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„Warum müssen sie sie ablegen, bevor sie die Probe im Laboratorium abliefern? Weshalb…“

Ein Pfiff aus einer Sprechröhre unterbrach ihn.

Dondragmer meldete sich.

„Reines Ammoniak, Captain. Ich schätze, es befand sich in der Form von gefrorenen Tropfen; jedenfalls bildete es im Filter eine dünne Reifschicht und löste einige Bestandteile der Außenatmosphäre, als es hier im Labor schmolz.

Sollte man in den nächsten Minuten Sauerstoff riechen, so stammt es daher. Es könnte die Hülle vereisen, und falls es sich auf der Brücke niederschlägt, dürfte die Sicht etwas gestört werden, aber ob weitere Schwierigkeiten entstehen können, vermag ich nicht abzusehen.“

Dondragmer war imstande, sich andersgeartete Folgen auszumalen, aber er akzeptierte die Information ohne Kommentar.

„Ähnliches ist während unseres ganzen bisherigen Aufenthalts noch nicht passiert“, bemerkte er. „Ich frage mich, ob womöglich ein jahreszeitlich bedingter Wetterumschlag bevorsteht. Diese Welt nähert sich gegenwärtig ihrer Sonne. Ich wünschte, die Menschen hätten Dhrawn etwas länger studiert, bevor sie uns anwarben, um sie von uns erkunden zu lassen. Es wäre mir lieber, wir wüßten, was uns in nächster Zeit erwartet. Kervenser, die Maschinen anwerfen! Wir drehen den Bug in Windrichtung.

Du steuerst mit Minimalgeschwindigkeit geradeaus, solange die Sicht gut genug ist. Falls sich das ändert, drehst du scharf backbordwärts bei, so daß wir in bereits bekanntem Gelände bleiben.

Achte auf die Walzen und gib mir sofort Bescheid, wenn du den Eindruck hast, daß sie stocken.

Schicke einen Matrosen zur Beobachtung an die Heckluke; unsere Spur könnte sich als aufschlußreich erweisen. Verstanden?“

„Die Befehle, ja. Womit du rechnest, nein.“

„Vielleicht irre ich mich, und falls ich recht habe, läßt sich wahrscheinlich nichts dagegen tun. Der Gedanke, die Walzen unter Umständen mit Muskelkraft freilegen zu müssen, gefällt mir ganz und gar nicht. Hoffen wir das Beste.“

„Jawohl, Captain.“ Kervenser wandte sich seiner Aufgabe zu, und als die Fusionsmotoren der Kwembly anliefen, trat der Captain vor einen Plastikblock von zehn Zentimeter Höhe und Breite und zwanzig Zentimeter Länge, der neben seiner Station lag. Er schob eine seiner Zangen in eine kleine Öffnung an der Seite des Blocks, nahm eine Schaltung vor und begann zu sprechen.

2

Seine Stimme wurde mit hoher Geschwindigkeit übermittelt, aber sie war lange unterwegs. Die Radiowellen trugen sie durch Dhrawns schwere, aber in den höheren Schichten wesentlich dünnere Atmosphäre und durch das All jenseits davon. Auf ihrem Weg wurden sie schwächer, doch eine halbe Minute nach der Ausstrahlung war ihre Energie noch konzentriert genug, um auf eine Richta ntenne von etwas mehr als zwei Meter Durchmesser einzuwirken. Die Antenne erhob sich aus einem ungefähr siebzig Meter durchmessenden und etwa halb so langen, zylinderförmigen Körper; sie bildete das eine Ende des Objekts, das der Hantel eines Gewichthebers ähnelte. Es rotierte langsam um seine Längsachse und um den Mittelpunkt zwischen den beiden Kugeln.

Der elektrische Impuls, den die Wellen in der Antenne auslösten, schnellte in einen stecknadelkopfgroßen Kristall, der ihn gleichrichtete, ihn speicherte und seine gespeicherte Kraft verwandte, um einen Elektronenstrom, den ein nebenliegender, fingerlanger Generator lieferte, auszusteuern und damit einen erstaunlich altmodischen, dynamischen Kontakt in einem etwa fünfzig Quadratmeter großen Raum zu aktivieren, der im Zentrumsbereich des Zylinders lag. Nur zweiunddreißig Sekunden nachdem Dondragmer zu sprechen begonnen hatte, wurden seine Worte an den Ohren von drei der insgesamt fünfzehn in dem Raum sitzenden Menschen akustisch reproduziert.

Er wußte nicht, welcher davon gerade anwesend sein mochte, und so bediente er sich der menschlichen Sprache, die er schneller erlernt hatte als die eigene; daher konnten alle drei ihn verstehen.

„Dies ist ein Zwischenbericht von der Kwembly.

Wir haben vor zweieinhalb Stunden gestoppt, um die routinemäßige Generalinspektion sowie Bodenuntersuchungen durchzuführen. Zu diesem Zeitpunkt stand der Wind bei etwa 200 Kabel, kam aus westlicher Richtung, der Himmel war teilweise bewölkt. Kurz nach Aufnahme der Arbeiten erreichte die Windgeschwindigkeit etwa 3000 Kabel…“

Einer der menschlichen Zuhörer wandte etwas verwirrt den Kopf und sah seinen Nachbarn fragend an.

„Ein mesklinitisches Kabel mißt rund fünfzig Meter, Boyd“, sagte der andere leise. „Die Windgeschwindigkeit stieg also von etwa fünf Meilen pro Stunde auf über sechzig Meilen.“

„Danke, Easy.“ Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Lautsprecher zu.

„Inzwischen sind wir völlig von Nebel eingeschlossen, der ständig dichter wird, und wagen nicht, die Fahrt auf dem planmäßigen Kurs fortzusetzen. Nach Auskunft meiner Wissenschaftler besteht der Nebel aus gefrorenen Ammoniakpartikeln. Mir scheint, daß man bei der herrschenden Außentemperatur, die bei siebzig Grad liegt, mit der Gefahr rechnen muß, daß der Nebel die Wassereisschicht teilweise verflüssigt.

Ich weiß, daß das Fahrzeug schwimmfähig ist, aber ich bezweifle, daß ein möglicher Schmelzvorgang große Tiefenwirkung haben wird, und so frage ich mich, was geschehen soll, wenn die Flüssigkeit wieder vereist und unsere Walzen festfrieren. Ich habe noch vor keinem derartigen Problem gestanden, aber die Aussicht, das Fahrzeug womöglich mit Muskelkraft aus dem Eis befreien zu müssen, finde ich wenig erfreulich. Es befindet sich keine dafür geeignete Ausrüstung an Bord. Ich möchte euch mit dieser Meldung darauf hinweisen, daß wir möglicherweise länger in diesem Gebiet bleiben müssen als vorgesehen. Ich unterrichte euch laufend von der Entwicklung. Sollten wir endgültig festliegen, wären wir dankbar, wenn ihr euch etwas ausdenken könntet, um unsere Wissenschaftler beschäftigt zu halten. Sie haben bereits die meisten Dinge getan, die für die Routinestopps vorgesehen waren.“

„Danke, Don“, antwortete Easy. „Wir bleiben in Verbindung. Ich werde unsere Meteorologen fragen, ob sie feststellen können, welchen Umfang diese Nebelbank besitzt und wie lange sie voraussichtlich anhält. Vielleicht haben sie schon aufschlußreiches Material zur Verfügung, da ihr euch nun schon seit einem Tag auf der Nachtseite befindet. In diesem Fall könnten sogar schon Strömungsbilder vorliegen. Genau bin ich über die Möglichkeiten ihrer Instrumente nicht informiert.

Jedenfalls forsche ich nach und informiere dich.“

Die Frau drückte die Sprechtaste und wandte sich an die beiden anderen, während ihre Erwiderung von Radiowellen hinab nach Dhrawn getragen wurde.

„Ich wünschte, ich könnte aus Dons Stimme schließen, ob er ernstlich besorgt ist oder nicht“, bemerkte sie. „Jedes Mal, wenn diese Geschöpfe auf dieser schrecklichen Welt in eine neue Gefahr geraten, frage ich mich, wie wir bloß die Dreistigkeit aufbringen konnten, sie loszuschicken — und woher sie nur den Mut genommen haben, sie zu betreten.“

„Selbstverständlich wurden sie weder durch eine Täuschung noch durch Zwang zu dieser Expedition veranlaßt“, sagte einer ihrer beiden Kollegen. „Ein Mesklinit, der die längste Zeit seines Lebens als Segler zugebracht und seinen Heimatplaneten vom Äquator bis zum Südpol bereist hat, macht sich gewiß keine Illusionen über die Aspekte einer solchen Forschungs- und Pionierarbeit. Selbst wenn wir es gewollt hätten, wäre es uns nicht gelungen, sie hereinzulegen.“

„Mein Verstand weiß das natürlich auch, Boyd, aber mein Herz will es nicht immer glauben. Als die Kwembly nur fünfhundert Meilen vom Ausgangspunkt entfernt schon im Sand feststeckte, habe ich nächtelang nicht schlafen können, bis sie das Fahrzeug wieder befreit hatten. Als Densigerefs Smof in eine Felsspalte gerutscht war, gehörte ich zu den wenigen, die Barlennans Entscheidung, ein anderes Fahrzeug zur Bergungshilfe abzukommandieren, vorbehaltlos guthießen. Als die Besatzung der Esket spurlos verschwand, darunter zwei gute Freunde von mir, widersetzte ich mich der Absicht von Alan und Barlennan, Hilfe zu schicken, und ich glaube noch immer, daß sie dabei waren, einen Fehler zu begehen. Ich weiß, daß diese Forschungsaufgabe erfüllt werden muß und die Meskliniten sie im vollen Bewußtsein ihrer Risiken übernommen haben, aber wenn eine der Besatzungen in Gefahr gerät, bin ich außerstande, mich der Vorstellung zu erwehren, daß ich mich dort unten an ihrer Seite befinde, an ihren Diskussionen um die auftauchenden Schwierigkeiten, an ihren Auseinandersetzungen um eventuelle Rettungsaktionen teilnehme. Ich vermute, daß man mich deshalb vielleicht hinauswirft, aber so bin ich nun einmal.“