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»Natürlich. Aber ich wollte auch meine Ansicht darlegen, der Vollständigkeit halber.«

»Gut. Aber Sie treffen keine politischen Entscheidungen, Bart. Ich möchte, daß Ihnen das klar ist. Wenn die Ölpipelines wirklich austrocknen und die Motels demzufolge ausfallen, werden wir das genauso hinnehmen wie alle anderen auch. Aber bis dahin überlassen wir diese Sorge lieber den Jungs da oben und machen unsere Arbeit weiter.«

Das war ein Tadel, Fred. Ja, das war es, George.

»Also gut, und jetzt weiter. Ich schätze, wir werden zweihundertfünfzigtausend Dollar in die Renovierung von Waterford stecken müssen, bevor wir auch nur ein sauberes Laken aus einer unserer Waschmaschinen ziehen können.«

»Was?« Ordner setzte sein Glas hart auf den Tisch.

Aha, jetzt habe ich einen wunden Nerv getroffen, Fred.

»Die Wände sind voller Hausschwamm. Das Mauerwerk ist an der Nord- und Ostseite fast zu Staub zerfallen. Und die Fußböden sind so schlecht, daß die erste voll arbeitende Waschmaschine im Keller landen würde.«

»Ist das sicher? Ich meine die zweihundertfünfzigtausend?«

»Ja. Wir brauchen eine völlig neue Außenmauer. Die Fußböden müssen oben wie unten vollkommen erneuert werden. Wir werden mindestens fünf Elektriker brauchen, die gut zwei Wochen beschäftigt sein werden, um die Anschlüsse zu verlegen. Die Fabrik hat nur einen Stromkreis für zweihunderttausend Volt. Wir brauchen aber fünfhundertfünfzig. Und da wir uns genau am entferntesten Ende sämtlicher Zweigstellen der Stadtwerke befinden, werden unsere Strom- und Wasserrechnungen über zwanzig Prozent steigen, das verspreche ich Ihnen. Mit der Stromrechnung können wir leben, aber ich muß Ihnen nicht erst sagen, was ein Anstieg der Wasserkosten um zwanzig Prozent für eine Wäscherei bedeutet.«

Ordner sah ihn entgeistert an.

»Vergessen Sie das, was ich über die Steigerung der Betriebskosten gesagt habe, das fällt nicht unter die Renovierungen. Also, wo war ich stehengeblieben? Die Fabrik muß auf fünfhundertfünfzig Volt umgestellt werden. Wir werden eine gute Alarmanlage und eine vollkommene Fernsehüberwachung brauchen. Ein neues Dach und, ach ja, ein neues Drainagesystem. An der Fir Street befinden wir uns auf hohem, trockenem Grund, aber der Grundwasserspiegel an der Douglas Street ist sehr hoch. Wir liegen da direkt in einer Senke. Die neue Drainage wird uns allein zwischen vierzig- und siebzigtausend Dollar kosten.«

»Himmel, warum hat Tom Granger mir nichts davon gesagt?«

»Er ist nicht mit mir hinausgefahren, um die Fabrik zu inspizieren.«

»Warum nicht?«

»Ich hab’ ihm gesagt, er solle in der Wäscherei bleiben.«

»Sie haben was?«

»An dem Tag war die Heizung ausgefallen«, erklärte er geduldig. »Bei uns stapelten sich die Aufträge, und wir hatten kein heißes Wasser. Tom mußte bleiben. Er ist der einzige, der mit diesem Boiler umgehen kann.«

»Verdammt noch mal, Bart, warum sind Sie dann nicht noch einmal an einem anderen Tag mit ihm hinausgefahren?«

Er trank sein Glas leer. »Ich hab’ nicht eingesehen, wozu.«

»Sie haben nicht eingesehen …« Ordner konnte nicht zu Ende reden. Er knallte sein Glas auf den Tisch und schüttelte den Kopf, als hätte er einen Schlag in den Magen gekriegt. »Bart, ist Ihnen klar, was es für Sie bedeutet, wenn Ihre Einschätzung falsch war und wir die Wäscherei aufgeben müssen? Das wird Sie Ihren Job kosten. Mein Gott, wollen Sie es denn wirklich darauf ankommen lassen, mit Ihrem Kopf unterm Arm zu Mary nach Hause zu kommen?

Wollen Sie das?«

Das würdest du nie verstehen, dachte er. Du würdest ja auch niemals einen Schritt tun, ohne mindestens sechsfach abgesichert zu sein und noch drei weitere Eisen im Feuer zu haben. Auf diese Art verschafft man sich vierhunderttau-send Dollar in Aktien und Wertpapieren, einen Delta 88 und eine Schreibmaschine, die wie ein Kastenteufel aus dem Schreibtisch hervorhüpft. Du dämlicher Mistkerl, ich könnte dich die nächsten zehn Jahre lang bescheißen. Vielleicht tu’ ich das sogar.

Er lächelte Ordner ins genervte Gesicht. »Mein allerletzer Punkt, Stew. Der Grund, warum ich mir keine Sorgen mache …«

»Was meinen Sie damit?«

Fröhlich fing er an zu lügen: »Thom McAn hat den Makler bereits wissen lassen, daß er an dem Projekt nicht mehr interessiert sei. Er hatte seine Jungs zur Inspektion rausgeschickt, und die haben Zeter und Mordio geschrien. Ich gebe Ihnen mein Wort, die Fabrik ist keine vierhundertfünfzigtausend Dollar wert. Wir haben also eine Neunzig-Tage-Option, die am Dienstag ausläuft. Und wir haben einen kleinen, schlauen Makler namens Monohan, der versucht hat, uns brutal zu bluffen. Fast war’s ihm gelungen.«

»Was schlagen Sie vor?«

»Ich schlage vor, daß wir die Option auslaufen lassen. Wir werden uns bis Donnerstag ganz ruhig verhalten. Sie werden mit Ihren Jungs von der Buchhaltungsabteilung über die zwanzig Prozent Kostensteigerung reden. Ich rede mit Monohan. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er vor mir auf den Knien rutschen und mir die Fabrik für zweihunderttausend anbieten.«

»Bart, sind Sie sich da ganz sicher?«

»Natürlich bin ich das.« Er lächelte verkniffen. »Ich würde meinen Kopf doch nicht in die Schlinge stecken, wenn ich wüßte, daß jemand sie zuziehen wird.«

George, was machst du da???

Halt die Klappe, laß mich in Ruhe.

»Wir haben hier einen superklugen Makler ohne Käufer vor uns«, fuhr er fort. »Wir können es uns leisten, uns Zeit zu lassen. Jeder weitere Tag, den wir ihn in der Luft hängen lassen, wird uns einen Preisvorteil verschaffen, wenn wir dann wirklich kaufen.«

»In Ordnung«, sagte Ordner gedehnt. »Aber lassen Sie mich eins klarstellen, Bart. Wenn wir die Option nach Ihrem Plan auslaufen lassen, und dann jemand anderer die Fabrik kauft, werde ich Sie aus dem Sattel schießen. Das ist nichts …«

»Ich weiß«, unterbrach Bart ihn. Er fühlte sich plötzlich sehr müde. »Das ist nichts Persönliches.«

»Bart, sind Sie sicher, daß Sie sich nicht Marys Virus aufgeschnappt haben? Sie sehen ein bißchen blaß aus.«

DM bist selber ganz schön blaß, Idiot.

»Mir wird es besser gehen, wenn ich das alles hinter mir habe. Es ist doch ein ganz schöner Streß.«

»Ja, sicher ist es das.« Ordner zauberte eine mitfühlende Miene auf sein Gesicht. »Fast hätte ich vergessen … Ihr Haus steht ja auch mitten in der Schußlinie.«

»Ja.«

»Haben Sie schon was Neues gefunden?«

»Na ja, wir haben so ein, zwei Häuser im Auge. Würde mich nicht überraschen, wenn ich den Waterford-Handel und meine persönliche Sache an ein und demselben Tag regeln würde.«

Ordner grinste. »Das wird wohl der erste Tag in Ihrem Leben sein, an dem Sie zwischen Sonnenauf- und -untergang über gut eine halbe Million Dollar verhandeln werden.«

»Tja, das wird ein ganz gewaltiger Tag werden.«

Auf dem Heimweg redete Freddy ununterbrochen auf ihn ein - er schrie ihn förmlich an -, und er mußte ständig die Sicherung raushauen. Gerade als er in die Crestallen Street einbog, brannte sie mit beißendem Gestank durch. All die lästigen Fragen überschwemmten ihn, und er trat mit beiden Füßen auf die Bremse. Der Wagen kam mit quietschenden Reifen in der Straßenmitte zum Stehen, und er wurde mit solcher Wucht in den Sicherheitsgurt geschleudert, daß es wie ein Schlag in den Magen war und er laut aufstöhnte.

Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, ließ er den Wagen langsam an den Straßenrand rollen, schaltete den Motor ab und die Scheinwerfer aus, schnallte den Gurt ab und saß zitternd da. Seine Hände umklammerten das Lenkrad.

Von seinem Platz aus sah er, wie die Straße in einer sanften Kurve verlief und die Straßenlampen einen graziösen Bogen beschrieben. Es war eine hübsche Straße. Die meisten der Häuser waren in der Nachkriegsperiode zwischen 1946 und 1958 gebaut worden, aber auf wunderbare Weise dem eintönigen Baukastensyndrom der fünfziger Jahre entkommen und damit auch den Krankheiten, die dieser Baustil nach sich zog: abbröckelnde Fundamente, verblichene Rasenflächen, abblätternde Farbe, feuchte Garagen, Spielzeugeinrichtun-gen statt anständiger Möbel. Plastikrahmen für die Fenster.