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Es entstand ein langes Schweigen, das Margaret Grayson schließlich brach. »Wird die Universität bezahlen, Niels?«

Ihr Mann schüttelte den Kopf. »Was die praktischen Belange betrifft, so existiert die Universität von Luna nicht mehr. Ein Schuldschein von ihr ist ungefähr so viel wert wie ein kommunistischer Rubel.«

»Was ist mit dem Bergegeld?«, fragte Cybil Barnard.

»Das ist eine Idee.«

»Was für ein Bergegeld?«, wollte Thorpe wissen.

»Die Spiegel des Großen Auges sind praktisch unbezahlbar«, erläuterte Amber. »Es sind vierhundert der optisch perfektesten Oberflächen, die je hergestellt wurden. Wenn es gelingt, sie zu retten, wird die Astronomische Vereinigung einen ordentlichen Preis dafür zahlen.«

»Du meinst, die Sierra Corporation könnte sich an ihr schadlos halten?«

»Warum nicht? Es würde Jahrzehnte dauern, sie zu ersetzen. Für ihre Bergung zu bezahlen wäre vielleicht nicht billiger, als neue Spiegel herzustellen, aber es dürfte das Große Auge sicherlich früher wieder einsatzfähig machen.«

»Können wir die Astronomische Vereinigung dazu bringen, einen diesbezüglichen Vertrag zu unterzeichnen?«

»Im Moment ist man dort wahrscheinlich zu beschäftigt, um sich darum zu kümmern.«

»Was ist mit Ihnen, Niels? Sie könnten in Ihrer Eigenschaft als Direktor des Farside-Observatoriums einen Vertrag unterschreiben.«

»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass wir über keine Geldmittel mehr verfügen, Thomas.«

»Ist auch nicht nötig. SierraCorp würde dadurch Besitzrechte an den Spiegeln erwerben. Das Bergerecht ist eine knifflige Sache. Die Tatsache, dass Luna auf Veranlassung des Systemrats evakuiert wird, kompliziert die Angelegenheit zusätzlich.«

»Wenn uns ein unterzeichneter Vertrag ein Schiff verschafft«, sagte Grayson, »dann werde ich mich mehr als glücklich schätzen, Ihnen einen auszufertigen.«

»Ausgezeichnet«, sagte Thorpe. »Dann werde ich Mr. Smith mal anrufen. Es wäre vielleicht besser, wenn Sie ihm den Vorschlag machen würden, Niels. Wie spät ist es in Kalifornien? Mittag? Ich hoffe, die sind nicht gerade alle beim Mittagessen.«

Wie die meisten anderen Telefonsysteme auch, war das von Luna City darauf ausgelegt, unbeaufsichtigt zu arbeiten. Deshalb konnten Telefongespräche, auch wenn der größte Teil der Mondbevölkerung bereits evakuiert war, immer noch von überall in der Stadt geführt werden. Gleiches galt für jeden anderen Ort auf Nearside. Der Verlust der Farside-Station hatte die Kommunikation mit der anderen Mondhemisphäre eingeschränkt, doch selbst diese war noch erreichbar, wenn der Kommunikationssatellit sich über dem Horizont des Empfängers befand. Was jedoch Telefongespräche vom Mond zur Erde betraf, so ergaben sich spezielle Probleme. Die Zensur erstreckte sich auf alle Kommunikationsformen, das Telefonieren eingeschlossen.

Thorpe tippte die Nummer der Fernvermittlung ein, worauf das Bild einer kompetenten jungen Dame auf dem Schirm erschien.

»Fernvermittlung Erde. Womit kann ich Ihnen helfen?«

»Ich hätte gern ein Telefongespräch nach San Francisco.« Er gab ihr die Nummer von Halver Smiths Privatbüro.

»Sie wissen, dass dieser Anruf hinsichtlich seiner Übereinstimmung mit den Notstandsbestimmungen einer Computerüberwachung unterliegt, Bürger?«

»Allerdings.«

»Sehr schön. Warten Sie bitte. Ihr Gesprächspartner wird wegen der Überwachung mit fünfsekündiger Verzögerung sprechen. Bitte bedenken Sie das, wenn Sie auf seine Antworten warten.«

Die Methode, welche die Zensoren zur Überwachung von Bildtelefongesprächen benutzten, war die gleiche, die man vor einem Jahrhundert für Radiotalkshows entwickelt hatte. Um keine Obszönität in den Äther entweichen zu lassen, hatten die Radiostationen ihre Übertragungssignale mit einer Verzögerung von sieben Sekunden ausgestrahlt. Dies versetzte die Programmgestalter in die Lage, jedes beleidigende Wort herauszuschneiden, ehe es über den Sender ging. In der gegenwärtigen Lage lauschten den Gesprächen Computer und unterbrachen die Verbindung, wenn gewisse Tabuthemen angeschnitten wurden. Da die Überwachung den unautorisierten Informationsfluss lediglich in einer Richtung – von der Erde zum Mond – unterbinden sollte, wurden lediglich die von der Erde stammenden Gesprächsanteile verzögert.

Es dauerte lange, bis Halver Smiths Gesichtszüge auf dem Bildschirm erschienen. »Thomas, sind Sie das?«

»Ja, Sir.«

»Wo, zum Teufel, sind Sie?«

»In Luna City. Direktor Grayson vom Farside-Observatorium ist hier bei mir«, sagte Thorpe, die lange Verzögerung ausnutzend. »Er möchte Ihnen einen geschäftlichen Vorschlag machen.«

Niels Grayson nahm Thorpes Platz vor der Aufnahmekamera des Telefons ein und erklärte Smith ihre Idee. Er stellte den Wert der Spiegel des Großen Auges und den Geldbetrag heraus, den die Astronomische Vereinigung dafür bezahlen würde. Smith hörte ruhig zu, doch sein Gesichtsausdruck sagte Thorpe, dass er mit seinen Gedanken woanders war. Als Grayson sein Anliegen vorgebracht hatte, starrte Smith etliche Sekunden lang verständnislos aus dem Schirm. Dann schüttelte er langsam seinen Kopf.

»Es tut mir leid, Direktor Grayson, aber wir können keine Schiffe erübrigen. Wir unterstützen die Arbeiten auf dem Felsen ebenso wie die letzten Arbeiten am Meteoriten schutzsystem. Wenn ich auch nur ein Schiff übrig hätte, dann gäbe es bereits ein Dutzend andere Einsatzmöglichkeiten dafür. Ich dachte, Ihre Leute hätten dafür gesorgt, dass die Spiegelkomponenten von einem Schiff abgeholt werden.«

Grayson berichtete, was mit ihrem Frachter geschehen war, und erzählte Smith einen Teil der Abenteuer, die sie seitdem erlebt hatten.

»Und Sie halten sich alle in Luna City auf?«, fragte Smith mit sorgenvoll gefurchter Stirn.

»Ja«, antwortete Grayson. »Wir sind berechtigt, uns am Vierzehnten auszuschiffen. Wir hoffen, dass wir die Spiegel bis dahin werden retten können.«

»Ist Thomas noch da?«, fragte Smith nach der üblichen Verzögerung.

Thorpe setzte sich wieder in das Blickfeld der Kamera. »Hier bin ich, Sir.«

»Barbara hat sich gestern nach Ihnen erkundigt. Sie hat einen neuen Job, wissen Sie. Sie arbeitet für eine der gro ßen Reiseagenturen hier in der Stadt.«

»Für eine Reiseagentur, Mr. Smith?«

»Richtig. Sie befassen sich mit allen möglichen Reisen – Weltreisen, Urlaub im Orbit, solche Sachen. Sie sagt, der Komet hätte ihre Terminplanung ganz schön durcheinandergebracht. Neulich erzählte sie mir von einer Reisegruppe, deren Reservierungen geplatzt sind. Es war so schlimm, dass sie ihnen vorschlug, ihre eigenen Vorkehrungen zu treffen.«

Thorpe runzelte die Stirn, unsicher darüber, was er sagen sollte. »Und haben sie es geschafft?«

»Ich weiß nicht«, lautete die Antwort. »Ich hoffe es. Ansonsten wäre ihr Urlaub verpfuscht. Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mit einem Schiff aushelfen kann, Tom.«

»War nur so ein Gedanke. Trotzdem danke. Auf Wiedersehen, Mr. Smith.«

»Wiedersehn, Tom. Viel Glück. Rufen Sie mich an, wenn Sie auf der Erde sind.«

»Das werden wir«, sagte Thorpe, dann unterbrach er die Verbindung.

»Was sollte das alles?«, fragte Grayson. Seine Verwirrung war seinem Tonfall deutlich anzumerken.

Thorpe kaute einen Moment auf seiner Unterlippe herum, bevor er antwortete. »Ich glaube, man hat uns soeben gesagt, dass wir nicht mehr rechtzeitig evakuiert werden.«

»Was?«

»Barbara Smith arbeitet nicht für eine Reiseagentur. Seit der Zerstörung von Avalon war sie im Planungsstab für die Evakuierung. Ich glaube, Mr. Smith versuchte uns zu sagen, dass sie nicht alle Leute werden wegschaffen können, bevor der Komet aufschlägt.«

»Dann hätte er das doch gesagt«, sagte Margaret Grayson.