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Seine Augen wurden noch größer. Er dachte darüber nach.

«Aber warum?«fragte er.»Das ist doch kriminell.«

«M-hm.«

«Warum?« fragte er nochmals.

«Um es Jericho Rich heimzuzahlen.«

«Aber nein«, verwahrte er sich, stand abrupt auf und ging verärgert von mir weg.»So etwas würde ich nie und nimmer tun.«

«Das ist mir schon klar.«

Er fuhr wütend herum.»Wer denn dann?«

«Hm… ich glaube, du könntest mal Tessa fragen.«

«Tessa!« Sein Ärger nahm zu, und er galt mir, nicht ihr.

«Ausgeschlossen. Das würde sie nicht machen. Außerdem könnte sie’s gar nicht. Das ist kompletter Blödsinn, Freddie, und ich will nichts mehr davon hören.«

Ich seufzte.»Na schön. «Ich stand auf, um zu gehen.»Entschuldige, Michael.«

Ich ging aus dem Haus und zu meinem Fourtrak hinüber, und er folgte mir unschlüssig bis zu seiner Haustür.

«Komm zurück«, sagte er.

Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu.

«Du kannst nicht solche Anschuldigungen vorbringen und dann einfach abhauen«, sagte er.»Willst du weiter meine Pferde fahren oder nicht?«

«Unbedingt«, gab ich zu.

«Dann ist das der falsche Weg.«

«Ich kann nicht tatenlos mitansehen, wie mein Geschäft dazu mißbraucht wird, Viren durch die Gegend zu schippern.«

«Uh«, machte er leise.»Wenn du das so siehst… aber Tessa? Das ist absurd. Sie wüßte doch gar nicht, wie sie das anstellen soll.«

«Ich würde sie gern fragen«, sagte ich sachlich.»Ist sie zu Hause?«

Er sah auf seine Uhr.»Sie müßte bald wieder dasein. Sie ist nur einkaufen.«

«Ich könnte wiederkommen«, sagte ich.

Er zögerte, zeigte dann mit dem Kopf ins Hausinnere und bat mich, ihm zu folgen.»Du kannst genausogut hier warten«, sagte er.

Ich ging wieder mit ihm ins Wohnzimmer.

«Tessa«, sagte er ungläubig.»Da bist du aber ganz schief gewickelt.«

«Sollte ich das sein, werde ich vor euch im Staub kriechen.«

Er warf mir einen scharfen Blick zu.»Das mußt du dann auch.«

Wir warteten. Michael versuchte wieder Zeitung zu lesen, legte sie jedoch verärgert weg, da er sich nicht konzentrieren konnte.

«Unsinn«, sagte er und meinte das, was ich über Tessa gesagt hatte.»Absoluter Quatsch.«

Seine Tochter kam beladen mit Boutiquetüten zurück und schaute auf dem Weg nach oben ins Wohnzimmer.

Brünett, helläugig, mit ewig schmollendem Gesicht, sah sie mich ungnädig an.

«Komm rein, Tessa«, sagte ihr Vater.»Und mach die Tür zu.«

«Ich wollte hochgehen. «Sie sah in eine der Tüten.»Ich wollte das Kleid hier anprobieren.«

«Komm rein«, sagte er in einem für ihn scharfen Ton, und stirnrunzelnd, mißmutig gehorchte sie.

«Was ist denn?«fragte sie.

«Also, Freddie«, sagte ihr Vater zu mir.»Frag sie.«

«Was soll er mich fragen?«Sie war ungehalten, aber nicht beunruhigt.

«Hm…«:, sagte ich,»hast du den Transport von ein paar Röhrchen mit Viren nach Pixhill veranlaßt?«

Es dauerte einen Moment, bis mein bewußt beiläufiger Ton zu ihr durchdrang. Als sie begriff, was ich gefragt hatte, hörte sie auf, mit ihren Einkäufen herumzuzappeln, und erstarrte vor Schreck. Unbewegtes Gesicht, offener Mund, Augen auf der Hut. Auch Michael war klar, daß sie wußte, wovon ich sprach.

«Tessa«, sagte er verzweifelt.

«Ja, was ist denn dabei?«sagte sie trotzig.»Selbst wenn ich das getan hab? Die sind doch nie hier angekommen. Na und?«

Ich nahm die beiden Röhrchen wieder aus meiner Tasche und legte sie auf den Tisch. Sie blickte zerstreut darauf und erfaßte dann, um was es sich handelte. Ein böser Moment für sie, nahm ich an.

«Es waren sechs Röhrchen«, sagte ich.»Was hattest du damit vor? Wolltest du den Inhalt sechs Stuten in die Nase spritzen, die Jericho Rich gehören?«

«Dad!«Sie wandte sich beschwörend zu ihm.»Schick ihn weg.«

«Das kann ich nicht«, sagte Michael traurig.»War es das, was du vorhattest?«

«Ich hab’s doch nicht getan. «Sie klang eher triumphierend als beschämt.

«Du hast es nicht getan«, räumte ich ein,»weil dein Kurier unterwegs an Herzversagen gestorben ist und die Thermosflasche nicht abgeliefert hat.«

«Sie wissen überhaupt nichts«, sagte sie.»Sie phantasieren ja nur.«

«Du wolltest es Jericho Rich heimzahlen, daß er seine Pferde weggeholt hat, weil du ihm wegen eines Annäherungsversuchs eine geknallt hast. Du dachtest, es geschieht ihm recht, wenn du ihm die Pferde krank machst, damit sie nicht siegen. Du hast die Telefonnummer aus einer Kleinanzeige in Horse & Hound, sinngemäß >Wir transportieren alles überallhinc, angerufen und vereinbart, daß Kevin Keith Ogden — der Mann, der dann starb — an der Tankstelle in Pontefract eine Thermosflasche in Empfang nehmen und sie nach South Mimms bringen soll, wo die A1 auf die M 25 stößt. Du hast mit meinem Fahrer Dave vereinbart, daß er Ogden da aufliest und nach Chieveley mitnimmt. Du hast Dave spät abends nach seiner Rückkehr aus Folkestone angerufen, denn du wußtest, daß es vorher keinen Zweck hatte, weil du seinen Zeitplan kanntest. Du gehst in Isobels Büro ein und aus, und du konntest den Tagesplan sehen. Ogden sollte in Chieveley aussteigen und die Thermosflasche übergeben; da er aber gestorben war, haben meine Leute ihn zu mir nach Hause gebracht. Du hast dich wahrscheinlich gewundert, daß Ogden in Chieveley nicht aufkreuzte, aber der Grund dafür war bald im ganzen Dorf herum, und dein Vater hat es bestimmt als einer der ersten erfahren. «Ich legte eine kurze Pause ein. Weder Vater noch Tochter sagten etwas.

«Als du hörtest, daß Ogden tot war«, fuhr ich fort,»hast du angenommen, die Thermosflasche sei noch im Transporter, und du bist gekommen, um sie zu suchen, Tessa, in dunkler Montur, mit einer schwarzen Kapuzenmütze überm Gesicht, damit ich dich nicht erkenne, falls ich dich sehe. Wie du weißt, habe ich dich im Fahrerhaus entdeckt, und du bist weggerannt.«

Michael war es, der sagte:»Nein.«

«Du konntest die Thermosflasche nicht finden«, sagte ich zu Tessa.»Du hast zweimal nachgesehen. Dann entschloß ich mich, im Fahrerhaus zu schlafen, und es war aus damit.«

Michael sagte:»Ich glaub das nicht. «Er glaubte es aber.

«Ich schlage dir ein Geschäft vor«, sagte ich zu Tessa.»Ich werde Jericho Rich nicht sagen, was du mit seinen Stuten vorhattest, wenn du mir ein paar Fragen beantwortest.«

«Sie können nichts beweisen«, sagte sie mit schmal werdenden Augen.»Und das ist Erpressung.«

«Mag sein. Dafür, daß ich die Geschichte nie wieder irgendwo erwähne, möchte ich ein paar Antworten. Das ist kein schlechter Handel.«

«Woher soll ich wissen, daß Sie Wort halten?«

«Er hält Wort«, sagte Michael.

«Was vertraust du dem denn so?«fuhr seine Tochter auf.

«Ich tu’s eben.«

Das gefiel ihr nicht. Sie warf den Kopf zurück. Gepreßt sagte sie:»Was wollen Sie wissen?«

«Vor allem mal«, sagte ich,»wo das Virustransportmedium herkam.«

«Was?«

Ich wiederholte die Frage. Sie sah mich weiter verständnislos an.

«Die Flüssigkeit in den Röhrchen«, sagte ich,»ist ein Gemisch, das zum Transport von Viren außerhalb lebender Körper verwendet wird.«

«Versteh ich nicht.«

«Wenn man einfach den Nasenausfluß eines Pferdes nähme, das den Virus hat«, sagte ich,»würde der Virus in kürzester Zeit verschwinden. Um die Infektion auf dem Straßenweg von Yorkshire nach Pixhill zu bringen, müßte man den Nasenausfluß mit einem Gemisch verbinden, das ein Absterben des Virus verhindert. Dieses Gemisch befindet sich in den Röhrchen. Selbst darin würde ein Virus nur zwei Tage überleben. Die Mischung hier ist jetzt ungefährlich. Aber wo kommt sie her?«