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»Und das macht Ihnen Kummer, nicht wahr?«

»Natürlich machen wir uns Sorgen! Die öffentliche Meinung ist sehr sprunghaft. Sie dreht sich im Wind wie eine Wetterfahne …«

»Und Ihre Klienten sind gewählte Volksvertreter.«

Fenner sah ihn ausdruckslos an.

»Also, was ist nun?« fragte er ungeduldig. »Machen Sie mir jetzt das große Angebot, das ich nicht ablehnen kann?«

Fenner seufzt. »Ich verstehe wirklich nicht, worüber wir hier streiten. Die Stadt hat ihnen sechzigtausend Dollar für das Haus angeboten und …«

»Es waren dreiundsechzigtausendfünfhundert.«

»Ja, gut. Die bekommen Sie für das Haus und das Grundstück. Eine Menge Leute haben wesentlich weniger gekriegt. Und was bekommen Sie für das Geld? Keinen Ärger, keine Schwierigkeiten, keinen Streß. Das Geld ist praktisch steuerfrei, denn Sie haben Vater Staat die Steuern ja schon von dem Geld bezahlt, mit dem Sie das Haus gekauft haben. Das einzige, was Sie versteuern müssen, ist der Wertanstieg. Nun, halten Sie dieses Angebot etwa nicht für fair?«

»Fair genug«, antwortete er und dachte an Charlie. »Soweit es die Dollars und Cents betrifft, ist es fair. Es ist vermutlich sogar mehr Geld, als ich auf dem offenen Markt dafür herausschlagen würde, wenn ich es selbst verkaufen wollte.

So wie die Preise heutzutage stehen …«

»Also, worüber streiten wir uns dann?«

»Wir streiten ja gar nicht«, erwiderte er und nippte an seinem Drink. Doch, es stimmte, er hatte einen Vertreter im Haus. »Haben Sie ein eigenes Haus, Mr. Fenner?«

»Ja, natürlich«, antwortete Fenner prompt. »Ein sehr schönes Haus in Greenwood. Und wenn Sie mich jetzt fragen, was ich hin oder wie ich mich fühlen würde, wenn ich mich in Ihrer Lage befände, dann sage ich Ihnen frei heraus, ich würde die Stadt ausnehmen, so gut es nur geht, und auf dem Weg zur Bank würde ich mir ins Fäustchen lachen.«

»Ja, das würden Sie wohl«, sagte er und lachte leise. Dann mußte er an Don und Ray Tarkington denken. Sie würden den Stadtrat an seinen empfindlichsten Stellen treffen und ihnen den Fahnenmast der Stadtflagge möglichst weit in den Arsch rammen. »Dann glaubt ihr also wirklich, daß ich den Verstand verloren habe?«

Fenner antwortete vorsichtig: »Wir wissen es nicht. Aber Ihre Lösung für das Umzugsproblem der Wäscherei ist wohl kaum normal zu nennen.«

»Hören Sie, ich werde Ihnen mal was sagen. Ich hab’ noch genug Verstand im Kopf, um mir selbst einen Rechtsanwalt zu nehmen, der mit dem Enteignungsgesetz des Staates gar nicht einverstanden ist - einer von der guten alten Sorte, die immer noch an das altmodische Sprichwort glauben, daß das Heim eines Menschen seine Burg ist. Er könnte erst mal einen Aufschub erwirken, so daß Ihnen für ein, vielleicht auch zwei Monate die Hände gebunden sind. Mit etwas Glück und den richtigen Richtern können wir die ganze Sache bis zum nächsten September verzögern.«

Fenner wirkte eher erfreut als beunruhigt, wie er es eigentlich erwartet hatte. Aber Fenner dachte nach. Das ist der Haken, Freddy, gefällt dir das? Ja, George, ich muß zugeben, es gefällt mir.

»Was wollen Sie?« fragte Fenner kurz.

»Wieviel dürfen Sie mir geben?«

»Wir erhöhen den Preis fürs Haus um fünftausend Dollar und keinen Cent mehr. Und niemand wird etwas von dem Mädchen erfahren.«

Alles stand still, war auf der Stelle wie tot.

»Wie bitte?« flüsterte er.

»Das Mädchen, Mr. Dawes. Das, mit dem Sie gebumst haben. Es hat vom sechsten auf den siebenten Dezember bei Ihnen übernachtet.«

Innerhalb von wenigen Sekunden wirbelte ihm ein Strudel von Gedanken durch den Kopf. Davon waren einige ganz vernünftig, aber die meisten waren mit einer grünen Patina aus Angst überzogen und daher unglaubwürdig. Doch hinter den vernünftigen Gedanken und seiner Furcht verspürte er eine unheimliche Wut. Am liebsten wäre er über den Tisch gesprungen, hätte diesen Tick-Tack-Mann am Kragen gefaßt und ihn so lange geschüttelt, bis ihm sein Uhrwerk zu den Ohren herausfiel. Aber das durfte er nicht tun; vor allem das nicht.

»Geben Sie mir eine Nummer«, sagte er.

»Nummer … ?«

»Eine Telefonnummer. Ich rufe Sie heute nachmittag an und sage Ihnen, wie ich mich entschieden habe.«

»Es wäre aber viel besser, wenn wir die Dinge gleich jetzt erledigen könnten.«

Das könnte Ihnen so passen, wie? Schiedsrichter, verlängern Sie diese Runde bitte um dreißig Sekunden. Der Mann hängt schon in den Seilen.

»Nein, das finde ich nicht. Bitte, verlassen Sie mein Haus.«

Fenner zuckte gelassen die Achseln. »Hier ist meine Karte.

Die Telefonnummer steht drauf. Ich werde zwischen halb drei und vier in meinem Büro zu erreichen sein.«

»Ich werde Sie anrufen.«

Fenner ging. Er beobachtete durch das kleine Seitenfenster neben der Haustür, wie er durch den Vorgarten ging, in seinen blauen Buick stieg und davonfuhr. Dann knallte er mit aller Wucht seine Faust gegen die Wand.

Er mixte sich noch einen Drink und setzte sich an den Küchentisch, um die Lage zu überdenken. Sie wußten also von Olivia. Und sie würden diese Information als Ansatzhebel benutzen. Als Ansatzhebel, um ihn aus dem Haus zu werfen, war er allerdings nicht sehr gut. Sie konnten damit zweifellos seine Ehe beenden, aber die war ja sowieso schon in Auflösung begriffen. Schlimmer war, daß sie ihn ausspioniert hatten.

Die Frage war bloß, wie?

Wenn ihn einige Männer unter Beobachtung hätten, dann hätten sie doch sicher auch von dem berühmten Krach-Krach-Bumm-Bumm gehört. Und wenn das der Fall wäre, dann hätten sie das doch schon längst gegen ihn verwendet.

Warum sollten sie sich mit so einer schäbigen Ehebruchssache abgeben, wenn sie den aufsässigen Hausbesitzer gleich wegen Brandstiftung ins Gefängnis sperren konnten? Also hatten sie sein Telefon abgehört. Als ihm jetzt einfiel, daß er im Suff drauf und dran gewesen war, Magliore das Verbrechen am Telefon zu gestehen, traten ihm kleine, kalte Schweißperlen auf die Stirn. Gott sei Dank, hatte Magliore ihn sofort unterbrochen. Krach-Krach-Bumm-Bumm war schon schlimm genug.

Er wohnte also in einem Haus voller Wanzen, und die Frage war, wie er nun auf Fenners Angebot und Fenners Ver-tretermethoden reagieren sollte.

Er schob fürs Mittagessen ein TV-Dinner in den Herd und setzte sich mit einem weiteren Drink an den Tisch, um darauf zu warten. Sie hatten ihm also nachspioniert und versucht, ihn zu bestechen. Je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er.

Er holte sein TV-Dinner aus dem Herd und aß es. Dann wanderte er im Haus umher und betrachtete seine Habseligkeiten. Langsam nahm eine Idee in einem Kopf Gestalt an.

Um drei Uhr rief er Fenner an und sagte, er solle ihm das Formular schicken. Er würde es unterzeichnen, wenn Fenner die beiden Dinge erledigte, über die sie gesprochen hätten.

Fenner klang sehr erfreut, ja beinahe erleichtert. Er sagte, er würde sich gern um diese Dinge kümmern und dafür sorgen, daß er das Formular spätestens am nächsten Tag im Haus hätte. Er sei sehr froh, daß er sich entschieden habe, Vernunft anzunehmen.

»Ich habe aber noch ein paar Bedingungen«, sagte er.

»Bedingungen?« wiederholte Fenner und klang sofort wieder mißtrauisch.

»Keine Angst, es ist nichts, womit Sie nicht fertig werden könnten.«

»Lassen Sie hören«, sagte Fenner. »Aber ich warne Sie, Dawes, Sie haben schon alles aus uns rausgepreßt, was möglich ist.«

»Sie schicken mir bis morgen das Formular ins Haus«, fuhr er ungerührt fort. »Ich bringe es Ihnen Mittwoch ins Büro zurück. Ich erwarte, daß Sie dann einen Scheck über achtundsechzigtausendfünfhundert Dollar für mich bereitliegen haben. Einen Barscheck. Ich gebe Ihnen dieses Formular nur gegen den Scheck.«