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Es war mir völlig klar, daß ich hilflos war und benommen herumliegen würde, bis ich einschlief. Ein paar Minuten später würde ich am Kohlendioxid meines eigenen Atems ersticken

Oder vielleicht, wenn der Edenit-Schild zuerst nachgab, falls meine Energie zu Ende war, dann würde mich die Tiefe zu einer formlosen Masse zerquetschen ...

Und es war mir völlig gleichgültig ...

Da geschah aber etwas sehr Merkwürdiges. Ich hob den Kopf leicht an, um etwas besser zu sehen. Vor mir war eine enge Metallhöhle, und da bewegte sich etwas mit einem hellgelben Kopf und einem hellgelben Körper .

Ich schüttelte den Kopf und schaute noch einmal. Die Höhle wurde zur Schleuse der Kuppel. Und der hellgelbe Kopf gehörte Bob Eskow, der seinen Druckanzug trug und einen gelben Zylinder schleppte, den er im Lager gefunden hatte, dieses Fluchtgerät .

Ich weiß, daß ich flüchtig dachte, wie bemerkenswert es doch sei, daß er sich mit so etwas herumschlage, doch das war mir auch egal, denn ich war unendlich müde.

Da zerrte Bob an mir herum. Auch das war unwichtig, denn ich wollte nicht mehr aus meiner Ruhe herausgerissen werden, und ich stieß ihn weg. Ich wußte nicht, was er tat.

Dann sah ich es. Er band mich fest an den Bügeln um diesen gelben Rettungszylinder. Sein Gesicht im Helm hing einen Augenblick lang vor dem meinen, und er machte eine kräftige Bewegung, als wolle er etwas abschneiden. Was meinte er da?

Ich schaute mich um und sah den Ballast am Schwimmer. Er meinte also, ich solle das Gewicht abwerfen, dann würde mich der Auftrieb an die Oberfläche bringen. In einer letzten Anstrengung begriff ich. Bob wollte also, ich solle das Gewicht abwerfen.

Ich drückte auf den Hebel. Das beschwerte Zylinderende löste sich. Und wir beide schossen der Oberfläche entgegen.

Es ging unheimlich schnell, fast so, als werde man aus einer Kanone geschossen. Der Schock nahm mir für Sekunden, glaube ich, das Bewußtsein. Ich weiß nur noch, wie die blauschimmernde Kuppel unter uns wegfiel, und dann wurde alles ziemlich wirr. Über uns im Wasser glühte etwas grau, dann war nur noch Dunkelheit. Und die Luft verschlechterte sich sehr schnell.

Ich hörte mich rasselnd atmen, keuchen, so wie Maeva, wenn sie eine Weile Luft geatmet hatte, ich röchelte wie ein Sterbender. Meine Lungen brannten. Mein Kopf schmerzte. Ein riesiger Gong schien durch die See zu hallen, Feuerräder verschwanden im dunklen Wasser.

Ganz plötzlich waren wir an der Oberfläche.

Es war Nacht. Wie erstaunlich! Daran hätte ich nie gedacht, daß jetzt Nacht sein könnte. Wir zerschlugen unsere Helmplatten und atmeten tief die köstliche, kühle Nachtluft ein. Wir klammerten uns an den Schwimmkörper, sahen die herrlichen Sterne über uns, und ich glaube, so schön waren sie mir noch nie vorgekommen.

Am erstaunlichsten fand ich jedoch, daß wir noch lebten. Diese klare kühle Nachtluft war das stärkste Anregungsmittel, das uns geschenkt werden konnte. Ich hustete und würgte, und wenn ich nicht angebunden gewesen wäre, hätte ich wohl losgelassen und wäre hinabgesunken in die Tiefen des TongaGrabens.

Bob war ein bißchen besser dran als ich. Mit einem Handgriff ließ er den Behälter aufschnappen, der Edenit-Film verlor seinen Schimmer, das Plastikboot schoß heraus und blies sich automatisch auf. Irgendwie gelang es uns, an Bord zu klettern. Wir nahmen die Helme ab, legten uns auf den Rücken und warteten, bis wir wieder zu Kräften kamen.

Leise schaukelten wir auf den langen Wellen des Pazifiks; es war wie auf einem Rummelplatz: einmal oben auf dem Wellenkamm, dann wieder unten im Wellental, und manchmal hingen wir geradezu in der Luft. Kleine Wellen brachen sich an unserem Plastikfloß, wir hörten die Geräusche der Luft, unseres eigenen Atems und das leise Quietschen des Floßes. Kaum glaubhaft, daß in vier Meilen Tiefe ein wütender Kampf tobte!

Aber Bob glaubte es, denn er erinnerte sich daran. Ich war noch nicht richtig zu Atem gekommen, da war er schon wieder hellwach. Ich lag noch auf dem Rücken, meine Lungen brannten, doch ich zwang mich in die Höhe, um zu sehen, was Bob tat.

Er hockte am Ende des winzigen Floßes und kramte in einem versiegelt gewesenen Behälter, der Notrationen, einen Sanitätskasten - und einen Radio-Sonarsender enthielt.

Und mit diesem Gerät war Bob gerade beschäftigt.

»Bob ...« Ich hustete krampfhaft. »Was ist das alles? Du bist so .«

»Warte nur, Jim.«

»Ich kann doch nicht warten. Bist du dir darüber klar, daß die Crakens und unsere Freunde jetzt unten vielleicht sterben? Sie brauchen uns doch. Ohne unsere Hilfe werden die Saurier durchbrechen.«

»Bitte, Jim. Vertrau mir doch.«

Ihm vertrauen! Was konnte ich sonst tun? Ich war so unwiderruflich abgeschnitten von diesem Kampf am Grund des Tonga-Grabens, als sei ich auf dem Mond. Wir hatten etwa zehn Minuten gebraucht, von dort wegzukommen, und es war buchstäblich unmöglich, wieder dorthin zu gelangen. Selbst wenn wir einen intakten Druckanzug und genügend Sauerstoff gehabt hätten - was hätten wir tun können? Uns nach unten fallen lassen, um vielleicht Meilen von der Kuppel entfernt aufzukommen und uns hoffnungslos zu verirren? Vielleicht war die Kuppel längst plattgedrückt. Und wir wußten ja auch nicht, welche Strömungen uns vielleicht und in welche Richtung von der Kuppel weggetrieben hatten.

Ihm vertrauen. Er verlangte viel, aber ich vertraute ihm wirklich.

»Na, schön«, brummte ich, hustete noch einmal kräftig und räusperte mich. Fieberhaft arbeitete er an dem Gerät, und als ich das sah, kam mir ein Gedanke. »Eines weiß ich gewiß«, sagte ich. »Wenn wir je zur Akademie zurückkommen, dann kann ich Trainer Blighman berichten, daß du dich bei zwanzigtausend Fuß qualifiziert hast.«

Er grinste mich nur kurz an, dann machte er sich wieder am Notsender zu schaffen.

Er war so eingerichtet, daß er auf der Notwelle ein automatisches SOS-Signal aussandte und gleichzeitig auch auf Sonarphon. Dieses Sonarphon würde jedes Unterseefahrzeug innerhalb einer bestimmten Reichweite alarmieren, die zwar nicht sehr groß war, aber doch konnte das Signal gut gehört werden. Das Radioteil gab das Signal elektronisch weiter. Hier war die Reichweite sehr groß, so daß ein Schiff oder eine Station auf einer Insel das SOS auffangen konnte. Mit Funk und Sonarphon waren wir auch relativ leicht zu orten.

Aber er montierte das automatische Signalband ab, stellte andere Verbindungen her und schaltete den Sender ein. Er nahm das winzige Mikrophon und sprach hinein. Ich starrte ihn an, als ich hörte, was er sagte:

»Diatom an Radiolarian, Diatom an Radiolarian«, das sagte er immer wieder. Das bedeutete doch nichts! Er hatte es schon gesagt, als uns Maeva gerettet hatte. Wen meinte er damit?

»Diatom an Radiolarian! Die Mollusken sind reif. Ich wiederhole, die Mollusken sind reif. Radiolarian, bitte, beeilen!«

Ich ließ mich noch immer erschöpft zurückfallen. Und ein paar Meilen unter uns kämpften unsere Freunde um ihr Leben. Wir waren geflohen, mein Freund Bob Eskow und ich. Wir mußten ebenso verrückt geworden sein wie der alte Jason Craken.

Aber Äußerlichkeiten täuschen sehr oft.

Ich starrte meinen Freund an, und ganz allmählich begriff ich einiges.

»Hallo Diatom«, sagte ich.

Er zögerte ganz kurz, dann grinste er breit. »Dann hast du’s also vermutet.«

»Hab’ lange genug gebraucht. Aber du hast recht, ich habe es vermutet. Das ist dein Kodename, nicht wahr? Du bist Diatom. Und Radiolarian ist die Flotte, nicht wahr? Du bist also so etwas wie ein Geheimagent, Bob. Auf Mission. Die ganze Zeit hast du für die Flotte gearbeitet. Du bist mitgekommen, nicht um mir zu helfen, die Schuld meiner Familie an die Crakens abzutragen, oder aus Spaß, sondern weil die Flotte es dir befohlen hatte. Richtig?«

Er nickte. »Du bist ganz nahe dran«, sagte er schließlich.

Ich schluckte sehr heftig.

Da ich jetzt den Schlüssel hatte, fiel alles sehr schnell an seinen Platz. Wie oft war Bob auf geheimnisvolle Art stundenlang und oft ganze Nachmittage verschwunden gewesen? Ich hatte geglaubt, er trainiere für die Unterwassertests der Akademie. Nie wollte er mir sagen, wo er war. Ehe er David Craken Schweigen versprach, hatte er ein wenig gezögert; er hatte ja seine Pflichten der Flotte gegenüber, und das Schweigeversprechen konnte er erst geben, wenn es nicht gegen seine Verpflichtungen gegenüber der Flotte verstieß, so daß David es anders formulieren mußte.