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Tigwood lief auf die Beifahrerseite und riß die Tür auf.

«Lewis!« schrie er. Es war ein Kreischen, kein bißchen sonor.

Lewis wich vor ihm zurück.»Er weiß alles«, sagte er verzweifelt.»Freddie weiß alles.«

Tigwood streckte einen Arm ins Fahrerhaus und zog Lewis heraus. Die schmächtige Erscheinung Tigwoods täuschte. Jeder konnte sehen, mit welch sehniger Kraft er den größeren Mann hervorzerrte und ihn zu Boden krachen ließ. Lewis’ Schultern kamen zuerst auf, dann sein Kopf, dann seine Beine.

Lewis wälzte sich ächzend herum und holte aus, um Tigwood zu schlagen. Tigwood trat ihm ins Gesicht und wandte seine Aufmerksamkeit mir zu.

«Sie Schwein«, sagte er, kreideweiß, entschlossen.»Ich bringe Sie um.«

Es war ihm ernst damit. Er versuchte es. Er stürzte sich auf mich und warf mich schon durch das Tempo, mit dem er ankam, gegen die Seite des Transporters.

Er hatte allerdings keine Axt und kein Montiereisen, nur seine bloßen Hände; und wären wir allein gewesen, hätten die vielleicht auch wirklich genügt.

Aziz kam von hinten und zerrte ihn weg, indem er zur rechten Zeit bewies, daß er die Kunst beherrschte, jemandem bis zum Knackpunkt den Arm auf den Rücken zu drehen.

Tigwood schrie. Sandy holte wichtigtuerisch seine Handschellen hervor und band Tigwood mit Aziz’ Hilfe die Handgelenke hinter dem Rücken zusammen.

Sandy fragte mich aus dem Mundwinkeclass="underline" »Was geht hier vor?«

«Ich denke, Sie werden feststellen, daß John Tigwood mein Haus mit der Axt verwüstet hat.«»Drecksau«, sagte Tigwood, und seine Stimme war ein Knurren.

Ich fragte Sandy:»Sie haben nicht zufällig einen Durchsuchungsbefehl dabei?«

Er schüttelte verwirrt den Kopf.

«Ich brauche keinen«, sagte Aziz.»Wonach soll ich suchen?«

«Nach einer Axt. Einem rostigen Montierhebel. Einem Gestell, auf dem man sich unter Lkws legen kann. Einem Haufen Werkzeug in einer roten Plastikkiste. Und vielleicht nach einer Kassette aus grauem Metall, mit einer blanken runden Stelle in der Schmutzschicht. All das könnte in seinem Wagen sein. Wenn Sie was finden, rühren Sie’s nicht an.«

Sein Lächeln erstrahlte hell, klar und zufrieden.»In Ordnung. «Er überließ Tigwood Sandy und war mit ein paar Sätzen außer Sicht.

Lorna blökte verdattert:»John? Ich verstehe nicht.«

«Halt’s Maul«, sagte er wütend.

«Was haben Sie getan?« jammerte Lorna.

Niemand sagte es ihr.

Tigwood starrte mich mit entnervendem blanken Haß an und nannte mich zornesbleich unter anderem noch einmal eine Drecksau, während er die Tirade wiederholte, von der Lewis mir berichtet hatte. Ich hätte mir das Übermaß seines mörderischen, verzehrenden Hasses nie träumen lassen, auch nach dem Kahlschlag bei mir zu Hause nicht. Es machte mich schwach und hilflos. Sandy, der schon so viel Furchtbares gesehen hatte, sah erschüttert aus.

Lorna fuhr mit Abscheu zu mir herum.»Was haben Sie ihm getan?«fragte sie vorwurfsvoll.

«Gar nichts.«

Sie glaubte mir nicht und würde es auch nie.

Aziz kam aus der Richtung der baufälligen Ställe wieder.

«Alles da«, verkündete er strahlend.»Das Zeug liegt in einer von den Boxen, unter einer Pferdedecke.«

Sandy lächelte mir kurz zu und stieß Tigwood unsanft gegen den Transporter.»Schätze, es ist Zeit, meine Kollegen zu rufen.«

«Schätze ich auch«, stimmte ich zu.»Jetzt können sie übernehmen.«

«Und der Jockey-Club kann Benjy Usher übernehmen«, sagte Aziz.

Ein weiteres Auto stieß zu dem Gedränge. Noch nicht die Kollegen, sondern Susan und Hugo Palmerstone, mit Maudie. Michael hatte ihnen gesagt, daß die Kinder hier waren, erklärten sie. Sie wollten sie abholen.

Tigwood in Handschellen entsetzte sie. Lorna sagte ihnen, alles sei meine Schuld. Hugo glaubte ihr unbesehen.

«Wo sind die Kinder?«fragte Susan.»Wo ist Cinders?«

«Sie sind in Sicherheit. «Ich bückte mich und schaute unter den Transporter.»Ihr könnt jetzt rauskommen«, sagte ich.

Guggenheim berührte meinen Arm, als ich mich wieder aufrichtete.»Haben Sie… ich meine…«, sagte er.»Ist das Kaninchen da?«

«Ich glaube.«

Er zumindest sah glücklich aus. Er hatte einen kleinen Korb aus weißem Plastik bei sich und trug Schutzhandschuhe.

Die beiden Kinder von Maudie schlängelten sich rücklings heraus, standen auf und wischten sich Staub ab. Eins von ihnen sagte mit leisem Stimmchen:»Cinders gefällt’s da drunter nicht. Sie weint.«»So?«Ich kniete mich hin und schaute nach. Sie lag flach auf dem Bauch, das Gesicht fest am Boden, und bebte am ganzen Körper.»Komm doch raus«, sagte ich.

Sie rührte sich nicht.

Ich legte mich rücklings auf den Boden und schob meinen Kopf unter den Rand des Transporters. Auf Fersen, Hüften, Schultern rutschte ich nach hinten, bis ich bei ihr war. Ich stellte fest, daß es Dinge gab, für die ich ohne zu überlegen unter Tonnen von Stahl kroch.

«Komm«, sagte ich.»Wir gehen zusammen raus.«

Sie sagte zitternd:»Ich hab Angst.«

«M-hm. Aber du brauchst keine Angst zu haben. «Ich sah zu dem stählernen Fahrgestell nicht weit über meinem Gesicht hoch.»Dreh dich auf den Rücken«, sagte ich.»Nimm meine Hand, und wir schlängeln uns zusammen raus.«

«Das fällt alles auf mich.«

«Ach was… nein. «Ich schluckte.»Dreh dich um, Cinders. Auf dem Rücken geht’s leichter.«

«Ich kann nicht.«

«Deine Mutter und dein Vater sind doch da.«

«Aber da schreit einer.«

«Jetzt nicht mehr«, sagte ich.»Komm, Schätzchen, es ist alles gut. Nimm meine Hand.«

Ich berührte ihre Hand mit meiner, und sie packte sie fest.

«Dreh dich um«, sagte ich.

Sie drehte sich langsam auf den Rücken und schaute hinauf zu dem Stahlrahmen.

«Es ist ziemlich schmutzig hier drunter«, sagte ich nüchtern.

«Zieh den Kopf ein, sonst versaust du dir die Haare. So. Unsere Zehen zeigen dahin, wo deine Eltern sind. Rutsch also schön mit mir mit, und wir sind im Nu draußen.«

Ich schlängelte mich vorwärts, und sie bewegte sich schluchzend neben mir her.

Es waren ja nur ein, zwei Meter. Für die Leute draußen sicher ein Klacks.

Als wir herauskamen, kniete ich mich neben sie und bürstete ihr den Schmutz aus den Kleidern und den Haaren. Sie klammerte sich an mich. Ihr kleines Gesicht, dicht an meinem, sah den Fotos von mir selbst in ihrem Alter sehr ähnlich. Die Zärtlichkeit, die ich für sie empfand, war herzzerreißend.

Ihr Blick glitt an mir vorbei, dorthin, wo ihre Eltern standen. Sie ließ mich los und lief zu ihnen. Lief zu Hugo.

«Daddy!«sagte sie und umarmte ihn.

Er legte schützend die Arme um sie und funkelte mich mit seinen grünen Augen an.

Ich sagte nichts. Ich stand auf, wischte mir selbst ein wenig Staub ab, wartete.

Susan legte einen Arm um Hugos Taille und umfing Cinders mit dem anderen; eine Familie von dreien.

Hugo zog sie abrupt mit sich zu ihrem Wagen und blickte grimmig über die Schulter zurück. Er brauchte keine Angst vor mir zu haben, dachte ich. Vielleicht kam er noch dahinter. Ich würde dieses Kind niemals in Verwirrung stürzen.

Ich hatte mitbekommen, daß Guggenheim und Aziz unter dem Transporter verschwunden waren. Guggenheim kroch mit Visionen der Unsterblichkeit in den Augen wieder hervor und drückte den weißen Plastikkorb an sich, als enthielte er den Heiligen Gral.

«Ich hab das Kaninchen«, freute er sich,»und es hat Zecken.«

«Wunderbar.«

Nina trat zu mir. Ich legte ihr den Arm um die Schultern. Es fühlte sich richtig an. Achteinhalb Jahre spielten keine Rolle.

«Alles in Ordnung?«fragte sie.