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»Das ist ein sorgfältig justierter Mechanismus! Kein Spielzeug für Amateure

Schwätzers Gesichtsausdruck verriet dem Halbelfen, daß der Gnom ihn für ungefähr so intelligent wie einen Gossenzwerg hielt. »Das hier«, er zeigte auf das blütenförmige Horn, »sammelt Sonnenlicht, leitet es durch meinen besonderen Lichtleitungsapparat«, er zeigte auf das Kästchen am Ende des Horns, »und nimmt die Schallwellen normaler Sprache auf«, er wies auf eine Reihe kleiner Zahnrädchen, die durch Kupferdraht miteinander verbunden waren, »und übersetzt die Schallululationen in Lichtpermutationsvektoren«, er zeigte Tanis eine Spule, die mit noch mehr Draht umwickelt war, und ein mit Symbolen bedecktes Papier, »die empfangen und wieder in Schallwellen umgeformt werden, die das normale Ohr verstehen kann!« Er trat zurück und verschränkte die Arme vor seiner schmalen Brust. Ganz offensichtlich erwartete er begeisterten Applaus.

»Was du nicht sagst«, meinte Tanis. Er wußte nicht, was er sagen sollte. »Wozu?«

Die violetten Augen des Gnoms quollen hervor. »Wozu? Wozu?« Über seine Wangen und Nase zog sich ein knallroter Streifen. Tanis hoffte, daß sie kein Zeichen dafür waren, daß den Gnom der Schlag traf.

Schwätzer Sonnenrad senkte den Kopf. Die Röte wich aus seinem Gesicht. »Wie erfährt man heutzutage, was los ist?« fragte er in fast väterlichem Ton, so als würde er einem Kind Tautropfen erklären.

Tanis überlegte. »Von Freunden. Im Wirtshaus. Indem man auf der Straße die Ohren aufsperrt.«

»Und in größeren Städten?«

Tanis runzelte die Stirn. »Größere Wirtshäuser?« riet er. »Marktschreier!« krähte Schwätzer triumphierend. »Oh. Marktschreier.«

»Denk doch nach – einer steht an der Straßenecke und ruft den Leuten zu, was an dem Tag so los ist. Das ist doch untauglich!« Das schien das abfälligste Urteil zu sein, das der Gnom sich vorstellen konnte. »Denk doch an die Fortschritte auf dem Gebiet der Kommunikation, wenn wir dafür Maschinen hätten!« Schwätzer Sonnenrad war von der Vorstellung hingerissen. »Maschinen?«

»Insbesondere meine Maschine hier. Sie übersetzt Töne in Sonnenlicht und wieder in Töne. Wir könnten mit diesem Apparat Botschaften versenden und in Windeseile erfahren, was in den hintersten Ecken von Ansalon vorgeht!« Schwätzer standen die Tränen in den Augen, als er den Apparat mit einer Hand streichelte und dann den Kopf schief legte. »Zur Probe werde ich genau diese Maschine dazu benutzen, allen Bewohnern von Haven sehr wichtige Nachrichten zu übermitteln.« Schwätzers Schnurrbart hing herunter. »Allerdings sind da noch ein paar Feinheiten zu klären.«

»Das will ich meinen.« Tanis beschloß, daß der Gnom harmlos, aber unterhaltsam war. Er stellte ein Holzfaß auf und setzte sich darauf. »Erzähl mir mehr.«

»Nun, das technische Problem, an dem ich gearbeitet habe, als… als…« Schwätzer kam ins Stottern.

»… als das verdammte Ding in die Luft ging?« ergänzte Tanis hilfsbereit.

Schwätzer warf ihm einen grimmigen Blick zu. »… als ich einen kurzfristigen wissenschaftlichen Rückschlag erfuhr, war die Lichtsammlungsfunktion.« Er erläuterte, wie eine volle Hälfte der Maschine nur dazu da war, Sonnenstrahlen zu sammeln und sie in der kleinen Kiste an der Hornspitze zu konzentrieren. »Aber ich muß eine Verbindung nach draußen schaffen, durch die die Lichtstrahlen transmortifiziert werden. Ich habe es mit meterweise Schlauch versucht« – der Schlauch schlängelte sich in großen Spiralen zu einem Loch in der Decke hoch –, »aber das Licht verpufft, bevor es auch nur in den Apparat eintritt.«

»Warum stellst du die Maschine nicht nach draußen?« schlug Tanis vor. »Da draußen ist jede Menge Sonne.«

»Unwissenschaftlich«, sagte der Gnom. »Außerdem rostet sie, wenn es darauf regnet.«

Tanis zeigte durch den Raum zur östlichen Wand. Die Strahlen der aufgehenden Sonne fielen vereinzelt durch Risse in den Holzläden, die vor die Fensteröffnung geklappt waren. »Warum machst du nicht einfach die Läden auf?«

Schwätzer blickte von Tanis zum Fenster. Murmelnd strich er sich den Bart. »Das könnte vielleicht sogar gehen«, stimmte er zu. »Ich brauchte einen automatischen Lichtverstärkungskoordinator, dazu Draht und einen Auslöseschalter und…« Er ging ans Werk und kehrte dem Halbelfen den Rücken zu.

Tanis sah dem in seine Arbeit vertieften Gnom eine Zeitlang zu. Dann ging er durch den Stall, klappte die Fensterläden ganz auf und hakte sie fest. »Bitteschön.«

Schwätzer sprang auf. »Wie hast du das gemacht?« rief er. Als Tanis es ihm zeigte, verzog sich das Gesicht des Gnoms vor Widerwillen. »Barbarisch. Und wenn keiner da ist, der das Fenster aufmacht?«

Das wilde Herumwerkeln des Gnoms ersparte Tanis jedoch die Antwort. Der kleine Kerl wuselte von Schalter zu Hebel zu Knopf, um das Sonnenstrahlensammlungshorn auf das Fenster auszurichten, und tapste unzählige Male von der Maschine zum Fenster und zurück.

»Was ist in dem Kästchen?« Tanis zeigte auf das winzige Kästchen an der Spitze des Horns. Der Gnom hatte es mit besonderer Ehrfurcht behandelt.

»Mein Strahlenleitungskonzentrationsapparat.«

»Das heißt?«

»Ein wundersamer Stein. Schau!«

Der Gnom klappte ein Türchen an der Seite des Kästchens auf. Violettes Licht strömte in den dämmrigen Stall. Tanis machte große Augen. »Wo hast du denn den her?«

Der Gnom sah weg. »Ich habe ihn – und​noch​elf​andere​möchte​ich​hinzufügen – von​einem​Qualinesti​Elfen​bekommen​der​sie​vor​einem​Kender​gerettet​hat​der​sie​von​einem​Hügelzwerg​geliehen​hatte​der​sie​einem​Menschen​abgekauft​hatte​der​siebe​im​Spielen​einem​Seemann​abgeknöpft​hat​der​sie​aus​irgendeinem​eisigen​Südhafen​hatte​dessen​Namen​ich​nie​erfahren​habe​obwohl​ich​wünschte​es​wäre​anders.«

»Mit anderen Worten, du hast sie gestohlen«, stellte Tanis fest. Gnome waren sich für einen Diebstahl nicht zu schade – natürlich nur im Namen von Wissenschaft und Technik.

»Es könnte die Revolution…« Der Gnom brach ab, als er das Stirnrunzeln des Halbelfen sah. »Ach, was weiß ein Halbelf schon von Wissenschaft? Elfen kennen nur Magie, Magie, Magie.« Er drehte sich um und nahm die Arbeit an seiner Maschine wieder auf. Nach einer Weile wurde Tanis klar, daß er jetzt gehen konnte, und er machte sich zur offenen Tür auf. Doch er drehte sich wieder um, als er den Gnom krähen hörte: »Und jetzt der Test!«

Schwätzer Sonnenrad betätigte den Hauptschalter genau in dem Moment, als die Sonne über dem niedrigen Haus im Osten aufging. Ihre Strahlen strömten durchs Fenster, über den Boden und in das riesige, metallene Horn.

»Bei den Göttern«, sagte Tanis ehrfürchtig. Unglaublicherweise begann der Apparat zu blubbern. Er spuckte, quietschte und stöhnte, bis Tanis das Sprichwort einfiel, das Flint für Gnome parat hatte: Alles Gnomische macht fünfmal soviel Lärm wie nötig. Die Luft um das Horn fing an zu glühen. Schwätzer Sonnenrad beugte sich vor und summte ein gnomisches Volkslied in ein Drahtgitter. Lila und altrosafarbene Funken sprühten um das Kästchen auf, das den violetten Stein enthielt. Dann stieß die Maschine ein Summen aus – dieselben Töne, die der Gnom gesummt hatte. Schwätzer erstarrte wortlos vor dem Apparat. Tränen liefen ihm über die Wangen. »Es funktioniert! Beim großen Reorx, dem Vater der Gnome und Zwerge, es funktioniert!«

Die Maschine summte weiter – immer wieder dieselbe Melodie, schneller und schneller. Metall kratzte an Metall. Der violette Schein um das Steinkästchen begann gefährlich pflaumenfarben zu glühen.