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«Ich bin im Haus, wenn Sie fertig sind«, sagte ich.

«Suche ich nach was Bestimmtem?«

«Nach etwas, wofür Sie keine Erklärung haben.«

Er sah mich forschend an.»Der Transporter war doch vorher in Italien, oder?«

Ich bejahte es.»Freitag hin, Dienstag abend zurück. «Es hatte aber keine Probleme und keine Verzögerungen dabei gegeben; jedenfalls nicht, soweit ich wußte.

«Dieser Brett macht ihn nie ordentlich sauber. Zuviel Kälber.«

Kälber und Kühe, dachte ich: Mühe.

«Brett hatte am Mittwoch frei«, sagte ich.»Da hat Harve mit dem Transporter eine Ladung Hengste nach Newmarket gebracht. Gestern fuhr dann Brett mit ihm nach Newmarket und wieder zurück. Es sind einige merkwürdige Dinge passiert, also… sehen Sie mal nach.«

«Reden Sie von dem Toten?«

«Unter anderem.«

«Der hatte aber doch keine Gelegenheit, was an der Kiste zu drehen, oder?«»Ich weiß nicht mehr als Sie auch«, sagte ich.»Und jetzt beeilen Sie sich, Jogger, in einer Stunde muß der Kasten sauber und auf Tour sein.«

Er legte sich gleichmütig auf den Rücken und glitt vertrauensvoll bis auf die Füße außer Sicht, unter gut und gern zehn Tonnen Stahl. Bei dem bloßen Gedanken daran bekam ich schon Platzangst, was Jogger wußte, mir aber großzügig nachsah. Mein Unvermögen stärkte seine Selbstachtung; es schadete nichts.

Ich ging ins Haus, und Harve rief an.

«Dave ist jetzt auf dem Weg zu Ihnen«, sagte er erregt.»Aber er sagt, Brett packt seine Sachen.«

«Der tut was?«

«Dave sagt, Brett ist nicht völlig auf den Kopf gefallen; er weiß, daß seine drei Monate Probe fast um sind und daß Sie ihn nicht behalten. Deshalb springt er vorher ab. So kann er rumlaufen und sagen, er hat Ihnen gekündigt, nicht umgekehrt. Er wird allen vorjammern, wie er hier geschuftet hat, meint Dave, und wie wenig Sie es ihm gedankt haben.«

«Soll er mal machen«, sagte ich.»Aber wie sieht’s heute aus?«

«Der Marigold-Pendler. Für den war Brett eingeteilt.«

«Eben. Wen haben wir sonst, Harve?«Ich wußte die Antwort, sowie ich gefragt hatte. Wir hatten mich.

«Tja…«Er zögerte.

«Ja, schon gut. Ich mach’s, wenn sonst keiner da ist.«

«Es ist nicht nur die Pendeltour«, fuhr er unglücklich fort.

«Die Frau von Vic sagt, er hat 39,5 Fieber und kann unmöglich nach Sandown fahren.«

So ein Tag mal wieder.

«Sie sind beide hier auf dem Hof«, fügte Harve an.»Vic und seine bessere Hälfte. Er sagt, er will fahren, sie sagt, dann läßt sie sich scheiden. Man sieht ihm aber auch an, daß er Fieber hat.«

«Schicken Sie ihn nach Hause, sonst steckt er nur alle mit Grippe an.«

«Okay. Aber…«

«Lassen Sie mir einen Moment Zeit. Die nächste Eingebung kommt bestimmt.«

Er lachte:»Machen Sie Dampf dahinter«, und legte auf.

Ich schnalzte mit der Zunge. Wären Trainer nicht so eigen, wie sie es gewöhnlich sind, hätte ich die zwei Zuchtstuten für Surrey in einen der Wagen packen können, die die Hindernispferde nach Sandown brachten. Ich hätte es vielleicht riskiert, wäre ich nicht sicher gewesen, daß der bewußte Trainer es von seinen Pflegern erfahren würde: und der Trainer hätte auf gar keinen Fall zugelassen, daß seine Pferde mit irgendwelchen Tieren von einem anderen Stall reisten. Steckte ich seine Renner mit Zuchtstuten zusammen, war ich ihn als Kunden ein für allemal los.

Ich ging hinaus zu dem Neun-Pferde-Transporter. Jogger war nirgends zu sehen, doch als ich seinen Namen rief, kamen ein Paar Stiefel in Sicht, dann fettverschmierte Hosen, ein dreckiger Armeepullover und ein schmutzige Gesicht.

«Sie haben recht, es hängt ein Kuckucksei dran«, verkündete er und setzte mit gelben Zähnen grinsend hinzu:»Wußten Sie das? Sie haben es bestimmt gewußt.«

«Nein. «Und ich war auch nicht erfreut darüber. Ziemlich sauer sogar.

«Werfen Sie mal einen Blick drauf«, ermunterte er mich und bot mir listig seinen Platz auf dem Rollbrett an.

«Ich glaube Ihnen auch so«, sagte ich und blieb stehen.»Was haben Sie gefunden?«

«Eine Art Blechkasten. Ich würde sagen, er ist mit einem Magnet befestigt«, meinte er nachdenklich.»Sieht aus wie eine große Geldkassette, mit dem Deckel nach unten.«

«Sauber?«fragte ich.

«’türlich nicht. Soll ich ihn rausholen?«

«Ja, aber warten Sie… ehm, wir haben jetzt drei Fahrer mit Grippe. Würden Sie mal für eine Tour einspringen?«

Er wischte sich die fettigen Hände an den Hosenbeinen ab und blickte unsicher. Fahren hieß waschen, hieß saubermachen, und schmutzig fühlte er sich entschieden wohler. Ich zog ihn meist nur zu den regelmäßigen Probefahrten mit allen Transportern heran, denn er verstand es, ihrem Fahrgeräusch zu lauschen wie einer Sprache, und hörte Schwierigkeiten heraus, bevor sie akut wurden.

«Zuchtstuten, nichts für die Rennbahn«, erklärte ich.

«Ach so. und wann?«

«Gegen Mittag.«

«Bonus?«

«Klar, wenn Sie die Wartungsarbeit außerdem noch machen.«

Er zuckte die Achseln, legte sich wieder auf das Roll-brett und verschwand. Ich kehrte an meinen Schreibtisch zurück, rief Harve an und sagte ihm:»Jogger.«

«Der fährt?«Es hörte sich ungläubig an.»Er ist einverstanden?«

«Die Zuchtstuten nach Surrey«, bestätigte ich.»Der Wagen, der in die Werkstatt soll, ist doch Phils Kiste, ja? Wecken Sie ihn auf, beknien Sie ihn, von mir aus flehen Sie ihn an, daß er einen anderen Tag freinimmt, aber er muß Vics Kiste für uns nach Sandown fahren.«»In Ordnung.«

«Damit hätten wir’s dann«, sagte ich.

«Toi, toi, toi.«

«Und wenn Sie einen Augenblick Zeit haben, kommen Sie doch bitte selbst mal her.«

Nach einer winzigen Pause sagte er:»Okay.«

Wahrscheinlich fragte er sich, was ich wollte, aber ohne beunruhigt zu sein. Das hoffte ich wenigstens.

Jetzt kam Dave auf seinem Rad über den Hof und lehnte das rostige Gefährt gegen meinen Holzstoß. Dave hatte zwar auch ein Auto, noch rostiger als das Rad, aber es war die meiste Zeit außer Gefecht. Eines Tages, sagte er seit Monaten, würde er die Reifen runderneuern lassen und es wieder auf die Straße bringen. Niemand glaubte ihm. Er verjubelte sein Geld bei Windhundrennen. Ich hörte ihn an die Haustür klopfen, und er erschien mit der Miene eines gerade der Folter entronnenen Märtyrers im Wohnzimmereingang.

«Sie wollten mich sprechen, Freddie?«Er war nervös und gab sich tapfer: mit wenig Erfolg.

«Ich möchte, daß Sie und Brett den Transporter saubermachen. Er soll vor neun wieder raus.«

«Aber Brett — «Er hielt inne.

«Reden Sie.«

«Harve hat es Ihnen doch erzählt, oder? Brett sagt, sobald Isobel kommt, holt er sich seine Papiere im Büro und verschwindet.«

«Ihm stehen noch Lohn und Urlaubsgeld zu«, sagte ich gelassen.»Steigen Sie noch mal auf Ihr Rad und sagen Sie ihm, daß er sich das jetzt hier in bar abholen kann; aber die Reinigung des Transporters ist Sache von gestern, und wenn er das nicht zu Ende bringt, ist er seit gestern morgen ohne Arbeit. Kein Lohn für gestern, kapiert?«»Das können Sie doch nicht machen«, sagte Dave unsicher.

«Wollen wir wetten? Von Rechts wegen müßte er mir acht Tage vorher kündigen. Und meint der eigentlich nicht, daß er vielleicht mal Referenzen braucht?«

Dave sah mich aus hohlen Augen an.

«Schicken Sie ihn mal schnell her«, sagte ich.»Und kommen Sie auch wieder mit.«

Als er fort war, schaltete ich den Computer ein und brachte Brett und seine Angelegenheiten auf den Bildschirm. Jede Fahrt, die er für mich gemacht hatte, war dort aufgeführt mit Datum, Uhrzeit, Pferdenamen, Spesen und besonderen Bemerkungen. Die Fahrt vom Vortag, der Transport der neun Zweijährigen nach Newmarket, war lediglich als» bestellt «eingetragen; noch trübten keine Leichen das Bild.