Die Notwendigkeit künstlichen Lichts gestaltete die Arbeit zusätzlich schwieriger. Es stellte sich heraus, daß sie zur Montage von zwölf Rudern ganze fünfzehn Stunden brauchte n.
Mittlerweile entfernte sich die Kwembly, obschon sie sich noch bewegte, nicht weiter von Dondragmers Lager. Anscheinend schwamm sie in einem etwa vier Meilen durchmessenden Strudel.
Beetchermarlf nutzte dies zu ihrem Vorteil, als er schließlich die Motoren anwarf. Für einige Sekunden schien es, als wolle jedes Resultat ausbleiben; dann aber bemerkten die beiden Steuerleute und die Menschen, wie sich langsam, sehr langsam eine Bugwelle entwickelte. Der mächtige Rumpf schob sich träge vorwärts.
Beetchermarlf orientierte sich am Zwillingsgestirn Sol und Fomalhaut und riß das Steuer hart herum.
Es dauerte eine halbe Minute, bevor die Sterne ringsum zu wandern begannen, als die Kwembly beidrehte, behäbig und majestätisch zugleich.
Einige Male handhabte Beetchermarlf das Steuer zu stark; er brauchte eine ganze Weile, um sich an die neue Reaktionsweise des Fahrzeugs zu gewöhnen, doch zuletzt gelang es ihm, es auf ungefähr südlichen Kurs zu lenken. Zunächst war er sich dessen nicht sicher; er vermutete lediglich, daß dieser Kurs sie an jene Stelle zurückbringen werde, an der die Kwembly in den Strudel geraten war; von dort aus allerdings, so glaubte er, würde der Strudel sie einem Drall nach Osten aussetzen.
Einige Zeit verstrich, bevor die Richtantennen der Meßsatelliten und die Computer es ermöglichten, seine Annahme zu bestätigen; doch als dies geschah, lief die Kwembly sehr sanft auf Grund.
Sofort leitete Beetchermarlf volle Kraft in die vordersten, mit Konvertern ausgestatteten Walzen, entzog den mit Rudern versehenen Walzen die Energie und rollte das Fahrzeug auf den Strand.
„Wir haben den See verlassen“, berichtete er.
„Ein neues Problem ergibt sich. Setzen wir den Weg über Land mit montierten Rudern fort, dürften sie bald ruiniert sein. Entfernen wir sie jetzt, und es stellt sich heraus, daß wir auf einer Insel sind, verlieren wir viel Zeit damit, sie wieder zu montieren. Ich halte es für ratsam, einen Erkundungsgang zu machen, um hierüber Klarheit zu erhalten; das würde aber auch einige Zeit beanspruchen. Ich wäre dankbar, könntet ihr mir diesbezügliche Hinweise geben oder den Captain nach seinen Befehlen fragen. Wir warten.“
Dondragmer brauchte mit seiner Antwort nicht zu zögern, als die Anfrage ihm übermittelt wurde.
„Die beiden sollen nicht von Bord gehen, sondern warten, bis die Kartografen festgestellt haben, ob das Fahrzeug sich auf jenem Ufer befindet, auf dem auch unser Lager steht, oder auf dem anderen.
Nach ihrer Geländebeschreibung schätze ich, daß der Strudel eine ostwärtige Strömungsrichtung besitzt, das wäre die rechte Seite; wir befinden uns indes auf dem linken Ufer. Wenn geklärt ist, auf welchem Ufer sie stehen, sollen sie — nein, halt!
Mir fällt etwas Besseres ein. Sie sollen weiterhin nach Süden steuern, bis sie glauben, die Flußmündung erreicht zu haben, und dann flußaufwärts zu lenken versuchen. Ich weiß, sie können nur langsame Fahrt machen, stellenweise womöglich gar nicht durchkommen; aber zu Orientierungszwecken scheint mir das sicherer zu sein.“
„Ich gebe Beetch und den Kartografen sofort Bescheid, Captain“, bestätigte Benj. „Ich besorge mir eine Kartenkopie und versuche sie selbst auf dem neuesten Stand zu halten; damit können wir künftig Zeit sparen.“
Die Richtungsdaten erwiesen sich nicht als völlig zuverlässig. Zwar ließ die Position der Kwembly sich ziemlich exakt bestimmen, aber natürlich stand der Verlauf des Flusses, den sie hinabgetrieben war, weniger genau fest. Nach weiteren Diskussionen entschied man, Beetchermarlf solle das Fahrzeug wieder zu Wasser bringen und es möglichst na he am Ufer westwärts lenken, das
hieß, so nahe wie die Scheinwerfer der Kwembly und etwaige Sandbänke es erlaubten. Wenn er die Mündung entdeckte, sollte er nach Dondragmers Weisung verfahren; falls nicht, weiter in Ufernähe bleiben, bis die Wissenschaftler gewiß sein konnten, daß er die Mündung verfehlt hatte, und in diesem Fall nach Süden steuern.
Es erwies sich als möglich, das Ufer während der Fahrt innerhalb des Scheinwerferlichts zu halten, aber es dauerte zwei Stunden, bis sie den Fluß erreichten, der sich hinter der Mündung westwärts bog, eine Tatsache, die man bei der Lokalisierung der Kwembly übersehen hatte, während sie stromabwärts trieb. Die Mündung selbst machte jedoch einen Knick nach Osten, ein Umstand, der höchstwahrscheinlich für die Strudelbildung verantwortlich war. Das Delta, das dem Ufer eine Nordkrümmung verlieh, war eine Warnung. Die beiden Meskliniten — Beetchermarlf am Steuer und Takoorch auf der Backbordseite der Brücke, dem besten Beobachtungsposten — lenkten das Fahrzeug um die reichlich unregelmäßige Halbinsel, wobei sie mehrfach bemerkten, daß die Walzen sich durch lockeren Schlammgrund wühlten, fanden schließlich eine Durchfahrt und steuerten die Kwembly gegen die Strömung. Sie kamen nun bloß noch langsam vorwärts, aber sie hatten es keineswegs eilig; Dondragmer hatte dem Versuch, überhaupt gegen die Strömung anzukommen, ganze sechs Stunden eingeräumt. In diesem Zeitraum legten sie ungefähr zehn Meilen zurück. Ließ diese Geschwindigkeit sich beibehalten, würde das Fahrzeug etwa ein bis zwei Tage nach Mitternacht im Lager eintreffen, also nach einer Woche nach menschlichem Zeitmaß.
Reine Ungeduld brachte den Plan schließlich zu Fall. Natürlich traf die Schuld keinen Meskliniten; es war Aucoin, der die Auffassung durchsetzte, eineinhalb Meilen je Stunde sei eine zu geringe Geschwindigkeit. Dondragmer kümmerte es wenig, und er erhob keine Einwände gegen den Vorschlag, mit der Rückführung der Kwembly einige Forschungsaufträge zu verbinden. Auf Wunsch des Planers dirigierte er das Fahrzeug ans Ufer und auf festes Land, und auf seinen Befehl demontierten die Steuerleute sämtliche Ruder. Letzteres war, wie sich ergab, leichter zu bewerkstelligen als ihre Montage; sie konnten auf Sicherheitsleinen verzichten und Gegenstände während der Arbeit abstellen. Als Benj den Kommunikationsraum das nächste Mal betrat, mußte er zur Kenntnis nehmen, daß die Kwembly nunmehr eine Geschwindigkeit von zehn Meilen je Stunde hatte und flaches, nur gelegentlich von Gestein oder Gestrüpp durchsetztes Gelände durchquerte. Die Oberfläche dieses Gebiets bestand aus verfestigten Ablagerungen; die Planetologen äußerten die Meinung, bei dieser Ebene müsse es sich um eine Hochwasserzone handeln, und das leuchtete Benj durchaus ein.
Beetchermarlf zeigte sich so gesprächig wie sonst, aber es war eindeutig, daß er der Unterhaltung nicht seine volle Aufmerksamkeit schenkte.
Sowohl er wie auch Takoorch konzentrierten sich, soweit ihr Augenlicht und die Scheinwerfer es ermöglichten, auf das Gelände, für dessen Befahrbarkeit es natürlich — ohne zuvorige Luftaufklärung — keine Garantie gab, so daß sie die Geschwindigkeit von zehn Meilen je Stunde nicht zu überschreiten wagten.
Während sich Stunde um Stunde dahinschleppte und sie Dutzende von Meilen überwanden, ohne den Kurs ändern zu müssen (außer in Fällen, wenn der Fluß außer Sicht geriet), überkam die beiden ein allmählich wachsendes Gefühl der Sicherheit, der Gefahrlosigkeit. Ein Mensch hätte reagiert, indem er die Geschwindigkeit langsam steigerte.
Die Reaktion der Meskliniten bestand darin, zu stoppen und eine Rast einzulegen. In einer einsetzenden Neigung zu Fehlern sahen sie Anlaß dazu, etwas für die eigene Verfassung zu tun.
Aucoin, als er einmal zufällig den Kommunikationsraum betrat, bemerkte bei dieser Gelegenheit, daß das Fahrzeug stand; zunächst glaubte er, die beiden nähmen eine Routinekontrolle vor, aber dann sah er einen der Meskliniten untätig auf dem Brückendeck liegen.