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»Welche Kreaturen?« fragte ich, doch ich glaubte die Ant-wort schon zu kennen. Diesen riesigen gepanzerten Kopf, den ich über der Reling des Übungsschiffs gesehen hatte, konnte ich nicht vergessen.

David winkte ab. »Ich werde das alles erklären, wenn ich weiß, daß ihr mir helfen könnt. Ich habe nicht viel Zeit. Meines Vaters - nennen wir sie Angestellte - haben sich gegen ihn gewandt. Sie haben ihn abgeschnitten und in seinem TiefseeFort umzingelt. Wir müssen ein Kampfschiff und Kämpfer haben, um ihn zu retten. Wirklich, viel Zeit haben wir nicht.«

Er stand auf und schaute uns eindringlich an. »Aber nicht die Flotte!« betonte er.

»Was dann?« fragte Roger Fairfane bestürzt.

»Habt ihr je von dem Tiefsee-Kreuzer Killer Whale gehört?« fragte David.

Wir schauten einander an. Irgendwo und irgendwann, wahrscheinlich sogar erst kürzlich, hatten wir den Namen schon einmal gehört.

Mir fiel es zuerst ein. »Natürlich!« rief ich. »Die ÜberschußVerkäufe der Flotte! Unten in Sargasso City - da gibt es zwei, nicht wahr? Zwei außer Dienst gestellte Tiefsee-Kreuzer, die zum Schrottwert verkauft werden, soviel ich weiß.«

David nickte, schüttelte dann aber doch den Kopf. »Fast genau stimmt das, aber es gibt nur ein Schiff. Das andere, die Dolphin, ist nur ein Haufen Rost. Ich will die Killer Whale haben. Richtig, die Waffen dafür muß ich anderswo kaufen. Die Flotte verkauft das Schiff nackt. Aber es ist ein Schiff, das sich ausrüsten läßt. Mein Vater kennt es gut. Früher war es in Kermadec Dome stationiert, noch vor wenigen Jahren. Wenn ich es bewaffnen könnte ... und wenn ich drei oder vier gute Männer fände .«

»Da könnten wir dir helfen, David!« rief Bob eifrig. »Wir haben vollständige Kurse in Tiefsee-Taktik und Kampfmanövern gehabt, sogar ein Training in simulierten Kämpfen. Aber der Preis, David! Solche Dinge kosten auch nackt ein Vermö-gen.«

David nickte. »Das dachten wir uns schon, mein Vater und ich. Sie würden ungefähr soviel kosten wie eine Handvoll Tonga-Perlen.«

Eine Weile schwiegen wir. Dann lachte Roger Fairfane hart. »Dann hast du also unsere Zeit verschwendet«, sagte er. »Denn du hast die Perlen verloren. Und ohne sie bekommst du kein Geld.«

David musterte ihn nachdenklich. »Nein?« meinte er und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Du sagtest doch, Roger, du würdest helfen. Und dein Vater ist ein reicher, ein sehr wichtiger Mann bei der Trident Linie .«

Roger errötete vor Zorn. »Laß meinen Vater aus dieser Geschichte!« fuhr er auf.

David nickte. Überrascht schien er nicht zu sein. »Ich dachte mir schon, daß es so ausgeht«, bemerkte er ruhig, und Roger schien zu verstehen, obwohl David nichts weiter erklärte. Erst wurde er tiefrot, dann sehr blaß, sagte aber nichts.

»Ich wußte, daß es nicht ungefährlich sein würde«, fuhr David fort. »Joe Trencher war früher meines Vaters Vormann, und jetzt führt er die Revolte gegen ihn an. Wir wußten, womit wir zu rechnen hatten. Mein Vater sagte mir schon vorher, Trencher würde sicher eine Möglichkeit finden, mich der Perlen zu berauben.«

»Und hat er dir auch gesagt, was du in diesem Fall tun solltest?« fragte Roger.

David nickte und schaute mich an. »Er sagte: >Bitte um Hilfe. Versuche, Jim Eden zu sehen, und bitte seinen Onkel um Hilfe.<«

Noch mehr hätte mich nichts überraschen können, nicht einmal, wenn er sich jetzt vor meinen Augen in ein Seeungeheuer verwandelt hätte.

»Mein Onkel Stewart? Aber .« »Mehr weiß ich nicht, Jim. Mein Vater ist krank, wie ich schon sagte. Vielleicht hat er das im Fieber gesagt. Aber gesagt hat er es.«

Ich schüttelte den Kopf und überlegte. »Aber ... mein Onkel ist doch in Marinia. Mehr als zehntausend Meilen von hier entfernt. Und er ist selbst nicht allzu gesund.«

David hob die Schultern und sah plötzlich sehr müde aus. »Mehr weiß ich wirklich nicht, Jim. Nur ...« Er brach ab und lauschte. »Was war das?«

Wir alle spitzten die Ohren. Ja, da war ein schwaches mechanisches Wispern. Es klang wie nahes, aber sehr gedämpftes Motorengeräusch.

Bob sprang auf. »Das Becken für die Seewagen! Daher kommt es!«

Kaum zu glauben, aber so schien es wirklich zu sein. Wir rannten alle vier zur Wohnung hinaus, die Treppen hinab und auf die Plattform, die das Becken umgab, wo der TiefseeWagen des Atlantikdirektors lag, wenn er hier war.

Aber zu sehen war nichts. Wir schauten uns um. Über allem lag dünnes violettes Troyon-Licht. Es gab einen kleinen Landesteg mit Geländer, die weißen Mauern, das Wasser - nichts sonst; aber die Seetüren standen weit offen.

Wir schauten nach draußen; dorthin, wo das Wasser des Bek-kens überging in den geraden, engen Kanal, der zur offenen See führte. Da waren Wellen, geschrumpfte Imitationen der Brecher von draußen.

Kein Seewagen war zu sehen.

»Ich überlege ...«, sagte David Craken. »Nein, es kann nicht sein.«

»Was kann nicht sein?« wollte ich wissen.

»Ich meine, ich habe Gespenster gehört. Für einen Moment glaubte ich, Joe Trencher sei uns vielleicht hierher gefolgt, und habe dann im Becken gelauscht, was wir sagten. Aber das kann nicht stimmen.« Er deutete zum Tor mit dem elektronischen Wächter. »Jeder, der hier ein- oder ausgeht, unterbricht den Stromkreis«, erinnerte er uns. »Und der elektronische Posten gab keinen Alarm. Also kann das nicht zutreffen.«

»Aber ich bin sicher, daß ich Motoren hörte«, erklärte Bob Eskow nachdrücklich.

»Ich meinte es auch, aber es scheint doch unmöglich zu sein. Vielleicht war es ein merkwürdiges Echo von der Brandung her. Oder draußen auf See kam ein Oberflächenboot vorüber.«

»David, ich bin doch keine Landratte!« widersprach Bob. »Und ich erkenne das Geräusch eines Seewagens, sobald ich es höre.« Doch dann schien er verwirrt zu sein. »Du hast recht, es ist unmöglich. Der elektronische Posten hätte ihn sofort bemerkt.«

Wir trotteten wieder nach oben, aber die alte Stimmung war nicht mehr da. Alle waren wir ein wenig nachdenklich, sogar besorgt.

Und spät wurde es überdies. Schnell machten wir Pläne, was wir tun konnten. »Ich versuche meinen Onkel anzurufen«, versprach ich. »Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie das nützen soll. Versuchen will ich es trotzdem. David, du könntest inzwischen hier bleiben und dich nicht zeigen. Wir müssen zur Akademie zurück, aber morgen kommen wir wieder, und dann .«

»Dann machen wir uns an die Arbeit«, versprach Bob.

Und das war dann alles für diesen merkwürdigen, aufregenden Tag.

Oder fast alles. Wir verließen David und schlenderten durch den Märchengarten zurück zum Tor. Wir waren hundemüde und erschöpft, nicht nur vom Marathonschwimmen, sondern auch von der seltsamen Begegnung mit David Craken und Joe Trencher, wer immer er auch sein mochte.

Vielleicht war es deshalb, daß wir schon etwa hundert Meter weiter auf der Straße waren, ehe ich es bemerkte. Ich blieb stehen. »Du hast das Tor zugemacht«, sagte ich zu Bob.

Er schaute zurück. »Ich stieß es zu, als wir durchgingen. Ich wollte es nicht offen lassen, falls jemand ...«

»Nein, du hast es geschlossen! Erinnerst du dich? Es stand halb offen. Verstehst du nicht, was ich meine? Komm mit, schnell!«

So müde ich auch war, ich lief zurück. Das Tor war geschlossen, wie Bob es zugeschlagen hatte. Und da war die sechs Meter hohe Dornenhecke, und das Tor mit dem Überwachungsturm des elektronischen Postens an der einen Seite.

Keuchend blieben wir davor stehen. Nichts geschah.

»Seht ihr?« rief ich, und sie blinzelten mich an. »Versteht ihr denn noch immer nicht? Paßt mal auf.« Ich stieß die Tür an, sie flog weit auf.

Und nichts sonst geschah.

Roger Fairfane begriff, dann auch Bob Eskow.

»Der elektronische Wächter«, flüsterte Bob. »Er ist ausgeschaltet. Das ist ein automatisches Tor. Man dürfte es nicht bewegen können, solange der rote Suchstrahl einen nicht identifiziert ...«