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Ich griff nach Laddys Schulter und brachte ihn auf den richtigen Weg zurück. Man gehorchte besser dieser Stimme. Sicher, es war unwahrscheinlich, daß der Wächter jemanden erschießen würde, doch er hatte seine Waffen und konnte im Polizeiquartier von Hamilton durchaus einen Alarm auslösen, wenn Gefahr bestand für das Eigentum seines Herrn. Und die Polizei wollten wir bestimmt nicht im Nacken sitzen haben.

»Komisch«, sagte Bob Eskow hinter mir, und ich schaute um. »Roger Fairfane. Er redet so viel davon, wie wichtig sein Vater ist, und wie er die Trident Line mit der linken Hand dirigiert, und doch darf er nur zum Bootshaus gehen. Ist das nicht komisch, Jim? Ich meine, wenn sein Vater ein so hohes Tier ist, dann müßte er doch Zugang zum ganzen Besitz haben.«

»Darüber wollen wir uns keine Sorgen machen«, schlug ich vor. »Laddy, da sind wir schon. David wartet in der Wohnung über dem Bootsbecken.«

Ich hatte mir ein bißchen Sorgen gemacht, weil ich Laddy mitbrachte, doch das wäre nicht nötig gewesen. Nach ein paar Worten der Erklärung lachte David. »Laddy, du bist ein richtiger Detektiv«, sagte er. »Und um die Wahrheit zu sagen - ich bin froh, daß du das ‘rausgekriegt hast. Ich freue mich, dich zu sehen.«

Gideon war noch nicht von Sargasso City zurück, und so konnten wir wenig tun. Wir vier - Roger kam ungefähr eine halbe Stunde später - unterhielten uns gut über alte Zeiten. David hatte in der automatischen Küche Essen fertig, wir bekamen eine gute Mahlzeit und sahen in Stereovision ein Baseballspiel. Es war sehr gemütlich, der entspannendste Nachmittag, den ich seit langer Zeit verbracht hatte.

Nur ... leider dauerte er nicht an.

Es wurde schon spät, als wir den Torlautsprecher hörten, der jemanden anrief, und wenige Augenblicke später sah ich vom Fenster aus die winzigen violetten Funken des Troyon-Lichts, die den Pfad markierten.

»Das muß Gideon sein!« rief ich. »Er kommt hierher. Ich hoffe, er bringt gute Nachrichten mit.«

Es war Gideon, und er kam herein, und alle fünf schossen wir unsere Fragen auf ihn ab, kaum daß er unter der Tür erschien. »Haben wir das Schiff bekommen? Was gibt es Neues? Gehört uns die Killer Whale?«

Er sah uns alle einen Augenblick lang schweigend an. Jeder von uns wußte im gleichen Moment, daß etwas nicht so war, wie es sein sollte, und wir standen wie versteinert da und warteten.

»Jim«, sagte er schließlich, »hast du in Sargasso City diesen Joe Trencher gesehen?«

»Ja, Gideon . Wir . sahen ihn. Er schnüffelte in den Papieren herum, aber ich glaube nicht, daß er .«

»Da glaubst du etwas Falsches, Jim.« Gideons schwarzes, ausdrucksvolles Gesicht wirkte recht nüchtern, und seine sonst so weiche Stimme hatte etwas Gereiztes an sich. »Kannst du dich an sonst noch etwas erinnern, was an diesem Tag geschah?«

»Hm. Laß mich mal nachdenken ... Wir gingen hinab zum Flottenbecken. Dort lagen die Überschußschiffe, die verkauft werden sollten, die Killer und die Dolphin, dieser Rosthaufen. Wir schauten uns die Killer an und füllten die Formulare aus. Dann rief ich meinen Onkel an, und Joe Trencher schnüffelte in den Papieren herum. Aber wir konnten ihn nicht mehr erwischen. Wir gaben also nur den Antrag ab und bekamen gerade noch die Tiefsee-Fähre hierher.«

Gideon nickte düster.

»Was stimmt nicht?« rief David. »Ich muß doch diesen Kreuzer haben! Meines Vaters Leben hängt davon ab. Wenn wir nicht genug geboten haben - nun, vielleicht können wir mehr Geld aufbringen. Aber ich muß das Schiff haben!«

»Oh, das Angebot war ausreichend«, erwiderte Gideon. »Aber .« Er seufzte schwer. »Ich fürchte, Joe Trencher wußte genau, was er tat. Versteht ihr, er hat selbst ein Angebot abgegeben.«

Das war eine sehr schlechte Nachricht, und wir schauten einander bestürzt an. »Joe Trencher«, sagte David nach einer Weile mit heiserer Stimme. »Joe Trencher. Mit den Perlen, die er mir gestohlen hat, kaufte er das Schiff, das ich brauchte, um meines Vaters Leben zu retten. Und wir haben jetzt keine Zeit mehr, etwas anderes zu versuchen.«

Zeit, wofür? dachte ich, aber Roger Fairfane unterbrach ihn. »Ist es wirklich so, Gideon? Hat Trencher das höhere Angebot gemacht, so daß wir kein Schiff haben?«

Gideon schüttelte den Kopf. »Nein, es ist ein bißchen anders. Trencher hat jetzt die Killer Whale, und er bekam sie für fünfzigtausend Dollar, für euer Angebot also.«

»Aber was dann?«

»Versteht ihr, Trencher hat die Papiere nicht nur durchge-schnüffelt. Er hat sie ... gefälscht. So wie er sie brauchte. Ich verlangte vom Flottenkommandanten, daß ich sie zu sehen bekam, und sie waren ganz eindeutig gefälscht. Beweisen konnte ich natürlich nichts ... Das Schiff, auf das ihr euer Angebot abgegeben habt, war nicht die Killer Whale. Nicht mehr, nachdem Trencher die Papiere durchgesehen hatte. Ihr habt euer Angebot für das abgegeben, was euch jetzt gehört, für das andere Schiff. Diesen Rosthaufen, wie du es nanntest, Jim. Für die Dolphin.

12. Die Flotte zum Rostigen Eimer

Am nächsten Tag fuhr ich mit David Craken nach Sargasso City, um unser Preisschiff abzuholen.

Die Killer Whale lag noch daneben. Überzählig, ganz gewiß, aber schlank und tödlich wie das Seeungeheuer, nach dem sie benannt war. Sie lag tief im Wasser, und im blassen Licht schimmerte der Edenit-Rumpf. Neben der Killer sah die Dolphin genau wie der Rosthaufen aus, der sie war. Ein Wrack.

Joe Trencher war natürlich nirgends zu sehen. Ich hatte gute Lust, auf ihn zu warten, bis er kam, um das Schiff abzuholen, um das er uns betrogen hatte, und dann mit ihm abzurechnen.

Was hätte uns das genützt? Nichts. Und Zeit hatten wir sowieso nicht. David hatte von Anfang an betont, daß wir nur ein paar Wochen hatten, und im Juli mußte etwas passieren. Was, das sagte er nicht, doch es mußte ziemlich gefährlich sein.

Jetzt hatten wir Anfang Juni, also gerade noch knapp vier Wochen Zeit, die Dolphin so gut wie möglich herzurichten und sie mit Vorräten auszustatten und dann die lange Reise um das Kap Hörn zu machen. Wir konnten den Kanal nicht benützen, wenn wir eine Flotteninspektion vermeiden wollten.

Es war ein großer Job - und ein kleines Schiff.

David schaute mich an und lachte mühsam. »Dann wollen wir mal an Bord gehen«, schlug er vor.

Vor dreißig Jahren war die Dolphin ein feines Schiff gewesen, doch jetzt wühlten wir uns durch einen Haufen Gerät und Ausrüstungsgegenstände; offensichtlich hatte es die letzte Besatzung so eilig gehabt, das Schiff zu verlassen, daß nichts mehr gepackt worden war.

Im Wachraum waren Messingplatten an das Schott geschweißt, auf denen die großen Stunden des Schiffes festgehalten waren. Wir lasen sie. Trotz aller Enttäuschung fühlte ich nun doch einige Erregung.

Drei volle Jahre lang hatte die Dolphin alle Schnelligkeits-und Tiefenrekorde ihrer Klasse gehalten. Das war schon etwas!

In der Zeit vor meiner Geburt war sie das Flaggschiff von Admiral Kane gewesen, als er auf Polarexpeditionen war und er den Seeboden unter dem Eis sonargraphisch aufnahm. Und sie hatte den Seepiraten Davy Jones gejagt und sein TiefseeSchiff versenkt.

Später, als sie für den regulären Dienst bei der Flotte zu alt, aber immer noch seetüchtig war, hatte sie als Übungsschiff der Akademie gedient. Vor zwei oder drei Jahren, also ehe jemand von uns zur Akademie gekommen war, hatte man sie ausgemustert und zur Versteigerung freigegeben.

Jetzt gehörte sie uns.