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David schaute auf See hinaus. »Um jemanden von der Akademie mache ich mir keine Sorgen«, erklärte er Roger Fairfa-ne.

Wir trafen eine Vereinbarung, ließen David im Bootshaus, wo er auf uns warten sollte, und wir drei, Roger, Bob und ich, eilten zur Akademie und meldeten uns zurück. Alle Schwimmer, die das Marathonschwimmen bestanden hatten, bekamen als Belohnung für die ganze Nacht Ausgang, so daß wir keine Schwierigkeiten befürchten mußten. Der Posten in seiner scharlachroten Uniform warf uns nur einen flüchtigen Blick zu, doch Rogers Tasche musterte er mit hochgezogenen Brauen. »Zivilkleider?« wollte er wissen. »Was willst du damit?«

»Ich muß sie zur Reinigung bringen«, antwortete er, und das entsprach auch einigermaßen der Wahrheit. »Da ist ein ordentliches Geschäft in Hamilton.«

»Na gut. Weiter, Kadetten«, sagte er. Dann stand er wieder stramm. Ich fühlte mich erst sicher, als wir das Tor schon ein Stück hinter uns hatten. Roger hatte nicht gerade gesagt, daß wir nach Hamilton gehen wollten, doch wenn uns der Posten in eine andere Richtung davonhuschen sah, wurde er sicher mißtrauisch und stellte danach Fragen.

Ohne Zwischenfall kamen wir zum Bootshaus und fanden David vor. Und dabei war ich schon bereit, alles für einen Traum zu halten. Aber er war in voller Lebensgröße da, und wir warteten, bis er Rogers trockene Kleider angezogen hatte. Erst danach gingen wir weiter zum Strandhaus.

Über uns flog laut pfeifend der Nachtjet zum Festland weg. Bob, Roger und ich achteten kaum darauf, denn wir waren daran gewöhnt. Aber David versteifte sich und blieb lauschend stehen.

Doch dann lachte er mich verlegen an. »Das war doch nur das Linienflugzeug, nicht wahr? Ich kann mich an diese Geräusche nicht gewöhnen. Verstehst du, wir in Marinia haben so etwas nicht.«

Roger murmelte etwas, und es schien verächtlich zu sein. Vor uns ging er über den Strand. Er schien aber selbst nervös zu sein, und deshalb sagte ich zu David: »Hör nicht auf ihn. Wir sind froh, daß du wieder da bist. Sogar Roger. Er ist nur .«

»Er will die Tonga-Perlen in die Hand bekommen, nicht wahr?« David grinste breit. Jetzt schien er viel entspannter zu sein als vorher, doch seine Augen hingen immer an der schwarzen See. »Nun, verständlich wäre das. Natürlich sind sie von unschätzbarem Wert. Selbst jemand, dessen Vater ein großes Tier bei Trident ist, könnte den Wunsch haben, ein paar dieser Perlen für einen Regentag aufzuheben.«

Ich wollte fair sein. »Ich glaube, es ist nicht nur das, David. Roger will immer gewinnen, glaube ich. Für ihn ist das wohl sehr wichtig. Erinnerst du dich an diesen Tauchtest? Erinnerst ...« Ich unterbrach mich selbst und starrte ihn an. »Solltest du dazu nicht doch eine Erklärung abgeben?«

»Jim, glaub mir«, erwiderte er ernst, »ich werde jede Frage beantworten, für die ich eine Antwort weiß, auch diese. Aber nicht jetzt ...« Er zögerte und sprach leiser weiter. »Ich wurde entführt, Jim. Vom Übungsschiff weg. Von der Person, die sich Joe Trencher nannte.«

»Entführt? In einer Tiefe von dreizehnhundert Fuß? Das ist doch unmöglich, David! Wie sollte ein menschliches Wesen ... Und dazu wäre mindestens ein Seewagen nötig gewesen und weiß Gott was noch alles!«

David sah mich ernst an. »Jim, was läßt dich vermuten, daß Joe Trencher menschlich ist?«

8. Die Halbmenschen

Roger hatte von einem »Strandhaus« gesprochen, doch es war sehr weitläufig und zweistöckig und hatte zehn Morgen subtropischer Gärten mit zahlreichen Nebengebäuden. Der ganze Besitz war umgeben von einer sechs Meter hohen Dornenhecke mit winzigen roten Blüten. Eine Landkrabbe hätte sich da vielleicht mit Mühe durchzwängen können, aber für ein menschliches Wesen war dies ausgeschlossen.

Roger führte uns zu einer Tür in der Hecke, eine drei Meter hohe getriebene Metalltür, über der die Hecke dicht zusammengewachsen war. Die Tür stand weit offen, und niemand war zu sehen, doch unbewacht war sie nicht.

»Halt!« rief uns eine metallene Stimme an. »Halt, ihr da! Wohin geht ihr? Was wollt ihr?« Die Tür bewegte sich ein wenig, obwohl kein Wind ging. Sie schien sich vor uns schließen zu wollen.

»Das ist der automatische Wächter«, erklärte uns Roger ein wenig nervös, dann schrie er: »Ich bin Roger Fairfane. Ich habe Erlaubnis, hier ‘reinzukommen!«

»Roger Fairfane«, krackelte die mechanische Stimme. »Tritt vor!« Es zischte etwas, Statik knisterte, als suche ein unsichtbares elektronisches Gehirn eine Datenbank nach einem Roger Fairfane durch.

Roger tat einen Schritt vorwärts, und von einem Projektor seitlich an der Tür zuckte ein roter Lichtstrahl über ihn. In diesem Licht sah er nervös und ängstlich aus.

»Roger Fairfane«, ratterte die mechanische Stimme, »du hast Erlaubnis, zum Bootshaus zu gehen. Folge dem bezeichneten Pfad.« Es klickte, das Summen des Lautsprechers verklang. Die Tür schüttelte sich ein wenig, als bedaure sie es, sich nicht schließen zu dürfen.

Eine Linie aus dem violetten Licht von reiskorngroßen Troy-on-Leuchtkörpern leuchtete auf und bezeichnete einen Pfad, der durch die Palmen und Hibiskusbüsche zum Wasser führte.

»Kommt mit und bleibt auf dem Pfad«, drängte Roger.

Wir folgten dem gewundenen Korallenweg, der vom violetten Licht gekennzeichnet war. Das Bootshaus erwies sich als so groß wie ein normales Wohnhaus für eine mittelgroße Familie. Es gab hier ein Becken für einen privaten Tiefsee-Kreuzer, um das herum ein Haus gebaut war, in dessen Oberstock sich eine Wohnung befand. Rötliches Licht schoß uns aus dem Eingang heraus entgegen und erfaßte Roger Fairfane. Die Tür ging auf. Wir traten ein, die Tür schloß sich hinter uns. Ich fühlte mich so unbehaglich wie in einer Falle.

Erst mußten wir uns etwas zu essen suchen, denn wir alle waren hungrig, nicht nur David. Keiner von uns hatte seit dem Marathonschwimmen etwas gegessen. Roger verschwand in die Küche, und wir hörten ihn, als er mit den Instrumenten des elektronischen Haushälters herumprobierte. Nach ein paar Minuten kam er mit einem Tablett heraus und brachte Milch und belegte Brote mit. »Mehr konnte ich nicht finden«, erklärte er bedauernd. »Die Wohnung gehört dem Piloten des Seewagens und ist nicht sehr gut bestückt.«

Aber es genügte uns. Wir verschlangen die belegten Brote und saßen dabei vor dem röhrenden Kaminfeuer, das sich selbst entzündet hatte, als wir den Raum betraten. Wenn dies die Pilotenwohnung war, wie mochte erst die des Hausherrn aussehen! Wir waren sehr beeindruckt von dem Luxus, der uns umgab, sogar Roger. Und dann redeten wir.

David schluckte den letzten Bissen hinunter und schaute uns an. »Es ist schwierig, ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll«, sagte er schließlich.

»Nun, dann fang mal mit den Tonga-Perlen an«, schlug Roger vor.

David sah erst ihn an, dann Bob und mich. Er sah besorgt drein.

»Ehe ich damit beginne, müßt ihr mir etwas versprechen. Das, was ich euch jetzt erzähle, dürft ihr ohne meine Erlaubnis an keinen Menschen weitergeben. Besonders wichtig ist, daß ihr keinen Bericht an die Flotte macht.«

»In Ordnung«, erwiderte Roger sofort.

Ich zögerte. »Ich weiß nicht recht, ob wir das versprechen sollten«, wandte ich ein. »Schließlich sind wir Kadetten und werden für die Flotte ausgebildet .«

Bob Eskow schien sich auch mit einem Gedanken herumzuschlagen, wollte schon etwas sagen, ließ es dann aber sein.

David Craken sah mich fest an. Seine Stimme drückte große Sicherheit und Bestimmtheit aus. »Jim, wenn du nicht versprechen kannst, den Mund zu halten, muß ich dich bitten, zu gehen. Es hängt zuviel davon ab. Ich brauche dringend Hilfe, aber ich kann das Risiko nicht auf mich nehmen, daß etwas nach außen dringt. Leben und Tod hängen davon ab, Jim. Meines Vaters Leben.«