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Aber von irgendwoher mußten sie ja wohl kommen ...

»Ich bin reich!« rief Roger erregt. »Steinreich! Jede ist viele Tausender wert, und ich hab’ dreizehn Stück davon!«

»Moment mal«, wandte ich scharf ein. Er blinzelte mißtrauisch und griff nach meiner Hand, doch ich entzog sie ihm.

»Die gehören mir!« schrie er. »Verdammt, Eden, gib sie her! Ich hab’ sie gesehen und geb’ sie nicht her! Meines Vaters Anwälte werden .«

Bob Eskow holte tief Atem. »Nun, Roger, mein Vater hat zwar keine Anwälte, aber ich meine, wir drei haben sie gemeinsam gefunden. Also teilen wir drei auch.«

»Eskow, du stinkiger kleiner .«

»Moment«, unterbrach ich ihn. »Ihr habt beide vergessen, daß uns dies nicht gehört. Jemand hat sie verloren und will sie zurückhaben. Vielleicht haben wir gewisse Fundrechte, aber im Moment müssen wir die ganze Sache wohl dem Kommandanten übergeben. Er hat zu entscheiden, was dann zu geschehen hat. Und dann .«

»Seht, leise!« warnte Bob, schaute über meine Schulter den Strand entlang und kniff die Augen zusammen. »Ich fürchte, du hast recht, Jim«, flüsterte er. »Jemand hat sie verloren. Und jemand kommt jetzt und holt sie zurück.«

6. Perlenaugen

Bob stand da und deutete auf die See hinaus. Für einen Moment sah ich nur den Mond, der sich im Wasser spiegelte, doch dann erblickte ich den Mann, der aus dem Wasser gewatet kam.

»Wer ist das?« fragte Roger scharf. »Ein Kadett?«

»Nein.« Ich wußte, dies war unmöglich. Als Kadett, der am Marathonschwimmen teilgenommen hatte, wäre er so gekleidet gewesen wie wir. Er trug nur Schwimmhosen von heller, metallischer Farbe, und je näher er uns kam, desto seltsamer sah er aus. Etwas an ihm war merkwürdig; anders ließ sich das nicht beschreiben.

Das Mondlicht ist ein Farbendieb; das polarisierte Licht zieht Rot und Grün heraus und verwäscht alle Zwischentöne, bis nur noch Grau bleibt. Aber seine Haut schien viel zu weiß, zu fischbäuchig blaß zu sein. Und sein Gang war sonderbar. Das kam nicht von seinen Flossen ... Nein, er trug gar keine. Das sah ich, als er näher kam. Oder sie waren viel kleiner als die unseren. Und seine Augen glichen kalten, milchigweißen Perlen mit einem schwarzen Pupillenpunkt.

Schnell warf ich die Perlen zurück in das Samttäschchen und legte alles wieder in den Edenit-Zylinder. Den schraubte ich zusammen, und sofort schimmerte die Edenit-Beschichtung wieder.

Ein paar Schritte vor mir blieb der Fremde stehen. Seine Augen hingen an dem Zylinder. Vom Gürtel seiner Badehose hing ein langes Messer.

»Hallo«, sagte er keuchend, »ich sehe, Sie haben etwas gefunden, das ich verloren habe.« Seine Stimme war barsch und flach, ohne Akzent, doch das Atmen schien ihm Schwierigkeiten zu machen. Erstaunlich fand ich das nicht, denn wenn man lange schwimmt, kann man schon außer Atem kommen. Zusammen mit diesen Augen und der farblosen Haut war das alles so sonderbar, daß ich ihn lieber bei Tageslicht und zwischen mehreren Menschen getroffen hätte.

»Das gehört uns!« rief Roger. »Wenn Sie sich nichts Besseres einfallen lassen, können Sie die P.«

»Haben Sie etwas verloren?« unterbrach ich Roger schnell. »Dann können Sie’s auch sicher genau beschreiben.«

Erst überflog Zorn das Gesicht des Fremden, doch dann lachte er entwaffnend, und ich bemerkte, wie weiß und ebenmäßig seine Zähne waren.

»Natürlich, warum auch nicht?« Er deutete mit einer seltsam geformten Hand. »Sehr genau brauche ich mein Eigentum nicht zu beschreiben, denn Sie halten es ja in der Hand. Es ist der Edenit-Zylinder.«

»Gib’s ihm nicht«, riet Roger scharf. »Er soll beweisen, daß es ihm gehört. Und er soll sagen, wer er ist.«

Seltsam, der Fremde keuchte noch immer, und dabei hatte er doch schon vor einigen Minuten das Wasser verlassen ...

»Ich kann schon sagen, wer ich bin«, antwortete der Fremde. »Ich heiße Joe Trencher.«

»Und woher kommen Sie?«

»Das ist weit von hier. Ich komme aus Kermadec.«

Kermadec! Dort hatte doch David Craken gelebt, halbwegs um die Erde herum, vier Meilen unter der See, auf einem Seeberg mit abgeflachtem Gipfel zwischen Neuseeland und den Kermadec-Tiefen. »Mr. Trencher, Sie sind aber weit weg von zu Hause«, sagte ich.

»Viel zu lange.« Er lachte ein wenig atemlos. »Ich bin nicht an dieses trockene Land gewöhnt. Es ist nicht so wie in Kermadec.«

Daß er nicht von Kermadec Dome sprach, war wohl eine lokale Frage, doch das fiel mir auf. »Würden Sie uns erklären wollen, weshalb Sie hier sind?« fragte ich.

»Natürlich. Ich verließ Kermadec ...« - zwischendurch keuchte er immer wieder - »in einer geschäftlichen Sache und reiste in meinem eigenen Seewagen. Sie verstehen deshalb, daß ich mit diesen Gewässern hier nicht vertraut bin. Mein Sonargerät muß wohl schadhaft gewesen sein. Vor einer Stunde kreuzte ich auf Autopilot in fünfhundert Faden Tiefe in Richtung Sargasso City. Und dann weiß ich nur noch, daß ich um mein Leben schwamm ... Ich denke, ich lief mit meinem Wagen auf Grund. Dabei trieb dann diese Edenit-Kapsel an die Oberfläche. Ich werde Sie gerne belohnen dafür, daß Sie mir halfen, sie wiederzufinden. Wenn Sie mir daher .«

Er griff nach der Kapsel, doch ich trat zurück.

Roger Fairfane war sofort zwischen uns. »Wenn Ihnen das Ding gehört, bekommen wir eine Belohnung vom Fundbüro, doch Sie müssen erst beweisen, daß Ihnen das auch gehört, daß Sie ein Recht darauf haben.«

»Das kann ich tun. Aber Sie sehen doch, daß ich alles verloren habe außer diesem Zylinder. Mein Seewagen ist doch auch verloren. Welchen Beweis verlangen Sie von mir?«

Bob Eskow hatte bis jetzt nachdenklich geschwiegen. »Sie könnten uns ja etwas erklären, Mr. Trencher«, schlug er vor. »Was geschah mit Ihrem Thermoanzug, falls Sie einen hatten?«

»Natürlich hatte ich einen.« Der Fremde funkelte uns an. Offensichtlich verlor er allmählich sein Gleichgewicht. »Und eine Elektrolunge hatte ich auch. Wie hätte ich sonst den Aufprall überleben sollen?«

»Was haben Sie denn damit gemacht?«

Trencher krümmte sich in einem Hustenanfall zusammen. Ich überlegte mir, was davon echt war und was nur der Versuch eines Zeitgewinnes. »Der Anzug war schadhaft«, keuchte er schließlich. »Ich konnte, als ich die Oberfläche erreichte, die Gesichtslinse nicht öffnen, also mußte ich sie aufschneiden und wegwerfen.«

»Trencher, das ist eine Lüge«, erklärte Roger brutal.

Ich dachte schon, jetzt werde er uns anspringen. Er duckte sich auch zusammen, und seine Hand lag am Messergriff. Sein Atem pfiff, und die milchig-perligen Augen glühten böse im Mondlicht. Dann richtete er sich hoch auf, und seine weißen Zähne schimmerten, als er lächelte. Er schüttelte den Kopf.

»Junger Mann, Ihre Manieren lassen sehr viel zu wünschen übrig. Mir gefällt es nicht, ein Lügner genannt zu werden.«

Roger schluckte und trat einen Schritt zurück. »Na, schön«, meinte er einlenkend, »ich meinte ja nur, Ihre Geschichte ist nicht sehr überzeugend. Das müssen Sie doch selbst zugeben. Dieser Zylinder ist nämlich recht wertvoll.«

»Ich weiß«, erklärte der Fremde.

»Wenn Sie derjenige sind, der zu sein Sie behaupten, dann kann Sie doch sicher jemand identifizieren?« fragte ich.

Er schüttelte den Kopf. Wieder fiel mir die tödlich weiße Haut auf. »Ich bin hier nicht bekannt«, antwortete er.