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Lewis hatte seinen Transporter schon gewaschen und stellte ihn gerade an seinen Stammplatz. Harve und Phil waren noch nicht aus Wolverhampton zurück, aber die Zuchtstutentruppe war bis auf den nach Irland gegangenen Neuner von Aziz wieder eingetroffen.

Lewis warf sein ausgefülltes Fahrtenbuch in den Briefkasten am Büro und teilte mir kurz mit, daß er die beiden Pferde wohlbehalten zu Mr. Usher zurückgebracht habe und daß er Ushers Reisefuttermeister beim Satteln seiner sämtlichen Starter habe helfen müssen, da seine Pfleger alle nichts taugten und Nina gesagt habe, sie sei dafür nicht angezogen. Wenn ich es recht verstand, war Nina in seiner Achtung gesunken, weil sie ihn so schuften ließ. Da nützte auch der Beifall nichts, dachte ich belustigt, den sie am Morgen seinem Baby gespendet hatte.

Nina fuhr auf den Waschplatz und machte sich an die Arbeit mit dem Schlauch. Betrachtete man ihre alten Jeans, den schlichten Pulli und das straff zurückgekämmte Haar mit den einzelnen unfügsamen Strähnen, so konnte man verstehen, daß sie sich nicht öffentlich zeigen wollte, ganz abgesehen davon, daß jemand aus der Pferdewelt sie erkennen und erstaunte Fragen hätte stellen können.

Lewis fuhr nach Hause. Ich ging zu Nina und erbot mich, den Transporter für sie zu waschen, wenn sie im Gegenzug etwas für mich erledigte. Sie willigte erleichtert ein, sagte aber:»Was ist, wenn Harve kommt?«

«Ich laß mir was einfallen.«

«Okay. Was soll ich machen?«

«Holen Sie das neue Rollbrett aus der Scheune und sehen Sie unter allen Wagen nach, ob Behälter an den Tanks sind.«

Sie war erstaunt.»Ich denke, Jogger hat nachgesehen, und es waren nur drei.«

«Genaugenommen«, sagte ich,»hat er mir nur von dreien was gesagt. Ich bin mir nicht sicher, ob er unter allen Wagen nachgeschaut hat. Es ist nur zur Kontrolle.«

«Na gut«, meinte sie.»Möchten Sie das nicht selber machen?«

«Nicht unbedingt.«

Sie warf mir einen neugierigen Blick zu, sagte aber nichts, sondern holte das Rollbrett aus der Scheune und ging systematisch die Reihe durch. Ich reinigte den Transporter fertig, innen wie außen, und fuhr ihn auf seinen Standplatz, um mich anschließend an der Bürotür wieder mit ihr zu treffen.

«Also«, sagte sie und klopfte sich Schmutz von den Ellbogen,»es ist noch einer da, und zwar unter Lewis’ Transporter, aber er ist leer wie die anderen auch. Lewis! Dann waren wir heute also mit zwei versteckten Behältern in Lingfield — aber ich bin die ganze Zeit bei den Wagen geblieben, zur Empörung von Lewis, obwohl er dem Futtermeister ganz gut allein beim Satteln helfen konnte. Die brauchten mich eigentlich nicht, aber jetzt bin ich schlecht bei ihm angeschrieben. «Sie nahm es gelassen.»Niemand ist an die Wagen rangekommen, das schwöre ich. Niemand hat sich auch nur im geringsten für ihre Fahrgestelle interessiert.«

Ich dachte zurück.»Lewis’ Wagen war unterwegs nach Frankreich, als Jogger die Behälter Nummer zwei und drei fand. Lewis fuhr am Freitag los und kam Dienstag früh gegen zwei zurück.«

«Na bitte. Jogger hatte von Lewis’ Transporter nichts gewußt. Er war tot, bevor Lewis zurückkam.«

Harve fuhr in den Hof ein, die Kegel seiner Scheinwerfer hell in der zunehmenden Dunkelheit.

«Soll ich auch bei Harve nachsehen?«fragte Nina.

«Sobald es geht. Und bei allen, die noch ausstehen.«

«Okay. «Sie gähnte erneut.»Fahre ich morgen?«

«Isobel hat Sie wieder für Lingfield eingesetzt.«

«Ach, na ja… wenigstens kenne ich ja jetzt den Weg.«

Ich sagte zerknirscht:»Ich weiß noch nicht mal, wo Sie wohnen. Haben Sie weit zu fahren?«

«Bei Stow-on-the-Wold«, sagte sie.»Eine Stunde mit dem Auto.«

«Das geht ja noch. Hm… wie wär’s, wenn ich Sie irgendwo auf dem Nachhauseweg zum Essen einlade?«

«Ich bin nicht gerade zum Ausgehen angezogen.«

«Und ein Pub?«

«Ja, gut. Schönen Dank.«

Ich ging zu Harve hinüber, um ein Wort mit ihm zu reden, während er auftankte, und er freute sich über einen Sieger, den er nicht nur nach Wolverhampton gebracht, sondern auf den er auch gesetzt hatte. Der Begleiter des Pferdes hatte ihm gesagt, es sei ein sicherer Tip.»Da hat er ausnahmsweise recht gehabt.«

Als seine Tanks voll waren, bat ich ihn, mit ins Büro zu kommen, damit wir uns den Plan für den nächsten Tag ansehen konnten. Er kam sofort mit, und als ich mich umdrehte, sah ich, daß Nina die Gelegenheit nutzte, um das Fahrgestell seines Transporters in Augenschein zu nehmen.

Wir gingen die ziemlich volle Liste durch. Er selbst war für Chepstow eingetragen, eine seiner Lieblingstouren.»Gut«, sagte er. Ich erzählte ihm von den Hürdlern, die Benjy Usher übersehen hatte.»Wie der jemals einen Sieger auf die Beine stellt, ist mir schleierhaft«, meinte er.»Wohlgemerkt, er hat ein Mordsglück. Wer sonst hat im vorigen Sommer drei Rennen erwischt, bei denen sein Pferd allein am Start war? Hier in Pixhill ging doch so ein Bazillus um, wissen Sie noch? Die Classic-Trial-Altersgewichtsrennen sind sowieso bloß auf fünf oder sechs Starter zugeschnitten, und Mr. Usher ist immer scharf darauf, die zu gewinnen. Letztes Jahr hat er die Chester Vase gegen nur zwei Konkurrenten gewonnen. Weiß ich noch, weil ich den Sieger selbst gefahren hab, erinnern Sie sich?«

«Er hat seine Pferde schon immer gern für Rennen mit voraussichtlich sehr wenig Teilnehmern genannt«, stimmte ich zu.»Ich selbst habe mehrere Rennen mit zwei oder drei Pferden für ihn heimgeholt, meistens 3-Meilen-Jagdrennen.«

«Und er läßt die Ärmsten auch auf steinhartem Boden laufen«, fuhr Harve mißbilligend fort.»Ob die dabei lahm gehen, kümmert ihn anscheinend nicht.«

«Sie humpeln auf dem ganzen Weg zur Kasse.«

«Scherzen Sie nur«, wandte Harve ein,»er ist trotzdem ein miserabler Trainer.«

«Nächste Woche sollen wir einen Hengst von ihm aus Italien holen«, erinnerte ich ihn.»Isobel hat die Papiere und die Fähre für Montag bestellt.«»Einen niedergebrochenen Hengst«, sagte Harve abschätzig.

«Ehm.. ja.«:

«Wer fährt?«

«Was schlagen Sie vor? Er möchte Lewis und Dave haben.«

Harve zuckte die Achseln.»Tun wir ihm den Gefallen.«

«Ja, dachte ich auch.«

Auf der anderen Seite des Hofes tauchte Nina nach vollbrachter Inspektion wieder auf und schüttelte unübersehbar den Kopf.

Ich sagte zu Harve:»Erinnern Sie sich an die Kassette, die Jogger unter dem Neuner entdeckt hat? Ist Ihnen was eingefallen, wofür die gewesen sein könnte?«

«Darüber habe ich nicht nachgedacht«, bekannte er offen.

«Jogger hat doch noch zwei gefunden, und alle waren leer. Was immer da drin war, ist Schnee von gestern. «Er klang so unbesorgt wie eh und je.»Armer alter Jogger.«

Da Sandy mir im Vertrauen erzählt hatte, daß man bei der Untersuchung von Joggers Tod jetzt von Mord ausging, sagte ich Harve nichts davon. Es würde früh genug an den Tag kommen. Harve und ich gingen wieder zu seinem Transporter, und er blickte zu Nina hinüber, die gerade in der Scheune verschwand.

«Der Job überfordert sie«, bemerkte er nicht unfreundlich.

«Nach allem, was man hört, ist sie eine gute Fahrerin, aber Nigel sagt, sie ermüdet leicht.«

«Sie hilft ja nur aus«, sagte ich.»Eine Woche noch, wenn sich keiner mehr mit Grippe auf die Nase legt.«

Der zweite Transporter kam aus Wolverhampton zurück. Ich überließ Harve die Aufsicht für den Rest des Tages und hängte mich an Ninas Wagen, als sie Harve zuwinkte und zum Tor hinausfuhr. Nach einer halben Meile hielt sie an, um mir vorzuschlagen, ich solle ihr zu einem Eßlokal folgen, an dem sie täglich vorbeikam, und eine halbe Stunde später fuhren wir auf den dicht belegten Parkplatz eines Restaurants, in dem mehr Wert auf die gute, erschwingliche Küche gelegt wurde als auf den Ausschank.