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»Phantastisch«, zischte Tanis Caven zu, als die beiden durch einen Gang, dann durch den nächsten und schließlich durch einen dritten geleitet wurden. »Gib auf den Weg acht«, fügte Tanis hinzu. »Vielleicht hilfreich, wenn wir fliehen müssen.«

»Durch die Spalte hoch? Wie denn?« Caven versuchte, stehenzubleiben, um mit dem Halbelfen zu reden, aber Res-Lacua zerrte ihn den Gang entlang.

»Vergiß nicht – mit etwas Glück haben wir dann eine Zauberin dabei«, erinnerte ihn Tanis.

Viele Biegungen und Ecken später standen Tanis und Caven vor dem Valdan. Der Valdan hatte es sich auf einem vergoldeten Thron bequem gemacht. Seine roten Haare stachen lebhaft von dem Purpurrot und Blau seines lockeren Seidenhemds ab. Hinter ihm arbeitete Janusz über einer Schüssel auf einem Tisch, die vor einer Art Fenster stand. Lida half ihm, indem sie ihm Schalen reichte, die offenbar Kräuter enthielten. Sie wich den Blicken der Gefangenen aus. Kitiara, die polierte, schwarze Lederhosen, ein enges Trikot unter ihrem Kettenhemd und darüber einen Mantel aus Seehundsfell trug, dessen Ränder mit dickem, weißem Pelz besetzt waren, zeigte weniger Scheu. Ihr Blick war kalt. Reglos stand sie neben dem Thron des Valdans.

Das Bild im Fenster veränderte sich, und plötzlich schaute Tanis auf das Schlachtfeld, das er gerade verlassen hatte. Doch jetzt sah es anders aus. Weiße Schäfchenwolken, die fast freundlich aussahen, trieben über die angreifende Armee, obwohl der Himmel vorher klar gewesen war. Die Truppen des Valdans wichen den Wolken aus, doch die Angreifer schienen nichts bemerkt zu haben.

»Bei den Göttern!« murmelte Caven. »Zauberfeuer?«

»Ich sehe, du erinnerst dich noch an die Meiri, Mackid«, sagte der Valdan. »Aber, nein, kein Zauberfeuer. Etwas viel Besseres. Etwas, was die Eisjuwelen den Magier gelehrt haben. Zauberschnee müßte man es wohl nennen. Die da allerdings«, er zeigte auf das Fenster, »werden es für die Qualen des Abgrunds halten.«

»Aventi olivier«, sang Janusz, und alle Ettins außer Res-Lacua verschwanden aus dem Quartier des Valdans. Tanis sah die anderen vier unter den Truppen im Fenster auftauchen.

Janusz bestreute die Oberfläche der Schale mit orangefarbenem Puder. »Sedaunti avaunt, rosenn.« Lidas Miene wurde mit jedem Wort gespannter, als ob sie sich fest auf etwas tief in ihr selbst konzentrierte. Noch immer hatte sie Tanis und Caven nicht angesehen.

Ein Schrei drang aus dem Fenster. Das Gebrüll stammte von den Kriegern auf den angreifenden Eulen. Schnee regnete aus den Wolken auf sie herab. Doch dieser Schnee funkelte, und als er Brittains fliegendes Heer berührte, brannte er. Mehrere Krieger verloren den Halt und stürzten in die Tiefe. Ein paar Eulen gerieten durch den Schmerz, den der Zauberschnee verursachte, ins Trudeln und schossen verzweifelt hin und her, wodurch ihre Reiter ins Rutschen kamen. Donner grollte. Die Minotauren und die restlichen Feinde hatten unter Planen Deckung gesucht.

Tanis erhaschte einen Blick auf Brittain und Windbrecher. Der Anführer gab mit seinem Eissplitterer Zeichen und brüllte Befehle, als wäre der Zauberschnee nichts weiter als eine Unannehmlichkeit und als hätte er schon viele Schlachten einige hundert Fuß über dem Boden ausgetragen.

»Halt ein, Janusz!« bettelte Lida plötzlich. »Halt ein, wenigstens vorläufig. Ich ertrage es nicht. Dreenas Tod…« Sie klammerte sich mit ihrer braunen Hand an seine Robe.

Tanis entdeckte einen bedauernden Ausdruck auf dem Gesicht des bösen Zauberers. »Ich kann nicht«, meinte er ruhig. »Es ist Krieg, und ich muß meine Aufgabe erfüllen. Es ist bald vorbei.«

Dann endeten die Schreie, als ob Janusz’ Vorhersage eingetroffen wäre. Aber Tanis konnte sehen, daß der Zauberer genauso überrascht war wie der Halbelf.

»Was ist los?« herrschte der Valdan den Zauberer an. »Ist es schon vorbei?« Er hörte sich enttäuscht an.

»Sie sind über die Wolken aufgestiegen«, sagte Janusz staunend. »Bei Morgion, sie sind direkt in die Wolken hinein und durch sie hindurchgeflogen! Diese Schmerzen…«

»Aber jetzt sind sie sicher?« fragte Lida.

»Fürs erste, ja.«

Lida seufzte.

»Bring die Wolken höher, du Idiot«, schimpfte der Valdan. »Es muß doch einen Zauber dafür geben.«

»Valdan«, sagte der alte Zauberer seufzend, »auch wenn Ihr Euch das nicht vorstellen könnt – es gehört mehr zur Magie, als ein paar Worte aufzusagen. Man muß viel lesen. Und…«

»Und?«

»… und ich bin noch kein Meister in der Kontrolle der Zauberschneewolken. Dazu muß ich viel in meinen Büchern lesen und mich mit den Eisjuwelen beschäftigen. Ich muß üben.«

»Gut, dann lies!«

Mit einem erneuten Seufzer zeigte Janusz auf sein Buch mit blauem Einband, das auf dem Tisch lag. Lida brachte es ihm und senkte ihren Kopf neben seinem über die Seiten.

Der Valdan setzte sich aufrecht hin und ergriff die Armlehnen des Throns. »Nun«, sagte er zu dem Halbelfen, »zu den Eisjuwelen…«

»Die haben wir nicht«, sagte Tanis.

»Aber ihr wißt, wo sie sind.«

Caven warf ein: »Wir haben schließlich Kitiara begleitet.«

Der Valdan lächelte, doch dieses Lippenverziehen sprach nicht für Humor. Seine blauen Augen glitzerten. »Wo habt ihr sie versteckt?«

Kitiara legte dem Valdan ihre Hand auf die Schulter. »Sie haben sie nicht versteckt«, sagte sie zu dem Heerführer. »Sie haben sie dabei.« Janusz und Lida sahen von ihrer Arbeit auf.

Übelkeit stieg in Tanis auf. Brittain hatte recht gehabt. Kitiara hatte sich dem Valdan angeschlossen. Er und Caven waren quer durch Ansalon gehetzt, nur um nun ihrer Wankelmütigkeit wegen zu sterben. »Ich habe den Sack im Düsterwald gelassen«, sagte der Halbelf mürrisch. Janusz lachte, doch Lida gab keinen Laut von sich.

»Ja«, bestätigte Caven. »Im Düsterwald.«

»Nein«, stellte Kitiara richtig. »Ihr habt meinen Packsack mitgebracht.« Sie zeigte auf den Sack in Tanis’ Hand.

Der Valdan drehte sich auf dem Thron um und starrte Kitiara durchdringend an. Sie hielt seinem Blick stand. »Ich habe ja gesagt, Ihr könnt mir vertrauen, Valdan«, sagte sie leise mit provozierendem Lächeln. »Wir zwei geben ein großartiges Paar ab. Das habe ich doch damit bewiesen, oder?«

»Erstaunlich«, murmelte er.

»Tanis«, forderte Kitiara ihn auf, »schließ dich dem Valdan an. Mach bei unserer Sache mit. Es wird sich für dich lohnen.«

»Ich habe vergessen, wo ich die Eisjuwelen versteckt habe«, sagte Tanis. Er senkte die Augenlider, um zur Seite zu blicken und sich die Stelle zu merken, wo Res-Lacua mit ihren Schwertern stand. Die beiden Männer würden nicht kampflos sterben, soviel war sicher.

Kitiara trat von dem Podest herunter, auf dem der Thron stand, und kam zu dem Tisch, an dem die beiden Magier saßen. »Tanis, Caven«, sagte sie. »Stellt euch nicht so an!«

»Das ist doch lächerlich«, fauchte der Valdan. »Ettin, nimm dem Halbelfen den Packsack ab.«

»Warte!« befahl Kitiara. Überraschenderweise hielt der Heerführer die Hand hoch. »Bring die Juwelen zu Janusz, Halbelf. Er ist sowieso der einzige, der sie benutzen kann.«

»Er wird jeden umbringen, der ihm im Weg steht«, sagte Tanis. »Auch dich, Kitiara.«

»Aber, Tanis«, gab sie sogleich zurück, »ich habe nicht die Absicht, mich dem Magier oder dem Valdan in den Weg zu stellen.« Sie starrte ihm in die Augen. »Komm her, Tanis. Kommt her zu mir und Lida, stellt euch hier hin, alle beide, und holt die Eisjuwelen heraus, damit wir alle sie bewundern können.«

Res-Lacua, der die Schwerter der Gefangenen in einer Hand hielt, stand zwischen Tanis und Kitiara, und nun verstand Tanis.

»Tanis, tu’s nicht!« rief Caven, als Tanis mit dem Packsack vortrat. Eine Armeslänge vor Lida öffnete der Halbelf den falschen Boden, als der Kerner hinterhersprang. Violettes Licht von den Juwelen verbreitete sich im ganzen Raum, und der Valdan stöhnte auf. Janusz’ Augen glänzten, doch Lidas füllten sich mit Tränen.