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„Weil…“, begann Ib; dann verstummte er und schwieg für volle zwei Minuten. Benj störte seine Überlegungen nicht; er pflegte stets genau zu spüren, wann er eine vernünftige Äußerung getan hatte. „Es gäbe eine mehrere Minuten lange Unterbrechung in der Übermittlung der Neutrinomessungen“, sagte Ib schließlich.

„Was zählt das schon bei viele Jahre währenden Messungen?“ Benj erlaubte sich gewöhnlich keinen Sarkasmus gegenüber seinen Eltern, aber er begann sich wieder zu erregen. Sein Vater nickte schweigend und überlegte weiter. Fünf Minuten verstrichen, obwohl die Zeitspanne Benj viel länger schien; dann richtete Ib Hoffman sich auf.

„Du hast völlig recht, Junge. Sichere Landung und sicherer Start lassen sich bei einsekündiger Verzögerung gewährleisten, aber einen Abstecher können wir uns damit noch immer nicht erlauben; allerdings werden wir ohne auskommen.“

„Es ginge!“ lärmte Benj begeistert. „Zurück in die Kreisbahn mit der Barke, den neuen Landeplatz gewählt und wieder hinab damit!“

„Gewiß, aber davon rede lieber nicht. Seit Beginn des gesamten Projekts suche ich nach einer Begründung; jetzt habe ich eine.“

„Begründung? Wofür?“

„Dafür, genau das zu tun, worauf Barlennan seit langem abzielt: mesklinitische Piloten in die Barke zu bekommen. Ich vermute, er will eines Tages ein eigenes interstellares Raumschiff besitzen, damit er zwischen den Sternen das gleiche Leben führen kann wie auf Mesklins Ozeanen. Doch vorerst wird er sich mit einem kleinen Ausflug begnügen müssen.“

„Du glaubst, das ist seine Absicht? Übrigens, wenn Meskliniten es zu lernen vermögen, warum hat man nicht schon Piloten ausgebildet?“

„Lernen können sie es zweifellos, und gedacht hat man schon früher daran.“

„Und warum wurde darauf verzichtet?“

„Darauf möchte ich jetzt nicht eingehen. Ich bin gern so stolz auf meine Rasse, wie die Umstände es erlauben, und die Erklärung ist leider geeignet, diesen Stolz ein bißchen zu erschüttern.“

„Ich begreife“, antwortete Benj. „Aber wieso nimmst du an, dies nun ändern zu können?“

„Weil sich nun Aspekte ergeben haben, die den menschlichen Stolz in anderer Hinsicht verletzen.

Ich werde ins Planetologische Labor gehen und die Wissenschaftler verspotten. Ich werde die Chemiker fragen, warum sie nicht wissen, worin die Kwembly eingesunken ist, und wenn sie sagen, weil sie keine Bodenproben haben, frage ich sie, warum nicht. Ich werde sie fragen, warum sie sich mit seismischen und Neutrinomessungen plagen, obwohl ein mesklinitischer Pilot ihnen Proben über Proben vor ihrem Labor aufstapeln könnte. Für den Fall, daß dergleichen nicht genügt, denke dir inzwischen alle herzzerreißenden Klagen über die Grausamkeit aus, mit der man deinen Freund Beetchermarlf einem schrecklichen Los ausliefern will. Wenn Aucoin wegen der Kosten mault, die der Einsatz der Barke verursacht, springe ich ihm mit beiden Füßen auf den Bauch. Außerdem: benutzen wir die Barke nie, waren die Anschaffungskosten umsonst. Ich weiß, daß diese Logik eine winzige Lücke aufweist, aber wenn du sie unter Dr. Aucoins Ohren aussprichst, verpasse ich dir die erste Ohrfeige, seit du sieben warst, und glaube nicht, daß mein Arm im letzten Jahrzehnt erschlafft sei.“

„Du solltest dich nicht über mich ärgern, Vater.“

„Das tue ich auch nicht. Ich bin weniger verärgert als besorgt.“

„Besorgt? Um was?“

„Darum, was Barlennan und seinen Leuten auf diesem Himmelskörper, den deine Mutter stets

>diesen furchtbaren Planeten< nennt, noch zustoßen mag.“

„Aber warum? Und warum jetzt mehr als zuvor?“

„Weil mir allmählich klar wird, daß Barlennan eine intelligente, energische, wissensdurstige, tatkräftige und relativ gebildete Persönlichkeit ist, so wie es mein Sohn vor sieben Jahren war, und an dein Tauchabenteuer entsinne ich mich noch sehr gut. Komm mit. Wir müssen einen Astronautenlehrgang organisieren und einen Lehrkörper aufstellen.“

EPILOG

Aus zweihundert Meilen Entfernung war die Barke nur als sterngroßes Objekt sichtbar, das das schwache Licht von Lalande 21.185 reflektierte.

Benj hatte sie beobachtet, als sie sich näherte und eine Position bezog, die der Pilot für recht nahe am Satelliten erachtete, aber die beiden besprachen keinerlei technische Einzelheiten; es war so angenehm, endlich eine Unterhaltung ohne eine Minute lange Verzögerungen führen zu können, daß Benj und Beetchermarlf ausschließlich plauderten.

„Wir müssen aufhören, Beetch“, sagte der Junge, als er aus dem Mittelschacht Tebbetts’ Pfeifen vernahm. „Dein Instrukteur ist unterwegs.“

„Ich bin bereit“, kam die Antwort. „Welche Sprache will er diesmal benutzen?“

„Keine Ahnung; er hat es mir nicht gesagt.“

Der bärtige Astronom wandte sich zunächst an Benj. Die beiden trieben schwerelos im Beobachtungsraum, der im Mittelabschnitt des Satelliten lag. Tebbetts hatte die Barke mit seinem Schüler längsseits zu sehen erwartet, aber hinter der Transparentwand erkannte man nur auf der einen Seite die Sonne und auf der anderen die matte Scheibe Dhrawns. „Wo ist er denn, Benj?

Hoffentlich verspätet er sich nicht. Sogar mit Nomografen statt mit Computern müßte er mittlerweile korrekter manövrieren können.“

„Dort ist er.“ Der Junge deutete auf das blinkende Objekt. „Zweihundert Meilen entfernt, in einer Siebzehnkommaachtminutenkreisbahn um den Satelliten.“

Tebbetts blinzelte. „Aber das ist ja lächerlich. Er soll beschleunigen und…“

„Das macht er durchaus. Beschleunigung zweihundert G — das entspricht dem Gravitationswert in seinem Heimathafen auf Mesklin, und die Rotationsdauer stimmt mit der von Mesklin überein. Er sagt, so wohl habe er sich nicht mehr gefühlt, seit er für Barlennan arbeitet.“

Der Astronom lächelte bedächtig. „Ja, ich verstehe. Wirklich verständlich. So etwas hätte ich mir denken sollen. Ich glaube, ich muß ein bißchen mehr auf ihn eingehen. Würdest du meine Sprachkenntnisse überwachen? Für das heutige Training fehlen mir einige Stennish-Vokabeln, schätze ich.“

„Zu dumm, daß die Kwembly schließlich doch noch geborgen werden konnte“, bemerkte Aucoin.

„Aber Dondragmers Mannschaft leistet hervorragende Geländestudien, während sie auf die Kalliff wartet. Die Lösung, nur die beiden Steuerleute an Bord zu nehmen und nicht die ganze Mannschaft, war sicherlich die beste; ohne erfahrene mesklinitische Piloten wäre das Risiko einer zweiten Landung ganz schön hoch gewesen…

Aber nun haben wir Schwierigkeiten mit der Smof.

Bei diesem Verschleiß werden uns die Fahrzeuge ausgehen, bevor wir die Tiefdruckzone Alpha zur Hälfte erforscht haben. Kennt jemand den Captain der Smof so gut, wie Easy Dondragmer kennt? Du nicht, Easy? Weißt du, ob man erwarten darf, daß er mit der Situation allein fertig wird? Oder sollen wir die Barke runterschicken, ehe das Training der beiden Meskliniten beendet ist?“

„Tebbetts meint, daß Beetc hermarlf nunmehr eine Oberflächenlandung durchführen kann, vorausgesetzt, es treten keine mechanischen Komplikationen auf“, berichtete ein Ingenieur.

„Ich persönlich hätte keine Bedenken.“

„Kann sein, aber ich würde es vorziehen, Beetchermarlf und Takoorch das Training fortsetzen zu lassen. Die Planetologen sollen einen geeigneten Landeplatz in der Umgebung der Smof lokalisieren, aber wir greifen noch nicht ein. Ich möchte, daß die Besatzung der Smof ihr Bestes gibt, um das Fahrzeug zu retten, und nicht in Versuchung gerät, es im Ausblick auf sichere Rettung voreilig aufzugeben.“ Ib Hoffman zeigte ein wenig Unruhe, sagte aber nichts; in gewisser Hinsicht hatte Aucoin wahrscheinlich recht. „Gibt es inzwischen endgültige Resultate über das Phänomen, an dem die Kwembly gescheitert ist?“ erkundigte sich der Planer übergangslos. „Die Proben, die Beetchermarlf besorgt hat, liegen nun seit Wochen im Labor.“