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«Nein«, sagte ich langsam,»auf keinen Fall.«

«Also, egal, was John Tigwood sagt, dieser Pferdeopa bleibt mir nicht hier. Tut mir sehr leid, Freddie, aber Sie müssen eine andere Weide für ihn suchen.«

«Ja«, sagte ich.»Werde ich tun.«

«Wann?«

Ich dachte an ihren Stall voll hochkarätiger Pferde und daran, wie gern ich sie weiterhin von einem Sieg zum nächsten befördern wollte.

Ich sagte:»Ich bringe ihn zu mir nach Hause. Da ist ein kleiner Garten, wo er vorläufig bleiben kann. Dann komme ich wieder her und hole meinen Wagen. Genehmigt?«

Sie nickte beifällig.»Sie sind in Ordnung, Freddie.«

«Tut mir leid, daß ich Ihnen solche Umstände gemacht habe.«

«Ich hoffe nur, Sie verstehen mich.«

Das konnte ich ihr versichern. Ich fuhr über den Feldweg zu ihrem Stall zurück, wo sie mir einen Führzügel für Peterman gab und mich dann am Arm zu einer Stalltür führte, um mir ihren größten Stolz zu zeigen, den dreijährigen Hengst, der, wenn alles gutging, in den 2000 Guineas und im Derby gegen Michael Watermeads Überflieger, Irkab Alhawa, antreten würde. In ihren Augen schimmerte wie bei Michael die keimende Erregung, die wildwachsende Hoffnung.

«Und Sie kümmern sich«, wiederholte sie,»um Peter-man.«

«Natürlich«, sagte ich. Ich küßte sie auf die Wange. Sie nickte. Ich hätte John Tigwood in der Luft zerreißen können, weil er mich in eine so unangenehme Lage gebracht hatte, aber letztlich war es auch wieder nicht seine Schuld, denn ich selbst hatte Marigold ja ausdrücklich gebeten, Peterman zu nehmen.

Über meine Dummheit seufzend kehrte ich zu der Koppel zurück, legte meinem alten Freund den Zügel an und führte ihn von seiner idyllischen Weide herunter und die Straße entlang zu einem viel kleineren Viereck zerrupften Rasens in dem ummauerten Garten hinter meinem Haus.

«Geh nur nicht an die Osterglocken«, ermahnte ich ihn.

Er sah mich traurig an. Als ich ihm den Führzügel abnahm und wegging, fiel mir auf, daß ihn noch nicht mal das Gras interessierte.

Ich holte meinen Fourtrak bei Marigold ab und fuhr wieder nach Hause. Peterman stand mehr oder weniger noch auf demselben Fleck, ein Bild des Jammers, neben den unangerührten Osterglocken. Wäre es nicht verfehlt, Tieren menschliche Gefühle zuzuschreiben, hätte ich das alte Pferd für deprimiert gehalten. Ich setzte ihm einen Eimer Wasser hin, aber er trank nichts.

Mehrere Gedanken schossen mir durch den Kopf, fast wie ein paar kalte Zylinder, die plötzlich zünden. Ich setzte mich an den Computer in meinem demolierten Zimmer und studierte noch einmal die Bedienungsanleitung für einen neuerlichen Streifzug durch die alten Informationen auf den virusfreien Disketten.

Mir war eingefallen, daß ich bei der Durchsicht der Touren meiner Fahrer versäumt hatte, Jogger aufzurufen. Als ich das jetzt nachholte, gab es wenig her, denn er war sehr selten gefahren; kaum ein halbes dutzendmal im vergangenen Jahr und fast immer an Feiertagen, wenn sich die Rennen im Land knubbelten und wir die letzten Fahrerreserven zusammenkratzen mußten.

Ich rieb mir die Nase, überlegte noch ein wenig und holte die Transporter selbst auf den Bildschirm, Kennzeichen für Kennzeichen.

Jetzt sahen die Tabellen auf dem Monitor ganz anders aus: die gleichen Informationen wie vorher, aber sozusagen von der Seite angestrahlt, wie Marigolds sonst unsichtbare Zecken.

Nach Kennzeichen geordnet, war jeder Transporter jetzt ausführlich dokumentiert, mit Kalenderdaten, Fahrten, Fahrern, Fahrtzweck, Fahrzeit, Meilenstand, Wartungsterminen, Reparaturen, Lizenzen, Verkehrstauglichkeitsbescheinigungen, Leergewicht, Tankinhalt, Kraftstoffverbrauch Tag für Tag.

Nach einiger gedanklicher Anstrengung, ausgiebigem Blättern in der Bedienungsanleitung und zwei, drei Fehl-starts bekam ich als nächstes eine Auflistung sämtlicher von Jogger im vorigen August ausgeführten Reparaturarbeiten. Ich hatte sie chronologisch sortiert und erhielt schlicht das Datum, das Kfz-Kennzeichen und die Bezeichnung der ausgeführten Arbeiten.

Sommertag für Sommertag ging ich diesen einen Monat in Joggers Leben noch einmal durch, und so fand ich ihn, den toten Cousin.

10. August. Das Kennzeichen des Transporters, den normalerweise Phil fuhr. Ölwechsel über der Schmiergru-be. Luftbehälter für die Druckluftbremsen geleert. Kompressor geprüft. Alle Schmiernippel gefüllt. Zum Schluß ein Vermerk, den Isobel an dem Tag eingegeben und vergessen hatte:»Jogger sagt, ein totes Kaninchen ist aus dem Transporter in die Grube gefallen. Von Zecken übersät, sagt er. Auf den Müll geworfen.«

Ich schaute geistesabwesend ins Leere.

Nach einer Weile fing ich von vorn an und rief Phils Daten auf den Bildschirm, um zu sehen, wo er am 10., 9. oder 8. August war.

Phil, so sagte mir mein treuer Gehilfe, hatte den fraglichen Transporter an keinem dieser Tage gefahren. Er hatte einen anderen, älteren Wagen gefahren, den ich, wie mir einfiel, später verkauft hatte.

Zurück ans Reißbrett: zurück zu den Kennzeichen, zu der Beleuchtung von der Seite.

Am 7. August war der Transporter, den jetzt Phil fuhr, mit zwei Startern für Benjy Usher nach Frankreich gefahren. Sie waren am 8. in Cagnes-sur-Mer an der Mittelmeerküste gelaufen und am 9. nach Pixhill zurückgekehrt.

Der Fahrer des Transporters auf dieser Tour war Lewis.

Lewis hatte den Transporter im vorigen Jahr überhaupt meistens gefahren, wenn ich es recht bedachte. Im Herbst hatte ich Lewis dann den funkelnagelneuen Super-Sechser zugeteilt, den ich gekauft hatte, weil der alte mir nicht mehr gut genug war, denn ich wollte, daß die Usher- und Watermead-Pferde mit allem Komfort reisten. Lewis hatte im September ein Pferd von Michael mit dem neuen Super-Sechser nach Doncaster gebracht, wo es das letzte klassische Rennen des Jahres, das Saint Leger, gewann.

Gegen Viertel nach zehn rief ich in Edinburgh an.

«Quipp hier«, sagte eine angenehme Stimme. Englisch, nicht schottisch.

«Ehm… entschuldigen Sie meinen Anruf«, sagte ich,»aber wissen Sie vielleicht, wo ich meine Schwester Lizzie finden könnte?«

Nach einer winzigen Pause sagte er:»Wer sind Sie, Robin oder Freddie?«

«Freddie.«

«Bleiben Sie dran.«

Ich blieb dran und hörte ihn rufen:»Liz, dein Bruder Fred…«:, und dann sagte sie auch schon, einigermaßen erschrocken:»Ist was mit deinem Kopf?«

«Bitte? Nein. Außer daß er ein bißchen langsam und schwach geschaltet hat. Hör mal, ehm… Lizzie, kennst du einen, der was über Zecken weiß?«

«Zecken?«

«Ja. Die kleinen Beißer.«

«Du lieber Himmel.«

Sie sagte Professor Quipp, was ich wollte, und er kam wieder an den Apparat.

«Welche Art von Zecken?«fragte er.

«Das will ich gerade herausfinden. Die Sorte, die Pferde und… ehm, Kaninchen befällt.«

«Haben Sie Exemplare davon?«

«Bei mir im Garten steht ein Pferd, das wahrscheinlich welche hat.«

Nach einer Pause meldete sich Lizzie wieder.»Ich versuche, Quipp klarzumachen, daß du eine Gehirnerschütterung hast.«

«Das war einmal.«

«Und was für ein Pferd steht bei dir im Garten?«

«Peterman. Einer der Veteranen vom vorigen Dienstag. Im Ernst, Lizzie, frag deinen Professor mal, wo ich mich über Zecken informieren kann. In Pixhill stehen zu viele Multimillionenpferde, da darf man nichts anbrennen lassen, wenn Zecken sie krank machen können.«

«Ach, du guter Gott.«

Geschlagene drei Minuten war es still an meinem Ohr, dann sagte Professor Quipp:»Sind Sie noch da?«

«Ja.«

«Ich habe einen Bekannten, der Spezialist für Zecken ist. Er fragt, ob Sie ihm einige Exemplare besorgen können.«

«Meinen Sie jetzt… das Pferd in ein Transportauto laden und nach Edinburgh kommen?«