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«Was zu trinken?«schlug ich vor.

«Alkohol bringt doch nichts«, sagte er.

«M-hm.«

Ich schenkte mir einen Whisky ein, und nicht lange, da nahm er mir die Flasche aus der Hand und goß das Glas, das ich ihm hingestellt hatte, halb voll.

«Wahrscheinlich haben Sie recht«, meinte er.»Es hilft unerfüllte Hoffnungen vergessen.«

«Als ich so alt wie Sie war«, sagte ich,»habe ich den Wind geritten. Ziemlich oft.«

Er sah mich über sein Glas hinweg an.»Soll heißen, es gibt noch andere Tage? Sie verstehen nicht.«

«Ich glaube doch. Ich will sehen, ob ich Ihnen noch so ein paar Zecken besorgen kann.«

«Wie denn?«

«Ich werde drüber schlafen.«

Wir fanden in Schrank und Kühlschrank noch etwas zum Abendbrot, und er schlief in Lizzies Zimmer ruhig die Nacht durch.

Am Morgen rief ich John Tigwood an und sagte ihm, daß Peterman tot war.

Tigwoods Stimme, breitspurig wie immer mit ihrer unechten Klangfülle, war jetzt obendrein abwehrend und streitlustig.

«Marigold English hat mir vorgehalten, das Pferd sei krank und habe Zecken. Blödsinn. Ein ausgemachter Blödsinn, das habe ich ihr auch gesagt. Pferde kriegen keine Zecken, die gehen nur an Hunde und Rinder. Ich werde nicht dulden, daß Sie solche bösartigen Gerüchte in die Welt setzen.«

Ich merkte deutlich, daß er um den Fortbestand seiner ganzen Schau fürchtete, wenn niemand mehr seine Pflegefälle in Pension nahm. Keine Sammelbüchsen mehr. Kein wichtigtuerisches Herumwuseln. Er hatte einen ebenso triftigen Grund wie ich, den Mund zu halten.

«Das Pferd ist bei mir zu Hause«, sagte ich.»Wenn Sie wollen, lasse ich den Abdecker kommen.«

«Ja«, stimmte er zu.

«Wie geht’s den anderen alten Pferden?«fragte ich.

«Ausgezeichnet«, sagte er wütend.»Und es ist Ihre Schuld, daß Peterman zu Mrs. English kam. Sie wollte partout kein anderes nehmen.«

Ich murmelte etwas Beschwichtigendes und legte den Hörer auf.

Anzusehen wie sechzehn, kam Guggenheim traurig nach unten und starrte durchs Fenster auf Petermans Kadaver, als wollte er ihn ins zeckenbefallene Leben zurückrufen.

«Es ist wohl besser, ich fahre wieder nach Edinburgh«, sagte er niedergeschlagen,»falls nicht noch andere Pferde krank sind.«

«Das kann ich heute mittag herausfinden. Alles, was es an Klatsch und Tratsch in Pixhill gibt, erfährt man dann bei Michael Watermead.«

Er sagte, wenn es mir recht sei, werde er solange noch bleiben und dann abreisen; er habe laufende Arbeit im Labor, die er nicht vernachlässigen dürfe. Gut, stimmte ich zu; und er könne natürlich sofort wiederkommen, wenn sich etwas Besonderes tue.

Düster sah er zu, wie die Abdecker ihren Wagen am Gartentor in Position brachten und den mageren alten Kadaver mit einer Winde aufluden. Wo man ihn hinbringe, wollte Guggenheim wissen. In die Leimfabrik, sagte ich. Er sah aus, als hätte er es doch lieber nicht gewußt.

Den Zustand meines noch immer chaotischen Wohnzimmers, sagte er, könne er nicht fassen. Auch die Gewalt, mit der der Hubschrauber und das Auto zerstört worden waren, konnte er nicht fassen. Der das ausgebrütet habe, sagte ich ihm, laufe noch irgendwo frei herum, immer noch im Besitz der Axt.

«Ja, haben Sie denn keine… Angst?«fragte er.

«Ich bin vorsichtig«, sagte ich.»Deshalb nehme ich Sie auch nicht mit zu dem Essen. Niemand braucht zu wissen, daß ich einen Forscher — noch dazu einen Zeckenfachmann — kenne. Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel.«

«Natürlich nicht. «Er sah sich in dem zerhauenen Zimmer um und schauderte.

Ich nahm ihn jedoch mit zum Bauernhof und zeigte ihm die Pferdetransporter, deren Größe ihn beeindruckte. Ich erzählte von den Behältern, die wir unter drei Wagen gefunden hatten, und sagte ihm, daß ich annahm, darin seien die Kaninchen mit den Zecken nach England gekommen.

«Dann müßten Luftlöcher in den Behältern sein«, sagte er.

«Sollte man meinen.«

«Haben Sie nicht nachgesehen?«

«Nein.«

Er war erstaunt, aber ich erklärte es nicht. Ich setzte ihn bei mir zu Hause ab, um dann zum Mittagessen zu den Watermeads zu fahren.

Maudie begrüßte mich liebevoll und Michael herzlich. Viele von den üblichen Leuten waren da, die Ushers und Bruce Farway eingeschlossen. Tessa kehrte allen nach Herzenslust den Rücken und flüsterte in Benjys Ohr. Die Kinder waren fort; sie verbrachten das Wochenende bei Susan und Hugh Palmerstone.

«Sie verstehen sich prima mit Cinders«, sagte Maudie.»So ein nettes kleines Mädchen. «Mir wurde klar, daß ich gehofft hatte, Cinders bei den Watermeads wiederzusehen. Denk nicht an sie, sagte ich mir. Aber es ließ sich nicht abstellen.

Ich fragte Michael, ob er schon welche von den alten Pferden aufgenommen hatte.

«Zwei«, sagte er und nickte.»Putzmuntere Opas. Tollen auf meiner hinteren Koppel rum wie Zweijährige.«

Ich stellte Dot die gleiche Frage und bekam eine andere Antwort.

«Benjy sagt, wir können Tigwood ein paar Tage hinhalten. Weiß gar nicht, was in den Dreckstiefel gefahren ist, daß er wirklich auf mich hört.«

«Woran ist das alte Pferd voriges Jahr gestorben?«

«Altersschwäche. Irgendein Fieber. Was liegt daran? Ich kann die nicht um mich haben.«

Der Tierarzt, der meinen greisen Fahrgästen grünes Licht gegeben hatte, war auch da und tauschte Erfahrungen mit Bruce Farway aus.

«Wie geht’s?«: fragte ich sie.»Was machen die Kranken von Pixhill? Irgendwas Interessantes?«

«Ich höre, die Abdecker waren heute morgen bei Ihnen«, bemerkte der Tierarzt.

«Wie ein Lauffeuer«, meinte ich resigniert.»Eins von den alten Pferden ist gestorben.«

«Sie haben mich aber nicht gerufen.«

«Weil ich nicht wußte, daß es so krank war.«

Er nickte.»Sie sind alt. Sie sterben. So geht’s nun mal in der Natur.«

«Hat sonst noch jemand Probleme? Den Virus vom letzten Jahr?«

«Gott sei Dank nicht. Nur mal wieder Sehnen und Zähne.«

«Was hatten Sie letztes Jahr für ein Virus?«fragte Farway.

Der Tierarzt sagte:»Einen nicht spezifizierten Infekt. Die Pferde kriegten Fieber. Ich habe ihnen verschiedene Antibiotika verabreicht, und es ging weg. «Er runzelte die Stirn.»Es war wirklich besorgniserregend, weil die Pferde danach ihren Speed verloren hatten und nicht wieder in Form kamen. Aber Gott sei Dank war es nicht sehr verbreitet.«

«Trotzdem interessant«, meinte Farway.

«Sie werden noch früh genug in die Geschicke Pixhills verwickelt sein«, zog ihn der Tierarzt auf, und Farway wurde ganz verlegen.

Maudies Schwester Lorna kam besitzergreifend an seine Seite, nahm ihn beim Arm und warf mir einen mißbilligenden Blick zu, noch wegen meiner Weigerung neulich, die alten Pferde umsonst zu befördern. Farway, der ihre Meinung über mich teilte, schaute sie liebevoll an.

Ich driftete von ihnen weg, da ich mich wegen der Dinge, die ich herausgefunden hatte, isoliert fühlte, und fragte mich, was ich alles noch nicht wußte.

Ed, Tessas Bruder, stand für sich allein und sah verdrießlich aus. Ich redete ein wenig mit ihm, um ihn aufzumuntern.

«Weißt du noch, wie du vor acht Tagen für Ruhe am Tisch gesorgt hast?«fragte ich ihn.»Mit deiner Andeutung, daß Jericho Rich hinter Tessa her wäre?«

«Es stimmt, was ich gesagt habe«, beharrte er, als müsse er sich rechtfertigen.

«Das bezweifle ich auch nicht.«

«Er hat sie betatscht. Hab ich gesehen. Sie hat ihm ein paar geknallt.«

«Wirklich?«

«Glauben Sie mir nicht? Nie glaubt mir einer. «Das Selbstmitleid packte ihn.»Jericho Rich hat sie beschimpft und gesagt, dafür holt er seine Pferde weg, und Tessa hat gesagt, wenn er das macht, zahlt sie es ihm heim. Das blöde Stück. Wie will sie’s so einem Mann denn heimzahlen? Jedenfalls hat er seine Pferde ja weggeholt, und wo bleibt Tessas Rache? Fehlanzeige natürlich. Und Dad ist noch nicht mal böse auf sie, nur auf mich, weil ich rausgelassen hab, warum Jericho weg ist. Das ist nicht fair.«