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Welch ein phantastischer Ort! Eine Unterwasserkuppel zu bauen, ist ungeheuer kostspielig; sie erfordert nicht nur viel Geld, sondern auch eine Menge Zeit, Material und Menschenleben. Sicher, es gab viele hundert solcher Kuppeln, die über den Boden des Ozeans verteilt waren, aber nur ganz wenig gehörten einem einzigen Mann.

David Crakens Vater hatte seine Kuppel mit wenigen Technikern, die zum Schweigen verpflichtet waren und mit den Amphibianern und den Sauriern allein gebaut! Das war eine unglaubliche Leistung.

Ich zählte fünf Ebenen unter der Wölbung der Kuppel, fünf Ebenen, vollgepackt mit Wohngebieten, Läden, Docks, Vorratsräumen und Erholungszentren, mit einem ungeheuer großen Nuklearreaktor, der den Strom für die ganze Kuppel lieferte und den Druck der See sicher fernhielt. Es gab mehr als ein Dutzend Räume, die wie Labors aussahen. In dem einen standen enorme Behälter an den Wänden, die gefüllt waren mit den Stengeln des schimmernden Tangs, der draußen im Graben wuchs. Hier in der Atmosphäre war der Schimmer nur noch ganz schwach, und die arme Maeva, die außerhalb des Wassers sowieso eine schwere Zeit hatte, würgte es von dem modrigen Geruch dieser Behälter. Wir gingen auch ein wenig schneller durch.

»Das sind Dads Experimente«, erklärte David kurz. »Er wollte das Geheimnis dieses Tangs entschleiern. Er hat alles mögliche versucht, ihn mit Säuren behandelt, mit Lösungsmitteln, ihn verbrannt und zentrifugiert. Eines Tages ...« Er schaute sich auf den Arbeitstischen mit den blubbernden Glaskolben und Retorten um, den Destilliergeräten und Röhrensystemen. »Eines Tages wird das alles anders. Aber jetzt haben wir dafür keine Zeit. Kommt weiter!«

Aber auch im obersten Raum der Kuppel fanden wir Davids Vater nicht.

»Maeva, ich verstehe das nicht!« sagte David besorgt. »Wo kann er nur sein?«

Die Meermaid antwortete mit ihrer sanften Stimme, die nur manchmal keuchend Atem holte: »Er ist nicht gesund, David. Er gehört nicht in die See. Vielleicht schläft er.« Sie berührte David leise, und ihre Finger hatten dünne, kurze Schwimmhäute. »Du mußt ihn nach oben bringen, David. Sonst wird er hier unten sterben.«

»Erst muß ich ihn aber finden!« Wir waren jetzt in einem Raum, der einmal ein sehr eleganter Salon gewesen war. In den Regalen an den Wänden standen viele tausend Bücher und auch viele Kunstwerke. Aber die waren mit Staub bedeckt. Vermutlich hatte sie seit dem Tod von Davids Mutter niemand mehr angerührt.

Auch hier standen zahlreiche wissenschaftliche Geräte herum, so als habe der Mann, dem diese Kuppel gehörte, nur noch wissenschaftliche Interessen. Noch unausgepackte Kisten mit Gläsern und Geräten standen da, die alle in Marinia gekauft waren.

Am seltsamsten in diesem Raum waren die Fenster, riesige Bilderfenster mit geschmackvollen Vorhängen, und die Aussichten waren herrliche irdische Landschaften mit Bergen im Hintergrund, deren Gipfel Schneekappen trugen, mit grünen Matten und sanften Vorbergen, mit hohen Tannen und Jungholz davor - und das vier Meilen tief unter der Wasseroberfläche!

Ungläubig starrte ich das an. David bemerkte meinen Blick und lächelte. »Stereo-Landschaften«, sagte er gleichmütig; er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. »Sie waren für meine Mutter. Sie kam aus Colorado, und immer sehnte sie sich nach dem trockenen Land und den Bergen ihrer Heimat .«

»David, wir müssen uns beeilen!« drängte Maeva.

»Was soll ich denn noch tun, Maeva! Vielleicht ist es am besten, wir teilen uns auf und gehen noch einmal die ganze Kuppel durch. Aber .«

Das Ende des Satzes hörten wir nie.

Es kratzte etwas irgendwo laut und nachdrücklich, dann kam aus Dutzenden verborgener Lautsprecher ein lautes Geräusch. Ein mechanischer Wachmann plärrte: »Achtung, Achtung! Die Kuppel wird angegriffen. Achtung, Achtung! Die Kuppel wird angegriffen .«

Roger sagte voll Angst: »David, wir müssen etwas tun. Vergiß mal deinen Vater. Die Amphibianer greifen an und ...«

David hörte ihm nicht zu. Er schaute quer durch den Raum in eine Ecke, wo ein Haufen von Ausrüstungsgegenständen lag.

»Dad!« schrie er, und wir alle wirbelten herum.

In der Ecke saß ein alter, ausgemergelter Mann auf einem Feldbett. Hinter dem ganzen Zeug, das dort aufgehäuft war, hatten wir ihn nicht gesehen. Die Warnung des elektronischen Wächters hatte ihn aufgeweckt.

Er saß ganz ruhig da, sah uns ein wenig geistesabwesend, aber sehr freundlich an, und die Warnung des Wächters schien ihn nicht weiter zu bekümmern. Er trug ein Ziegenbärtchen, das früher sicher schmuck und adrett gewesen war, jetzt aber struppig und grau aussah.

»David, ich habe mich schon gewundert, wo du bist«, sagte er. »Wie nett von dir, daß du ein paar Freunde zu Besuch mitgebracht hast.«

17. Craken von der Seefestung

Wir sahen ihn, dann einander an. Wir alle hatten den gleichen Gedanken, auch David und das Seemädchen: Jason Crakens Geist gab auf.

»Willkommen ihr alle!« rief er strahlend.

Früher einmal mußte er ein kräftiger Mann gewesen sein. Das ließ sich noch an seinem Knochenbau und an den verbliebenen Muskeln abschätzen. Jetzt war er sehr hager geworden. Die Haut hing ihm lose am Hals herab, und sie hatte merkwürdige grünliche Flecken. Sein Bart war wirr, das Haar hätte längst einmal geschnitten werden müssen. Mein Onkel hatte ihn als Dandy beschrieben. Davon war nichts mehr übrig.

Geschlafen hatte er in seinem Labormantel, der früher einmal weiß war, jetzt aber sehr fleckig und zerknittert aussah. Er blickte an sich hinab und lachte leise. »Ihr seht, ich habe keine Gäste erwartet«, erklärte er ein bißchen verlegen. »Entschuldigt, bitte. Und so ungepflegt begrüße ich die Gäste meines Sohnes nicht gern. Aber meine Experimente, Gentlemen, fressen meine ganze Zeit. Der Tag hat nicht genug Stunden, um alle ...«

David trat zu ihm. »Vater, warum ruhst du nicht ein wenig aus? Ich führe meine Gäste inzwischen in der Kuppel herum.«

Und ständig heulte der mechanische Wächter: Achtung, Achtung!

David machte uns ein Zeichen, und wir verließen alle leise den Raum. Sofort kam er uns nach. »Es fehlt ihm jetzt nichts. Wir gehen jetzt in den Instrumentenraum.«

Das war eine relativ kleine Kammer auf der untersten Ebene der Kuppel. Ein Fernsehschirm war neben dem anderen, so daß der gesamte Meeresboden rund herum zu überblicken war. Nichts war zu sehen.

David nickte besorgt. »Noch nicht«, erklärte er. »Das dachte ich mir schon. Der Robotwächter warnt vor ankommenden Seefahrzeugen, aber er hat eine sehr große Reichweite, so daß sie noch eine Weile nicht zu sehen sein werden.«

»Sie?« fragte ich.

»Ich weiß es nicht, ob es mehr als einer ist. Die Killer Whale vielleicht, aber die Amphibianer hatten noch einen Seewagen, soviel ich weiß. Den haben sie mir weggenommen. Wie viele es sonst noch waren, kann ich nicht einmal ahnen.«

Gideon runzelte die Brauen. »Das ist Pech. Ich hoffte, sie würden glauben, wir seien alle mit der Dolphin in die Luft gegangen, als der Reaktor explodierte.«

Das Seemädchen schüttelte den Kopf. »Ich sagte euch ja, daß wir gesehen wurden. David, es tut mir leid, daß ich mich sehen ließ, aber ...«

»Maeva, du mußt dich nicht entschuldigen! Du hast uns doch das Leben gerettet.« David nahm ihre Hand und drückte sie. Er musterte nachdenklich die Schirme und nickte.

»Ich muß nach meinem Vater sehen«, sagte er. »Jim, kannst du mitkommen? Ihr übrigen . es wäre besser, ihr würdet die Schirme im Auge behalten.«

Gideon nickte. »In Ordnung«, antwortete er mit seiner sanften Stimme. »Da ist ja, wie ich sehe, ein Mark XIX Feuerkontrollgerät und eine Turmkanone? Ja. Dann können wir sie notfalls von hier aus abwehren. Die Mark XIX kenne ich.«