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«Das war ich nicht«, sagte er heftig.»Ich hab Sie nicht geschlagen.«

«Sie haben mich aber ins Wasser geworfen. Und Sie haben gesagt: >Wenn er davon nicht die Grippe bekommt, weiß ich’s auch nicht.««

Lewis war anscheinend über das Verblüfftsein hinaus und hatte das Stadium erreicht, wo er retten wollte, was zu retten war.

«Ich brauchte das Geld«, sagte er,»damit mein Kind auf die Schule kann.«

Noch ein Schock, dachte ich, und er würde wirklich anfangen zu reden.

Ich sagte:»Wenn Sie die Wahl hätten, was wäre Ihnen lieber: Irkab Alhawa zum Derby zu fahren und ihn vielleicht als Sieger, live im Fernsehen, mit Ihrem Transporter in den Ort zurückzubringen, oder ihn mit Zecken so krank zu machen, daß er gar nicht erst antreten kann?«

«Das würde er nie tun!«Sein Entsetzen sah wirklich echt aus.

«Er ist gewalttätig und boshaft«, sagte ich,»wieso also nicht?«

«Nein!«Er starrte mich an und hatte eine Spätzündung.»Von wem reden Sie?«

«Von John Tigwood natürlich.«

Lewis schloß die Augen.

«Benjy geht es um Siege«, sagte ich.»Ihnen ums Geld. Tigwood um die Macht, kaputtzumachen, was andere erreicht haben. Eine Unsitte, die verbreiteter ist, als Sie vielleicht denken. Andere Leute fertigzumachen ist ein Volkssport.«

Siegen durch Betrügen. Ehrgeizige Pläne fürs Kind. Bosheit und heimliche Freude am Zerstören, um eine schwache Persönlichkeit aufzupäppeln. Jedem seine eigene Antriebskraft.

Und meine? Ach, meine. Wer versteht schon, was ihn selber treibt!

Lewis sah krank aus.

«Wird Tigwood von Benjy Usher bezahlt?«fragte ich.

Lewis sagte ohne Humor:»Er steckt ihm das Zeug bündelweise in die Sammelbüchse, in aller Öffentlichkeit.«

Nach einer Pause sagte ich:»Erzählen Sie mir, was in der Nacht passiert ist, als Sie mich ins Wasser geschmissen haben.«

Er stöhnte fast.»Ich bin kein Denunziant.«

«Sie sind ein Zeuge«, sagte ich.»Zeugen kommen besser weg.«

«Ich habe Ihr Auto nicht ramponiert.«

«Sie haben Jogger nicht umgebracht«, hob ich hervor,»denn da waren Sie in Frankreich. Aber was meinen Wagen angeht, das könnten Sie schon gewesen sein.«

«Ich war’s nicht. Bestimmt nicht. Er war’s.«

«Und. weshalb?«

Lewis starrte mich an, die Augen tief in den Höhlen.

«Also, der war wie ein wildes Tier. Hat sich darüber aufgeregt, daß Ihnen alles so zufällt. Warum Sie alles hätten und er nichts. Sie seien fein raus, sagte er, mit Ihrem Haus und Ihrem Geld, mit Ihrem Aussehen und Ihrer Firma, und davor seien Sie ewig lang Topjockey gewesen und alle würden Sie mögen, und was hätte er? Kein Mensch freue sich, ihn zu sehen, alle schnitten ihn, da könnte er machen, was er wollte, so wie Sie käme er nie an. Er war voller Haß auf Sie. Mir hat sich richtig der Magen gedreht, aber ich dachte, wenn ich ihm widerspreche, läßt er’s vielleicht an mir aus, also bin ich mit ihm gefahren… und die Axt hatte er im Auto.«

«Hat er mich mit der Axt geschlagen?«fragte ich ungläubig.

«Nein. Mit ’nem rostigen alten Montierhebel. Er hätte das Auto voller Werkzeug, sagte er. Als er Sie umgehauen hatte, haben wir Sie in meinen Kofferraum gesteckt, weil da mehr Platz war, und er sagte, ich solle Sie zum Hafen fahren. Dabei hat er gelacht, Mensch!«

«Dachten Sie, ich sei tot?«

«Ich wußte erst nicht so recht. Aber dann doch. Sie haben geredet, als wir ankamen, irgendwie phantasiert. Ich wollte Sie auf keinen Fall umbringen. Ehrlich.«

«M-hm.«

«Er sagte, mitgegangen, mitgehangen. Er sagte, ob ich wollte, daß er mich in Schwierigkeiten bringt. Ob ich meinen Job verlieren und nie wieder so gute Pferde fahren wollte.«

Lewis schwieg und sah jetzt eine Zukunft vor sich, die all das bedeutete.

«So ein Dreckskerl«, sagte er.

«Sie sind also von Southampton zurückgekommen«, sagte ich, da ich es für gegeben nahm,»und haben die Axt rausgeholt und den Hubschrauber meiner Schwester kurz und klein geschlagen.«

«Er war das. Er hat gebrüllt, randaliert und gelacht. Das ganze Zeug in Ihrem Zimmer zerhackt. Unheimliche Kräfte. Ich kann Ihnen sagen, mir wurde ganz anders.«

«Sie haben ihm zugesehen?«

«Ehm.. ja.«:

«Und hat es Spaß gemacht?«

«Überhaupt nicht.«

Aber man sah es ihm an. Möglich zwar, daß ihn die Heftigkeit der Randale erschreckt hatte, doch tief im Innern war er auch davon beeindruckt gewesen und hatte ein schuldbewußtes Vergnügen empfunden.

Geknickt ließ ich den Motor wieder an.

«Woher wußten Sie denn das mit den Fahrten?«sagte Lewis.

«Die stehen im Computer.«

«Er sagte, er hätte am Sonntag Ihre Daten mit einem Michelangelo gelöscht oder so was, da sei nichts zu befürchten.«

«Ich hatte Kopien«, sagte ich knapp.

Tigwood war im Pub an dem Abend, als alle Jogger sagen hörten, er habe die versteckten Behälter gefunden. Aus Bosheit mußte er Joggers Werkzeug gestohlen haben. Und wenn Jogger am Sonntag dann mitbekommen hatte, wie Tigwood sich an meinem Computer zu schaffen machte, konnte ich mir sehr gut vorstellen, daß Tigwood Joggers Montiereisen aus dem Wagen geholt hatte und ihm in die Scheune gefolgt war, um ihn mit einem einzigen Schlag zu töten. Worauf Jogger sicher nicht gefaßt war. Für ihn hatte kein Grund zur Furcht bestanden.

Ich löste die Bremse und fuhr die Straße entlang.

«Wahrscheinlich«, sagte ich,»war es Tigwood mit seinen tausend medizinischen Zeitschriften, der über die Zecken Bescheid wußte, ja? Und der auch wußte, wie man Tessa Watermead ein Virus beschaffen kann, um die Pferde von Jericho Rich zu infizieren? Zeckenfieber konntet ihr seinen Pferden ja nicht anhängen, denn da hatten Sie die Zecken für dieses Jahr noch nicht geholt.«

Wieder war er sprachlos. Ich warf ihm einen Blick zu.

Ich sagte:»Sie haben schlechte Karten, wenn Sie nicht als Zeuge aussagen. Tessa hat ihrem Vater und mir gesagt, was Sie getan haben.«

Lewis brauchte eine quälend lange Meile, um sich zu entschließen, doch als ich durch das Tor zum gammeligen Hauptquartier der alles andere als karitativen Einrichtung bog, sagte er leise:

«Also gut. Ihr Zeuge.«

Auf dem heruntergekommenen Hof wimmelte es von Leuten.

Lorna Liptons Range Rover stand in der Einfahrt. Lorna unterhielt sich mit Tigwood, und Kinder — Kinder — tollten herum. Die beiden Jüngsten von Maudie… und Cinders.

Aziz stand bei dem Fourtrak, ebenso Nina, ebenso Guggenheim. Sie waren unschlüssig, wußten nicht, was sie erwartete.

John Tigwood sah verdutzt aus.

Ich hielt den Pferdetransporter an und sprang heraus. Sandy Smith gesellte sich zu der Versammlung, mit Blinklicht, zugeknöpfter Uniform, ohne Sirene.

«Was geht hier vor?«fragte Tigwood.

Ich war mir nicht sicher, wie er reagieren würde. Nach dem, was er mit der Axt auf meinem Grundstück angerichtet hatte, durfte man keine Vorsichtsmaßnahmen außer acht lassen. Die Sicherheit der Kinder war das wichtigste.

Ich sagte zu Maudies Jüngsten:»Krabbelt mit Cinders mal unter den Transporter und spielt, daß ihr in einer Piratenhöhle seid oder so was.«

Sie kicherten.

«Na, los«, drängte ich sie.»Da rein mit euch.«

Sie gehorchten alle drei. Lorna, die zusah, sagte nur:»Machen die sich nicht schmutzig?«

«Der Dreck geht weg.«

Tigwood sagte:»Weshalb sind Sie hier?«

Ich antwortete ihm:»Wir bringen Ihr Kaninchen.«

«Was?«

«Lewis und ich«, sagte ich,»haben Ihnen das Kaninchen mitgebracht — mit Zecken.«