Der Amphibianer an der Kanone machte sich gerade an den Instrumenten zu schaffen, als Maeva und ihr Reittier zu einem neuen Angriff ansetzten.
Es herrschte soviel Verwirrung, und es war kaum Zeit, etwas zu überlegen, daß die anderen gar nicht schnell genug reagieren konnten. Bob und ich waren aber Kadetten der TiefseeAkademie, und uns hatte man das eingebleut, was vorher schon Generationen von Kadetten so gut gelernt hatten: Panik ist der größte Feind! Dieses Motto war uns seit unseren Landrattentagen in Fleisch und Blut übergegangen.
Panik? Niemals!
Erst denken - dann handeln.
»Höchste Zeit, daß wir die Sache in die Hand nehmen«, flüsterte ich Bob zu.
Trencher und die anderen rauften um den Zugang zu den Kanoneninstrumenten. Ein Schuß war abgefeuert worden, und Trencher schien einen weiteren verhindern zu wollen. Die restlichen Amphibianer, mehr als ein halbes Dutzend, liefen ratlos herum.
Wir trafen sie mit allem, was wir hatten, genau mittschiffs. Ein paar Augenblicke lang war es ein erbitterter, blutiger Kampf. Aber sie waren verwirrt - wir nicht. Wir wußten genau, was wir zu tun hatten. Einige von ihnen hatten Handwaffen. Die suchten wir uns zuerst aus und nahmen ihnen die Revolver ab, ehe sie richtig wußten, wie ihnen geschah.
Kaum hatte der Kampf begonnen, war er auch schon vorüber. Bob und ich hatten die Waffen.
Wir waren die Herren der Killer Whale!
Keuchend standen wir da, die Revolver schußbereit.
Joe Trencher warf einen raschen Blick auf die Schirme und kam auf uns zu.
»Halt!« schrie ich. »Stehenbleiben! Sonst ...«
»Nein, nein!« schrie er, kam rutschend zum Stehen und zeigte auf den Schirm. »Ich will nur dort hinaus und Maeva helfen. Seht ihr das denn nicht?«
Ich warf einen Blick auf den Schirm.
Es stimmte. Sie brauchte Hilfe. Dieser eine Schuß aus der Raketenkanone hatte ihr Reittier, Old Ironsides, getroffen. Es schlug verängstigt und ziellos im Wasser herum. Das Mädchen selbst war vom Rücken des Tieres gerutscht und mußte wohl auch von dem Schuß betäubt worden sein, wenn nicht mehr. Und nun wurde das Monstrum zusehends schwächer. Langsam drehte es sich um und sank ...
»Das könnte ein Trick sein«, flüsterte Bob. »Sollen wir ihm vertrauen?«
Ich sah Joe Trencher an und kam zu einem Entschluß. »Geh hinaus«, befahl ich ihm. »Sieh zu, daß du ihr helfen kannst. Das sind wir ihr schuldig.«
Nur eine Sekunde lang schauten mich die Perlaugen an, dann war Joe Trencher mit ein paar Sprüngen an der Schleuse. Während sich die innere Tür öffnete, sagte er keuchend: »Ihr habt gewonnen, Luftatmer ... Ich bin ... froh darum.«
»Bob, du gehst ans Sonarphon und bitte die Flotte, sie sollen ihr Feuer einstellen. Es ist vorüber. Wir haben gewonnen!«
Und das war das Ende des Abenteuers am Tonga-Graben.
In dem kleinen, versiegelten und Edenit-beschichteten Würfel fanden wir unsere Freunde. Er war alles, was von Jasons Fort unter der See übrig geblieben war. Alle waren sehr müde und mitgenommen, aber sie lebten. Die Seemediziner der Flotte kamen herein und nahmen sich ihrer an. Es war einfach, die Verletzungen zu heilen, die Gideon, Roger, Laddy und David Craken davongetragen hatten. Bei Jason konnten die Ärzte jedoch wenig ausrichten. Bei ihm war nicht der Körper krank, sondern der Geist. Sie waren so sanft zu ihm, wie sie konnten, als sie ihn wegbrachten.
Er wehrte sich nicht. Sein umwölktes Gehirn hatte noch nicht erfaßt, daß er nicht mehr der Kaiser des Tonga-Grabens war, daß er keine Amphibianer mehr als Untertanen hatte.
Maeva kam zu uns, als wir bereit waren, nach oben zu gehen. Sie hielt Davids Hand fest und wandte sich dann an mich. »Ich danke dir, daß du Joe Trencher die Möglichkeit gabst, mich zu retten. Wenn er mich nicht hätte holen können ...«
Ich schüttelte den Kopf. »Den Dank verdienst du, Maeva. Hättest du uns nicht mit deinem alten Reittier gerammt, so hätte Bob und ich niemals die Killer Whale übernehmen können. Und Trencher selbst hat ja auch geholfen. Er ließ nicht zu, daß die anderen Amphibianer auf dich schossen. Warum? Ich weiß es nicht.«
Sie sah mich erstaunt an, dann wechselten sie und David Blicke.
»Das hast du nicht gewußt?« fragte David. »Es ist gar nicht so erstaunlich, daß Joe Trencher nicht zuließ, daß man auf Maeva schoß. Sie ist schließlich seine Tochter .«
Maeva sahen wir dann noch ein Stück neben dem Schiff her schwimmen, das David, Bob und mich mitnahm, und auf den Schirmen sahen wir sie noch lange winken.
Um uns herum waren überall die langen, schlanken Umrisse der Schiffe der Tiefsee-Flotte, deren Männer uns nach dem Ende des Kampfes um den Tonga-Graben nach Hause brachten.
Maeva konnte uns nicht sehen, doch wir winkten zurück. »Leb wohl«, sagte Bob leise.
Aber David klatschte ihm auf den Rücken und grinste breit. »Sag lieber >auf Wiedersehens Wir kommen zurück .«
ENDE