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»Remington stellt die besten her«, erklärte Harry und nickte bedächtig, was ihn wieder etwas beruhigte. »Wieviel wollen Sie denn ausgeben?«

»Nun, ich will nicht lange drum herumreden. Der Motor hat ihn wahrscheinlich an die vierhundert gekostet. Ich möchte mindestens fünfhundert Dollar ausgeben. Sechshundert wären das höchste.«

»Sie verstehen sich wirklich gut mit Ihrem Cousin, was?«

»Wir sind zusammen aufgewachsen«, berichtete er mit aufrichtiger Miene. »Ich glaube, ich würde für Nick meinen rechten Arm hergeben, wenn er es von mir verlangte.«

»Ich werde Ihnen etwas zeigen«, sagte Harry einladend und suchte einen Schlüssel aus seinem schweren Schlüssel-bund, während er auf einen der Glasschränke zuging. Er öffnete die Tür, kletterte auf einen Stuhl und nahm ein langes, schweres Gewehr von seinem Ständer. Der Schaft war mit eingelegtem Emaille verziert. »Die kommt zwar etwas teurer, als Sie sich vorgenommen haben, aber es ist ein wundervolles Gewehr.« Harry reichte es zu ihm hinunter.

»Was ist das?«

»Das ist eine vierhundertsechziger Weatherbee. Sie braucht stärkere Munition, als ich sie im Augenblick vorrätig habe, aber ich kann Ihnen ohne weiteres welche in Chicago bestellen. Soviel Sie wollen. Es wird höchstens eine Woche dauern. Ein fantastisch austariertes Gewehr. Die Mündungsenergie von dem Baby beträgt über achttausend Pond … das wäre soviel, wie wenn Sie jemanden mit einer Flughafenlimousine umfahren. Wenn Sie einen Bock damit am Kopf treffen, müssen Sie sich den Schwanz als Trophäe aufhängen.«

»Ich weiß nicht so recht«, wandte er ein, obwohl er schon beschlossen hatte, daß er dieses Gewehr wollte. »Ich weiß, daß Nick sehr viel an Trophäen liegt. Das gehört sozusagen dazu.«

»Natürlich«, antwortete Harry und nahm ihm die Weatherbee.aus der Hand, um den Lauf aufzuklappen. Das Loch wirkte groß genug, um darin eine Brieftaube zu verstauen. »Niemand fährt nach Boca Rio, um seinen Fleischtopf aufzufüllen. Ihr Cousin schießt also in die Eingeweide.

Mit diesem Baby brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen, daß das Wild sich zwölf Meilen weit durchs Hochland quält. Sie brauchen ihm nicht mehr lange nachzuspüren, um dann womöglich noch das Abendessen zu verpassen. Dieses Baby wird seine Eingeweide in einem Umkreis von zwanzig Metern verspritzen.«

»Wie weit?«

»Ich sag’s Ihnen, wie’s ist, ich kann das Ding hier in der Stadt nicht verkaufen. Wer braucht schon so ein Panzerabwehrgerät, wenn es weit und breit nichts anderes zu schießen gibt als Fasane? Und wenn man die auf den Tisch bringt, schmecken sie nur noch nach Abgasen. Im Einzelhandel kostet es neunhundertfünfzig, im Großhandel sechs-hundertdreißig Dollar. Ich könnte es Ihnen für siebenhundert geben.«

»Das macht dann … beinahe tausend Mäuse.«

»Bei Einkäufen über dreihundert geben wir zehn Prozent Rabatt. Dann wären es nur noch neunhundert.« Er zuckte die Achseln. »Wenn Sie Ihrem Cousin dieses Gewehr schenken, gehen Sie sicher, daß er noch keins von dieser Sorte besitzt. Das garantier’ ich Ihnen. Und wenn er es doch schon haben sollte, kaufe ich es Ihnen für siebenhundertfünfzig wieder ab. Das gebe ich Ihnen schriftlich, so sicher bin ich mir da.«

»Ehrlich?«

»Absolut. Aber natürlich, wenn es Ihnen zu teuer ist - wir können uns noch ein paar andere Gewehre ansehen. Aber das hier ist einfach Spitze. Ich hab’ sonst nichts da, was er nicht schon besitzen könnte.«

»Ich verstehe.« Er machte ein nachdenkliches Gesicht.

»Haben Sie ein Telefon?«

»Klar, im Hinterzimmer. Wollen Sie noch einmal mit Ihrer Frau darüber reden?«

»Ich halte es fast für besser.«

»Natürlich, kommen Sie.«

Harry führte ihn in ein vollgestopftes Hinterzimmer. Er sah eine Bank und einen narbigen Holztisch, auf dem Waffenteile, Federn, Reinigungsflüssigkeit, Prospekte und diverse Fläschchen mit Bleikügelchen verstreut waren.

»Da ist das Telefon«, sagte Harry.

Er setzte sich, nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer, während Harry in den Laden zurückging, um die Magnum einzupacken.

»Wir danken Ihnen für Ihren Anruf beim WDST-Wefter-auskunftsdienst«, ertönte ein helle Tonbandstimme.

»Leichte Schneefälle am heutigen Nachmittag, die am späten Abend in Schneeschauer übergehen.«

»Hallo, Mary?« rief er in den Hörer. »Ich bin gerade in einem Laden, der sich Harveys Waffengeschäft nennt. Ja, genau, wegen Nicky. Die Pistole hab’ ich gekriegt, wie besprochen, das war kein Problem. Sie lag gleich im Schaukasten. Aber dann hat er mir ein Gewehr gezeigt.«

»… Aufklarung bis morgen nachmittag. Tiefsttemperaturen heute nacht um null, Tageshöchsttemperaturen um sieben Grad. Mit Niederschlägen heute nacht ist zu rechnen.«

»… also, was soll ich tun?« Harry stand hinter ihm in der Tür; er konnte seinen Schatten am Boden sehen.

»Ja«, sagte er, »das ist mir klar.«

»Wir danken Ihnen für Ihren Anruf beim WDST-Wetter-auskunftsdienst. Beachten Sie bitte auch Bob Reynolds Nachrichtendienst an jedem Wochentag in den Sechs-Uhr-Nachrichten, um auf dem laufenden zu bleiben. Auf Wiederhö-

ren.«

»Meinst du wirklich? Ich weiß, es ist eine Menge Geld.«

»Wir danken Ihnen für Ihren Anruf beim WDST-Wetter-auskunftsdienst. Leichte Schneefälle am heutigen Nachmittag.«

»Bist du sicher, Liebling?«

» … in Schneeschauer übergehen …«

»Na gut.« Er drehte sich auf der Bank und lächelte Harry zu, wobei er den Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand zu einem V spreizte. »Doch, das ist ein netter Kerl. Er hat mir versichert, daß Nick bestimmt noch kein solches Gewehr hat.«

»… bis morgen nachmittag. Tiefsttemperaturen heute nacht …«

»Ich hab’ dich auch lieb, Mary, Wiedersehen.« Er legte auf.

Jesus, Fred, das war ‘ne tolle Nummer. Das war es, Georgie, das war’s wirklich.

Er stand auf. »Sie sagt, ich soll’s tun, wenn mir das Gewehr gefällt. Und es gefällt mir.«

Harry lächelte. »Was werden Sie tun, wenn er Ihnen einen Thunderbird schenkt?«

Er lachte. »Ich werde die Sendung ungeöffnet zurückschicken.«

Als sie in den Laden zurückgingen, fragte Harry: »Scheck oder bar?«

»American Express, wenn es Ihnen recht ist.«

»So recht wie Gold.«

Er holte seine Scheckkarte heraus. Auf dem Spezial-Streifen auf der Rückseite stand:

BARTON GEORGE DAWES

»Sind Sie sicher, daß die Patronen rechtzeitig hier eintreffen, so daß ich Fred alles zusammen schicken kann?«

Harry blickte von der Kreditkarte auf: »Fred?«

Er lächelte breit: »Nick ist Fred und Fred ist Nick«, erklärte er. »Nicholas Frederick Adams. Ein alter Scherz aus unserer Kindheit.«

»Oh.« Harry lächelte höflich, wie man es eben tut, wenn man einem Insiderwitz nicht versteht. »Würden Sie bitte hier unterschreiben?«

Er unterschrieb.

Harry holte ein dickes Buch unter dem Ladentisch hervor.

Es war mit einer Stahlkette am Tisch befestigt, die durch die linke Ecke gezogen war. »Und hier bitte Ihren Namen und Ihre Adresse, für die Behörden.«

Seine Finger krampften sich um den Kugelschreiber. »Nun sehen Sie sich das an«, lachte er. »Zum ersten Mal in meinem Leben kaufe ich eine Waffe, und gleich drehe ich durch.« Er schrieb seinen Namen und seine Adresse ins Buch:

BARTON GEORGE DAWES, 1241 CRESTALLEN STREET

WEST

»Die stecken ihre Nase aber auch in alles rein«, bemerkte er.

»Das ist noch gar nichts im Vergleich dazu, wie es früher war.«

»Ich weiß. Wissen Sie, was ich neulich in den Nachrichten gehört habe? Sie wollen jetzt ein Gesetz, daß Motorradfahrer einen Mundschutz tragen sollen. Einen Mundschutz, ich bitte Sie! Geht das die Regierung etwas an, wenn ein Kerl sich seine teuren Zahnbrücken ruinieren will?«