Выбрать главу

«Es wäre eine Möglichkeit.«

«Das Pferd ist schrecklich alt und tatterig. Lizzie weiß das, sie hat es gesehen. Es würde die Fahrt vielleicht nicht überstehen.«

«Ich rufe Sie zurück«, sagte er.

Ich wartete. Mein Jaguar und Lizzies Hubschrauber standen unbrauchbar auf dem Asphalt. Wunderbar schnelle Transportmittel, außer Betrieb.

Quipp meldete sich schon bald wieder.

«Lizzie sagt, wenn Sie sagen, die Sache drängt, dann drängt sie.«

«Sie drängt.«

«Gut. Dann kommen Sie doch mit dem Flieger her. Wir holen Sie am Edinburgher Flughafen ab. Sagen wir… um eins? Kurz nach eins?«

«Ehm…«:, setzte ich an.

«Natürlich können Sie das Pferd nicht mitbringen«, sagte Quipp,»es genügen ein paar Zecken.«

«Aber ich kann sie eigentlich gar nicht sehen.«

«Ganz normal. Die sind sehr klein. Nehmen Sie Seife.«

Surreal.

«Feuchten Sie ein Stück Seife an, bis es klebrig ist«, sagte er.

«Streichen Sie dem Pferd damit übers Haar. Wenn sich runde braune Tüpfel auf der Seife finden, haben Sie Zek-ken.«

«Sterben die dann nicht?«

«Mein Bekannter meint, eventuell nicht, wenn Sie auf dem Weg hierher keine Zeit verlieren, und vielleicht spielt es auch gar keine Rolle. Ach ja, und bringen Sie eine Blutprobe von dem Pferd mit.«

Ich wollte einwenden, daß es mindestens eine Stunde dauern würde, bis der Tierarzt eintraf, doch die Stimme von Lizzie kam mir zuvor.

«In meinem Badezimmerschrank liegt eine Injektionsnadel«, sagte sie.»Die ist noch aus den Zeiten meiner Wespenallergie, als ich zu Hause gewohnt hab. Ich hab sie neulich gesehen. Die kannst du nehmen.«

«Aber Lizzie.«

«Mach dich an die Arbeit«, befahl sie, und Quipps Stimme sagte:»Wir holen Sie vom Mittagsflugzeug ab. Rufen Sie an, falls Sie später kommen.«

«Ja«, sagte ich benommen und hörte auch schon das Klicken, als am anderen Ende aufgelegt wurde. Ein ganz und gar nicht zerstreuter Professor, sinnierte ich. Er paßte gut zu meiner Schwester.

Was Peterman davon halten würde, wenn ich ihn mit Nadeln piekste, daran wagte ich nicht zu denken. Ich ging hinauf in das kleine rosa und goldene Bad neben Lizzies Zimmer und fand die Injektionsnadel, wie sie gesagt hatte, dort im Spiegelschrank. Es war eine ausdrücklich» zum einmaligen Gebrauch «bestimmte Spritze in einer undurchsichtigen weißen Plastikhülle, und sie sah mir viel zu klein aus für ein Pferd. Da Lizzie aber gesagt hatte, ich solle sie benutzen, nahm ich sie und ein klebrig angefeuchtetes Stück Seife mit nach unten und näherte mich dem alten Knaben im Garten.

Er wirkte vollkommen apathisch. Ich hielt ihn lediglich an der Stirnlocke fest, während ich die an seinem Unterkiefer hervortretende Vene fand und behutsam die Nadel einstach. Sein Kopf hielt still, als habe er nichts gespürt. In meiner Unerfahrenheit brauchte ich sogar beide Hände, um das Blut auf die Spritze zu ziehen, und selbst da blieb er reglos, als schliefe er halb. Die kleine Spritze füllte sich leicht mit der roten Flüssigkeit. Ich zog die Nadel wieder heraus, legte die Spritze weg, nahm den Riegel Seife und führte ihn um Petermans Kopf herum und an seinem Hals entlang. Trotz meiner Skepsis und meiner Zweifel waren nach drei oder vier Wischern ein paar winzige dunkelbraune Pünktchen auf der weichen Oberfläche zu erkennen.

Peterman zuckte weiterhin mit keiner Wimper, als ich meine Trophäen auf ein Nest aus zerknüllten Papiertü-chern in einer Plastikdose aus der Küche bettete und fest den Deckel aufdrückte. Unwillkürlich hob ich die Hand, um den alten Burschen zum Dank zu tätscheln, und hielt mitten in der Bewegung inne. Was, wenn ich dabei seine Zecken auf mich übertrug? Was, wenn ich es schon getan hatte? Spielte es eine Rolle? Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, Gummihandschuhe anzuziehen.

Achselzuckend ließ ich meinen Freund stehen, ohne ihn zu tätscheln, wusch mir die Hände in der Küche, und noch keine fünf Minuten später düste ich auf der Landstraße in Richtung Heathrow.

Unterwegs rief ich Isobel an.

«Sie fahren wohin?« sagte sie.

«Nach Edinburgh. Seien Sie so gut und legen Sie alle Anrufe auf Ihre Leitung, bis ich wiederkomme. Bonus versteht sich.«

«Okay. Wie lange bleiben Sie denn weg?«

«Ein, zwei Tage. Ich rufe Sie zwischendurch an, wir hören voneinander.«

Glücklicherweise hatte ich freie Fahrt zum Flughafen, stellte mich auf den Parkplatz für Kurzaufenthalte und erwischte den letzten Platz im Mittagspendelflug locker ohne Spikes und Rückenwind. Mein einziges Gepäck war die Plastikdose aus der Küche und das Kuvert mit Geld aus dem Safe. Meine Kleidung bestand aus den Jeans und dem Pulli, in denen ich gearbeitet hatte. Alle anderen Fluggäste trugen, wie es schien, große rotweiße Halstücher und sangen lautstark anstößige Lieder.»La Paloma, ohe«, mit den obszönsten Gebärden. Das Leben wurde immer sonderbarer. Ich hielt die Plastikdose auf meinen Knien und verschlief die Stunde in der Luft.

Lizzie wartete am anderen Ende neben einem dunkelhaarigen Mann, der eher wie ein Skilehrer als wie ein Professor für organische Chemie aussah, zumal eine regenbogenfarbene Skijacke, frisch von den Hängen, sein bartlos gutes Aussehen unterstrich.

«Quipp«, stellte er sich vor und streckte die Hand aus.»Sie sind Freddie, nehme ich an.«

Da ich Lizzie gerade mit einem Kuß begrüßte hatte, war die Annahme vertretbar.

«Ich habe ihm gesagt, daß du kommst«, sagte sie.»Er war überzeugt, du könntest es zeitlich nicht schaffen. Ich sagte ihm, daß du mit deinem Jockey-Instinkt schneller über Land jagst als ein Hurrikan.«

«Hurrikane sind über Land eigentlich langsam«, sagte ich.

Quipp lachte.»Eben. Gerade mal 25 Meilen die Stunde im Vorwärtsgang. Stimmt’s?«

«Stimmt«, sagte ich.

«Dann kommen Sie mal. «Er beäugte die Plastikdose.»Sie haben die Ware dabei? Wir fahren gleich zum Labor. Keine Zeit zu verlieren.«

Quipp fuhr seinen Wagen, einen Renault, mit dem Schwung, der seiner Jacke entsprach. Wir hielten vor einer Tür, die aussah wie der Lieferanteneingang einer Privatklinik, und kamen auf einen hellen, nichtssagenden Korridor, der um die Ecke zu einer Schwingtür führte, auf der in schwarzen Lettern auf Milchglas» McPherson-Stiftung «stand.

Quipp stieß die Türflügel auf wie aus alter Gewohnheit, Lizzie und ich hinter ihm, und wir betraten zuerst ein Vestibül, dann einen Raum, dessen Fenster ausschließlich Oberlichter waren.

Von einer Kleiderstange im Vorraum nahm Quipp für jeden von uns einen weißen Laborkittel, den man am Hals zuknöpfte und um die Taille schnürte. Im Labor selbst trafen wir auf einen ebenso gekleideten Mann, der bei unserer Ankunft von einem Mikroskop aufsah und zu Quipp sagte:»Wehe, das bringt nichts, du krummer Hund. Eigentlich wär ich jetzt in Murrayfield beim Rugby-Länderspiel.«

Quipp stellte ihn unerschrocken als Guggenheim, den Wunderling vom Dienst vor.

Guggenheim, der es wie Quipp anscheinend vorzog, nur mit seinem Nachnamen angeredet zu werden, war unüberhörbar Amerikaner und unübersehbar ebenso jung wie der Computerspezialist.

«Stören Sie sich nicht an seiner Jugend«, empfahl Quipp.

«Denken Sie dran, daß Isaac Newton vierundzwanzig war, als er 1666 den binomischen Lehrsatz entdeckt hat.«

«Ich denke dran«, sagte ich trocken.

«Ich bin fünfundzwanzig«, sagte Guggenheim.»Schauen wir mal, was Sie mitgebracht haben.«

Er nahm mir die Plastikdose ab und zog sich an einen der langen Arbeitstische zurück, die zwei Wände des Labors säumten. Ich hatte Zeit, mich umzusehen, hätte aber außer dem Mikroskop wohl keinen einzigen Ausrüstungsgegenstand hier benennen können. Guggenheim bewegte sich in diesem rätselhaften Reich so sicher wie Rubik um die Seiten seines Würfels.

Er war schmächtig gebaut, mit dunkelblondem Kraushaar und dem ruhigen, steten Blick gewohnheitsmäßiger Konzentration. Er beförderte eines der braunen Pünktchen von der Seife auf einen Objektträger und sah es sich kurz unter dem Mikroskop an.