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Bob war sehr ärgerlich geworden, und ich berührte seinen Arm, um ihn zu beruhigen. »Tut mir leid, Roger«, sagte ich. »Aber ich glaube, ich kann dir da nicht helfen.«

»Hör mal, Jim, du als Stewart Edens Neffe .«

Das hatte Fairfane trotz seiner ausgezeichneten Beurteilung noch immer nicht gelernt, daß ich mir für Onkel Stewarts Ruf nichts kaufen konnte oder wollte, jedenfalls nicht an der Akademie. Die kümmerte sich nur darum, wer wie und was ist und tun kann. »Entschuldige, Fairfane, ich muß mich jetzt umziehen«, sagte ich.

»Das wird dir noch leid tun«, platzte Fairfane heraus. »Er weiß mehr über die Tiefen als ... Er hat etwas Merkwürdiges an sich .« Aber damit wandte er sich abrupt ab und ging.

Bob und ich schauten uns nur kurz an und beeilten uns, denn die anderen Kadetten stellten sich schon gruppenweise auf. Unsere Sporttaucherausrüstung war aber schnell angelegt.

Wir hatten die neueste Entwicklung einer Elektrolunge in unserer Ausrüstung, die durch Elektrolyse des Seewassers Sauerstoff erzeugt. Dechlorinatoren ziehen giftige Gase aus dem Salz heraus. Damit sparten wir Gewicht und hatten eine viel größere Reichweite, denn Seewasser stand uns ja unbegrenzt zur Verfügung. Solange die Strontium-Batterie Strom erzeugte, hatten wir also auch reichlich Atemluft, Bob legte seine Elektrolunge ein wenig zögernd an, und ich kannte den Grund. Die alten Sporttaucher hatten die Erfahrung gemacht, reiner Sauerstoff sei nicht ganz ungefährlich, und dosierte man ihn nicht ganz genau, konnte man leicht und früher als mit der alten Aqualunge dem Tiefenrausch verfallen. Vielleicht halfen da die Injektionen ...

Wir hatten engsitzende Thermoanzüge erhalten, und daraus war zu schließen, daß dies keine ganz gewöhnliche Tauch-übung wurde. Wir mußten also so tief hinabgehen, daß das Wasser vor Kälte biß.

Als wir auf den Bänken der Schleuse saßen, gab uns Trainer Blighman die letzten Anweisungen: »Jeder von euch hat eine Nummer. Wenn wir die Schleusenkammer fluten, schwimmt ihr zum Bugaufbau, sucht dort eure Nummer und drückt den Knopf darunter. Dann geht das Licht über der Nummer aus. Wir wissen dann, daß ihr den Test gemacht habt. Danach schwimmt ihr hierher zurück und kommt in die Schleuse. Damit keiner von euch verlorengeht - es gibt eine Führungsleine, an die ihr euch haltet. Denn wenn ihr das nicht tut, müssen wir für euch - oder für eure Leiche - eine Suchgruppe hinausschicken. Das wird eine teure Sache.«

Er schaute einen nach dem anderen an und wartete. Niemand sagte etwas. Bestand denn eine Gefahr, daß wir verlorengehen konnten? Doch kaum. Allerdings, ein Fadenmesser fehlte, aber wir hatten ja eine ausgezeichnete Mikrosonaranlage. Aber wenn ein vom Tiefenrausch benommener Taucher herumirrte Ich beschloß, genau auf Bob aufzupassen.

»Noch Fragen?« schnarrte Trainer Blighman. »Keine? Gut. Gesichtsmasken aufsetzen und befestigen. Ventile eins und drei öffnen .«

Der Kadett am Instrumentenbrett salutierte und drehte zwei Plastikknöpfe. Die See strömte herein; weißes, schäumendes Wasser donnerte an das Schott, Gischt besprühte unsere Linsen, und die Kälte war sofort in den Füßen zu spüren.

Trainer Blighman hatte sich zum Kommandoport zurückgezogen und beobachtete uns hinter dickem Glas. »Seetüren offen!« hörten wir über den Kommunikator seine hohlklingende Stimme. Die Motoren surrten, die Türblende öffnete sich weit. »Abzählen und hinaus!«

Bob Eskow war Nummer vier in unserer Crew, direkt vor mir. Er klopfte viermal, ich fünfmal. Dann waren wir draußen.

Rausch der Tiefe. Deshalb war ich ja auf der Akademie. Die See hatte mich längst berauscht. Sie war mein Leben.

Die Elektrolunge wisperte und blubberte hinter meinem Ohr, maß meinen Atem und lieferte mir den Sauerstoff, der mich am Leben hielt. Oben war heller Tag, aber hier unten herrschte schwachgrünliches Licht. Das Deck des Übungsschiffs war graugrün, eine Zauberhöhle mit transparenten Wänden. Die Führungsleine glich einer glühenden grünlichen Schlange, die sich in das grünliche Wasser spannte. Ich hatte nicht das Gefühl, im Wasser zu sein, sondern zu fliegen. Die Führungsleine berührte ich nicht, doch ich hielt mich an sie.

Bob schwamm vor mir, so langsam, daß ich ein wenig ungeduldig wurde. Am Bug fummelte er etwas ungeschickt herum. Dort waren unsere Nummern, und die Troyon-Röhre blühte bläulich über den Signalknöpfen. Sie waren sehr klar zu sehen, doch Bob schien Schwierigkeiten zu haben.

Helfen durfte ich ihm nicht, denn an der Akademie war es Ehrensache, jede gestellte Aufgabe selbst zu erfüllen. Er schien sich kaum mehr an die Führungsleine halten zu können und schwamm ziellos herum - in nur hundert Fuß Tiefe! Was würde bei dreihundert oder fünfhundert Fuß passieren?

Endlich waren wir alle wieder in der Schleuse, die Pumpen begannen ihr tiefes Surren. Kaum schauten unsere Oberkörper aus dem Wasser, fauchte uns Trainer Blighman an: »Eden, Eskow! Ihr Geleeheringe, was habt ihr so herumgetrödelt? Ihr habt die ganze Crew aufgehalten!«

Wir warteten auf einen gründlicheren Anpfiff, doch der kam nicht. Die Ärzte waren schon da, als das Wasser noch nicht ganz abgelaufen war. Einer der Kadetten tat einen Schrei und stürzte, ich fing ihn auf und hielt ihm den Kopf aus dem Wasser, und die Ärzte nahmen ihn mir schnell ab und streiften ihm die Maske herunter. Er war bewußtlos, sein Gesicht sah schmerzverzerrt aus.

»Ohrstöpsel!« schrie Trainer Blighman, der hereingestapft kam. »Hundertmal hab ich schon erklärt, daß sie unterhalb eines Fadens nutzlos sind. Wenn ihr die See nicht ertragen könnt, dann versteckt das nicht hinter Ohrstöpseln. Man kann damit nur ein bißchen mehr Druck aushalten, aber dann ist die Wirkung plötzlich beim Teufel, nur euer Trommelfell ist es auch. Dann seid ihr aber aus der Akademie draußen. So wie Dorritt hier.«

Schade um Dorritt. Aber da torkelte Bob, und ich mußte ihn auffangen. »Was ist los?« fragte ich ihn. Er schaute mich merkwürdig an, dann entglitt er mir.

Ich durfte mit ihm zum Lazarett gehen, ich trug sogar das eine Ende der Trage. Er wachte auf, als wir sie absetzten. »Jim«, fragte er, »kannst du mich hören?«

»Natürlich, Bob. Ich ...«

»Du bist so weit weg ... Bist du’s auch wirklich, Jim? Ich sehe dich nicht ... Da ist nur grüner Nebel mit Blitzen ... Jim, wo bist du?«

»Im Lazarett, Bob, und Lieutenant Saxon wird dich gleich wieder in Ordnung haben .«

Er schloß die Augen, als einer der Ärzte ihm eine Injektion gab, auf die er sofort einschlief. Er wisperte mir nur noch zu! »Ich wußte doch, daß ich es nicht schaffen würde ... Benommenheit .«

»Tut mir leid, Eden«, sagte Lieutenant Saxon.

»Er ist ... Ihn hat es hinausgewaschen, Sir?«

Er nickte.

»Druckempfindlich. Tut mir leid. Und Sie, Eden, gehen jetzt besser zu Ihrer Crew zurück.«

3. Rekordtauchen

In siebenhundert Fuß Tiefe schwamm ich hinaus in die Schwärze.

Die mächtigen Tiefsee-Flutleuchten des Übungsschiffs erzeugten höchstens schwache Schatten. Von der Sonne drang kaum eine Lichtspur in diese Tiefen, und die Bugaufbauten ließen sich nur in einer leichten Umrißandeutung ahnen. Ich fühlte mich benommen, fast unwohl.

War es der Druck, der so auf mich wirkte oder mein Freund Bob Eskow, der im Lazarett lag? Ich mußte immer an ihn denken, so sehr ich auch versuchte, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren, zurückzuschwimmen zum Bugaufbau, um meine Nummer zu drücken.

Wir waren nur noch siebzehn, die anderen waren von den Ärzten disqualifiziert worden oder hatten sich selbst disqualifiziert. Oder sie waren, wie Bob Eskow, unter der Belastung zusammengebrochen.

Von meiner 20-Mann-Crew waren zwei übrig, noch einer und ich, und die übrigen fünfzehn stammten von allen anderen Gruppen. David Craken und Eladio, der Junge von Peru, waren dabei, Cadet Captain Fairfane, der diese beiden finster musterte, und ein paar andere.