„Diesen Vorschlag würde ich keineswegs so lächerlich darstellen, Alan“, warf Easy mit ruhiger Stimme ein. „Die Kwembly ist sicherlich nicht das letzte Fahrzeug, das in Not gerät. Dhrawn ist eine sehr große, wenig erforschte Welt, und ich fürchte, früher oder später werden wir Mangel an einsatzbereiten Fahrzeugen haben. Außerdem sind die Steuersysteme der Barke ohnehin weitgehend computerisiert, und der Rest ist eine Sache des Knopfdrucks. Ich räume ein, daß die Gefahr groß ist, daß jemand ohne vorherige Erfahrung dabei Bruch erleidet, aber bietet eine andere Methode Beetchermarlf und Takoorch eine höhere Chance zum Überleben?“
„Ich glaube, schon“, erwiderte Aucoin ruhig.
„Also, was zum… was soll das eigentlich?“ maulte Mersereau. „Wir haben…“ Easy hob eine Hand, und entweder diese Geste oder ihre Miene brachten Boyd zum Schweigen.
„Welche andere Maßnahme, die du mit gutem Gewissen vorschlagen kannst, hältst du für geeignet, um die Kwembly, die Steuerleute oder den Rest von Dondragmers Besatzung zu retten?“ fragte sie.
Aucoin besaß genug Anstand, um zu erröten, aber seine Antwort fiel gelassen aus. „Wie ich schon sagte, und Boyd war dabei — wir schicken die Kalliff von der Basis und holen sie ab.“
Der Äußerung folgte sekundenlanges Schweigen, während rings um den Tisch Heiterkeit über die Gesichter huschte. Schließlich meldete sich Ib Hoffman zu Wort.
„Glaubst du wirklich, Barlennan wird zustimmen?“ fragte er unschuldig.
„Es läuft darauf hinaus“, sagte Dondragmer zu Kabremm, „daß wir hier bleiben und nichts tun können, bis Barlennan ein Hilfsfahrzeug schickt.
Ich stelle mir vor, er wird diesmal eine ausreichende Begründung liefern können, nachdem er im Falle der Esket darauf verzichtet hat…“
„Das dürfte einfach sein“, antwortete der Erste Offizier der Esket. „Einer der Menschen war dagegen, und der Commander gab nach. Diesmal braucht er nur nachdrücklicher zu fordern.“
„Als ob dies das erste Mal nicht einige Menschen zur Genüge verwundert hätte! Doch wir werden sehen. Entschließen wir uns zu warten, wissen wir nicht, wie lange es dauern wird, bis ein Fahrzeug eintrifft; wir haben keine Ahnung, ob das Gebiet zwischen uns und der Basis durchgängig befahrbar ist. Ihr seid geflogen, und wir sind einen Teil der Strecke geschwommen. Warten wir nicht, läßt sich zweierlei tun. Erstens könnten wir die Kwembly zu erreichen versuchen; zweitens die Basis, wobei wir einem eventuell ausgeschickten Hilfsfahrzeug unterwegs begegnen könnten. Die zweite Möglichkeit halte ich für günstiger, weil wir nicht wissen, ob wir die Kwembly überhaupt zu reparieren vermögen; wenn die Menschen Beetchermarlf richtig verstanden haben, ist das sehr zweifelhaft. Angenehm sind mir beide Lösungen nicht, weil wir auf jeden Fall Zeit vergeuden. Es gäbe wahrlich Wichtigeres zu tun, als auf der Oberfläche dieses Planeten umherzukriechen. Aber es gibt eine dritte Möglichkeit, über die wir uns einigen müßten. Ich hielte es für am besten, mit dem Luftschiff entweder die beiden Steuerleute abzuholen, falls wir die Kwembly aufgeben müssen, oder meine Mannschaft und die Anlagen zur Kwembly zu fliegen.“
„Aber das…“
„Das würde natürlich unser Floß versenken, soweit es die Esket betrifft. Aber setzten wir Reffels Helikopter ein, wäre das Ergebnis nicht anders; wir können nicht erklären, was mit dem Kommunikatorsatz geschehen ist. Wie auch immer, ich vertrete die Überzeugung, daß das ganze Manöver die Leben, die freiwillig geopfert werden müßten, nicht wert ist; natürlich, das Risiko war es wert — andernfalls hätte ich gar nicht so lange mitgespielt.“
„Davon habe ich gehört“, erwiderte Kabremm.
„Niemand konnte dir das Risiko vollständiger Abhängigkeit von Wesen verdeutlichen, die uns wohl kaum als gleichwertige Geschöpfe betrachten.“
„Nun gut. Bedenke jedoch, daß einige Menschen sich von den anderen in solchem Maße unterscheiden, wie wir uns von den Menschen überhaupt unterscheiden. Die Menschen, das ist klar, sind untereinander so verschieden, wie wir voneinander unterschiedlich sind. Derjenige, welcher Barlennan die Aussendung eines Hilfsfahrzeugs für die Esket ausreden wollte, muß selbstverständlich ganz anders sein als Mrs. Hoffman oder Charles Lackland — doch ich sehe keinen Anlaß, den Menschen als Rasse zu mißtrauen, wie du es anscheinend vorziehst. Ich bezweifle auch, daß Barlennan so denkt; er hat mehrere Male, während ich darüber mit ihm diskutierte, vom Thema abgelenkt, und das ist nicht seine Art, wenn er einer Sache sicher ist. Ich bin der Meinung, wir sollten die Segel ein wenig reffen und die Menschen im Falle der Kwembly um direkte Hilfe bitten; oder wenigstens das Risiko eingehen, alle drei Luftschiffe für eine zügige Bergungsaktion abzukommandieren.“
„Es sind nicht mehr drei“, warf Kabremm ein.
„Die Elsh ist mit Karfrengin und vier Matrosen seit zwei Dhrawn-Tagen verschwunden.“
„Diese Neuigkeit war noch nicht zu mir vorgedrungen“, erklärte Dondragmer. „Wie hat der Commander reagiert? Man sollte meinen, daß auch er es in Erwägung zieht, die Menschen um Hilfe zu bitten, wenn wir überall Personal zu verlieren beginnen.“
„Er weiß es noch nicht. Es befinden sich noch Suchtrupps unterwegs, und wir möchten keinen unvollständigen Bericht abliefern.“
„Was könnte daran vollständiger sein? Karfrengin und die Matrosen sind inzwischen tot. Die Luftschiffe haben keine Versorgungsausrüstung für zwei Dhrawn-Tage.“
Kabremm vollführte das Äquivalent eines Achselzuckens. „Beklage dich bei Destigmet. Ich habe genug Ärger.“
„Warum wurde dein Luftschiff nicht für die Suche eingesetzt?“
„Damit war es beschäftigt, bevor sich dieser Eisfluß der Esket zu nähern begann. Destigmet hat mich auf Erkundung geschickt; ich hätte nicht bis hierher kommen sollen, aber der Charakter dieses Phänomens war so schwierig zu beurteilen; die seltsamste Sache, die mir bisher auf dieser seltsamen Welt begegnet ist. Streckenweise ist der Fluß liquide, manchmal erstarrt; wir kennen keine Methode, die ihn aufhalten könnte, und die zweite Basis bei der Esket ist so gut wie dahin.“
„Und natürlich weiß Barlennan auch davon noch nichts.“
„Es gab bislang keine Möglichkeit, ihn zu benachrichtigen. Als wir das Eis bemerkten, brach schon die Dunkelheit an.“
„Mit anderen Worten, wir haben nicht allein meinen Ersten Offizier und einen Helikopter verloren, sondern auch ein Luftschiff mit fünfköpfiger Besatzung, wahrscheinlich die Kwembly und unsere geheime Basis. Und unter diesen Umständen befürwortest du noch länger eine Fortsetzung des ganzen Manövers und einen Verzicht auf die Hilfe der Menschen?“
„Mehr denn je. Wenn sie von diesen Schwierigkeiten erfahren, gelangen sie womöglich zu der Auffassung, wir seien nicht länger nützlich und lassen uns auf Dhrawn im Stich.“
„Unsinn. Niemand verwirft einfach ein so aufwendiges Projekt. Aber ich sehe, wir kommen nicht weiter. Ich wünschte…“
„Du wünschst dir nichts anderes als eine gute Ausrede dafür, daß du unsere Pläne am liebsten deinen sauerstoffatmenden Freunden verraten würdest.“
„Du weißt, daß ich so etwas niemals täte. Ich habe ein eigenes Urteil über die ganze Angelegenheit gefällt, aber mir ist klar, daß ich die einmal vorangetriebene Entwicklung nicht nach Gutdünken behindern kann.“
„Um so besser. Nichts dagegen, daß man ein paar Menschen sympathisch findet, aber sie sind wirklich nicht alle wie die namens Hoffman. Du hast es selbst gesagt.“
„Es läuft auf das folgende hinaus“, sagte Barlennan zu Bendivence. „Es war voreilig, Deeslenver mit der Anweisung, die Kameras zu verschließen, zur Esket zu schicken. Der Fall Esket war anscheinend erledigt gewesen, und nun wird man ihn wieder aufrollen. Den Eingeborenen-Trick früher anwenden zu müssen hat mir nicht leid getan, aber Destigmets Mannschaft wird die Eingeborenenrolle nicht spielen können, solange wir nicht über sehr viel mehr eigenproduziertes Gerät verfügen, von dem die Menschen keine Ahnung besitzen. Gäbe es eine Möglichkeit, Dee zurückzubeordern, ich würde es tun. Ich wollte, ich hätte dich die Radioexperimente vorantreiben lassen; wir wären vielleicht nun imstande, mit der Deedee in Verbindung zu treten.“