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Für die Nacht nahmen wir uns ein Zimmer in einem Hotel von Sargasso Dome. Es war ein Luxushotel und bot Urlaubern und Touristen jedes nur denkbare Vergnügen. In den Souvenirläden konnte man jede Imitation der Geheimnisse der sagenumwitterten Sargasso See kaufen, doch wir waren nicht in der Stimmung, dies alles zu genießen. Wir gingen beide bald zu Bett und dachten immer nur darüber nach, ob die alte Edenit-Panzerung der Dolphin noch den Drücken der Tiefsee standhalten würde.

Roger Fairfane rüttelte uns wach. Ich setzte mich blinzelnd auf. Es war erst fünf Uhr morgens. »Roger, was tust du hier?« murmelte ich verschlafen. »Ich dachte, du bist noch in Bermuda.«

»Da war ich.« Er sah sehr besorgt drein. »Wir mußten alle kommen. Laddy, Bob und Gideon sind bei mir. Wir nahmen die Nachtfähre.«

David war aus dem Bett gesprungen. »Was ist los, Roger?«

»Eine ganze Menge. Schon wieder dieser Joe Trencher. Das Angebot, das er auf die Dolphin machte, war im Namen irgendeiner Tiefsee-Bergungsfirma. Aber man fand heraus, daß es eine solche Firma gar nicht gibt. Und Gideon entdeckte, daß heute um neun Uhr vormittags eine Anweisung herausgeht des Inhalts, daß alle Verkäufe storniert werden. Wenn du also deinem Vater mit der Dolphin helfen willst, David, dann müssen wir vor neun Uhr auslaufen.«

Da hatten wir also nicht mehr viel Zeit.

David und ich hatten uns gefreut, weil wir einen vollen Tag hatten, um die Maschinen des Schiffes durchzuprobieren. Selbst dann, wenn wir auch die Druckverhältnisse überprüft hätten, wäre es gefährlich gewesen, die Dolphin in die Tiefsee hinauszubringen. Und jetzt blieben uns nur noch ein paar Stunden!

»Na, Gott sei Dank, daß wir wenigstens Hilfe haben«, murmelte David. Wir zogen uns eiligst an und verließen das Hotel. »Bin ich froh, daß Gideon von Marinia hierher flog! Und daß Laddy mittut. Wir brauchen jede Hand, um diesen alten Rosteimer flott zu kriegen.«

»Ich hoffe nur, daß wir auch fertig werden damit«, brummte ich und rannte hinter Roger Fairfane drein, um mit dem Lift nach unten zu fahren, wo die Dolphin und die Killer Whale ruhig dümpelten.

»Die Killer ist weg!« rief David, als wir am Becken ankamen.

»Natürlich ist sie weg. Hab’ ich euch das nicht gesagt? Trencher muß es auch gehört haben, und als wir hier ankamen, war die Killer schon weg. Trencher hat doch all diese Schwierigkeiten verursacht, aber natürlich ist er mit der Killer weggekommen.«

Gideon hatte sich schon an die Arbeit gemacht und überprüfte die Edenit-Panzerung. Er sah ziemlich besorgt drein, als wir über die Gangplanke zur Luke über den Decks kamen.

»Meinst du, Gideon, daß das Schiff dem Druck standhält?« fragte ich.

Er schob seine Mütze zurück und musterte die Linie, wo die Wellchen an den Rumpf leckten. »Ob ich meine? Nein, Jim.

Ich sag dir lieber gleich die Wahrheit. Ich glaube es nicht, nach all dem, was ich sehe. Sie müßte ins Schlepptau genommen, hinausgezogen und auf den Meeresboden gesetzt werden. Die Edenit-Schicht hat Fehler, und zur Reparatur der Generatoren wären an die hundert Stunden nötig, bevor man ihnen trauen kann. Die ganze Kraftanlage hätte schon vor zehn Jahren ausgemustert werden müssen. Eine Pumpe ist völlig hin. Und alles ist heiß vor Strahlung. Ich würde die ganze Maschine hinauswerfen, bis auf die Bodenplatten, wenn es nach mir ging.«

»A-a-aber Gideon ...«:, stotterte ich.

Er hob die Hand. »Trotzdem, Jim. Sie schwimmt. Und ich habe hier mit dem Schrottoffizier geredet. Den hab’ ich eigens dazu aus dem Bett geholt. Sie ist mit eigener Kraft ‘reingekommen, sogar wasserdicht. Das ist ja schon Monate her; aber wenn sie’s damals konnte, dann kann sie das jetzt auch.« Er lachte breit. »Diese Tiefsee-Schiffe sind ja nicht nur eine Ansammlung von Maschinerie, Junge. Sie leben! Und dieses Schiff hier sieht aus, als sei es gerade richtig für den Schiffsfriedhof, aber das Ding läuft und schwimmt. Und wenn es schwimmt, dann nehm ich das Risiko auf mich!«

»Das reicht für mich«, sagte David sofort.

»Für mich auch. Und wie steht es mit Laddy und Bob?«

»Die sind schon unter Deck«, sagte Gideon. »Versuchen eben die Maschinen zum Laufen zu bringen. Hört ihr das?«

Nein, wir hörten nichts. Oder ich nicht, aber ich spürte etwas, an den Sohlen meiner Füße, wo sie auf dem Deck standen; ein leises Vibrieren. Das Schiff lebte! Die alten Maschinen vibrierten, sie liefen wieder!

»Ja, Jim. Das wär’s also. Wir können verschwinden, sobald sie die Seetore für uns aufmachen.« Er wandte sich zu Roger Fairfane um. »Du hast deine Meinung noch nicht gesagt. Was meinst du? Willst du mitkommen? Oder ist dir die Sache zu gefährlich?«

Er grinste breit. »Natürlich komme ich    mit,    und    nicht    nur das! Aber vergiß unseren Rang nicht. Ich    bin    der Senior    der Kadetten, und Gideon und David sind nicht mal Kadetten, Offiziere schon gar nicht. Also bin ich der Kapitän. Nicht vergessen!«

In den ersten fünf Minuten wäre es fast    zu einer    Meuterei gekommen. Gideon beruhigte uns alle.

»Was macht das schon aus?« fragte er mit seiner leisen, sanften Stimme. »Laßt ihn doch Kapitän sein! Wir brauchen einen, und wir ziehen doch alle an einem Strang .«

»Na, ich weiß nicht recht, ob er mitzieht«, brummte Bob. Wir waren im alten Wachraum und räumten unsere Navigationskarten weg, bis uns der Flottenoffizier Erlaubnis zum Auslaufen gab. »Aber du hast vielleicht recht. Soll er der Kapitän sein, wenn ihm soviel dran liegt. Mir ist es egal.«

Vom Deck über uns kam ein Rattern und Plärren. Wir rannten hinaus.

»Ahoi, Schiff Dolphin!« röhrte die Stimme im Lautsprecher des Flottenbüros. »Ihr könnt auslaufen durch die Baker Schleuse. Gute Fahrt!«

»Danke schön!« schrie Roger Fairfane zurück, durch den Lautsprecher der Brücke. Es rappelte das Warnsystem, dann krachte etwas, seufzte, und wir wußten, es waren die Maschinen. Wir rannten auf unsere Posten. Für den Anfang waren sie doppelt besetzt.

Ich hatte neben Roger Fairfane auf der Brücke zu stehen. Er signalisierte Laddy Angel und Bob Eskow, die unten an den Maschinen standen, Maschinen langsam voraus. Wirklich und buchstäblich zollweise kroch die Dolphin zur Baker Schleuse, und wir hatten die Mikrosonarkarten vor unseren Nasen. Dann bohrte sich die Schiffsnase in ein wiegenartiges Seilsystem. Hinter uns schlossen sich die Tore, und die Dolphin rollte ordentlich, als das Wasser der Tiefsee unter Druck hereingepumpt wurde. Der Edenit-Feldgenerator, der zuerst leise und tief gesummt hatte, stieg gleich um eine ganze Oktave an, nahm aber alle Kraft des Druckes auf, wandte ihn gegen sich selbst und bewahrte unser Schiffchen vor dem Zerquetschtwerden. Als der Druck gegen die Edenit-Panzerung schlug, gab der ganze Rumpf grünliche Funken ab. Dann ging das Schleusentor vor uns auf.

Roger Fairfane gab den Maschinentelegrafen Maschinen langsam voraus, und unser Schiff fuhr hinaus in die Tiefsee.

Ich glaube, es war reines Glück, das uns am Leben erhielt.

Gideon kam aus dem Maschinenraum gelaufen. »Setzt Kurs zur Oberfläche!« schrie er. »Das ist ein altes Schiff, Roger, und die Edenit-Beschichtung ist nicht mehr das, was sie war. Junge, bring sie ‘rauf, wir nehmen Wasser auf!«

Roger wurde rot und wollte Gideon schon zurechtweisen, denn er war ja schließlich der Kapitän, doch gegen den Druck der Tiefen gab es kein Argument. Er stellte also die Tauchflü-gel auf Steigen ein und läutete auf dem Maschinentelegrafen das Signal Volle Steiggeschwindigkeit. Die alte Dolphin schüttelte sich ein wenig und stieg.

Ich lief nach unten, um die Leckstellen zu untersuchen, und Gideon folgte mir.

Sie waren nicht allzu schlimm, doch wenn zwei Meilen Wasser auf ein Schiff drücken, ist auch das kleinste Leck gefährlich. Es war nur ein dünner Nebel, der durch eine vom Edenit nicht mehr völlig abgedichtete Schweißnaht kam. »Das kann ich reparieren«, murmelte Gideon mehr zu sich selbst. »Wenn wir an der Oberfläche kreuzen, zerlege ich den Edenit-Generator, und dann wird der Rumpf halten. Aber jetzt eiligst nach oben!«