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Plötzlich platzte ich heraus. »David, das geht jetzt lange genug. Verstehst du denn nicht, daß ich wissen muß, was im Grund los ist? Wer ist dieser Joe Trencher? In welcher Beziehung steht er zu deinem Vater, und was hat er mit den TongaPerlen zu tun?«

David sah mich bedrückt an.

»Na, schön, Jim«, sagte er schließlich. »Ich denke, du hast recht. Ich habe meinem Vater versprochen ... Aber er ist ein kranker Mann und weit weg. Ich denke, ich muß mich jetzt auf mein eigenes Urteil verlassen.«

»Willst du mir von Trencher und diesen . Seeschlangen erzählen, oder was sie sind?«

Er nickte. »Joe Trencher war früher der Vormann meines Vaters, sein Angestellter, dem er am meisten vertraute. Und jetzt führt er die Meuterer an.«

»Gegen wen meutern sie?« Das klang ja sehr aufregend, aber ich begriff es nicht.

»Gegen meinen Vater natürlich. Ich erzählte dir ja von der Kuppel meines Vaters, von seinem Unterseereich, das er sich mit diesen Tonga-Perlen aufbaute. Nun, es entgleitet ihm allmählich. Seine früheren Helfer haben sich gegen ihn gewandt. Trencher ist nur einer davon.«

Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Davids Vater sein Reich ganz legal aufgebaut hatte, mit ganz ehrlichen Methoden. Aber natürlich lag das schon sehr lange zurück.

»Es fing mit den Seeschlangen an. Sie lagen im TongaGraben und hatten ihre Brutgründe dort, wo mein Vater sein Fort gebaut hatte. Seit Millionen von Jahren, Jim. Manchmal kannst du eine Rekonstruktion dieser Tiere in Museen finden, und sie reichen in eine Zeit zurück, in der es noch lange keine Menschen auf der Erde gab. Sie sind unglaublich alt, und in diesen vielleicht hundert Millionen Jahren haben sie sich nicht verändert. Bis mein Vater kam. Und er versucht ... etwas mit ihnen zu tun, etwas, das kaum zu glauben ist. Er versucht sie so auszubilden und zu dressieren wie Pferde und Hunde, damit sie ihm helfen, für ihn arbeiten.«

Das konnte ich kaum glauben, doch ich erinnerte mich genau des Kopfes, den ich über dem Geländer des Übungsschiffs gesehen hatte. So etwas zum Haustier zähmen? Das wäre ja etwa so, als wolle man einer Klapperschlange beibringen, die Zeitung auszutragen!

»Natürlich konnte Dad das nicht allein schaffen«, fuhr David fort. »Aber er hatte Hilfe, eine merkwürdige Hilfe, fast so unglaublich wie die Seeschlangen selbst.

Joe Trencher und ein paar hundert andere, die so sind wie er. Ohne sie hätte mein Vater gar nicht erst an die Saurier herankommen können. Trenchers Leute waren eine große Hilfe.«

»Sie sehen häßlich aus, wenn Trencher ein Muster für sie ist«, erklärte ich ihm. »Diese weißen, perlfarbenen Augen, diese blasse Haut. Und wie er geatmet hat! Diese Leute scheinen nicht einmal menschlich zu sein.«

David nickte dazu. »Das sind sie auch nicht. Jedenfalls nicht mehr. Sie stammen wohl von Menschen ab, von Polynesiern vermutlich, die irgendwo auf einem untergegangenen Land in die Falle geraten waren. Du hast doch von den Seegebirgen des Pazifiks gehört?«

Ja, davon wußte ich. Das sind unterseeische Gebirge, meistens mit abgeplatteten Kuppen - vermutlich ein Werk der Wellen -, aber jetzt tief unter der Wasseroberfläche.

»Das waren früher Inseln. Und auf einer dieser Inseln müssen Trenchers Vorfahren gelebt haben. Ich nehme an, sie waren Taucher, doch wann dies war, läßt sich nicht annähernd feststellen. Da sie polynesische Namen haben, kann es nicht sehr lange zurückliegen. Trenchers Vater hieß Tencha, und Trencher nahm seinen neuen Namen aus einer Laune seines Vaters heraus an. Trencher, ein Wesen vom Tonga Trench, dem Tonga-Graben.

Als die Inseln im Meer verschwanden, gelang es ihnen irgendwie, zu überleben. Sie kehrten in ihre eigene Vergangenheit zurück, dorthin, wo alles Lebende aus dem Wasser kam.«

»Du meinst, Joe Trencher ist so etwas wie ein Meermensch?«

»Mein Vater nennt sie >Amphibianer<. Das sind Mutanten. Ihre Lungen haben sich so verändert, daß sie wie Kiemen arbeiten. Jetzt sind sie eher im Wasser zu Hause als auf dem Land.

Trencher war mein Freund. Ich schnallte mir eine Lunge um und tauchte mit ihm, natürlich nicht im Trench, aber bis etwa auf tausend Fuß. Ich sah ihm zu, wie er diese ... Kreaturen trainierte. Er zeigte mir Dinge auf dem Meeresgrund, die noch keiner von der Flotte sah.

Aber dann veränderte er sich. Dad gibt sich selbst die Schuld. Er meint, die Mutation machte diese Amphibianer temperamentmäßig sehr labil, und als sie dann etwas von der Welt außerhalb des Wassers erfuhren, veränderten sie sich. Jetzt haßt er Dad und alles Menschliche. Er hat mich aus diesem Übungsschiff entführt. Er hatte auf diese Gelegenheit gewartet. Erinnerst du dich, daß viele merkwürdige Kleinigkeiten vorkamen, verschiedene Instrumente auf geheimnisvolle Art verschwanden? Das war alles Joe Trencher.

Ich habe nichts vermutet, als er bei dreizehnhundert Fuß damals auftauchte. Ich habe mich gefreut, ihn zu sehen, doch ich wußte nicht, was in der Kuppel meines Vaters vorging.

Vermutlich hat mich Trencher bewußtlos geschlagen, ich weiß es nicht. Ich wachte in seinem Seewagen auf, und da war er auf dem Rückweg zum Tonga Trench.

Er drohte mir, mich umzubringen. Ich war seine Geisel. Er bedrohte meinen Vater. Aber mein Vater ist ein dickköpfiger Mann. Er regierte sein Reich lange Zeit und gab nicht nach.«

»Wie bist du dann weggekommen?« fragte ich.

Nun lächelte David zum erstenmal. »Maeva, meine Freundin. Sie ist ein Amphibienmädchen, aber sie ist loyal. Wir sind zusammen aufgewachsen und haben oft zugesehen, wie Joe Trencher die Saurier zähmte. Wir gingen zusammen auf Forschungsausflüge, sie ohne Gerät, ich in meinem Edenit-Anzug, und so durchstreiften wir die Höhlen des Seeberges. Sicher war das gefährlich, denn diese Höhlen gehörten den Sauriern. Dort legten sie ihre Eier ab und zogen ihre Jungen auf. Natürlich paßten wir auf, daß wir im Sommer, wenn sie brüteten, nicht in ihre Nähe kamen. Selbstverständlich gibt es unter Wasser keine Jahreszeiten, doch die Saurier erinnerten sich . Es war gefährlich, doch das, was Maeva vor zwei Monaten für mich tat, war noch gefährlicher.

Sie fand mich in Joe Trenchers Seewagen, brachte mir den Edenitzylinder von meinem Vater und eine Botschaft von ihm, und sie half mir dann in diesem Seewagen weiter.

Natürlich folgte Trencher, er schwamm frei oder ritt auf einer Seeschlange. Sie sind unglaublich schnell, und sie holten mich auch ein. Den Rest weißt du. Alles übrige liegt jetzt an uns. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

Sie verging viel zu schnell für uns. David kehrte in die Wohnung über dem Bootshaus zurück und wartete. Roger, Bob und ich machten unseren Dienst. Zum Nachdenken blieb uns wenig Zeit, denn zur Graduierung hatten wir nur noch eine Woche für etliche Prüfungen. Mit einem solchen Abenteuer im Hintergrund war es nicht leicht, sich auf Theorien und die Physik von Flüssigkeitsmassen zu konzentrieren.

Auch nach der letzten Prüfung gab es keine Pause, sondern Paradedrill und dergleichen. Damit wurden wir vorbereitet für unsere Vereidigung vor der ganzen Akademie. Es war unmenschlich heiß, doch wir wurden erbarmungslos hergenommen. Im Lauf des Nachmittags bildeten sich über der See Gewitterwolken, und unmittelbar vor dem abendlichen Dienstschluß brach das Gewitter über uns herein. Innerhalb von Sekunden waren wir bis auf die Haut durchnäßt, und jeder rannte nach irgendeinem Unterschlupf.

Ich kauerte mich zusammen mit einem anderen Kadetten, der ebenso naß war wie ich, in den Windschatten eines umgedrehten Walboots. Er wischte sich lachend Regenbäche von seiner Mütze aus dem Gesicht und schaute mich an.

Es war Eladio Angel. »Jim Eden!« rief er, »wie lange habe ich dich schon nicht mehr gesehen!«

Ich nahm seine Hand und schüttelte sie, habe wohl auch etwas gesagt, doch was es war, weiß ich nicht mehr. David Crakens alter Zimmerkamerad, sein bester Freund auf der Akademie außer Bob Eskow und mir, der David nach dessen Verschwinden sehr vermißt hatte. Was sollte ich ihm sagen?