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«Na klar«, meinte er obenhin.

Er fuhr seelenruhig zum Tor hinaus. Ich hoffte zu Gott, daß Nina heil zurückkam.

Geschäftlich war es kein besonders ausgefüllter Tag, doch schon vor neun rauschte die Leute von der Kriminalpolizei auf den Hof, übernahmen mit scharfen Augen die Kontrolle und richteten in meinem Büro ein Vernehmungszimmer ein. Solcherart entmachtet, zeigte ich ihnen alles, was sie wollten, stellte ihnen die Kantine zur Verfügung und sah Isobel von einem Besucherstuhl in ihrem Büro aus eine Weile bei der Arbeit zu.

Sandy, noch immer zwischen zwei Lagern, kam in seiner Uniform angefahren.

«Erzählen Sie ihnen von den Behältern«, platzte er heraus.»Ich habe nichts davon gesagt.«

«Danke, Sandy.«

«Haben Sie Ihre Antworten gefunden?«

«Ich habe ein paar Fragen gestellt.«

Er wußte, daß ich nicht offen zu ihm war, wollte anscheinend aber auch gar nicht so genau informiert sein. Jedenfalls stieß er zu seinen Kollegen und erledigte den ganzen Tag Botengänge für sie.

Die Kollegen erfuhren durch den Wirt von den Behältern.

«Kuckuckseier?«wiederholte ich, als sie mich draußen auf dem Hof darauf ansprachen.»Ja, Jogger hat drei Behälter unter den Lastern entdeckt. Alle waren leer. Wir wissen nicht, seit wann sie da sind.«

Die Kripo wollte sie sich ansehen. Nur zu, sagte ich, auch wenn Phil mit seinem Wagen erst am Abend zurücksein würde.

Lewis hatte die Fähre rechtzeitig erreicht, meldete Isobel, und war jetzt in Frankreich. Ich kaute, bildlich gesprochen, an den Fingernägeln.

Die Polizei befragte jeden, den sie zu fassen kriegte, und kroch immer mal wieder unter die Transporter. Lieber sie als ich. Als Phil zurückkam, bauten sie (mit meiner Erlaubnis) die Röhre über den Tanks aus und holten sie ans Licht, wo man sie besser begutachten konnte. Ein Meter zwanzig lang, zwanzig Zentimeter Durchmesser, leer bis auf Staub, mit kleinen eingestanzten Löchern, fehlender Schraubverschluß.

Sie nahmen sie zur Untersuchung mit. Ob sie Kaninchenhaare darin finden würden?

Ich fuhr nach Hause. Der kleine Hubschrauber war fort. Mein armer zertrümmerter Wagen stand einsam und verlassen da und wartete auf den für morgen angesagten Abschleppdienst. Ich tätschelte ihn. Albern eigentlich. Das Ende eines großen Lebensabschnitts. Ein letztes Lebewohl.

Ich ging früh zu Bett und schlief unruhig.

Am Morgen meldete Lewis, daß er den Mont-Blanc-Tunnel passiert hatte und vor Mittag den Hengst abholen würde.

Die Polizei stellte weiter Fragen. Der halbe Fuhrpark schaffte Ware zum Verkauf nach Doncaster. Nigel fuhr für Marigold. Ich ging vom bildlichen zum wahrhaftigen Nägelkauen über.

Am Mittag meldete Lewis, daß Benjy Ushers Hengst nicht zu bändigen sei.

«Den fahr ich nicht«, sagte er am Telefon.»Das ist ein wildes Tier. Der demoliert mir den Wagen. Muß er eben hierbleiben.«»Ist Nina da?«

«Sie versucht ihn zu beruhigen. Pustekuchen.«

«Geben Sie sie mir mal.«

Sie kam an den Apparat.»Der Hengst ist verängstigt«, stimmte sie zu.»Versucht dauernd, sich hinzulegen und auszukeilen. Geben Sie mir eine Stunde.«

«Wenn er wirklich nicht zu bändigen ist, kommen Sie ohne ihn zurück.«

«Okay.«

«Sonst noch was?«fragte ich.

«Nein. Nichts.«

Ich saß da und behielt die Uhr im Auge.

Nach einer Stunde rief Lewis wieder an.»Nina meint, der Hengst leidet an Platzangst«, sagte er.»Er dreht durch, wenn wir ihn in eine Einzelbox stellen oder ihn anbinden wollen. Sie hat ihn jetzt halbwegs klar, aber er läuft frei in einer großen Box rum, wie wir sie für die Stuten mit Fohlen herrichten. Sie wissen schon, Platz für drei, ganz für sich allein. Und sie hat alle Fenster aufgemacht. Im Moment hält er aus einem die Nase raus. Was meinen Sie?«

«Es liegt bei Ihnen«, sagte ich.»Wenn Sie wollen, sage ich Mr. Usher, daß wir den Hengst nicht holen können.«

«Nein. «Er hörte sich unentschlossen an, sagte aber schließlich:»Okay, ich werd’s versuchen. Wenn er beim Losfahren aber wieder verrückt spielt, lassen wir’s.«

«In Ordnung.«

Ein klaustrophobisches Pferd. Wir stießen mitunter auf Tiere, die sich weder mit guten Worten noch mit roher Gewalt in einen Transporter verladen ließen. Ich hatte Verständnis für sie, besonders nach der vergangenen Nacht, aber diesmal wäre mir ein müder, handzahmer Passagier, der Lewis keinen Ärger machte, lieber gewesen.

Ich wartete. Eine Stunde kroch dahin.

«Sie sind bestimmt schon los«, sagte Isobel unbesorgt.

«Hoffentlich.«

Noch eine Stunde. Nichts Neues.

«Ich fahre zu Michael Watermead«, sagte ich Isobel.»Rufen Sie mich übers Autotelefon, wenn sich Lewis meldet.«

Sie nickte, mit anderem beschäftigt, und ich gondelte hinüber zu Michael und überlegte, wie ich ihm am besten etwas beibringen könnte, was er nicht würde hören wollen.

Er war erstaunt über meinen Besuch in der Nachmittagsflaute, bevor die Pfleger wiederkamen, um die Pferde zu füttern und zu tränken und für die Nacht bereitzumachen.

«Tag!«sagte er.»Was kann ich für dich tun? Komm rein.«

Er führte mich in ein kleines, freundliches Wohnzimmer, nicht den großen, eindrucksvollen Salon für die sonntäglichen Champagnercocktails. Er hatte Zeitung gelesen, denn die Seiten lagen auf einem Tischchen und einem nahen Sessel verstreut, und er raffte sie jetzt provisorisch zusammen, damit ich mich setzen konnte.

«Maudie ist nicht da«, sagte er.»Ich koche uns gleich mal einen Tee.«

Er bedeutete mir Platz zu nehmen und wollte offensichtlich, daß ich zur Sache kam. Aber wo anfangen… das war das Problem.

«Erinnerst du dich an den Mann«, sagte ich,»der in einem meiner Transporter gestorben ist?«

«Gestorben? Ach ja, natürlich. Auf dem Rückweg von Jerichos Zweijährigen-Abtransport… dieser Mistkerl.«

«M-hm. «Ich zögerte.»Hör mal«, sagte ich verlegen,»ich würde dich damit sonst nicht behelligen, aber ich möchte etwas klären.«

«Bitte, nur weiter. «Er klang aufgeschlossen, nicht ungeduldig, nur interessiert.

Ich erzählte ihm, daß Dave den Mann nicht zufällig, sondern nach Vereinbarung mitgenommen hatte. Michael runzelte die Stirn. Ich erzählte von der Tragetüte mit der Thermosflasche, die ich am Abend darauf in dem Neun-Pferde-Transporter gefunden hatte, und zeigte ihm die beiden letzten, in meinem Safe verwahrten Röhrchen aus der Thermosflasche.

«Was ist das?«fragte er neugierig und hielt eines gegen das Licht.»Was ist da drin?«

«Virustransportmedium«, sagte ich.»Zum Befördern eines Virus.«

«Virus…«Er war geschockt.»Hast du Virus gesagt?«

Virus bedeutete für alle Trainer» der Virus«, die gefürchtete Atemwegsinfektion, die bewirkte, daß ein Pferd hustete und ihm die Nase lief. Der Virus konnte einen Stall fast für das ganze Jahr aus dem Rennen werfen.»Der Virus «war die schlimmste aller möglichen Neuigkeiten.

Michael gab mir die Röhrchen zurück, als hätten sie ihn gebissen.

«Sie kommen aus Pontefract«, sagte ich.»Aus Yorkshire.«

Er riß die Augen auf.»Die haben den Virus da oben. Zwei oder drei Ställe haben ihn. «Er schaute besorgt drein.»Du hast doch meine Pferde nicht mit welchen aus dem Norden zusammengepackt? Weil nämlich.«

«Nein«, sagte ich entschieden.»Deine Pferde fahren immer für sich, wenn du es nicht ausdrücklich anders erlaubst. Ich würde deine Tiere auf meinen Transporten niemals einer Infektionsgefahr aussetzen.«

Er entspannte sich ein wenig.»Hätte ich auch nicht angenommen. «Er beäugte die Glasröhrchen, als wären es Schlangen.

«Warum erzählst du mir das?«

«Weil ich glaube… ehm… wenn der Anhalter nicht gestorben wäre, dann hätte das Virus, das in diesem Röhrchen war, am letzten Tag des Umzugs nach Newmarket vielleicht die Stuten von Jericho Rich als Ziel erreicht.«