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Thorpe nickte. Bei seiner Ankunft war es kurz vor onnenuntergang gewesen. Die Sonne würde in drei Tagen wieder aufgehen. Bis dahin würden sie aber längst nicht mehr da sein.

Er öffnete den Mund, um etwas zu Amber zu sagen, und bemerkte in diesem Augenblick, dass in der Kantine zum ersten Mal an diesem Abend Grabesstille herrschte. Thorpe wandte den Kopf, um zu sehen, was los war. Alle Augen waren auf den Eingang gerichtet, in dem Niels Grayson soeben aufgetaucht war. Der Gesichtsausdruck des Direktors sagte jedem, dass etwas nicht stimmte.

»Niels, was ist los?«, fragte Margaret Grayson und eilte an die Seite ihres Mannes.

Grayson achtete nicht auf seine Frau. Er ging steifbeinig zum Tisch, wo der Schnaps stand. Er nahm eine der kleineren Flaschen, setzte sie an und nahm drei große Schluck, bevor er sie wieder hinstellte. Nach Sekunden, die wie eine Ewigkeit erschienen, wandte er sich ihnen zu.

»Das Schiff«, krächzte Grayson. »Es kommt nicht.«

Es kam augenblicklich zu einem Tumult, weil alle gleichzeitig zu sprechen versuchten. Als die Ruhe wiederhergestellt war, fuhr Grayson fort. »Sie haben am Friedensmonument aufgesetzt, um es zu bergen. Offenbar hatte sich dort eine Menge versammelt, die das Schiff stürmte und es beschädigte. Luna City sagt, es könne nicht wieder flottgemacht werden.«

»Dann müssen sie eben ein anderes schicken«, sagte Allison Nalley, eine der jüngeren Angestellten.

Grayson schüttelte den Kopf. »Keins verfügbar. Luna City rät uns, so schnell wir können über Land nach Hadley’s Crossroads zu ziehen. Die Züge fahren noch, wenn auch nur sporadisch. Sie sagen, es würde im günstigsten Fall mindestens drei Tage dauern, von Hadley’s zum Raumhafen zu gelangen.«

»Was ist mit den Spiegeln?«, fragte ein anderer Angestellter.

»Wir werden sie hierlassen müssen. Vielleicht können wir von Luna City aus arrangieren, dass sie jemand abholt. Fest steht jedenfalls, dass wir nichts für sie tun können, solange wir uns noch in dieser Einöde befinden.«

»Wollen Sie damit sagen, dass unsere ganze Arbeit umsonst war?«, fragte Jamie Byrant, eine der Technikerinnen.

»Ich will damit sagen, dass die Ordnung mehr und mehr zusammenbricht«, antwortete Grayson. »In Luna City wurde das Kriegsrecht ausgerufen. Der Beamte dort weiß nicht, wie lange man den Raumhafen noch offenhalten kann. Sie werden versuchen, für uns ein Schiff bereitzuhalten, aber sie können keinerlei Versprechungen machen, da bereits unentbehrliches Personal seine Posten verlässt.«

37

Ein Hundert-Kilometer-Marsch auf der Erde bedeutete kaum mehr als zwei Tage gesunder körperlicher Ertüchtigung. Auf Luna und in Raumanzügen war es eine Expedition. Nach einer kurzen Besprechung in der Kantine zerstreuten sich Thorpe und die anderen in der Anlage, um das bevorstehende Martyrium vorzubereiten. Als Erstes sammelten und füllten sie sämtliche Luftflaschen, die sie finden konnten. Anschließend trugen sie Nahrungsmittel, Wasser, Vakuumzelte, Erste-Hilfe-Ausrüstungen und Stromgeneratoren zusammen und luden alles auf zwei Handkarren, mit denen normalerweise empfindliches Gerät im Observatorium transportiert wurde. Als sich die Handkarren als zu klein erwiesen, beauftragte Grayson drei Angestellte damit, aus Rohrstücken drei Travails genannte Schleppschlitten, wie sie die Indianer für ihre Habe benutzten, anzufertigen. Die restliche Ausrüstung wurde auf die einzelnen Personen ihren Kräften entsprechend verteilt.

Es war nahe Mitternacht, als sich alle fünfzehn in der Nissenhütte auf der Oberfläche versammelten. Jedermann trug seinen eigenen Raumanzug, hatte den Helm aber noch nicht aufgesetzt. Da Thorpes Anzug über eine Trägheitskarte verfügte, hatte man ihm die Führung übertragen. Seine erste offizielle Handlung war, jedermanns Anzug zu inspizieren.

Thorpes Anzug war ein strapazierfähiges Industriemodell, wie es von Vakuumaffen allgemein bevorzugt wurde. Desgleichen trug Amber den Luxusanzug, den sie sich für die Expedition zum Kometen gekauft hatte. Die meisten anderen Anzüge jedoch waren Modelle für Stadtbewohner – geeignet für ein paar Stunden im Vakuum, aber mit unterdimensionierten Kühlaggregaten und eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten des Innenklimas. Außerdem fehlten ihnen vergrößerte Wassertanks, Nahrungsschläuche und die raffinierten Abfallbeseitigungssysteme der professionellen Modelle. Schon nach wenigen Stunden mäßiger Anstrengung im Sonnenlicht konnte es in ihnen unerträglich werden.

Als er seine Inspektion beendet hatte, wandte sich Thorpe an Grayson. »Wie, in aller Welt, kommen Ihre Leute eigentlich dazu, sich so einen Mist zu kaufen?«, fragte er.

Der Direktor zuckte mit den Achseln. »Es kommt nicht oft vor, dass wir einen Abendspaziergang auf dem Mond machen.«

»Kann einer Ihrer Anzüge mit dem Satelliten Verbindung aufnehmen?«

»Leider nein. Der Satellit ist ein altes Modell, den sie wieder aus der Mottenkiste geholt haben. Er benutzt die alten Niederfrequenz-Empfangsbereiche. Alle unsere Anzugfunkgeräte sind dafür zu modern.«

»Wie niedrig ist die Frequenz?«, fragte Thorpe, plötzlich argwöhnisch geworden.

Grayson sagte es ihm.

»Verdammt! Diese Frequenz hab ich auch nicht drauf. Was ist mit dir, Amber?«

»Sorry.«

»Barnard?«

»Ich auch nicht.«

»Wunderbar!«, knurrte Thorpe sarkastisch. »Ein paarmal am Tag fliegt ein Kommunikationssatellit über uns weg, und wir können nicht mit ihm reden! Das bedeutet, dass wir taubstumm sein werden, solange wir da draußen sind.«

»Was ist mit dem Funkgerät des Observatoriums?«, fragte Amber.

Grayson schüttelte den Kopf. »Dieses Gerät haben wir uns selbst zusammengeflickt. Das komplette Ding nimmt drei Instrumentenracks ein und hat eine Nachführantenne auf der Oberfläche. Selbst wenn wir es schaffen würden, das Funkgerät zu transportieren, könnten wir doch niemals den Funkstrahl anpeilen.«

»Dann verzichten wir auf die Funkverbindung«, sagte Thorpe. »Es ist sinnlos, weitere Zeit damit zu verschwenden. Rufen wir alle für eine letzte Besprechung zusammen.«

Auf Thorpes Aufforderung hin versammelten sich alle um ihn. Er sah sie mit einem finsteren Gesichtsausdruck an. »Hört mal zu, Leute! Es ist noch drei Tage bis Sonnenaufgang, und es mangelt uns sowohl an Transportmitteln wie auch an Funkgeräten. Das heißt, dass wir den ganzen Weg bis nach Crossroads zu Fuß gehen müssen, bevor die Sonne aufgeht. Diese Anzüge, die die meisten von Ihnen haben, wären bei der ersten Überprüfung auf dem Felsen ausgemustert worden. Auf der anderen Seite sind sie das Beste, was wir haben, also müssen wir uns damit abfinden.

Das sind die Konstanten des Problems. Es hilft uns nichts, zu wünschen, es wäre anders. Um es bis Sonnenaufgang zu schaffen, werden wir rund vierzig Kilometer pro Tag zurücklegen müssen. Das heißt, dass wir nicht anhalten, bevor ich es sage. Sie werden das Tempo mithalten müssen, das ich vorgebe. Falls nicht, werden die anderen Sie tragen müssen. Offen gesagt, ich glaube nicht, dass unsere Kräfte dafür reichen. Noch irgendwelche Fragen? Falls nicht, dann machen wir uns auf den Weg.«

Alle setzten ihre Helme auf und führten einen Drucktest durch. Thorpe hörte währenddessen auf dem allgemeinen Anrufkanal zu. Diesen Trick hatte er auf dem Felsen gelernt. Was er hörte, gab ihm Anlass zu Hoffnung. Es gab eine Menge schwarzen Humor, aber kein Murren – noch nicht! Als alle signalisiert hatten, dass sie fertig waren, ordnete er an, die Luft der Hütte ins Vakuum entweichen zu lassen.

Sie brachen im Gänsemarsch auf, wobei jeder die ihm zugeteilte Menge an Vorräten schleppte. Die Orientierung erwies sich als kinderleicht. Thorpe folgte lediglich den zahlreichen Spuren, die der Rolligon die Jahre über hinterlassen hatte, wobei er darauf achtete, dass sie sich in der Mitte des breiten, improvisierten Highway hielten. Sie brauchten vier Stunden und zwei kurze Pausen, um die Höhe von Twelve Click Rise zu erreichen. An dieser Stelle rief Thorpe die erste längere Rast aus. Es waren immer noch keine Klagen laut geworden, doch hatte er während der letzten zwanzig Minuten über den freien Kanal ein Konzert zunehmend heftiger Atemgeräusche gehört.