch einen Wagen.«

«Aber… fahren Sie den selbst? Alle anderen sind weg.«

«Ich mache das«, sagte Nina.

«Ach ja. ’tschuldigung… ja, natürlich. «Isobel eilte hinein und kam bald darauf wieder, um die Fahrt zu bestätigen, wobei sie amüsiert hinzufügte:»Mr. Usher bemüht sich jetzt verzweifelt, seinen zweiten Jockey zu erreichen.«

«Suchen Sie eine gute Straßenkarte für Nina, ja?«bat ich sie.

«Markieren Sie die Rennbahn. «Und zu Nina gewandt:»Ich begleite Sie bis zu Benjy. Kommen Sie dann allein zurecht?«

«Klar. Welcher Transporter?«

Wir sahen uns die übriggebliebenen an.»Den von Pat«, sagte ich und wies auf einen Vierer.»Damit sind Sie auch am ersten Tag gefahren. Ich glaub zwar nicht, daß es eine Rolle spielt, aber denken Sie dran, da ist ein Kuckucksei drunter.«

«Ich halte auf jeden Fall die Augen offen. «Sie lächelte.»Was für ein unglaublicher Trainer, der seine Starter vergißt!«

«So unglaublich auch wieder nicht. Trainer machen haarsträubende Fehler — manchmal nennen sie das falsche Pferd, selbst bei großen Rennen, und andere vergessen sie völlig. Benjy ist zwar überspannt, aber er ist nicht der einzige, der sich durch Spätzündungen auszeichnet. Viele Trainer neigen zum plötzlichen Sinneswandel, besonders wenn die Uhr schon angefangen hat zu schlagen. Macht das Leben interessanter.«

«Wenn sie damit glücklich sind.«

Ich ging die Karte mit ihr durch, markierte deutlich die Strecke, überzeugte mich, daß sie die richtigen Papiere dabeihatte, und fuhr ihr zu Benjys Stall voraus, der nicht gerade leicht zu finden war.

Benjy lehnte aus einem Fenster im ersten Stock, als wir ankamen, überschüttete seine glücklosen Pfleger mit Schimpfworten und Maßregeln und begrüßte mich persönlich mit:»Daß mir Ihr Fahrer nicht ohne die Rennfarben abdüst.«

Nina half den Pflegern beim Verladen der beiden aufgeregten jungen Hürdler, die auf die allgemeine Hektik mit Zittern und Augenrollen reagierten. Nina, sah ich, hatte von Natur aus eine ebenso starke beruhigende Wirkung wie Dave, so daß die nervösen Tiere sich auch ohne Scheuklappen und ohne Anwendung roher Gewalt schließlich brav die Rampe hinaufführen ließen. Benjy hörte auf zu meckern. Nina und der Futtermeister klappten die Rampe hoch, die Rennfarben wurden eingeladen, ein paar zapplige Pfleger schwangen sich zur Begleitung ihrer Schützlinge auf die Beifahrersitze, und der Zirkus war startbereit.

Nina lachte mir durchs Fenster zu.»Die sagen, vor uns in Lewis’ Transporter sitzt ein neuer Reisefuttermeister, der nicht weiß, daß die zwei Pferde hier noch kommen. Er muß sie anmelden und satteln. Was für ein Trara.«

«Rufen Sie Isobel an, sie soll es Lewis durchgeben«, sagte ich.

«Okay, Chef.«

Sie fuhr gutgelaunt los, und ich bedauerte plötzlich, daß sie nur vorübergehend dabei war. Überaus fähig und umgänglich, diese Nina Young.

Benjy zog sich vom Fenster zurück und schloß es wie eine abgehende Figur aus Jeffrey Bernard ist krank. Ich dachte schon, er käme jeden Augenblick zur Tür heraus, aber als das nicht geschah, setzte ich mich in den Fourtrak, um nach Hause zu fahren.

Ein Stück weiter unten auf der Straße verlangsamte ich wegen eines vor mir herlaufenden Mannes, der ein Pferd am Halfter führte, ein nicht eben ungewöhnlicher Anblick in Pixhill. Das Pferd tänzelte hin und her, während sein Begleiter immer wieder am Führzügel riß, und zwar so heftig, daß das Tier nur noch stärker ausscherte. Ich überholte die beiden vorsichtig, hielt ein paar Meter weiter vorn und ging ihnen entgegen.

«Kann ich Ihnen behilflich sein?«fragte ich.

«Nein. «Er war schroff, wenn nicht regelrecht unhöflich. Jung, grob, aggressiv.

Ich erkannte mit gelinder Bestürzung, daß das ungebärdige Pferd mein alter Freund Peterman war, denn sein Name stand gut lesbar auf dem Halfter.

«Soll ich ihn Ihnen mal abnehmen?«fragte ich.»Ich kenne ihn.«

«Nicht nötig. Kümmern Sie sich um Ihren Scheiß.«

Ich zuckte die Achseln, ging zurück zu dem Fourtrak, setzte mich hinein und beobachtete die beiden auf ihrem ungleichmäßigen und potentiell gefährlichen Kurs. Als sie an mir vorbeikamen, reckte der Pfleger mir jäh zwei Finger entgegen wie die Hörner eines Stiers.

Dummkopf, dachte ich bei mir. Ich sah zu, wie er ein ganzes Stück weiter vorn nach rechts abbog, auf den Weg zu Marigold English. Langsam fuhr ich bis zur Abzweigung hinterher und blieb auf der Landstraße stehen, paßte aber auf, bis Pferd und Mann von der Nebenstraße abbogen und den Hof von Marigold English erreichten. Wenigstens war der alte Peterman heil in seinem neuen Zuhause angekommen, dachte ich, und ich würde mich noch bei Marigold erkundigen, ob es ihm auch wirklich gutging.

Als ich bei mir zu Hause ankam, schien dort ein ziemlicher Wagenpark aus dem Boden gewachsen zu sein. Rings um den Jaguar und den Robinson 22 drängten sich von allen Seiten Autos, und ihre Fahrer bildeten plaudernde Grüppchen. Sowie sie mich erblickten, wollten sich alle gleichzeitig vorstellen.

«He«, protestierte ich,»wer war denn zuerst hier?«

Nach dieser einfachen Rangordnung ließ der Verein sich unterteilen in diverse Versicherungsassessoren, Flugsicherungsleute, ein Transportunternehmen, das die Möglichkeit einer Überführung des Hubschraubers nach Schottland prüfte, einen Vertreter, der hoffte, ich würde einen neuen Jaguar bestellen, und den Mann, der den Tresor öffnen sollte.

Ihn nahm ich schleunigst mit ins Haus, auch wenn er offenbar als letzter auf der Bildfläche erschienen war. Er sah sich die Hackerei an, kratzte sich am Kopf, fragte, ob etwas Zerbrechliches im Innern sei (ja, sagte ich, Disketten), und meinte, das sei ein Fall für den Bohrer.

«Bitte bohren Sie«, sagte ich.

Die übrigen Männer draußen hatten Notizbücher gezückt und erörterten die Mechanik von Stock und Ziegelstein auf Gaspedal. Keinesfalls unmöglich, kamen sie überein. Der Hubschraubertransporteur fragte, ob Sprit in den Tanks sei. Nicht viel, sagte ich ihm. Meine Schwester hatte erwähnt, daß sie in Oxford auftanken müsse. Insgesamt faßten die Tanks etwa 130 Liter, hatte sie gesagt, aber damit war sie bereits von Carlisle hierhergeflogen. Der Transporteur ließ sich über technische Möglichkeiten aus, den Dreiblattrotor zu zerlegen, und ich mußte passen.

Der Mann vom Flugsicherungsdienst holte einen Brief von Lizzie hervor und bat mich, ihn zu lesen und zu bestätigen. Weder sie noch ich hatten die Kollision mitangesehen, schrieb sie. Ich bestätigte es.

Die Gutachter ihrer und meiner Versicherung sagten übereinstimmend, sie hätten so etwas noch nie gesehen, zumindest nicht direkt vor jemandes Haustür. Sie hatten Sandys Bericht gelesen. Sie baten mich, verschiedene Formulare zu unterschreiben. Ich unterschrieb.

Der Jaguarvertreter erzählte mir vom Jaguar XJ 220. Hergestellt in Bloxham bei Banbury, sagte er. Nur 350 Stück gebaut, zum Einzelpreis von 480000 Pfund.

«Einzelpreis?«wiederholte ich.»480000 Pfund das Stück?«

Wollte ich einen bestellen?

«Nein«, sagte ich.

«In Ordnung. Sie sind auch schon alle verkauft.«

Ich fragte mich, ob ich wachte oder träumte und ob meine Gehirnerschütterung doch schlimmer war als angenommen.

«Eigentlich«, sagte der Vertreter,»wollte ich nur sehen, ob Ihr XJS noch zu retten ist.«

«Und was meinen Sie?«

Er schüttelte den Kopf und blickte bedauernd auf das von außen unbeschädigte weiße Heck meines Prachtstücks.»Vielleicht kann ich Ihnen so einen noch mal besorgen. Dasselbe Baujahr. Einen gebrauchten, per Inserat. Die werden aber auch noch gebaut. Ich könnte Ihnen einen neuen liefern.«