Выбрать главу

Wenn die Soldaten des Imperiums wirklich mal nachdächten, dann würden sie sich schon über die große Zahl von ETs wundern, die uns helfen“, fuhr Dermod wütend fort. „Ihrer Überzeugung nach gehören unsere ETs unterworfenen und geknechteten Spezies an und stellen für uns nur wenig mehr als Sklaven dar. Die Freiwilligen, die uns zu Hilfe geeilt sind, kämpfen natürlich nicht wie Sklaven, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist so etwas zu subtil, um irgendeinen Eindruck zu machen. Die imperialen Streitkräfte denken nicht logisch, sondern rein gefühlsmäßig.“

„Und ich denke ebenfalls gefühlsmäßig!“ unterbrach Conway ihn scharf. „Ich denke an meine Patienten. Die Stationen sind völlig überfüllt. Die Verwundeten liegen überall in irgendwelchen Winkeln und auf den Korridoren herum und sind nicht einmal ausreichend gegen Druckverlust geschützt.“

„Sie sind überhaupt nicht mehr in der Lage, an irgendwas anderes zu denken als an Ihre Patienten“, schnauzte Dermod zurück. „Es überrascht Sie vielleicht zu hören, daß ich ebenfalls an die Patienten denke, aber ich versuche wenigstens, dabei nicht so gefühlsduselig zu sein. Wenn ich nämlich erst einmal so denken würde wie Sie, dann werde ich bald auch vor Wut schäumen und anfangen, den Feind zu hassen. Und bevor ich es überhaupt merken würde, wäre ich auf pure Rache aus.“

Ein erneuter Einschlag dröhnte wie ein lauter, disharmonischer Gongschlag durch das Hospital. Der Kommandant wurde lauter und immer lauter.

„. Sie müssen wissen, das Monitorkorps ist die Polizei für den größten Teil der bewohnten Galaxis und erhält den Frieden im Einflußbereich der Föderation aufrecht, um die ständige Anwendung der psychologischen und sozialen Wissenschaften zu sichern. Kurz gesagt, um sowohl die Meinung des Individuums als auch die der Gesamtbevölkerung eines Planeten zu formen und in eine auf gegenseitigen Respekt und Toleranz basierende Richtung zu lenken. Die Situation, in der wir uns gegenwärtig befinden, könnte ich also gut für meine Rachegelüste ausnutzen — eine tapfere Schar von Monitoren und Ärzten hält den brutalen, nicht enden wollenden Angriffen eines haushoch überlegenen Feindes stand. Doch selbst dann würde die Föderation lange brauchen, um so wütend zu werden, daß sie für den Krieg mobil machen würde — und zwar viel zu lange, als daß es uns persönlich noch irgend etwas bringen würde. Aber stellen Sie sich nur mal vor, wie man uns rächen würde, Doktor.!“

Dermods Stimme zitterte jetzt und sein Gesicht war vor Wut kreidebleich und verkniffen. Er schrie:

„In einem interstellaren Krieg kann man keine Planeten einnehmen, Doktor. Man kann sie nur sprengen. Wir würden dieses miese kleine Imperium mit seinen vierzig Planeten unschädlich machen, vernichten, vollkommen ausradieren.!“

O’Mara sagte nichts. Conway konnte weder etwas sagen, noch die Augen von Dermod abwenden, um die Reaktion des Chefpsychologen auf diesen Gefühlsausbruch mitzubekommen. Einen derartigen furchterregenden Wutausbruch des Kommandanten hatte Conway nicht für möglich gehalten, und er erschrak plötzlich. Denn er war nicht nur auf O’Maras, sondern gerade auch auf Dermods gesunden Verstand und Selbstbeherrschung angewiesen, so sehr ihm das gegen den Strich ging.

„Aber das Monitorkorps ist ja die Polizei, erinnern Sie sich noch?“ tobte Dermod weiter. „Wir versuchen, das ganze als eine Unruhe, als einen Aufstand von interstellarer Größenordnung zu betrachten, bei dem die Anzahl der verwundeten Aufruhrer die der verwundeten Polizisten wie üblich übersteigt. Ich persönlich glaube, der Zeitpunkt, an dem unser Gegner durch irgendwelche Informationen oder durch irgend etwas anderes noch die Wahrheit erkennt, ist längst vorbei, und ein ausgewachsener Krieg ist nun unvermeidbar. Aber ich will unsere Feinde trotzdem nicht hassen. Und das, Doktor, ist der Unterschied zwischen der Aufrechterhaltung des Friedens und dem Führen eines Krieges.

Und ich will auch keine heulenden, engstirnigen Ärzte haben, die sich über nichts anderes Sorgen zu machen brauchen, als über ihre Patienten, und die mich dauernd an die fürchtbaren Todesarten meiner Männer erinnern. Diese Ärzte versuchen mich dahin zu bringen, meinen Blick für das richtige Verhältnis der Dinge zu verlieren und Lebewesen zu hassen, die sich von uns nur dadurch unterscheiden, daß man sie falsch informiert hat.

Und es ist mir schnurzegal, ob Sie die Verwundeten des Feinds und des Monitorkorps auf die gleiche Art behandeln, Doktor“, brüllte Dermod weiter, weil es ihm nicht gelang, die Stimme zu senken, „aber Sie werden mir wenigstens zuhören, wenn ich Anweisungen bezüglich der Patienten gebe. Das hier ist schließlich ein militärischer Stützpunkt, und bei den Patienten handelt es sich um Feinde! Man muß Vorkehrungen treffen, daß die bewegungsfähigen Patienten keine Möglichkeit zur Sabotage haben. Haben sie das jetzt verstanden, Doktor?“

„Ja, Sir“, antwortete Conway kleinlaut. Als er ein paar Minuten später zusammen mit O’Mara die Kommandozentrale verließ, hatte er immer noch ein Gefühl, als hätte man ihm die Ohren langgezogen. Ihm war jetzt klar, daß er den Flottenkommandanten völlig falsch beurteilt hatte. Eigentlich hätte er sich für seine ungerechten Vorwürfe bei Dermod entschuldigen müssen, denn unter der eiskalten Schale verbarg sich ein guter Mensch.

Plötzlich sagte O’Mara, der neben ihm ging: „Ich sehe es immer recht gerne, wenn diese kalten, beherrschten Typen gelegentlich mal Dampf ablassen. Denn wenn man an die Belastungen denkt, unter denen Dermod zur Zeit steht, ist das psychologisch gesehen durchaus wünschenswert. Ich bin froh darüber, daß Sie ihn zum Schluß wütend gemacht haben.“

„Und was ist mit mir?“ fragte Conway.

„Sie haben sich einfach nicht unter Kontrolle, Doktor“, antwortete O’Mara streng. „Trotz Ihrer neuen Machtbefugnisse, wegen der Sie eigentlich ein Beispiel an Toleranz und gutem Benehmen geben sollten, haben Sie sich wie ein kleines Kind aufgeführt. Passen Sie bloß auf, Doktor!“

Eigentlich hatte Conway von O’Mara Mitleid erwartet, weil Dermod ihn so zur Schnecke gemacht hatte, und auch ein wenig Verständnis, da er derzeit so unter Druck stand, auf keinen Fall aber hatte er mit Kritik aus dieser Ecke gerechnet. Als O’Mara kurz darauf in Richtung seines Büros abbog, war Conway noch immer so wütend, daß er darauf nichts zu erwidern wußte.

24. Kapitel

Am nächsten Tag fand Conway keine Gelegenheit, sich beim Flottenkommandanten zu entschuldigen — die Aufrührer gingen zum bisher brutalsten Angriff über, und für ein Gespräch war beileibe keine Zeit. Die Schlacht einen Aufruhr oder Krieg zu nennen, sagte sich Conway zynisch, war für die Art der Verletzungen vollkommen egal und erst recht für die vielen Verwundeten, die plötzlich in das Hospital hereinströmten, weil der Kampf für beide Seiten praktisch mit einer Katastrophe beginnen sollte.

Die feindliche Streitmacht näherte sich, steigerte das Raketenbombardement zu phantastischer Stärke und kreiste das Orbit Hospital so eng ein, daß die feindlichen Schiffe zeitweise nur noch wenige hundert Meter von der Außenwand entfernt waren. Dermods Schiffe — das heißt die Vespasian, ein tralthanisches Großkampfschiff und die anderen verbliebenen kleineren Schiffe — ließen sich zurückfallen, um mit Traktorstrahlen an der Außenwand des Hospitals vor Anker zu gehen. Dort gab es keinen Platz mehr zum Manövrieren, um die schweren Waffen einzusetzen, und nachdem sie angedockt hatten, verstärkten sie mit ihren leichteren Bordwaffen wo immer möglich den Verteidigungsring.

Aber genau das mußte der Schritt gewesen sein, auf den der Kommandant des Feinds gewartet hatte. Mit der Schnelligkeit, in der nur ein gut geplantes Manöver ablaufen kann, lichteten sich die Reihen des kugelförmigen Angreiferrings, schossen auseinander und formierten sich wieder über einem kleinen Bereich der Außenwand. Auf diesen Bereich konzentrierte sich jetzt die gesamte Feuerkraft von drei Vierteln der feindlichen Flotte.