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Wummmm!

Eine dumpfe Erschütterung unterbrach ihn. Die alte Dolphin schüttelte sich, das Metall ihres Rumpfes ächzte gefährlich.

»Was war das?« rief Roger.

Gideon antwortete ihm. »Das war eine Jet-Rakete. Wenn Jim nicht so plötzlich weggetaucht wäre, würden wir jetzt alle nur noch Wasser atmen .«

Jetzt rannten wir um unser Leben. Wir waren im Nu alle auf Kampf Station. Irgendwo schien die Killer Whale Waffen gefunden zu haben - entweder aus Wracks, oder durch illegale Käufe. Wir standen mit leeren Händen da.

Bob Eskow und Gideon standen an den Maschinen und kitzelten jedes Watt Energie aus den alten Reaktoren. Es reichte nicht. Die Killer Whale war neuer, größer und schneller und holte auf. Roger schwitzte und schlug nutzlos auf den Maschinentelegrafen. Dann griff er nach dem Sprachrohr: »Maschinenraum, Eskow, zuhören! Sicherheitsventile herausschrauben und die Reaktoren mit Hand regeln. Wir brauchen mehr Energie!«

»Aber Roger!« erwiderte Bob Eskow. »Die Reaktoren sind alt, und wenn wir die Sicherheitsventile herausschrauben und per Hand .«

»Das ist ein Befehl!« schrie Roger und knallte das Sprachrohr auf den Halter. Mich schaute er besorgt an, denn ich stand am Mikrosonar. »Kommen wir voran, Eden?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, sie holen auf. Ich nehme an, sie wollen so nahe an uns herankommen, daß wir ihre Geschosse nicht mehr unterlaufen können.«

David Craken arbeitete neben mir am Fadenmesser und versuchte unseren Kurs genau auf der Karte festzulegen. Jetzt schaute er auf und lächelte. »Roger, Jim!« rief er. »Ich glaube, wir schaffen es!« Er deutete mit dem Bleistift auf die Karte. »Wir haben gerade einen wichtigen Punkt durchlaufen. Bis zu meines Vaters Seeberg sind es nur noch zwanzig Meilen!«

Das kleine Bleistiftzeichen gab an, daß wir schon ein Stück über dem Tonga-Graben waren. Von der Wasseroberfläche bis zum Schlamm am Seeboden waren ganze dreißigtausend Fuß, also neuntausend Meter, und wir befanden uns etwa in der Mitte dazwischen. Tausend Meilen lang waren die eckigen, zerfransten Linien des Tonga- und des Kermadec-Grabens und reichten weit über die Karte hinaus, die David benützte. Wir befanden uns jetzt direkt über den Klippen der riesigen Erdfurche, deren Felsen steil nach unten abfielen.

Gerade noch rechtzeitig schaute ich wieder auf den Schirm. »Ausweichen, neues Geschoß!« schrie ich.

Roger riß das Rad herum und nach unten, und die alte Dolphin ging in engen Spiralen nach unten.

Wumm! Diesmal war es noch näher als vorher. Roger fluchte etwas Unverständliches und rief in den Maschinenraum: »Bob, wir brauchen mehr Leistung!«

Diesmal antwortete Gideon. Auch jetzt war seine Stimme sanft. »Ich fürchte, Roger, mehr Leistung können wir nicht herausholen. Der Reaktor ist schon überhitzt.«

»Ich brauche aber mehr Leistung!«

»Im Schild ist ein Leck. Ich nehme an, die alten Leitungen waren ziemlich angerostet. Das letzte Geschoß kann sie beschädigt haben. Wir haben immer versucht, das Schiff am Laufen zu halten, aber einen Reaktor der Serie K kannst du nicht reparieren, Roger. Jetzt ist er heiß, weit über die rote Linie hinaus. Wird er noch heißer, müssen wir ihn entweder abstellen, oder das Schiff aufgeben.«

Für eine Weile glaubte ich, wir könnten es schaffen. Mit voller Kraft voraus, fraß die alte Dolphin die Meilen zu Jason Crakens Seefestung und zur Kuppel. Die Killer Whale, die größer, neuer und schneller war, holte nur ganz langsam auf. Sie schossen noch ein paar Minuten lang, und der kleine Lichtpunkt, der Crakens Kuppel war, wurde immer klarer sichtbar.

Nach einer Feuerpause fingen sie wieder zu schießen an, diesmal eine volle Salve; sechs Raketen schossen uns aufgefächert nach.

Wir schwangen wie irr herum, als Roger das Ruder herumriß.

Wummm, wummmwummm ...

Aber sie schossen zu kurz. Roger grinste. »Vielleicht schaffen wir’s. Wenn wir noch zehn Minuten durchhalten .«

»Raketen!« schrie ich. Wieder die Ausweichbewegung, wieder lagen die Geschosse zu kurz, wenn auch näher. Viel näher.

Joe Trencher schien entschlossen zu sein, uns unter keinen Umständen zur Kuppel kommen zu lassen!

Die Sprechanlage vom Maschinenraum her rappelte. »Brük-ke, in drei Minuten müssen wir die Leistung drosseln. Alle Reaktorventile sind draußen. Ich wiederhole, in drei Minuten wird die Leistung gedrosselt.«

»Laß sie laufen, solange es geht!« schrie Roger zurück und tauchte wieder steil. »An alle! In die Druckanzüge! Die nächste Salve wird uns vermutlich treffen. Dann gibt es Leckstellen im Rumpf.« Er schüttelte den Kopf und lachte grimmig. »Die füllen unser Schiff mit Wasser, aber ich bringe uns hinein, naß oder trocken!«

In diesem Moment mußte ich Roger Fairfane bewundern. Er war nicht von der Art, die man instinktiv mag, aber die Akademie macht selten einen Fehler, und ich hätte wissen müssen, daß er tatsächlich das Zeug zu einem Kadetten hatte.

Er muß wohl meine Miene richtig gedeutet haben, denn er grinste mich breit an. »Jim, du hast mich noch nie richtig gemocht, und das nehme ich dir nicht übel«, sagte er. »Ich . hm ... muß zugeben, daß ich auch nicht besonders liebenswert bin.«

»Und ich hab’ nichts zuzugeben«, brummte ich.

»Du nicht. Ich ... Übrigens, mein Vater ist gar kein so großes Tier, Jim. Er ist Buchhalter bei Trident, das ist alles. Sie ließen mich das Bootshaus benützen, weil ich ihnen leid tat, aber ich habe immer gehofft, eines Tages und irgendwie würde ich schon .«

Dann schwieg er kurz, fügte aber nach einer Weils nüchtern hinzu: »Wenn ich helfen könnte, für Trident eine neue, wichtige Route zu eröffnen, hier unten zum Tonga-Graben, dann wäre das für meinen Vater eine ganz große Sache.«

Ich schüttelte den Kopf. Komisch. Bob und ich, wir hatten insgeheim über Roger gelacht und ihn nicht gemocht, aber er war im Grund doch ein feiner Kerl .

Wir waren nun alle in unseren Druckanzügen, hatten aber die Helme noch nicht geschlossen, weil wir da besser arbeiten konnten. Wenn ein Treffer unseren Rumpf einriß, war noch Zeit genug .

Fast war es soweit.

Aber vorher brüllten erst noch die Warnhupen los, und an der Instrumentenwand blinkte alles auf einmal rot. Das Deckenlicht flackerte, als der Strom von den Hauptmaschinen ausfiel und die Batterien einsprangen. Die Dolphin wurde ordentlich durchgeschüttelt und viel langsamer.

Der Ruf vom Maschinenraum bestätigte das, was wir schon wußten: »Reaktor aus! Wir haben keinen Antrieb mehr, nur noch die Batterien!«

Roger schaute mich an und lachte. Jetzt war er echt, ohne Angabe. Er besah sich die Instrumente und kam schnell zur Entscheidung.

Er stieß die Sperren aus dem Ruder und stellte die alte Dolphin praktisch auf die Nase, so daß sie senkrecht in den Abgrund tauchte.

Minuten vergingen. Oben hörten wir das ferne Wummm! der Detonationen, aber das lag sehr hoch über uns. Die Schwerkraft zog an uns, also tauchte das Schiff viel schneller, als die batteriegetriebenen Maschinen dies hätten bewerkstelligen können. Roger behielt Fadenmesser und Mikrosonar scharf im Auge. Im letzten möglichen Moment zog er das Ruder zurück, und die Tauchflügel brachten das Schiff in die Waagerechte. Er stellte den Schraubenantrieb ab. Dann gab es einmal ein rutschendes Geräusch und einen kleinen Rumpier.

Wir waren am Grund des Tonga-Grabens - ohne Waffen, ohne Antrieb, mit zwanzigtausend Fuß Seewasser über uns.

15. Schiff aufgeben!