„Es wäre nicht allzu riskant, und ich würde mich freuen, die Arbeit fortführen zu können“, antwortete Bendivence. „Natürlich vermögen die Menschen die Wellen zu registrieren, aber bei einer Beschränkung auf kurze und nur dringendste Kontakte würden sie ihren Ursprung wahrscheinlich nicht ermitteln können. Um Deeslenver zu erreichen, ist es selbstverständlich zu spät.“
„Nur zu wahr. Ich frage mich nur schon die ganze Zeit, warum keiner von ihnen mehr etwas von Kabremm erwähnt hat. Glaubst du, Mrs. Hoffman hat sich tatsächlich getäuscht? Oder wollten die Menschen uns testen? Oder hat Dondragmer den Vorfall zurechtgebogen? Falls sie das Gefühl hat, sich eventuell geirrt zu haben, müssen wir alles noch einmal genau durchdenken…“
„Und was bedeutete diese andere Meldung, daß sich etwas in der Esket gerührt habe?“ meinte der Wissenschaftler. „Ein anderer Test? Oder stimmt die Meldung? Seit einhundertundfünfzig Stunden haben wir keinen Kontakt mehr mit der zweiten Basis. Falls die Esket von natürlichen Ursachen bewegt wird, ist es für alle Maßnahmen zu spät.“
„Befindet sich die Esket in echten Schwierigkeiten, müssen wir uns darauf verlassen, daß Destigmet sie zu lösen vermag“, sagte der Commander. „Unser Hauptproblem sind noch immer Dondragmer und die Kwembly. Ich gehe davon aus, daß er guten Grund besaß, das Fahrzeug zu räumen, aber die Folgen sind verheerend. Wären nicht die beiden Steuerleute an Bord, wir könnten das Fahrzeug vergessen und die Kalliff nach Dondragmers Lager senden.“
„Können wir das nicht ohnehin? Hat der Mensch namens Aucoin es nicht vorgeschlagen?“
„Doch. Ich sagte, ich müsse es mir überlegen.“
„Warum?“
„Weil die Chance, daß die Kalliff eintrifft, bevor es für Dondragmer und die übrige Besatzung zu spät ist, außerordentlich gering ausfällt. Erinnere dich an das Schneefeld, das die Kwembly überquerte. Du kannst dir vorstellen, wie es nun in diesem Gebiet ausschaut… Natürlich, wir könnten den Menschen die Wahrheit sagen, sie bitten, sich mit Destigmet in der Esket in Verbindung zu setzen und ihn ein Luftschiff zur Rettung der beiden Steuerleute aussenden zu lassen.“
„Damit würden wir unsere noch immer vielversprechenden Pläne zerstören“, antwortete Bendivence nachdenklich. „Daran ist dir gewiß sowenig gelegen wie mir; andererseits können wir die beiden unmöglich ihrem Schicksal ausliefern.“
„Keinesfalls“, pflichtete Barlennan bedächtig bei.
„Allerdings frage ich mich, ob wir ihre Chance wesentlich verminderten, warten wir einfach ab, ob sich eine andere Möglichkeit ergibt.“
„Und welche?“
„Falls es die Menschen davon zu überzeugen gelingt, daß wir eine Rettungsaktion nicht aus eigener Kraft durchzuführen vermögen, könnte es sein, vor allem, wenn zwei Hoffmans es gutheißen, daß sie ihrerseits etwas Diesbezügliches unternehmen.“
„Aber was können sie tun? Notplan 1 sieht vor, daß das Schiff, das sie >Barke< nennen, automatisch in der Nähe dieser Basis landet. Sie können es unmöglich fernsteuern, denn bei einer Minute Verzögerung ist die Manövrierfähigkeit so beeinträchtigt, daß sie es zu Bruch fliegen dürften.
Sie können es auch nicht bemannt landen, denn es ist für unsere Bedürfnisse eingerichtet; außerdem würde Dhrawns Gravitation einen Menschen wie Farbe übers ganze Deck verstreichen.“
„Du solltest die Fremden nicht unterschätzen, Ben. Vielleicht sind sie nicht gerade geistreich, aber ihre Ahnen hatten genug Zeit, allerlei Erfindungen zu entwickeln, von denen wir noch nichts wissen. Ich würde es nicht tun, kämen die beiden Steuerleute dadurch in größere Gefahr als gegenwärtig; ich schätze jedoch, es ist besser, die Menschen dahingehend zu bewegen, daß sie die Rettungsaktion selbst durchführen. Besser jedenfalls, als müßten wir unsere Pläne aufgeben.“
„Es läuft darauf hinaus“, sagte Beetchermarlf zu Takoorch, „daß wir zwischen Leckabdichten und Luftreinigung die Zeit finden, allen Beteiligten klarzumachen, daß sich eine Bergung der Kwembly lohnt. Sie aus eigener Kraft funktionstüchtig zu halten wäre die beste Methode, aber ich bezweifle, daß wir es schaffen. Dein Leben und meines gelten bei den Menschen nicht viel, außer bei Benj, der nichts zu befehlen hat. Könnten wir aber die Versorgungsanlagen instand und die Innenatmosphäre frei von Sauerstoff halten, Fortschritte bei der Freilegung und der Reparatur des Fahrzeugs erzielen — dann sehen sie womöglich ein, daß eine Rettungsaktion den Aufwand wert ist.
Selbst wenn es sie nicht überzeugt, müssen wir es in unserem eigenen Interesse versuchen; aber könnten wir Barlennan ausrichten lassen, daß wir die Kwembly befreit haben und wieder unterwegs sind, dürfte das einige Personen freuen, besonders den Commander.“
„Meinst du, das gelingt uns?“ fragte Takoorch.
„Du und ich, wir sind die ersten, die es zu überzeugen gilt“, antwortete der jüngere Steuermann. „Mit den anderen werden wir es dann leichter haben.“
„Alles läuft darauf hinaus“, sagte Benj zu seinem Vater, „daß wir die Raumbarke für zwei Leben nicht riskieren wollen, obwohl sie zu Rettungszwecken vorgesehen wurde.“
„Das stimmt nur halb“, entgegnete Ib Hoffman.
„Ihr Einsatz ist eigentlich nur für den Fall gedacht, daß das ganze Projekt scheitert und wir die Basis evakuieren müssen. Davon einmal abgesehen, die Barke ist auf eine Landung in der Nähe der Basis programmiert, und ohne Programmänderung wird sie automatisch an keinem anderen Fleck landen.
Sie läßt sich zwar fernsteuern, aber nicht aus dieser großen Entfernung, ohne daß erhöhte Bruchgefahr besteht. Gewiß, wir könnten das
Computerprogramm ändern und eine automatische Landung an einem anderen Fleck vorgeben, aber möchtest du die Barke wirklich, sei es nun automatisch oder ferngesteuert, in der Nähe deiner Freunde landen? Bedenke, die Barke besitzt einen Protonenantrieb, eine Masse von siebenundzwanzigtausend Pfund, und müßte unter vierzigfacher Erdschwerkraft eine angemessen weiche Landung vollziehen, und die Düsen sind weit auseinander am Heck verteilt, um eine Kraterbildung zu verhindern. Die Folgen kannst du dir leicht ausmalen.“
Benj runzelte die Stirn. „Aber könnten wir den Satelliten nicht in eine engere Kreisbahn bringen, um die Verzögerung bei der Fernsteuerung zu mindern?“
Ib sah seinen Sohn überrascht an. „Das weißt du — jedenfalls solltest du es. Dhrawn besitzt eine dreitausendvierhunderteinundsiebzigfache Erdmasse und eine Rotationsperiode von fünfzehnhundert Stunden. Eine synchrone Kreisbahn, die uns konstant über dem Äquator halten soll, kann daher nicht niedriger als sechs Millionen Meilen verlaufen. Eine nur hundert Meilen über der Oberfläche verlaufende Kreisbahn würde uns eine Umlaufgeschwindigkeit von neunzig Meilen je Sekunde verleihen und uns innerhalb von vierzig Minuten einmal um Dhrawn tragen. Davon würden wir einen bestimmten Teil der Oberfläche jeweils für nur zwei oder drei Minuten im Sichtbereich haben.“
Benj winkte ungeduldig ab. „Das ist mir alles bekannt. Aber wir unterhalten bereits einen ganzen Schwarm von Meßsatelliten in engerer Kreisbahn.
Sie enthalten Relais, denn sie übermitteln ja laufend Daten an die Computer. Warum sollte nicht ein Kontroller auf einem der Meßsatelliten abgesetzt werden, die Relais umschalten und das Landemanöver von dort aus fernsteuern? Aus dieser Entfernung kann die Verzögerung höchstens eine Sekunde betragen.“